Württemberg - Bayern Portobriefe

  • Guten Morgen aus Jagstheim,

    bräuchte mal die Hilfe der Spezialisten.

    Anbei zwei Portobelege von Crailsheim nach Lamprecht. Unter Lamprecht lese ich Neustadt a.d. Saal ???

    Der eine Brief aus dem Jahr 1840 und der andere von 1841.

    Kann es sein, daß der Brief von 1840 eine andere Gewichtsstufe hatte?

    Da steht einmal 6/4, einmal 4/4 - dazu einmal 13, einmal 11.

    Rückseitig 13/3, dann 11/3.

    Der eine Brief wurde rückseitig mit dem Zd MANNHEIM gestempelt was auf Turn & Taxis weist.

    Wer kann mir bitte hier helfen?

    Dankschee

    Manne

  • Liebe Mods,

    bitte in den passenden Thread "Württemberg - Bayern Vormarkenzeit Portobriefe", wenn es den gibt, ab 1810 verschieben und den Zielort Lambrecht aus dem Titel weglassen, danke!

    Meine Beschreibung gibt es dann dort. Danke sehr!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Die, die Beiträge umhängen können (Moderatoren). Ich kann das leider nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Michael 24. September 2021 um 21:11

    Hat den Titel des Themas von „Portobriefe nach Lamprecht“ zu „Württemberg - Bayern Portobriefe“ geändert.
  • Hallo Manne,

    Brief aus 1840: Württembergisches Porto bis Baden 6x. Badisches Transitporto 4x. Mit 10x belastet nach Speyer, welches für die Pfalz 3x = 13x ansetzte. Hinten kamen 3x für den Kantonsboten von Neustadt hinzu, so dass man total 16x zu zahlen hatt.

    Brief aus 1841: W. Porto bis Baden 4x. Baden 4x für seinen Transit. In Speyer mit 8x belastet in die Pfalz. Für Bayern 3x = 11x Postporto. In Neustadt 3x für den Cantonsboten = 14x für den Empfänger.

    Alles ganz einfach. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Guten Morgen Ralph,

    vielen Dank für Deine Hilfe.

    Habe noch einen anderen Brief nach Rothenburg und retour bei dem ich 2 Kreuzer nicht unterbringen kann.

    Bei Gelegenheit zeig ich ihn mal hier.

    Schönen Sonntag

    Gruß

    Manne

  • Hi Ralph,

    hier der Beleg von Crailshein nach Rothenburg und zurück:

    Der Vermerk müsste lauten: "retour - da diejenige Person, so den Inhalt dieses Briefes betrifft sich nicht zur Rotenburg sondern zu Crailsheim befindet"

    Beim Brief handelt es sich um eine Gerichtsladung.

    Der Brief hat dem Empfänger erreicht, ein Vermerk wurde innen angebracht.

    Im Inhalt schreibt der Gerichtsdiener: Frau Marie Sophie Kübler befindet sich bei der Wilde Mann Wirtin Stock zu Crailsheim.

    Der Brief wurde vom Empfänger (Landgericht Rothenburg) wieder verschlossen und dann neu aufgegeben und an das Oberamtsgericht Crailsheim gebührenpflichtig zurückgesandt.

    Der Landrichter Haecker notierte "Dem G[erichts]b[oten] zur insinuation", das heißt, der Gerichtsbote sollte der Kübler die Terminmitteilung überbringen. Das war anscheinend aber nicht möglich, da sich die Angesprochene bereits wieder in Crailsheim befand.


    Der Vermerk links unten wurde dabei von "frei" in "frei - Grenze" umgewandelt.

    Die Gebühren sind daher etwas unklar.

    Klar ist das rückseitige Grenzfranko 2 Kreuzer. Diese hat der Absender bezahlt.

    Ich denke, dass für die Rücksendung 4 bzw. mit Botenlohn 5 Kreuzer vom Oberamtsgericht Crailsheim bezahlt wurden.

    Bei dem schwarzen Tintenvermerk "6" bin ich mir nicht sicher.

    Was meinst Du?

    Gruß

    Manne

  • Hallo Manne,

    ich denke, dass du das sehr gut gelesen und aufgedröselt hatst - Glückwunsch dazu.

    Bei der Rücksendung wurden die 6x gestrichen und 4 für Bayern angerechnet. Mit dem Bestellgeld in Crailsheim waren es dann 5x, die man wieder zahlen musste. Die 6x wären nur richtig gewesen, wenn man 4 plus 2 (Bayern 4 und Württemberg 2) gerechnet hätte, aber die bayer. Postkutsche fuhr m. W. bis Crailsheim, daher galt in dieser Richtung nur ein Tarif und die württ. Strecke war ohne Gebührenansatz verblieben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Moin Ralph,

    danke für Deine Einschätzung.

    Gelesen hab ich das nicht - kann die Schrift net lesen.

    Mir wurde da geholfen.

    Die Kneipe "Wilder Mann" existiert heute leider nicht mehr :(

    Schöne Woche

    Gruß

    Manne

  • ... so hieß die Kneipe, in die mein seliger Großvater immer gegangen ist - bei einem Altersdurchschnitt von gefühlt 80 Jahre dort (ich war einmal drin!) schien mir der Name etwas gewagt zu sein ....

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen!

    Ich zeige heute einen Charge-Brief von Stuttgart nach Oberzwieslau im Bayerischen Wald aus der späten Vorvertragszeit. Der Brief machte wohl seine Runden durch die Auktionshäuser, bis ich mit letztlich seiner erbarmte und in meine "Findelkinder-Sammlung" einreihte. Erwähnt wurde in den Losbeschreibungen, u.a. bei Feuser, die "interessante Landposttaxe".

