Langenberg - Kempten

  • Werte Altbriefsammler,

    nach langer Zeit habe ich mal wieder einen Beleg aus Langenberg (Postwärterei), vom 29. April 1823, den ich gerne erklärt hätte.

    Erstanden hatte ich selbigen als F 1904-1, was bei mir aber im Nachhinein einige Zweifel aufkommen lässt.

    Preußen 4 Silbergroschen, Auslagestempel Augsburg 20 Kreuzer, was war die Grundlage der Umrechnung?

    Dahinter zwei Notierungen, in blau und in Rötel, was haben diese zu bedeuten?

    Wie kam man auf 35?

    Was bedeutet der Vermerk in Rötel neben der 35?

    Rückseitig sind keine weiteren Informationen vorhanden.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Lieber Peter,

    ich denke daß es sich um den 1904-2 handelt. Er sollte 29 mm lang sein. Der 1904-1 ist 2 mm kürzer.

    Der gestrichene hellviolette Schängel ist meiner Meinung nach preußischen Ursprungs, habe aber keine Ahnung, wofür er steht. Die 20 xr Auslage sind klar und darunter noch einmal 12xr = 32 xr. Aber was bedeutet die schwarze 4? Sgr, die 1:3 in Kreuzer umgerechnet wurden?

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    1904-2 hatte ich auch vermutet, aber ich war mir nicht sicher.

    1 Sgr. = 3 Kr = 4x3=12 würde passen, aber warum 20 im Auslagestempel und wie kommen die 35 zusammen?

    Fragen über Fragen.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Lieber Peter,

    1823 wurden preussische Briefe nach Bayern noch als Gutegroschen gerechnet, also 1 GGr. = 4 Kreuzer (teils mir Aufrundung sogar noch etwas mehr).

    Die preussische Taxe hat man in Nürnberg (nicht Augsburg) wohl als 5 GGr. interpretier und dort mit 20x Fremdporto in den Auslagestempel geschrieben. Dazu kam intern für Bayern 12 Kreuzer, die später auf 14 Kreuzer erhöht wurden, so dass wir ein Gesaamtporto von 34 Kreuzern hätten - mit einem Kreuzer Botenlohn = 35 Kreuzer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    damit ist das Meiste wohl erklärt, danke dafür.

    Was bedeutet denn der Rötelstrich hinter bzw, durch 4, 12 und 20?

    Was bedeutet das Zeichen links von der 35?

    Liebe Grüße

    Peter

  • Lieber Peter,

    1. schwer zu sagen,

    2. könnte eine 3 sein, oder 3 1/2 als Ligatur, auch schwer zu sagen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    hier im Forum habe ich zur Währungsumstellung das

    "dass 1822 in Preußen die Währung umgestellt wurde.

    Der Taler wurde nicht mehr in 24 gute Groschen sondern in 30 Silbergroschen unterteilt."

    gelesen. War das in Richtung Bayern erst später der Fall?

    Liebe Grüße

    Peter

  • Lieber Peter,

    es gab den Postvertrag von 1816 - damals gab es nur Gutegroschen und Bayern tat so, als hätte sich da keine Änderung ergeben, bis zum 1.4.1835 ein neuer Postvertrag mit Preussen geschlossen wurden, also 1 GGr. = 4x. Erst mit dem neuen Postvertrag wurde 1 Sgr. mit 3,5x gerechnet.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Peter,

    noch einige Anmerkungen zu deinem Brief.

    1823 war Langenberg immer noch ein Postwärteramt mit dem Leitpostamt Elberfeld. Links von der 35 steht das Binnenporto von 1/2 Sgr. nach Elberfeld. Dies musste vom Absender bezahlt werden.

    Der Rötelstrich war der taxissche Transit von 1 gGr., der von Preußen zu übernehmen war.

    Grüße von liball

  • Hallo liball,

    wo du es schreibst: den halben Sgr hatten wir schon bei einem anderen Brief von Langenberg.

    Mir ist immer noch nicht klar, von wem die schwarze 4 unter dem Bruchstrich stammt. Sollen das 4 xr für den 1 gGr Transit sein?

    beste Grüße

    Dieter

    PS: Ich bin der Meinung, daß der Beitrag nach Preußen - Bayern verschoben werden sollte.

  • Lieber liball,

    danke für deine Erweiterung der Erklärung.

    Schlängel links der 35 = 1/2 Sgr. Binnenporto Langenberg - Elberfeld

    Rötelstrich links = 1 Sgr. taxisscher Transit

    4 schwarz?

    12 blau = bayrisches Inlandsporto (die wurden später auf 14 Kreuzer erhöht)

    20 blau = fälschlicherweise als 5 gute Groschen interpretiert

    ergibt dann 34 Kreuzer zuzüglich 1 Kreuzer Botenlohn ergibt dann die

    35 Kreuzer rechts.

    Habe ich das so richtig verstanden?

    Woran kann ich denn erkennen, dass der Brief in Nürnberg taxiert wurde?

    @ Dieter

    Der Stempel ist etwas über 27 mm lang, er ist rechts etwas ausgedehnt, wird also wohl doch der 1904-1 sein.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    wie Ralph schon geschrieben hat, wurde mit der schwarzen 4 das bayerische Porto auf 14 Kr. berichtigt, in dem man die 2 überschrieben hat. Einen ähnlichen Brief aus meinem Archiv habe ich angehängt, er ist von 1822.

