• Hallo Sammlerfreunde,

    die Grazer Stadtpost (von1796 bis 1847) war eine private Grazer Stadtpostanstalt. Nur in der Landeshauptstadt Graz wirkte neben der Staatspost, die sogenannte Kleine Post als "Stadtpost".

    Die Grazer Stadtpost hatte während ihres Bestehens eigene Stempel in Verwendung, die im Laufe des Bestehens mehrmals geändert wurden.

    Da Taxstempel bei der Grazer Stadtpost, nur bei unfrankierten, also bei der Briefaufgabe nicht bar bezahlten Briefen abgeschlagen wurde, vermute ich, dass es sich bei folgendem Brief um einen Portobrief handelte, welcher dem Empfänger in Passail 4 Kreuzer kostete.

    Leider ist kein Briefinhalt mehr vorhanden

    Laut meinem steirischen Stempelhandbuch, war der verwendete Taxstempel in roter Farbe von 1818 - 1828 in Gebrauch.

    Somit dürfte die siegelseitige Notiz "8 Okt 1826", der ungefähren Datierung des Briefes entsprechen.

    Der vorderseitige Vermerk 2L dürfte das Gewicht (2 Lot) sein.

    Wofür steht der Stempel "LANDRECHT ZU GRATZ", handelt es sich hierbei um einen Stempel, der von einen Amt abgeschlagen wurde? Ich habe den Stempel bisher auf keinem anderen Brief gesehen.

    Bitte um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    ich lese links unten "2x" für 2 Kreuzer CM. Eine Gewichtsangabe bei einem Ortsbrief wäre ziemlich sinnarm gewesen und Gewichtsangaben sollten oben links erfolgen, jedenfalls bei der Staatspost.

    Ich denke, es war ein Behörden-Absenderstempel, sonst machte für mich nichts Sinn. Die 4 oben könnten auch eine Verwaltungsnummer darstellen.

    Wenn das mit den 2x Porto stimmte - was zeigen uns denn andere Briefe dieser "kleinen Post" in Graz?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    ich habe leider nur diesen einen Brief von der Grazer Stadtpost, meine anderen in Graz aufgegeben Briefe, wurden alle mit der Staatspost befördert.

    Im Grazer Handbuch sind mehrere Portobriefe abgebildet, die alle eine Gemeinsamkeit aufweisen, bei jedem Brief wurde das Porto durch einen Taxstempel abgeschlagen und niemals handschriftlich notiert. Ich denke, die 4 ist mit großer Sicherheit ein Taxstempel

    Bei meinen, in Graz aufgegebenen Briefen, wurde das Porto ausnahmslos handschriftlich notiert.

    Leider habe ich keine Literatur zur Gebührenberechnung bei der Grazer Stadtpost.

    Der Empfangsort Passail lag im Wirkungsbereich der Grazer Stadtpost.

    Nachstehend eine Karte des Wirkungsbereiches der Stadtpost.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    mit einem 4x Taxstempel kannst du richtig liegen - aber das setzt ja voraus, dass es viele Briefe dieser Art gegeben haben muss, sonst hätte man nicht für die unterschiedlichen Tarifzonen extra Stempel angefertigt (auch wenn die hier nicht sehr teuer waren, aber teurer als Tinte waren sie sicher).

    Es wäre interessant mehr über diese Briefe und ihre Stempel zu erfahren, zumal ich vorher gar nicht wußte, dass es in Graz eine Stadtpost überhaupt gab (war ja ein Privileg!).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Franz,

    vielen Dank - kannte nur die Wiener Stadtpost und die Grazer ist ja ein ganz eigenes Sammelgebiet. Ich hoffe nur, es gibt auch genug Briefe von dieser Besonderheit.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Brief der Grazer Stadtpost, vom 1.2.1808, von Graz nach Mosskirchen (Weststeiermark).

    Der Absender zahlte für den Brief 6 Kreuzer CM.

    Exoffo-Briefe waren bei der Grazer Stadtpost auch dann portopflichtig, wenn Absender oder Empfänger oder auch beide für Staatspostsendungen Portofreiheit besaßen.

    Ausgenommen war nur Dienstpost der staaatlichen Grazer Oberpostverwaltung.

    Der vom Absender notierte Exoffo-Vermerke blieb also ohne Wirksamkeit.

    Der alleinige Kreis-Stempel "G" durfte nur, auf bei der Aufgabe bezahlten Briefen, abgeschlagen werden.

    Briefgebühr vom 1.10.1807 - 11.4.1811( Briefe von der Stadt aufs Land) = 6 Kreuzer.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    was es alles gab in Granz - unglaublich. :):):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    bei der Stadtpost waren verschiedene, schöne Stempelformen (Kreis, Stern, Buchstaben und Zahlen-Stempeln) in Verwendung.

