Griechenland (osmanisches Reich) - über die Schweiz - Frankreich

  • Werte Sammlerfreunde


    Im Folgenden möchte ich Euch einen Brief, der mit einem Achemineuren oder Forwarding Agenten über die Schweiz (Genf) nach Marseille spediert worden ist präsentieren:


    Die Achemineure oder Forwarding Agenten waren gemäss Schäfer (Anfänge bis 1798 / Auslandpostverkehr) seit 1713 bekannt und fanden ihren Ursprung und Entwicklung in den Taxstreitigkeiten zwischen der französischen Postverwaltung und dem Berner Postpächter Fischer, bezüglich der Beförderung der Italien-Korrespondenzen sowie aufgrund der europäischen Kriegswirren (Österreichischer Erbfolgekrieg 1740 – 1748, französische Revolution ab 1792 usw.). Die Achemineure in Genf übernahmen gegen Kommission die Briefe für ihre Kunden und streckten die aufgelaufenen Porti vor. Der Briefempfänger hatte deshalb nur die Taxe ab Genf zu bezahlen.



    22.8.1794. Teilfrankobrief von Saloniki (osmanisches Reich; Griechenland) über das Fischerbüro in „GENEVE“ nach Agde (Region Languedoc). Der Leitweg des Briefes führte über Pontarlier (kriegsbedingt) und Lyon nach Adge. Vorderseitig sind in rot 7 Kreuzer für Fischer laut 4. Postvertrag Frankreich / Fischer die Taxe in Kreuzer für einfache Briefe aus der Eidgenossenschaft, umgerechnet 5 Sols. Dazu kamen 10 Sols in Frankreich für die 6. Distanz von 100 bis 120 Lieues zu 4.55 km für Genf bis Agde. Zusammen die 15 Sols laut Taxierungsvermerk auf dem Brief.

    Die Frage, die sich stellt ist, welchen Weg nahm der Brief (Teilfranko 15 Para) von Saloniki nach Genf? Und wo wurde der Brief von einem Forwarder übernommen?


    Der Umstand, dass Fischer während der Annektion von Savoyen durch Frankreich ab 1792 die Briefschaften wieder über den Simplon (statt über Turin – Pont-de-Beauvoisin) nach Genf spedierte sowie der Fischersstempel von Genf, lassen mich auf einen Weg via Venedig nach Mailand und weiter über den Simplon und durch das Wallis nach Genf vermuten.


    Ist dies plausibel? Und welchen Weg nahm dann der Brief von Saloniki nach Venedig?

    Im Briefinhalt findet sich der Hinweis, dass der Adressat die Antwortbriefe (geschrieben auf dünnem Papier) an einen Herrn Merle D'Aubigné in Genf richten soll, der diese dann zuverlässig weiterleitet.


    Besten Dank für Eure Überlegungen zur Lösung der aufgeworfenen Fragen.


    Valesia

  • Hallo Valesia,


    cum grano salis: Von Griechenland liefen m. W. Schiffe Richtung Venedig/Triest, wo es auch viele Forwarder gab. Ob diese dann den Po aufwärts, oder auf anderem Wege nach Genf kamen, kann ich nicht sagen und ich glaube auch nicht, dass das einfach zu eruieren sein wird.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein (Grenzfranko) - Brief von Thessaloniki nach Marseille, vom 13.11.1845.

    Thessaloniki blieb bis 1912 unter osmanischer Kontrolle.

    Vorderseitiger Stempel " AUTRICHE ST LOUIS 28 NOV 45"

    Siegelseitiger Ankunftsstempel " MARSEILLE 1 DEC 45"

    Leider kann ich die Taxierungen nicht entziffern.

    Wie war der Leitweg? Wer musste was bezahlen?

    Bitte um eure Hilfe

    Schöne Grüße

    Franz



  • Lieber Franz,


    dein schöner Brief wurde geräuchert (netto die dentro e di fuora - also von innen und außen gereinigt, wegen der Cholera halt, evtl. von Rothenturm beim Einlauf nach Österreich) und kosteten den Empfänger 22 Decimes.


    Mit roter Tinte vorn oben links 3 könnte eine private Notiz sein, da ich diese Farbe und Tinte im postalischen Verkehr dieser Zeit nicht kenne.


    T.A. = Transit Autriche von St. Louis in Frankreich. Laufweg über Wien - Vorarlberg - St. Louis - Marseille.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.