Aus Preußen ins Ausland

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ich habe hier einen sehr interessanten Brief, bei dessen Interpretation ich auf Unterstützung hoffe:

    Aufgegeben wurde der Brief am 6. Mai 1810 (ausweislich des Inhalts) in St. Petersburg. Unterhalb der Anschrift ist der Petersburger Stabstempel ST : PETERSBOURG zu sehen. Adressiert ist er An den Herrn Ferdinand Gottlob Peiszler, herzl.geliebten Bruder abzugeben in Lobeda bey Jena in Sachsen Weimarischen
    Absender ist F. von Dobscha, Armee- und späterer Hofarzt in St. Petersburg.

    Der Absender wünschte sich eine Leitung über Memel und Leipzig. Meines Wissens nach könnte der Brief folgende Route gelaufen sein:
    Memel - Berlin - Magdeburg (westph. Grenzpostamt zu Preußen) - Halle (westph. Grenzpostamt zu Sachsen) - Leipzig (sächs. Grenzpostamt) - Jena (liegt auf dem Leipziger Postkurs nach Frankfurt) - Lobeda

    Taxierungen
    rückseitig rechts: 1 ------- 46 ist die Kartierungsnummer und 46 pr. Groschen für Preußen
    rs. rechts darunter: 3 ???
    rs. oben: 6 ?
    vs. oben: 26 ? (Groschen ? Portoforderung für Westphalen, Sachsen und T&T ??)
    vs. links: f(ranco) 2 (gestrichen?)

    Würde mich über andere Gedanken, Ideen und Korrekturen hierzu freuen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    es wird kaum eine Hilfe sein, aber siegelseitig lese ich 39, was auch immer und 6 D (so kürzte man in Frankreich 6 Decimes ab, aber das macht hier keinen Sinn für mich).

    Ich hoffe, es findet sich einer, der mehr weiß als ich.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    danke für die Entzifferungshilfe.

    ... und 6 D (so kürzte man in Frankreich 6 Decimes ab, aber das macht hier keinen Sinn für mich).

    Das kann durchaus sinn machen, da meines Wissens die westphälische Post in Centimes taxierte. Leider habe ich nur eine Inlandstarifübersicht von Westphalen - dort werden für Magdeburg-Halle 40 Centimes angesetzt.
    Daher ist es vorstellbar, dass für den kompletten Transit 60 Centimes berechnet wurden.

    Vielleicht findet sich noch ein Puzzleteil. :)
    Oder jemand bestätigt / korrigiert den Leitweg.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der gute Magdeburger hat mich auf eine Idee gebracht, die möglicherweise dazu führt, dass der Brief unter falscher Flagge segelt.
    Es gab nämlich schon länger einen Post-Kurs von Berlin nach Leipzig, der nicht über Magdeburg lief und daher auch nicht durch Westphalen.

    In einem Kursbuch von 1789 werden folgende Stationen genannt:
    Berlin-Potsdam-Beelitz-Treuenbritzen-Wittenberg-Düben-Leipzig

    Da dieser Kurs vermutlich auch 1810 noch existierte, werde ich aus dem Thread-Titel den Westphalen-Bezug entfernen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael

    da ich die Westpahlenzeit in der z.Z. durcharbeitenden Arbeit gerade mit durch habe, hierzu folgendes:

    Das Grenzpostamt Lenzen berichtete am 2. Juni 1809 dem Generalpostamt in Berlin die Aufhebung der Fahrpost Hamburg - Leipzig über Magdeburg. Daraufhin ordnete das Generalpostamt an, die Pakete von Hamburg nach Magdeburg über Brandenburg zu leiten. Der Weg wird von Lenzen über Havelberg nach Brandenburg und weiter über Golzow – Belzig – Wittenberg – Düben nach Leipzig beschrieben. Ab Belzig waren sächische Postillions eingesetzt worden.

