Dienstbriefe mit Besonderheiten

  • Liebe Freunde,


    ich weiß nicht, ob das schon jemals im Forum gezeigt wurde, daher will ich es hiermit sicherstellen:


    Dienstbrief "Vom K. ?? ???" An das Landgericht Markt Bibart mit der Expeditions-Nr. 28312 und Postaufgabe Ansbach vom 31.5.1833 und Stempel R.S. im Oval, also eine portofreie Regierungs - Sache.


    Wenn man 100.000 R.S. Briefe gesehen hat, muss man einen solchen Stempel noch lange nicht gesehen haben und, wie nicht anders zu erwarten, hat mir die Bucht diese Rosine beschert. Die Stempelfarbe entspricht genau der der beiden Aufgabestempel, so dass ich nicht weiß, ob es eine Dienstleistung der Ansbacher Post war, mit der man Dienstbriefe mit vergessener Franchise so bedruckte, oder doch die Absendergehörde, die ich nicht lesen kann.


    Wer vergleichbare Stücke hat, darf sie gerne hier zeigen. Siegelseite blank, Inhalt mangelt, wie so oft.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    der Brief müsste vom Appellationsgericht für den Rezatkreis (1809 in Ansbach begründet, 1838 nach Eichstätt verlegt) sein.

    Gesehen habe ich solche Stempel in den vergangenen Jahren schon bei eBay, habe aber nie darauf geboten, weil ich dachte, du nimmst die Briefe ganz sicher ...


    Liebe Grüße

    Dietmar

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Dietmar,


    danke für dein Gottvertrauen, dass ich diese Briefe kaufe - ich halte sie für nicht häufig und habe auch schon welche mit Caa Doi (Causa Domini) gesehen, wobei die Verwendungszeit dieser Franchise viel kürzer war, als die der R.S..


    Es gibt bei mir halt auch eine Mini - Sammlung "Besonderheiten bei Dienstbriefen", daher mein Bedarf.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    einen R.S.-Stempel habe ich bisher nicht gesehen. Eher einen der vielen preussischen Beamten-Stempel, wie sie auch im Feuser abgebildet sind und anscheinend manchmal nicht selten sind.



    viele Grüße


    Dieter

  • Lieber Dieter,


    in Bayern gab es keine Beamten - Stempel; das kenne ich nur von Preußen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    ich habe den Text oben geändert. Mir scheint es so, daß es diese Stempel nur in Preußen gab. Dort gab es allerdings viel mehr Portofreiheiten als in Bayern. Denke nur daran, wieviele - teilweise kuriose - Vermerke du mir schon entziffert hast. :)


    liebe Grüße


    Dieter

  • :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    die Mehrheit der Sammler findet Dienstbriefe todsterbenslangweilig und beschäftigt sich daher gar nicht erst mit ihnen, von seltenen Stempelformen, Farben und Destinationen vlt. einmal abgesehen.


    Dass man damit einer großen Anzahl von Briefen postgeschichtlich Unrecht tut, ficht viele Sammler nicht an.


    Heute zeige ich einen undatierbaren, leeren Brief mit einem Rayon - Einzeler von Eichstätt (es gibt 2 Schreibweisen dieses Stempels, das hier ist die Frühere), der eingeschrieben nach Ingolstadt verschickt werden sollte. Die Adresse lautet: "An das Königlich Bairische Commando des 6. Linien Infanterie Regiment Herzog Wilhelm in Ingolstadt". Unten links steht "militaria betreffend", was bei dieser Adresse durchaus plausibel war.


    Es steht in Folge dessen auch kein Franko/Frei - Vermerk da und die Siegelseite ist blank, so dass der Absender nichts frankiert haben konnte. Ein großes "R" steht auch noch da - vlt. der Beginn des Wortes "Recommandirt"? In jedem Falle wurde der Brief mit dem Chargéstempel bedruckt, obwohl man dieses Wort nicht auf dem Brief findet und das "R" wurde sogar noch gestrichen. Eine Reco - Nummer wurde nicht vermerkt und wohl auch nicht gezogen.


    Der Absender dürfte also keinen Schein gezogen haben (hätte 4 Kreuzer gekostet) und ließ den Brief unrecommandirt abgehen. Nur die Aufgabepost hätte jetzt unter dem Chargéstempel vermerken müssen "wurde kein Schein gezogen", um dann den Chargéstempel zu streichen. Aber das tat man nicht und so wurde der Brief zu einer Contravention, vermutlich um 1810, weil ich auch über die militärische Einheit zu keinem genaueren Ergebnis gekommen bin.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    am 16.10.1829 sandte die fürstlich thurn u. taxische Obereinnehmerei in Regensburg ein Schreiben "An das Großherzoglich Badische Amts Revisorat Constanz" mit dem Vermerk "franco 0, fürstliche Dienstsache".