    Hier ist meine Interpretation der Gebührenvermerke:

    • Württemberg verlangte 9 Kreuzer für seinen Anteil am Transport (grosse rote 9).
    • In Bayern (vermutlich Nürnberg?) wurde dann der Gebührenbaum in Schwarz angebracht, und vermutlich auch die Einschreibenummer "589" links oben. Da der bayerische Wald auch 1849 postalisch noch sehr unterversorgt war, vermute ich, dass der bayerische Beamte im Nenner 9 Kreuzer "Landposttaxe" hinzuaddierte, womit sich der "normale" bayerische Portoanteil von 9 auf 18 Kreuzer erhöhte.
    • Als Gesamtsumme kamen am Ende wohl die in bräunlich-rot angezeigten 27 Kreuzer heraus, die vom Empfänger zu zahlen waren.

    Aber selbst wenn das Obige zufälligerweise stimmen sollte, habe ich trotzdem noch einige Fragen, die zumindest ich interessant finde:

    1. Ist der obere Teil des Gebührenbaums die Wiederholung des Württembergischen Portos? Oder eher das normale bayerische Porto, das dann noch um die 9 im Nenner auf 18 erhöht wird?
    2. Warum sind die beiden schwarzen Neunen mehrfach durchgestrichen? Wäre nicht ein einfacher Durchstrich angebracht gewesen, da die beiden Neunen vermutlich in der "18" aufgingen?
    3. Wo wurde wohl die "27" angebracht? In der Poststelle, die den Landboten mit der Zustellung beauftragte?

    Würde mich freuen, hier etwas von unseren Bayern-Experten zu lernen...

  • Hallo,

    ich sehe die Zahlen etwas anders:

    Die große rote 9 stammt aus Württemberg

    Diese 9 wurde in Bayern mit breiter Feder wiederholt.

    An anderer Stelle wurde unter dem Bruchstrich eine 21 angeschrieben. Bei einer Kontrolle wurde anscheinend ein Fehler erkannt, die 2 gestrichen und mit anderer Hand eine 8 angehängt.

    Warum die obere 9 gestrichen wurde verstehe ich nicht.

    Für die ca. 4 km von Zwiesel nach Oberzwieslau wurden aber sicher keine 9 xr verlangt.

    Die Zahlen über und unter dem Bruchstrich wurden mit der gleichen Tinte gestrichen wir der zu zahlende Betrag von 27 xr.

    Was sagen die Experten?

    Dieter

  • Hallo Tiger,

    Ich zeige heute einen Charge-Brief von Stuttgart nach Oberzwieslau im Bayerischen Wald aus der späten Vorvertragszeit.

    was ist eine "späte Vorvertragszeit"? Bayern hatte mit Württemberg seit 1809 einen Postvertrag - deiner Einleitung nach müsste der Brief dann vor 1809 verschickt worden sein?

    Unter einer "Vorvertragszeit" versteht man bilaterale Briefe, die zwar von bestehenden Postverwaltungen ausgetauscht wurden, die aber noch keine gegenseitige Grundlage hatten (die es mit einem Postvertrag ja erst zu gestalten galt).


    Stuttgart als Aufgabepost hatte den Brief mit 9x bis zur Grenze Bayerns taxiert.

    Bayern (vermutlich Regensburg von der Tinte her) strich die 9 durch, notierte sie wieder in eigener Tinte und setzte darunter final 18x, nachdem man zuerst die falsche "2" notiert hatte.

    9x für WÜ und 18x für Bayern machten die endlich notierten 27x, die Benedikt von P. dann auch zahlen durfte.

    Diese Firma in Oberzwieselau besaß ein Postfach mit Abrechnung (kostete damals 10 Gulden im Jahr) in Zwiesel, daher gab es keine Landbotengebühr (zumal es 1849 im rechtsrheinischen Bayern überhaupt noch keine Landpostboten gab, diese wurden erst zum 1.10.1860 eingeführt und waren für das Publikum kostenlos).

    Die Recogebühr Württembergs wurde vom Absender bar bezahlt und taucht in den Postgebühren auf dem Brief nicht auf (6x).

    Wenn ich etwas zu klären vergessen haben sollte, bitte gerne nachfragen. Glückwunsch zu dem schönen Brief aus bekannter Korrespondenz.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke für die Erklärungen und die Richtigstellung, Ralph! Ich meinte natürlich eigentlich "den Vertrag" (DÖPV), aber meine Formulierung ist bestenfalls missverständlich und schlimmstenfalls einfach falsch.

    Also die zweite Gewichtsstufe - Danke, liball ! Ich bin trotzdem erstaunt, dass es keine weitere Zustellgebühr mehr gab, da selbst Zwiesel (mit dem Postfach) doch etwas abseits vom Schuss liegt. Aber die Welt sah wohl 1849 schon anders aus als um 1800, und das bayerische Gebührensystem kalkulierte wohl solche "Verluste" und "Gewinne" ein, was die Zustellungskosten anging.

    Ich denke, dass Klesammler recht hat mit seiner Vermutung, dass der bayerische Beamte zunächst "21" schrieb und sich dann korrigierte. Ich meine sogar am Bruchstrich erkennen zu können, dass dieser nach rechts erweitert wurde? Wäre 21x die Gebühr für 36-42 Meilen gewesen? Na ja, nicht so wichtig.

    Ich habe übrigens versucht, auf der Postverträge Webseite einen Vertrag zwischen Bayern und Württemberg zu finden, war aber erfolglos. Und selbst der F.F. Mayer Sammelband hat für 1809 keine Erwähnung des Vertrags (auf Württemberger Seite). Falls also jemand ein PDF hat, dass er teilen könnte, wäre ich sehr dankbar!

    Vielen Dank Euch allen,

    Papiertiger