    Ob es eine direkte Verbindung Berlin - Leipzig gab, dazu kann ich nichts sagen, jedoch soll die Verbindung Berlin - Magdeburg über Brandenburg noch existent gewesen sein. Er lief über Potsdam – Grotzkreutz – Brandenburg – Ziesar – Hohenziatz – Nedlitz. Zumindestens wäre bis Anfang 1809 dies relativ gesichert.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Michael,

    Deine Antwort habe ich gerade erst gesehen, vielen Dank dafür.

    Vielleicht kannst Du auch beim folgenden Brief behilflich sein:

    Meine Probleme biginnen bereits damit, daß ich die Ortsangabe im Brief nicht entziffern kann, vor allem mangels Kenntnis der möglichen preußischen Orte.

    Die Angabe auf der Adreßseite lese ich als Hirschberg:

    Der Brief ist offenbar über Görlitz nach sachsen gelaufen und anschließend über Erfurt und Fulda nach Lauterbach im Großherzogtum Hessen Darmstadt. Mit den Taxen komme ich mangels Unterlagen auch nicht klar. Ein kundiger Preuße wäre von Nöten.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Hallo zusammen,

    nachdem ich mich noch einmal mit dem Brief beschäftigt habe, konnte ich zumindest den Ortsnamen im Inhalt entziffern:

    Bärwald, den 22. Februar 1809

    Ein Bärwald existiert in Ostpreußen, das könnte also passen.

    Vielleicht motiviert das einen kundigen Preußen zur weiteren Analyse.

    Beste Grüße

    Altsax

    PS: "Preußen - Thurn und Taxis" ist natürlich zeitlich unpassend. Vielleicht kann ein Moderator ein passenderes Thema finden.

  • vor allem mangels Kenntnis der möglichen preußischen Orte.

    Lieber Jürgen,

    dem kann abgeholfen werden. Ich habe eine Word-Datei (die ich im Forum schon mal angeboten habe), in der man durch Eingabe weniger Buchstaben preuśische Orte finden kann.
    Bei Bedarf, PN an mich.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Jürgen,

    der innen gefundene Ort (würde da auch eher Buchwald denn Bärwald lesen) muss nicht der Aufgabeort gewesen sein. Als Aufgabeort würde ich eher das mit roter Tinte notierte Hirschberg annehmen. Ein solches finde ich in meinen Tabellen (von 1789) in der Nähe von Breslau. Ein einfacher Brief von dort bis Berlin kostete 4 Gr.
    In den Tabellen gibt es das hessische Lauterbach als Zielort nicht, aber zumindest schon mal Fulda, das auch als Leitort in den Tabellen notiert wurde. Ein einfacher Brief von Berlin bis Fulda franco Duderstadt kostete ebenfalls 4 Gr.
    Allerdings weiß ich nicht, wie sich die Angabe Prusse par Coswig auf den Tarif auswirkte.
    Eigentlich müsste das preußische (Teil)Franko mit Rötel notiert sein. Ich kann da aber zum einen nicht alles sinnvoll entziffern und zum anderen nicht zuordnen.

    Da muss man noch etwas drüber grübeln ...
    Vielleicht hat jemand eine Idee dazu?

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Allerdings weiß ich nicht, wie sich die Angabe Prusse par Coswig auf den Tarif auswirkte.
    Eigentlich müsste das preußische (Teil)Franko mit Rötel notiert sein. Ich kann da aber zum einen nicht alles sinnvoll entziffern und zum anderen nicht zuordnen.

    Da muss man noch etwas drüber grübeln ...
    Vielleicht hat jemand eine Idee dazu?

    Lieber Michael,

    der Brief enthält Leitvermerke über das seinerzeit sächsische Görlitz, Coswig, Erfurt und Fulda. Ob er auch gelaufen ist, wie es offenbar der Absender vermerkt hat, ist eine andere Frage. Görlitz - Erfurt über Coswig jedenfalls erscheint mir nicht zwingend.

    Vielleicht kennt jemand die damals üblichen Postrouten.

    Beste Grüße

    Jürgen