Fahrpost in Bayern

  • Moin,


    hier eine Fahrpostsendung von Vorchheim nach Schweinfurt vom 15. Dezember 1840 gegen Postschein.

    Der Brief wog 16 Pfund (1 Pfund = 560 g also knapp 9 kg) und enthielt untergebunden 725 Gulden. Das dürfte bei einem Gewicht von 10,6 g / Gulden mit 7,7 kg gut passen, es kam ja noch die Verpackung hinzu. Die direkte Entfernung zwischen Forchheim und Schweinfurt betrug knapp 10 Meilen, und der Brief kostete dem Absender, der franco verschickte, 1 Gulden und 33 oder 37 Kreuzer. Zu den Gebühren / Tarif kann ich nichts beitragen und muss daher auf die Fachkompetenz des Postlers, der den Betrag drauf geschrieben, hat verweisen.
    Die Zahlen "22" und "39" sind vermutlich Manualnummern, mit dem "N.S." rechts oben kann ich dagegen nichts anfangen.


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber Klaus,


    nicht N.S. steht da, sondern N(umero) 5.


    Es sind 1 florin 33 x mittig zu lesen.


    22 und 39 sind auch Manualnummern, derer gibt es 3 hier.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    vielen Dank für die Korrekturen / Ergänzungen. Diesmal lag ich mit der Beschreibung gar nicht so arg daneben

    (mit linker Hand auf rechte Schulter klopf).


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo in die Runde,

    nachfolgenden Beleg möchte ich gerne zeigen:

    Es handelt sich um einen Postvorschußbrief über 12 Kreuzer von Marktheidenfeld am 3. Januar 18.?. nach Würzburg. Die Jahreszahl ist nicht feststellbar, da der Brief keinen Inhalt hat. Er lässt sich jedoch in den Zeitraum 1849 bis 1862 eingrenzen, da er (so ich den Sem Stempelkatalog richtig interpretiere) auf der 2. Quadratausgabe (ab 1862) nicht mehr vorkommt.

    Im Wesentlichen sind mir zwei Dinge aufgefallen.

    1. Unter dem Halbkreisstempel zeigen sich deutliche Klebespuren einer Quadaratausgaben-Marke, die dort ursprünglich befestigt war. Ob dies unabsichtlich geschah oder der Brief ursprünglich für die Briefpost (also ohne Postvorschuß) vorgesehen war, lässt sich wohl nicht mehr ergründen.
    Die Marke wurde jedenfalls vor der Abstempelung wieder entfernt.

    2. Rückseitig befindet sich ein Wachssiegel mit Posthorn und den Initialen "K.B." .
    Auf den ersten Blick macht es auf mich den Eindruck eines privaten Absendersiegels, da es doch sehr von den üblichen Wachsiegeln der Postagenturen abweicht. Oder könnten die Buchstaben "K.B." doch für "Königlich Bayerisch" stehen und es handelt sich doch um ein Dienstsiegel ? Leider sind auch keinerlei sonstige Absendervermerke zu finden.

    Hat jemand ergänzende Informationen?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,


    feines Stück - wurde ein Brief mit Marke(n) aufgeliefert, der der Fahrpost zugehörig war, so wie hier, war der Wert der aufgeklebten Marke(n) verfallen (bis 31.1.1874). Klebte diese noch frisch angefeuchtet auf dem Brief, so wie hier, wurde sie i. d. R. von der Post runtergezupft und dem Absender wieder zurück gegeben und dann der Aufgabestempel genau auf der Platz abgeschlagen, wo sich die Marke befand, um zu zeigen, dass die Marke nicht während des Posttransports abgefallen war.

    Das kam hin und wieder vor und ist jedes Mal ein kleiner eye-catcher und Vortragsbrief.

    Das Siegel des Postexpeditors ist natürlich ein Leckerli - so schön sieht man das ganz selten, denn jeder, der ein Posthorn in seinem Siegel führen wollte, hatte dies bei der Generalpostdirektion zu beantragen - sich einfach mal so sich ein passendes Siegel schneiden zu lassen, ging gar nicht.