    Wie wir wissen, gaben der Fürst von Thurn und Taxis 1808 auf Drängen des bayer. Königs das Postregal in Bayern gegen Entschädigungszahlung ab, behielt sich aber das Recht vor, für seine Familie und seine Ämter innerhalb Bayerns die Portofreiheit ansprechen zu dürfen - so auch hier.


    Als Zeichen derselben fügte die Aufgabepost siegelseitig 2 schräge Parallelstriche als Zeichen der Portofreiheit an, damit die badische Post in Constanz nicht meinen könnte, das bayer. Porto wäre vergessen worden. Baden taxierte ihn mit 4 Kreuzern, die die badische Behörde zahlen musste.

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich eine portofreie Armensache der königlichen Universität Erlangen vom 26.11.1838 an den Kaufmann Brandenburg in Wunsiedel.


    Rückseitig sehen wir das Trockensiegel der Uni Erlangen und ein m. E. eher privates Wachssiegel, welches ich leider nicht interpretieren kann. Es sind mir aber nicht viele Briefe geläufig, die mit zweierlei Siegel verschlossen wurden, schon gar nicht als Armensache. Die Initialen könnten C. L. heißen, aber das hilft mir wohl auch nicht weiter ...

  • Liebe Freunde,


    eine Armensache aus Windsheim vom 25.3.1844 an das kgl. Landgericht Lauf, Ankunft dort 2 Tage später, war portofrei belassen worden, obwohl sich die Absenderbehörde oben nicht benannt hat! Statt dessen, dachte man, reicht es, das Dienstsiegel unten links "Königliches Landgericht Windsheim" abzuschlagen. Darüber wurde geschrieben: "Armensache, Testirt, k. Landgericht Windsheim - Unterschrift (für mich leider unleserlich".


    Die Taxfreiheit wird im erhalten gebliebenen Teilinhalt auch wiederholt. Die Nr. 607 entsprach der Geschäftsnummer der Absenderbehörde.


    Es ist immer schön, zwei oder noch mehr Fingerhutstempel, am besten mit mehreren Farben, auf einem Brief zeigen zu können. Wäre das Amtssiegel jetzt noch blau oder grün, wäre mein Glück vollkommen, aber so etwas finde ich auch noch ...

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    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    wenn man einen Brief sieht und nach Lesens der Adresse nicht sicher versteht, gibt es 2 Möglichkeiten:


    1. Finger weg, weil keine Ahnung von dem Stück, oder


    2. Kaufen, wenn der Preis moderat ist - hier also die Variante 2.


    Der Absender bleibt im Dunkeln - weil das Behördensiegel hinten völlig unleserlich ist und der Inhalt mangelt.


    Anschrift: An die Kaufmannsgattin Franziska Emmerich in Straßburg ins. mand. Herr Magistrats Rath Drexel in Augsburg


    Taa (Taxa?) 38x (Kreuzer).


    Leider habe ich keine Franziska Emmerich, Kaufmannsgattin, gefunden, weder in Bayern/Schwaben/Augsburg, noch in Straßburg (Bayern/Elsaß). Wer kann hier helfen?

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    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief:

    Dienstbrief (als Regierungssache) von der Kirchenverwaltung Neureichenau mit Aufgabestempel WEGSCHEID vom 8. Januar 1848, an die Kirchenverwaltung Weng, Post Karpfheim (Karpfham). In Weng Vermerk angebracht: "zur Einsicht dem königl. Advokaten in Griesbach" und mit einen privaten Boten nach Griesbach befördern lassen. Dieser verlangte 3 Kreuzer Botenlohn.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,


    hier zeige ich einen Dienstbrief aus Friedberg vom 11.6.1839, bei dem alle Vorschriften für die Versendung portofreier Dienstbriefe eingehalten wurden, bis auf die Angabe der Expeditions - Nr. (heute: Geschäftszeichen), weswegen der Brief von der Aufgabepost eigentlich mit dem treffenden Porto zu belegen gewesen wäre, was man aber unterließ.


    Interessant noch der Inhalt: Es ging um den Bau einer Eisenbahnlinie und ich erlaube mir mal, den Text zu transkribieren:


    "Koenigliche Bauinspection Ingolstadt!


    Nach einem frühern Auftrag von dem k. Amtsvorstand, wenn an der Straße bei Steinach der Bau von der Eisenbahn beginnt, hierüber einer k. Bauinspektion gehorsamst zu benachrichten.

    Am 8. dieses Monats wurde der Antrag gestellt von dem Ingenieur Butz gerufen, und zwar wegen dem Durchlaß-Bau druch die Straße neben der Paarbrücke, welches von einer königl. Bauinspektion beguthachtet der Eisenbahngesellschaft anbefohlen worden ist.