    Aber vermutlich sind Stadtpostbelege nicht mehr häufig zu finden, ich habe bisher nur wenige zu Gesicht bekommen.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    in der Philatelie geht ja Vielfalt und Menge des Materials generell Hand in Hand - aber Graz war wohl auch hier die Ausnahme, also große Vielfalt, aber geringer Bestand. Reizvoll, würde ich dazu mal sagen ... :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke, Altsteirer , dass du hier einen Thread zur Grazer Kleinen Post bzw. Stadtpost eröffnet hast! Vielleicht könnte man den Titel noch ändern, denn das Landrecht zu Graz war ja eine eigene Behörde, die mit der Stadtpost nichts zu tun hatte.

    Die Grazer Kleine Post wurde 1796 von einem gewissen Franz Garsie gegründet. Vorbild war die Wiener Stadtpost, deren Vorbild wiederum die Pariser Stadtpost war. Die Grazer dehnten ihren Einzugsbereich aber weit über die Stadt hinaus bis zur heutigen Staatsgrenze zu Slowenien, weshalb der Name Kleine Post besser ist als Stadtpost. Sie hatten der Beförderungsrecht für alle Briefe, die innerhalb dieser Rayons befördert wurden. Briefe, die darüber hinaus gingen, wurden der Staatspost übergeben. Es gibt auch Briefe, die von außerhalb kamen (sogar Auslandsbriefe!), und mit der Kleinen Post dann zugestellt wurden. Es ist ein ganz spannendes Sammelgebiet! 1848 wurde die Kleine Post aufgelöst und die bestehenden Postämter von der Staatspost übernommen. Erst dann erhielten diese eigene Ortsstempel.

    Der häufigste Buchstabenstempel ist das G. Es gibt aber auch andere. Dieser Brief aus dem Jahr 1797 kommt aus Köflach, etwa 40 km westlich von Graz, und trägt das Q. Weiters hat er den Datum-Uhrzeit-Stempel der Kleinen Post, der auch nicht so häufig ist.

  • Lieber Gerald,

    meine Gratulation zu diesem Traumbrief:thumbup::thumbup:

    ein Brief mit Buchstabenstempel Q kombiniert mit einen Expeditions-Stempel, ist eine große Seltenheit.

    Heinrich Himmel - Agisburg schreibt dazu in seinem 1970 herausgegebenen Werk "Grätzer Klapperpost" :

    Die Stempel mit Datum und Uhrzeit wurden augenscheinlich nach Ankunft der Briefe in Graz im Oberamt der "Kleinen Post" anlässlich der Registrierung angebracht"

    Dem Autor lagen nur drei Briefe mit den Stempel Q, die zusätzlich einen Expeditions-Stempel aufweisen, vor , sie wurden allesamt in Köflach aufgegeben.

    Vielleicht könnte man den Titel noch ändern, denn das Landrecht zu Graz war ja eine eigene Behörde, die mit der Stadtpost nichts zu tun hatte.

    Leider kann ich den Titel selber nicht mehr ändern.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Klesammler ,

    ja, Wien war sogar noch früher dran: 1772. Die feiern nächstes Jahr 250-Jahr-Jubiläum. Es waren zwar privat betriebene Posten, aber natürlich mit Allerhöchster Genehmigung, also "privilegiert" und in enger Abstimmung mit der Staatspost. Sie nannten sich auch deshalb "Kleine" Post, weil die "große" Post die Staatspost war. Bekannt waren auch deren Briefträger, die mit einer Holzklapper durch die Straßen gingen - daher der Name "Klapperpost".

    In Wien und Prag wurden diese Stadtposten aber sehr bald von der Staatspost übernommen, weil die Unternehmer pleite gingen. Die Staatspost betrieb sie in Wien aber weiter als eigene Stadtpost mit eigenen Stempeln, bis hinauf in die ersten Markenausgaben.

    LG, Gerald

  • Hallo Altsteirer ,

    mehr als 3 Briefe mit Q und Datum-Uhrzeit-Stempel kenne ich auch heute noch nicht. Insgesamt dürften es so um die 5-7 Briefe mit Q sein, die existieren. Die meisten davon sind aber in der Stempelsammlung des Steirischen Landesarchivs, also für Sammler unerreichbar.

    Hier noch ein ganz besonderes Gustostückerl: 1834 vom KK Graf Kinski Infanterieregiment in Bologna nach Waldschach bei Marburg. Der grenzfreie Brief kostete bis Graz mit der Staatspost 18 Kr. Die Kleine Post rechnete weitere 4 Kr - macht in Summe 22 Kr, was mit dem grünen Ziffernstempel vermerkt wurde.

    LG, Gerald

  • Hallo Gerald,

    vielen Dank für die ergänzenden Informationen. Jetzt weiß ich, an wen ich mich wenden kann, falls mal Informationen in der Richtung benötigt werden. :)

    beste Grüße

    Dieter