Briefe im Orts - und Landbestellbezirk der Aufgabepostanstalt (Ortsbriefe)

  • Hallo Karl,


    2x können es ja nicht sein, weil die keinen Sinn machen (s. dein Posting oben, dass es keine Sonderporti gab). Die Pfalz hat sich noch Jahre später an gewisse franz. Taxziffern erinnert, von daher kann man das nicht ganz ausschließen mit diesen schwungvollen Zahlen.


    Diese Briefe sind nicht leicht zu interpretieren und bei deinem letzten kann ich das Gesamtporto nicht sicher lesen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    meiner Meinung nach steht dort als Gesamtporto 3 1/2 gGr. Nach dem Abzug des bayerischen Anteils von 1 gGr. (= 4 Kr.) verblieben Preußen somit 2 1/2 gGr.

  • Hallo Karl,


    ganz schön viel Geld für die kurze preussische Strecke, oder?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    unser Vorsitzender Peter Gaefke ist in Bezug auf Taxierungen recht versiert, aber einen Brief aus ungefähr der gleichen Zeit, den ich ihm vor Jahren vorlegte, konnte er nicht knacken. Er erklärte mir, daß vor dem Regulativ von 1824, wirksam zum 1.1.1825, die Taxierungen in einem gewissen Rahmen recht willkürlich waren. Daher ist der Ausdruck Regulativ in dem Fall wirklich passend.


    Dieter

  • Hallo,


    Ralph hat schon Recht, es war viel Geld für die kurze preußische Strecke von ca. 5 Meilen.

    Das Problem bei Preußen ist, dass erst zum 1.1.1825 ein nachvollziehbarer Tarif eingeführt wurde. Selbst die Progression war nicht einheitlich geregelt.

    Aber wie soll die preußische Ziffer ansonsten gedeutet werden?

    • Offizieller Beitrag

    Für Kaiserslautern - Kreuznach fiel 1 gGr. preußisches Grenzporto an.

    Dass die Taxen willkürlich gewesen sein sollen, finde ich etwas problematisch.


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,


    dies bedeutet, dass bis Kreuznach 1 gGr. fällig wurde und ab Kreuznach bis Sobernheim weitere 1 1/2 gGr.

    Kannst du mir eine Fundstelle für dieses Grenzporto nennen?


    Gruß

    Karl

  • Liebe Freunde,


    ein Brief von Neustadt an der Haardt (heute: Weinstraße) vom 1.11.1843 (6 Jahre später wäre mir lieber gewesen ...) an Herrn Bürgermeister Marx in St. Lambrecht für mit 3x frankiert aufgegeben, was auf ein Gewicht über 1/2 Loth bis 1 Loth schließen lässt und schwere Orts- bzw. Lokalbriefe aus der Pfalz über 1/2 Münchener Loth hatte ich zuvor nie gesehen. Dazu 1x für den konzessionierten Boten ergaben 4 Kreuzer total, also eigentlich ein Teilfrankobrief, denn die Post in Neustadt machte nichts mit dem Brief und wartete, bis der Bote vorbei kam, um ihn dann diesem mitzugeben. Auf den Aufgabestempel verzichtete man bei dem lukrativen Geschäft auch noch - fauler und effizienter geht es wohl kaum.

  • Liebe Freunde,


    dass es auch anders ging, zeigt ein Brief von Jacob Laib (innen untereschrieb er mit Leib) an Peter Gumpf in Lamprecht mit dem Vermerk "franco" aus Neustadt vom 15.3.1841, der vom Absender zwar versiegelt worden war, aber die lokale Post und das amtliche und private Botenwesen völlig umging.


    Ich zitiere den Inhalt: Herr Gumpf seyen Sie so guth und besorgen Sie mir 2 Ehle (deutsch: 2 Ellen) Königsblau Tuch wenn Sie ein rest bekommen können darf es etwaß mehr oder weniger seeyn, doch schönes gutes Tuch. Wer es bringt, dem gebe ich gleich das Geld mit was es kost Sie müßen es gleich dekatiren denn ich brauche es sehr nötig. Ich griese Sie höflichst Jacob Leib (die Ehle darf 2 Gulden 24x bis 36x kosten).

