Preußen - Portugal / Madeira

  • Guten Morgen,


    dieser Brief hat mein Interesse geweckt, aber auch Fragen aufgeworfen.

    Da 1867 Schleswig-Holstein zum preußischen Postbezirk gehörte, fanden auch die entsprechenden internationalen Postverträge Preußens Anwendung.

    Nach dem Postvertrag zwischen Preußen und Portugal von 1864 hätten für einen Brief nach Madeira 6 Silbergroschen gereicht. Aber anscheinend hat sich der Absender bewusst für den teureren Leitweg "via England" entschieden und 7 1/2 Silbergroschen (= 10 Schilling) frankiert.

    Es irritiert, dass gleichzeitig ein "P.D."- und ein "P.P."-Stempel abgeschlagen sind. Offenbar war der Brief doch nicht voll frankiert, da mit "6" (in welcher Währung?) eine zusätzliche Gebühr erhoben wurde - vermutlich für Portugal?


    Ich würde mich freuen, wenn jemand die Gebührenteilung für diesen Brief aufklärt.


    Viele Grüße

    nordlicht


    Bildquelle: Postiljonen Lot 92 https://www.postiljonen.se/Catalogue/catalogue.htm

  • Grüss dich Nordlicht


    Zu den Porti kann ich nichts sagen.

    Jedoch sind Briefe mit einem PP und PD Stempel grundsätzlich nicht selten.

    Ich habe etliche Briefe die am Ausgangsprt das PP erhielten. Porto bezahlt bis Grenze beispielsweise. An der Grenze, Grenzpunkt bekam der Brief ein PD und der Empfänger bezahlte den Restbetrag. Zumeist notiert auf der Rückseite.

  • Hallo Nordlicht,


    nach der sächsischen Briefportotaxe von 1866 waren für das volle Franco nach Madeira bei Versand über Preußen und England 7 1/2 Ngr. (Ngr.) anzusetzen.

    Die Progression teilte sich auf in 4 Sgr. pro Loth und 3 1/2 Sgr. pro 10/20 Loth.

    Möglicherweise gab es eine Portonacherhebung wegen einer Gewichtsdifferenz.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Hallo,


    danke für die Einschätzungen.
    Meines Wissens teilte sich die Gebühr auf folgende Anteile auf:
    2 1/2 Sgr. Preußen
    2 1/2 Sgr. England
    2 1/2 Sgr. Seepost (England)
    und Belgien dürfte davon auch etwas abbekommen haben.

    Ich würde auch annehmen, dass die 7 1/2 Sgr. das volle Franko sind. Andererseits ist die Frage, wo der Übergabepunkt an Portugal war und ob Portugal leer ausgehen sollte.

    An eine Gewichtsdifferenz hatte ich noch nicht gedacht ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Altsax,

    sehr hilfreich, vielen Dank!
    Ich habe nochmal recherchiert und meine Gebühren-Angaben im Postvertrag Preußen - England von 1862 wiedergefunden. Die Aufteilung der Gesamtgebühr wurde also später geändert, aber dazu habe ich noch nichts Genaueres gefunden.
    Allerdings bin ich im Vertrag Preußen-England noch über eine interessante Formulierung bei Briefen nach Madeira gestolpert: "Frankirungsfreiheit bis zum Ausschiffungs-Hafen" (also ausdrücklich nicht "bis zum Bestimmungsort" wie bei anderen Ländern angegeben). Das ist ein Indiz darauf, dass Briefe nach Madeira gar nicht voll frankiert sein können!?


    Viele Grüße
    nordlicht


  • Allerdings bin ich im Vertrag Preußen-England noch über eine interessante Formulierung bei Briefen nach Madeira gestolpert: "Frankirungsfreiheit bis zum Ausschiffungs-Hafen" (also ausdrücklich nicht "bis zum Bestimmungsort" wie bei anderen Ländern angegeben). Das ist ein Indiz darauf, dass Briefe nach Madeira gar nicht voll frankiert sein können!?

    Hallo Nordlicht,


    die Formulierung "ganz frankiert" schließt m.E. die Frankierung bis zum Ausschiffungshafen mit ein. Bei den meisten Überseetaxen wird nur bis zum Ausschiffungshafen frankiert. Das könnte auch hier der Fall gewesen sein.


    Dann wäre die "6" wahrscheinlich die Taxe für die Inlandsbeförderung.


    Beste Grüße

    Altsax