    Kurzum: Ein Traumbrief von vorn bis hinten. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerffeunde,


    hierzu folgender Nachnahmebrief, 7 7/8 Loth schwer und über 5 Gulden 36 Kreuzer und 2 Pfennig = 1/2 Kreuzer in rheinischer Währung vom kgl. bayer. Landgericht Burghausen an das k.k. Pfleggericht Wildshut (Östereich) vom 30. Dezember 1840. Seit 1835 war ein 2 x wöchentlicher Eilwagenpostkurs "München - Braunau" (Österreich) über Burghausen, betrieben und bezahlt von der kgl. bayer. Post. Die Sendung lief daher mit der bayer. Post bis Braunau (Fahrpostnummer 3.). Die Post von Braunau nach Wildshut wurde seit altersher mit dem Wildshuter Boten bestellt. Dieser Bote kassierte 6 Gulden 4 Kreuzer rh. beim Empfänger. Das Fahrpostporto von Burghausen nach Braunau war: 3 Kreuzer rh. Porto und je 1 Gulden Vorschuß oder Nachnahme fielen 3 Kreuzer Procuragebühr an. Somit 3 x 6 = 18 - zuzüglich 3 Kreuzer = 21 Kreuzer rh. Porto. Somit kassierte der Wildshuter Bote 6 1/2 Kreuzer Botenlohn beim Empfänger. Präsentiertvermerk des Empfängers am 7. Januar 1841.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    in Ergänzung zum Fahrpostbrief nach Wildshut (Österreich) in Abschnitt 369, folgender Dienstbrief aus Burghausen (Bayern) nach Wildshut (Österreich) vom 10. Juni 1828. Der Brief lief bis Braunau (Österreich) und wurde dort vom Wildshuter Boten kostenfrei nach Wildshut befördert. Präsentiertvermerk vom 16. Juni 1828.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Aufgabeschein des "Privat-Fahrpostvereins für die Rhön und den Baunachgrund", verwendet in Ermershausen am 7. Juni 1841, unterschrieben von Posthalter Veit Anschütz. Ab 1. Januar 1837 bestand der Privat - Fahrpost - Verein im Baunachgrund (bereits ab 1. Mai 1836 bestand der Privat - Fahrpost - Verein in der Rhön), auf eigene Rechnung der Posthalter. Am 1. Mai 1845 erfolgte die Übernahme auf Rechnung der Postkasse. In der Rhön erfolgte dies bereits früher zum 1. Juli 1842.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Umschlag (ohne Datum) als Wertbrief (handschriftlich: Enthält 25 Gulden Papiergeld), 1/2 Loth schwer, von Brückenau (Stempel von 1844 bis 1866 in Verwendung), nach Marnheim bei Kirchheimbolanden (Pfalz). Vermerk frei gegen Schein: 6 und 10 Kreuzer. Postbote Enders von Kirchheimbolanden verlangte beim Empfänger 3 Kreuzer Botenlohn von Kirchheimbolanden nach Marnheim (links unten vermerkt. Interessant ist, was Friedrich Pietz im Vorphilahandbuch zu Kirchheimbolanden schrieb: 1.4.1849: tägliche Omnibusfahrten mit Grünstadt durch den Postboten Enders. Warum zwei Kreuzertaxen "6 und 10" angegeben wurde, kann ich nur so erklären, daß die Sendung überwiegend durch Thurn und Taxissches Postgebiet lief und der Wertbrief noch vor der Zeit des DÖPV (bis auch Thurn und Taxis beigetreten ist). 6 Kreuzer wären für Bayern und 10 Kreuzer für Thurn und Taxis. Oder hat jemand eine andere Erklärung für diesen Wertbrief von einen bayerischen Ort in einen anderen bayerischen Ort ?


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Wertbrief (Wert 30 Kreuzer / 2 1/4 Loth schwer) aus Markt Bibart (bekam erst im Juli 1851 eine Postexpedition) vom 11. Februar 1850, aufgegeben in Langenfeld am 20. Februar 1850, nach Windsheim mit "frei" Vermerk, aber kein Frankobetrag auf dem Brief vermerkt.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    dann muss der Absender aktiv portobefreit gewesen sein, anders wäre das nicht möglich.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu eine Postnachnahme von der "Expedition des Telegraph" mit Aufgabestempel Würzburg an die Stadtverwaltung in Orb vom 6. August 1855. Nachnahme 1 Gulden 4 Kreuzer. Porto 12 Kreuzer. 1 Gulden 16 Kreuzer wurden beim Empfänger kassiert. Im Internet steht, daß die täglich erscheinende Tageszeitung des "Telegraph" in Würzburg von 1878 bis 1896 erschien. Nach dem Brief zu urteilen, müßte diese Tageszeitung sicherlich schon vor 1878 erschienen sein. Die Würzburger werden sicherlich näheres sagen können.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    einen weiteren Fahrpostbeleg möchte ich zeigen: Paketbegleitbrief als Regierungssache für eine Rolle 6 Loth schwer vom Ordinariat in Würzburg an die Pfarrei in Motten pr. (per / über) Brückenau vom 11. Mai 1845 (der Würzburger Fahrpoststempel war lt. Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz von 1844 bis 1846 in Verwendung. Zu Motten ist folgendes interessant: Relaisstation (Posthalterei) seit 16.11.1828. Am 1.5.1846 kam eine Brief - und Fahrpostexpedition zur Posthalterei. Am 8.9.1846 wurde dem Postexpeditor die Postexpedition und auch der Postststalldienst abgenommen. Der Poststall blieb aber bestehen. Motten bekam dann erst wieder am 1.4.1861 eine Postexpedition, die aber bereits am 1.3.1869 wieder aufgehoben wurde. Im Anhang habe ich das Blatt zu Motten aus dem Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz angehängt. Udo hat mal in einen anderen Thread einen Brief mit dem Halbkreisstempel von Motten gezeigt, der nur vom 1.5.1846 bis 8.9.1846 in Verwendung war. Hier dieser Beleg:


