Österreich - Bremen

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Brief vom 15.6.1855, von Triest nach Bremen.

    Der Brief wurde am Abend erst nach Abgang der Post eingeliefert.

    Der Brief wurde mit 9 Neukreuzer portorichtig frankiert.

    Rückseitiger Transitstempel LEIPZIG 19.6.MAGDEB.

    Wie war der genaue Leitweg?

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz


    zwei Briefe nach Bremen kann ich auch noch zeigen. Der erste ist vom 15.07.1865 als Reko-Brief aus dem schönen Prag. Richtig mit 15 Neukreuzer und siegelseitig mit 10 Neukreuzer Reko-Gebühr frankiert. Der Laufweg wird auch über Bodenbach - Dresden - Leipzig gewesen sein.

    Der zweite Brief stammt vom 18.10.1866 auch dem schönen Wien. Zum Laufweg kann spekuliert werden.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Freunde,


    heute möchte ich einen besonderen Brief vorstellen, der leider hinten nur noch fragmentarisch erhalten ist, auch keinen Inhalt mehr aufweist, aber dennoch interessant genug war, um mein Interesse zu wecken und meinen Geldbeutel zu ziehen.


    Eine Ganzsache zu 15 Neukreuzern (Nkr.) wurde im österreichischen Neureichenau am 30.11.1865 unter Recommandation aufgegeben. Gerichtet war sie "Seiner Wohlgeboren Herrn Alois Karesch Langestrasse Nro. 21 in Bremen per Leipzig Recommandirt sehr dringend Nach Abgang der Post.


    Der Brief erhielt zuerst einen RECOM. - Stempel, den ich der Aufgabepost zuordne, um dann per Bahnpost wohl von Preussen eine Recommandirt - Stempel in rot zu erhalten. Ab 1.1.1861 mit dem neuen Postvereinsvertrag konnten Expressbriefe nur recommandirt verschickt werden - das hätte aber zusätzliche 15 Neukreuzer = 3 Silbergroschen gekostet, die in Ermangelung ihrer Frankatur auch rechts von der Aufgabepost notiert wurden, dann aber von derselben Hand wieder gestrichen wurden, weil man a) entweder kein Geld für diese expresse Versendung in die Hand nehmen wollte, oder b) man die Kosten dem Empfänger ersparen wollte, hatte man doch mit Franko und Reco schon 25 Nkr. hinblättern dürfen.


    Die Unterstreichung mit Rötel "Nach Abgang der Post" kenne ich so aus den 1860er Jahren gar nicht mehr, scheint aber der Aufgabepost sehr wichtig gewesen zu sein.


    Hinten/innen lese ich noch: "1865 NeuReichenau 30. Novemberg Adolf Pollak erhalten 4. Dezember".


    Vlt. liege ich aber auch als Ahnungsloser von Altösterreich mit meinen Aussagen völlig daneben und würde mir von daher Aufklärung wünschen.


    P.S. Wer Interesse an dem guten Stück hat, darf gerne in Tauschverhandlungen mit mir eintreten gegen etwas "bayerischeres".

  • Lieber Ralph,

    in der Tat ein außergewöhnlicher Brief:thumbup::thumbup:

    Ich vermute, das Aufgabepostamt hatte zu jener Zeit keinen eigenen Verspätungsstempel, diese Zusatzstempel wurden in der Regel nur in größeren Postämtern benutzt.

    Da der Absender "sehr dringend" notierte, wurde vermutlich " Nach Abgang der Post" extra unterstrichen, um auf die Verzögerung der Absendung, aufgrund einer zu späten Briefeinlieferung hinzuweisen.

    Ich denke nicht, dass der Brief Express aufgegeben wurde, den dazu hätte Express notiert werden müssen, ein "Sehr dringend" reichte dafür, soweit mir bekannt ist, sicher nicht aus.

    Über die gestrichenen 15 Kreuzer kann ich nur spekulieren, vermute aber, dass es sich um eine Falschtaxierung handelte, welche daraufhin gestrichen wurde.

    Besteht die Möglichkeit, dass die Rekogebühr von 10 Kreuzer rückseitig aufgeklebt war, und die Marke beim Öffnen des Umschlages entfernt wurde?

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    vielen Dank für deine lehrreichen Ausführungen. Ich denke auch, dass hinten eine 10 Nkr. Marke entfernt wurde, wie so oft (leider) in Österreich.


    Mit der Wertung "außergewöhnlicher Brief" sehen wir das genau gleich. Fast eine eierlegende Wollmilchsau. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    zunächst bestätige ich Deine Vermutung, dass der RECOM vom Aufgabepostamt stammt.

    Da ein Reco-Brief vor dem 1.1.1866 nach Bremen 15 Kr Briefgebühr + 10 Kr Reco-Gebühr kostete, denke ich, dass Dein Brief aus der Zeit nach dem 1.1.1866 stammte und mit 15 Kr (=5+10) richtig frankiert war. Oder aber auf der Rückseite fehlt die 10 Kr Marke....


    Der Vermerk "sehr dringend" entsprach nicht den Vorschriften, denn nach der österreichischen Postverordnung musste "per Expressen zu bestellen" auf dem Brief vermerkt werden.