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Brief des Bank- und Handelshauses Dacqué in Neustadt an der Haardt an Bürgermeister Marx in St. Lambrecht, der zwar den Absenderstempel trägt, sonst aber nichts mit der Post zu tun hatte und sogar unter Umgehung von Kantons- bzw. konzessionierten Boten zugestellt wurde. Warum erklärt uns der Inhalt:


    "Neustadt a/H den 19. December 1844

    Ich bin so frei Ihnen einliegend zwei Scheine zu behändigen, nämlich

    Gulden 10 auf Franz Becker in Grevenhausen - Lumpensammler

    Gulden 7 auf Step(han) Becker in Grevenhausen - Lumpensammler

    wovon ich Sie ersuche, den Eingang zu meinen Gunsten besorgen zu wollen. Sie ersehen daraus daß diese bösen Zahler schon längst ihre Schuldigkeit entrichtet haben sollten, und wenn es Ihrer Autorität als Bürgermeister nicht gelingt die Zahlung zu erhalten, so möchte ich den Leuten Kosten machen. In einliegendem Schreiben an die Leute, sage ich, daß Sie die Beträge an Zahlungsstatt von mir erhalten hätten.

    Entschuldigen Sie die Ihen hierdurch entstehende Mühe und verfügen Sie dagegen über meine Ihnen gerne gewidmeten Dienste. Mein Ergebenes vom 2 October noch bestättigend, grüße ich Sie achtungsvoll!

    ppa Dacqué - franco"


    Ich denke, der Text bedarf keine weiteren Erklärung. Der Faltbrief war zweifach verschlossen - erst zum Lesen für den Bürgermeister Marx, dann mit eingeheftetem Inhalt, wie oben beschrieben. Selbstverständlich war dies eine Contravention, die mal die Brief- mal die Fahrpost betraf, wenn man den Wert der Schuldscheine in Betracht ziehen möchte.

  • :thumbup:Aus der Ecke NW haben sich ja erfreulich viele Belege zu dieser Thematik erhalten


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber Klaus,


    ja, sehr erfreulich - und ich habe ins Kistchen gegriffen, was ja immer von Vorteil ist, zumal bei solchen Rosinchen, die man nicht kaufen kann, sondern finden muss.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    optisch kommt der gezeigte Brief nicht sehr schön herüber - aber inhaltlich und postgschichtlich schon.

    Eigentlich stammte er vom 22.7.1843 aus dem hessischen Offenbach am Main, wurde aber unter Umgehung des Postzwangs 3 Tage später am 25.7. in Neustadt an der Haardt als Portobrief in den Lokalbezirk aufgegeben und mit 3x für die Aufgabepost taxiert. Gleichzeitig aber wieder gestrichen und mit einem weiteren Kreuzer für die Zustellung mit konzessionirtem Boten auf 4x total erhöht und in Lambrecht ausgetragen. Da hat der Postexpeditor in Neustadt gut verdient - 3x für nichts und die Arbeit machte für 1x eine arme Sau (konz. Bote). Der Hesse sparte sich auch Geld und der Empfänger ebenso, weil es von der pfälzischen Grenze zu Worms bis Neustadt 6x gekostet hätte, plus natürlich das taxische Porto bis dahin ...

  • Lieber Ralph,


    der "armen Sau" wirds wurscht gewesen sein, den Weg hätte er so oder so machen müssen und mehr als 1 Kr. hätte er auch nicht dafür bekommen.


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber Klaus,


    schon klar - aber der Expeditor kassierte in seine Tasche 3x (nicht in die kgl. bayerische Tasche") und machte ... gar nichts!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    Du vergißt die verantwortungsvolle und hochqualifizierte Schreibbarbeit...


    "Wer schreibt der bleibt" :S


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • ... die "3" hätten wir auch noch im dementen Tiefschlaf auf den Brief bekommen ... :D:D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph



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