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu ein Wertbrief (handschriftlich mit 55 Kreuzer und 1 1/2 Loth schwer) als Regierungssache vom Patrimonialgericht in Aschbach vom 26. Januar 1832, aufgegeben in Kitzingen. Aufgabestempel: aptierter Stempel "DE KIZINGEN", "DE" entfernt, der lt. Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz zwischen 1830 und 1844 verwendet wurde. Die Sendung ging an das Landgericht in Marktbibart. Präsentiertvermerk vom 1. Februar 1832.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Paketbegleitbrief als Regierungssache. Absender, die Regierung von Oberfranken in Bayreuth an die Gemeindeverwaltung in Höchstädt bei Thiersheim (jetzt Höchstädt im Fichtelgebirge). Das Paket war 1 1/2 Pfund schwer und beinhaltete 25 Dienstbotenbücher. Die Versendung erfolgte jedoch nicht mit der Post, sondern wurde im Bahnhof Bayreuth aufgegeben. Mit der Bahn lief die Sendung bis Kirchenlaibach, wurde dort umgeladen und lief mit dem Zug, sicherlich bis Marktredwitz und wurde dort ausgeladen. In Kirchenlaibach erhielt der Paketbegleitbrief den Leitzettel "Nürnberg - Kirchenlaibach - Hof". Im Buch "Fahrpost in Deutschland 1808 - 1923 von Christian Hörter" ist dies auf Seite 348 beschrieben. Es sind Begleitbriefe, die mit der Eisenbahn befördert wurden. Diese hat die Post nicht gesehen. Vom Bahnhof Marktredwitz mußte die Weiterbeförderung der Frachtsendung selbst organisiert werden.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo Hermann,

    die Leitzettel mit Zugstreckenangaben sind nicht häufig.

    Die Annhame von Christian Hörter, es handelt sich um Eisenbahnfracht kann ich nicht teilen. Er stellt dies in seinem Buch sowieso nur als Vermutung hin.

    Es handelt sich eindeutig um einen bei der Post verwendeten Aufgabe-Nummernzettel aus Bayreuth. Die zusätzlichen Leitzettel wurden auf die Pakete geklebt um deutlich zu sehen, wohin die Pakete befördert werden sollten. So musste bei der Umspeditierung nicht jede Adresse der einzelnen Pakete genau gelesen werden. Für viele Postorte gab es eigene Zettel mit Ortsnamen. Pakete in Postorte ohne solche eigenen Zettel erhielten dann die Leitzettel mit der Streckenangabe, sofern sie an einer Eisenbahnstrecke lagen. Ich gehe im Moment davon aus, die Leitzettel wurden bei der Übernahme der Poststücke durch die Bahn angebracht. Es ist nicht davon auszugehen, dass jede Postexpedition mit diesen Zetteln für ganz Bayern ausgerüstet waren. Der Aufwand wäre dafür enorm gewesen. Mit Eisenbahnfracht hat das alles nichts zu tun. Die Post nutzte den Transport ihn ihren Bahnpost- und Paketwagen.

    Es handelt sich für mich eindeutig um ein mit der Post von Bayreuth bis zum Empfänger befördertes Paket. Bei deinem Stück dürfte es sich nicht um einen Begleitbrief im eigentlichen Sinn handeln. Ich gehe davon aus, er wurde als Adresse auf dem Paketbündel befestigt, z.B. mit Schnur untergebunden.

    Die noch 1858 vorgeschriebene Stempelung einfacher Fahrpostsednungen wurde in späteren Jahren nicht mehr vollzogen.

    Gruß

    Udo