    Außerdem war bis zum 1. Mai 1868 die Express-Gebühr nur in bar bezahlbar. Deshalb "ermangelt" es an einer Frankatur. Der handschriftliche Vermerk 15x kann also das Relikt einer Diskussion bei der Briefaufgabe sein ... Express oder nicht.


    Schönes Wochenende


    Martin

  • Hallo Martin,


    danke für deine lehrreichen Ausführungen - innen in der Klappe steht 1865, aber das habe ich dann nicht mehr eingescannt. Sicher fehlt hinten die 10x Marke. Nach der DÖPV - Vorschrift hätte "per Express" auf den Briefen stehen müssen, aber es gibt auch etliche Briefe, die diesen Terminus nicht vorweisen, aber du hast natürlich Recht.


    Ein Expressbrief hätte dann 30x vorn und 10x hinten gekostet, aber wer hat das schon nach Bremen?

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... klasse - freue mich drauf. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    das folgende "Nachfrageschreiben" ist über Prag, Bodenbach und Leipzig nach Bremen spediert worden.

    Die Frankatur von 35 NKr. erschließt sich mir nicht. Kennt jemand die relevanten Taxbestimmungen?




    Beste Grüße

    Altsax

  • Lieber Jürgen,


    soll Neo Yorg etwa New York heißen? Dann wäre es ein Laufzettel für einen recommandirten Brief in die USA, der nur bis zum deutschen Ausschiffungshafen versichert war und ab dort in Listen geführt dem US-Austauschbüro gemeldet wurde (sog. Recommandations-Listen).


    Das wäre natürlich der Hammer - nur auf 35 Neukreuzer, wenn die Frankatur vollständig ist, komme ich nicht, die ja ca. 24 rh. Kreuzern entsprechen bzw. 7 Neu- oder Silbergroschen. Gibt es denn sächsische Bestimmungen über die Kosten von Laufzetteln in die USA in dieser Zeit?

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Jürgen,.

    ein toller Beleg :thumbup: :thumbup:

    Frankierte Nachfrageschreiben im Auslandsverkehr sind nicht häufig.

    Die Gebühr der Nachfrageschreiben im Auslandsverkehr (in diesen Fall in die USA) entsprach bis 1875 dem jeweiligen einfachen Briefporto.

    Leider habe ich zur Zeit meinen "Ferchenbauer-Katalog" verliehen, deshalb weiß ich die USA -.Gebühren nicht.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Gibt es denn sächsische Bestimmungen über die Kosten von Laufzetteln in die USA in dieser Zeit?

    Lieber Ralph,


    die Postvereinsbestimmungen sahen vor, daß "amtliche Laufschreiben", und darum handelt es sich hier offensichtlich, portofrei zu befördern waren. Verträge mit dem Ausland, in denen die Frankierung von Laufschreiben gesondert geregelt war, kenne ich nicht.

    Üblicherweise wurden von den Abgabepostanstalten für das Ausland nicht die Original-Laufschreiben weiterspediert, sondern gesonderte Laufschreiben in der Sprache des Bestimmungslandes ausgefertigt und versandt. Deren Versand erfolgte dann zum Tarif für einen einfachen Brief, möglicherweise aber ohne den Postvereinsanteil.


    Ein einfacher Brief über Bremen in die USA kostete 6 Sgr., ein recommandierter 8 Sgr. bei jeweils 4 Sgr. Auslandsanteil. Dazu passen die frankierten (umgerechnet) 7 Sgr. nicht.


    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,


    dann muss ich passen - habe zwar eine Mini-Sammlung von Laufzetteln/Nachfrageschreiben usw., aber keinen nach außerhalb Europas. Leider wird meine Literatur noch mind. 3 Monate ohne Zugriff sein, so dass ich hier nicht klärend helfen kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Sammlerfreunde,

    was die Frankatur von 35 Kreuzer betrifft, bin ich als Bayernsammler überfragt.

    Was allerdings das Procedere mit den Laufzetteln/Nachfrageschreiben nach Übersee betrifft kann bestätigen, dass diese nur bis zum Ausgangspostamt befördert und von dort ein eigener Laufzettel nach Übersee geschickt wurde.

    Anbei ein Laufzettel von 1869 auf der Suche nach einem rekommandierten Brief nach Reading USA.

    Die Beförderung erfolgte bis Hamburg. Dann gibt es zunächst keine weiteren Eintragungen. Am 23.4. ging der Zettel als vorletzte Eintragung von Hannover nach Hamburg (Ausgangspostamt) ab. Am 13.6. erfolgte von dort die Rücksendung mit der Bestätigung der Aushändigung des Briefes in Reading. Folglich wurde in der Zwischenzeit von Hamburg aus in den USA bezüglich der Zustellung nachgefragt. Dies erfolgte also nicht mit dem Originallaufzettel sondern mit einem gesonderten Schriftstück.

    Ich habe nur die Teile des vollständigen Laufzettels angefügt, welche hierzu relevant sind.

    Gruß

    bayernjäger



  • ... eine Bombe ... :love: :love: :love: :love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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