Sachsen - Baden - Sachsen

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich habe einen Brief vom 11.März 1843 von Leipzig nach Freiburg i.Breisgau. Da der Adressat in Freiburg nicht gefunden werden konnte, ging der Brief wieder zurück.

    Ich habe mehrere Fragen zu dem Brief und würde gern Eure Hilfe in Anspruch nehmen.

    Wie verhält es sich mit den vorgenommenen Taxierungen? Welchen Postverträge galten? Welchen Weg hat der Brief genommen? In wieweit hat Bayern vom Transit partizipiert? Ist der rote R2 Freiburg vom 15.März 1843 siegelseitig als Ankunftsstempel zu sehen? Kann eine Aussage gemacht werden, wie lange der Brief in Freiburg lag, bis die Post feststellte, dass der Adressat unbekannt war? Hat jemand von Euch darüber Erfahrungswerte?

    Lt. siegelseitigem Stadtpost-Stempel muss der Brief frühestens am 20. Mai 1843 wieder in Leipzig eingetroffen sein. Da wohl auch der Absender erst ermittelt werden mußte (wenn ich es richtig lese war es der Verlag F.A.Brockhaus, 1819 erhielt Friedrich August Brockhaus das Leipziger Bürgerrecht), erfolgte am 23. Mai oder 26.Mai die endgültige "Retoure" des Briefes. Das Wachssiegel lautet "BRIEFE EXPEDITION DER .... IN LEIPZIG". Der Brief muss zur Ermittlung des Absenders amtlich aufgebrochen worden sein. Kennt jemand von Euch die entsprechenden Vorschriften für solche Fälle?

    Interessant war für mich auch vorderseitig der rote R1 "S" für Briefe aus Sachsen. Diesen badischen Grenzübergangsstempel hatte ich bisher noch nicht in meiner Sammlung.

    Mit lieben Sammlergrüßen

    Totalo-Flauti

  • Hallo Totalo-Flauti,

    weniges kann ich beantworten:

    Der Freiburger auf der Siegelseite war sicher der Ankunftsstempel - 4 Tage Laufzeit damals war der Standard.

    Er lief vermutlich über Hof, Nürnberg und Würzburg nach Bischofsheim - Heidelberg - Karlsruhe und Freiburg.

    Die Kosten des bayerischen Transits wurden pauschal von beiden Vertragsparteien Baden und Sachsen intern abgegolten.

    Der Stempel S kam in Tauberbischofsheim oder Heidelberg oder Karlsruhe auf den Brief, das müsste ich anhand der Type desselben herausfinden.

    16 Kr. waren das Porto, welches Sachsen bezog und 14 Kr. das Porto, welches Baden bezog. Mit "Pro 16" musste die badische Post den Portoanteil wieder ansetzen, mit dem sie von Sachsen belastet worden war, weil es nicht beikassiert werden konnte und der Brief bei seiner Rücksendung als Retourbrief "entlastet" werden musste. Baden erhielt natürlich seine 14 Kr. von Sachsen, das ist auch klar.

    Ein toller Brief!

    Zu den anderen Fragen müssten sich Kenner von Sachsen äußern.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Totalo-Flauti,
    leider kann ich
    nur Details zum Brief sagen. Ich habe zwar Tabellen u.s.w.. aber die passen nie zu den Briefen oder ich verstehe das Ganze nicht richtig.
    Schon gar nicht wenn Kreuzer und Pfennige im Spiel sind.
    Dennoch einige Informationen:
    Ab dem 1.6.1834 erfolgte der Austausch der Post Sachsen-Baden zwischen dem Grenzpostamt in Hof und Tauberbischofheim und wohl ab dem 26.1.1835 auch Karlsruhe.
    Tauberbischofsheim stempelte blaues S und Karlsruhe rotes S bis 1844 auf Porto-Briefen aus Sachsen. Beide Kartenschlüsse wurden am 16.7.1844 eingestellt.
    Das Sächsische Porto bei Briefen nach Baden bestand aus den Porto des Aufgabeortes bis Hof und dem Transitporto für Bayern von 25 Pfennigen ab 1840 ( Portotaxe in Sachsen in Pfennigen
    ab 1840). Das badische Porto betrug für Briefe nach Freiburg 40 Pfennige oder 14 Kreuzer laut Tabelle der sächsischen Post.

    Bei Briefen aus Freiburg nach Sachsen betrug der Badische Portoanteil aber 63 Pfennige oder 22 Kreuzer, also bekam Bayern seinen Anteil
    immer vom Absenderland, wobei Baden umgerechnet wohl nur nur 23 Pf für den Transit bezahlte, was aber auch als 8 Kreuzer gerechnet wurde.
    Der sächsische Anteil Leipzig-Hof beträgt nach der Portotaxtabelle von 1840 24 Pfennige. Das ist sehr überraschend,da auch Dresden - Hof 24 Pfennige kostet, wo die Entfernung 4 Meilen
    größer war. Da mir die Reduktionstabelle fehlt, kann ich nur vermuten, das die 24 Pfennige Leipzig - Hof auch als 8 Kreuzer
    gerechnet wurden. Somit wären diese 8 Kreuzer plus die Transitgebühr Bayern von 8 Kreuzern die angeschriebenen 16 Kreuzer Portoanteil Sachsen.
    Die rote 45 ist mir rätselhaft.

    Vielleicht hilft es etwas.
    Beste Grüsse Bernd