    Mit der blauen 20 wurde die preußische Forderung von 5 gGr. in Auslage genommen, die von Preußen nicht angeschrieben wurden. Fälschlicherweise war hier gar nichts. Preußen hat zwar zum 1.1.1822 den Silbergroschen eingeführt. Dies galt jedoch zunächst nur im Inland. Im Postverkehr mit Bayern kamen bis zum nächsten Postvertrag 1834 weiterhin gute Groschen zur Anwendung.

    Dass der Brief in Nürnberg taxiert wurde, erkennt man am Auslagestempel. Dieser Typ auf deinem Brief wurde in Nürnberg verwendet. Augsburg hatte einen ganz anderen Auslagestempel. Ansonsten hast du alles richtig verstanden.

    Grüße von liball

  • Lieber liball,

    danke für die Erläuterung.

    Ralph's Anmerkung "Die preussische Taxe hat man in Nürnberg (nicht Augsburg) wohl als 5 GGr. interpretier" hatte ich so verstanden als wäre das fälschlicherweise passiert.

    Ist dein Beleg von Gebrüder Colsman?

    Ist der Stempel LANGENBERG 1904-1 oder -2?

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    ob der Beleg von den Gebrüder Colsman ist, kann ich leider nicht sagen, da ich hiervon nur eine Kopie der Vorderseite habe. Wenn die Angaben im Feuer stimmen würden, könnte es nur 1904-1 sein. Auf die Angaben der Jahreszahlen kann man sich jedoch nicht verlassen.

    Im Anhang mein frühester Brief aus Langenberg vom 7.8.1819 mit dem Einzeiler Langenberg. Hier waren die Gebrüder Colsmann der Absender.

    Das besondere an diesem Brief ist der PRE.R.P. Hier ist nicht bekannt wo er verwendet wurde und welche Bedeutung er hat.

    Grüße von liball

  • Lieber Peter,

    wie liball richtig schreibt, wurde von Bayern bis zum neuen Vertrag in 1834 immer noch mit gGr gerechnet, obwohl diese vor mehr als 10 Jahren in Preußen vom Sgr abgelöst wurden. Der gGr wurde im Verhältnis 1 : 4 in Kreuzer umgerechnet. Der gGr war wertvoller, da von ihm 24 auf den Taler kamen. Beim Sgr waren es hingegen 30 auf den Taler.

    beste Grüße

    Dieter

  • Lieber liball,

    nun habe ich doch noch eine Frage zu den Laufwegen der Briefe von Langenberg nach Kempten.

    Zwei Belege aus meinem Bestand, 1820 und 1823, wurden in Langenberg aufgegeben und erhielten in Nürnberg einen Auslagestempel. Weitere Belege, 1826 und 1837, wurden in Langenberg aufgegeben und erhielten in Augsburg einen Auslagestempel. Zwei Forwarded-Briefe, 1812 und 1818, allesamt in Langenberg geschrieben aber erst in Frankfurt aufgegeben, erhielten ebenfalls in Augsburg einen Auslagestempel. Bitte erkläre mir mal leichtverständlich die Zusammenhänge.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    die Briefe wurde nicht einzeln nach Bayern befördert. Sie wurden vielmehr in geschlossenen Amtspaketen spediert. Im Postvertrag zwischen Preußen und Bayern 1816 wurde in Art. 17 festgelegt, dass solche Amtspakete zwischen Köln und Augsburg sowie Köln und Nürnberg versendet werden.

    Dies bedeutet für deine Briefe, dass die Sendungen aus Langenberg über Elberfeld nach Köln transportiert wurden. Dort kamen sie in das Amtspaket nach Augsburg bzw. Nürnberg. Da diese Amtspakete nicht täglich liefen, kamen deine Briefe in das Amtspaket, das als nächstes von Köln abging. Daher einmal der Auslagestempel von Augsburg und dann der Auslagestempel von Nürnberg.

    Man spricht hier von einem geschlossenen Amtspaket, da dieses Paket erst in Augsburg bzw. Nürnberg geöffnet wurde und dann das fremde Porto in den Auslagestempel geschrieben wurde.

    Auch die Briefe aus Frankfurt liefen im geschlossenen Paket nach Augsburg, wurden dort ausgepackt, der Auslagestempel abgeschlagen, die entsprechenden Taxierungen angebracht und dann nach Kempten weitergeleitet.

    Grüße von liball

  • Lieber liball,

    danke für deine umfassenden und für mich verständlichen Erklärungen.

    Leider verstehe ich nicht immer alles sofort und deshalb dauert es bei mir manchmal etwas länger.

    Während der Laufzeit des Postvertrages Bayern-Preußen von 1816 ging die Post von Langenberg (Rhld.) immer zum vorgesetzten Postamt Elberfeld, wofür 1/2 Sgr. Binnenporto anfiel. Von Elberfeld ging die Post nach Bayern immer nach Köln. Von dort ging die Post nach Bayern im geschlossenen Amtspaket, je nach Fahrplan, immer entweder über Augsburg oder über Nürnberg. Habe ich das so richtig verstanden?

    Liebe Grüße

    Peter