Einkreiser Nürnberg Bahnhof Markenzeit

  • Liebe Freunde,

    manchmal kauft man Briefe einfach deswegen, weil die Optik dessen, was man veranschaulichen möchte, passt, auch wenn sie sich sonst eher durchschnittlich präsentieren und sogar hinten und innen nicht zu glänzen wissen.

    Auf dem Weg zum dokumentarischen Stempel gab es ein Wettrennen zwischen der Post und Privaten bzw. Firmen, die beginnend mit dem Ende der 1860er Jahre auch ihre Briefe mit umfassend informierenden Stempeln versehen wollten und dabei nicht immer auf die qualitätiv schwankenden Leistungen ihrer Aufgabepost vertrauen wollten.

    Die Firma Scharrer & Söhne in Nürnberg, im Hopfenhandel involviert, sandte am 1.6.1869 einen einfachen Brief an die Firma Leonhard Eckert, Hopfenverkäufer, in Lauf ab. Sie gab ihn am heimischen Bahnhof auf, wo die Marke und der Brief selbst mit dem modernen Einkreisstempel mit Angabe des Datums, des Monats, des Jahres und der 2-Stunden-Angabe bedruckt wurde - präziser ging und geht es nicht.

    Aber das scheint nicht immer dort der Fall gewesen zu sein, denn über dem Aufgabestempel der Post thront noch einer des Handelshauses, in dem bis auf die Stundenangabe alles so "kopiert" wurde, wie beim originalen Poststempel selbst, jedoch noch mit dem Namen des Absenders. Im Inneren nahm man Bezug auf ein eingehendes Schreiben vom Vortag (!) und man erkennt daraus, wie schnell die "gute, alte Zeit" doch geworden war.

    Im Briefinneren erkundigt man sich nach Menge, Qualität und sonstigen Umständen des aktuellen Hopfenanbaus und fragte beim Empfänger an, wie viele leere Säcke dieser noch von der Absenderfirma dort hätte. Aber das ist ein anderes Thema (Emballagen waren für die damalige Zeit sehr wichtig, ihr Hin- und Hertransport, ihre Kosten, ihre Kurse, Preise usw.), auf das ich heute nicht hier eingehen möchte und das eher zur Wirtschaftsgeschichte zählt.