    Um diesen Durchlaß ganz durchbauen zu können, so wollen sie rechts an der Straße eine Nebenfahrt auf 200 Fuß lang, 30 Fuß breit mit der Höhe von der Sraße herstellen.

    In so ferne nun das Fahren nach dieser Anlage ohne Hinterniß bestehen kann, mußte der Antragzeichner den Ingenieur Butz jedoch bemerken, daß eine königliche Bauinspektion davon benachrichten muß, um die Genehmigung von derselben zu erhalten.

    Bieser Bau von dem Durchlaß wurde also sogleich von der Eisenbahngesellschaft begonnen worden, sobald die k. Bauinspektion an dieser Nebenfahrt keinen Anstand davon nehmen wird.

    Gemäß Auftrag von Herrn Ingenieur Butz wird auch noch der k. Bauinspektion benachrichtet, daß mit der Correction an der Paar in dieser Woche der Anfang beginnt.

    Mit aller Hochachtung besteht einer Königlichen Bauinspektion gehorsamster Schuster, königl. Wegemeister."


    Vlt. kann ein Ortsansässiger noch weitere Angaben über den Ort, die Begradigung des Flusses Paar bei Steinach usw. machen? Auf alle Fälle sind Briefe, die sich bereits auf den Bau von Eisenbahnen beziehen, aus den 1830er Jahren m. E. sehr selten.

  • Liebe Freunde,


    bei einigen Briefen stimmt alles, bei anderen so gut wie nichts ...

    In die letzt Rubrik fällt ein Brief des Stadtmagistrats Eichstätt vom 10.9.1844 an die königliche Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneres in Ansbach.


    Unten links steht: P.S. frey, also Parthei - Sache frankiert mit Akt, aber siegelseitig ist bis auf das Trockensiegel der Absenderbehörde nichts. Parthei - Sachen waren immer portopflichtig - wenn es eine solche war, hat man einiges an Geld verschenkt, denn mit Akt deutet auf einen schweren Brief hin.


    Bei einer Entfernung von 64 km, also 6-12 Meilen, hätte der einfache Brief schon 4 Kreuzer gekostet, ein Schwerer ein Mehrfaches.


    Die Aufgabepost stempelte Chargé, womit er zum Rekobrief wurde, aber das war vom Absender gar nicht gewünscht und stand auch nicht auf der Adresse. Dafür hat man keine Rekonummer vermerkt, so dass man jetzt knobeln kann, was hätte gemacht werden sollen.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen portofrei gelaufenen Dienstbrief von der königlich bairischen Hofcommission in Salzburg an das königliche Ober - Administrations - Collegium der Armee zu München, welcher mit K.D.S. = Königliche Dienst - Sache bei der Aufgabe in Salzburg am 16.5.1819 portofrei in Ausland belassen wurde.


    Ich kenne nur ganz wenige Briefe bayer. Behörden in Österreich, die dort portofrei gestellt waren. Leider habe ich im Internet mal wieder nichts zu dieser bayer. Hofcommission gefunden, aber als Googler bin ich eine Niete ...

    Hinten ist der Brief blank und das Siegel ist nur noch rudimentär vorhanden.

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    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief: Königliche Dienstsache von Würzburg an Pfarrer Steinbach in Sulzdorf Landgericht Ochsenfurt vom 13. November 1821. Der Brief lief mit der Post bis Ochsenfurt und wurde von dort, anscheinend mit einen privaten Boten nach Sulzdorf (einfache Wegstrecke 14 km) befördert. Dieser Bote verlangte vom Empfänger einen hohen Botenlohn von 6 Kreuzer (siegelseitig vermerkt). Pfarrer Steinbach in Sulzdorf ging aus Altersgründen am 4.10.1839 in Pension (im Internet gefunden).


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    ui, 6x Bothenlohn war schon recht viel und reichte für eine üppige Malzeit aus. Aber 14 km hin und 14 km zurück waren ja auch kein Pappenstiel.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Sammlerfreunde,


    in Ergänzung zum Brief in Abschnitt 137, folgender Brief: Parteisache als Portobrief (12 Kreuzer Porto = 1 bis 6 Meilen bei 3 bis 3 1/2 Loth = 7. Gewichtsstufe) von Würzburg nach Giebelstadt im Landgericht Ochsenfurt vom 1. Dezember 1814. Der Brief lief mit der Post bis Ochsenfurt und wurde von dort, anscheinend mit einen privaten Boten nach Giebelstadt (einfache Wegstrecke 11 km) befördert. Dieser Bote verlangte vom Empfänger einen hohen Botenlohn von 6 Kreuzer (siegelseitig vermerkt 18 Kreuzer Postgeld und Botenlohn).



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    ein super Brief - auch der Vermerk "dringend" bei Dienstbriefen deutete darauf hin, dass er, wie auch immer, zügig zu seinem Empfänger zu tragen war.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.