• Lieber Ralph,

    ich habe mir den Brief angesehen. Das übersteigt meine Kenntnisse bei weitem. Mit der Schrift komme ich noch halbwegs klar, aber die Sprache scheint doch sehr lokal geprägt zu sein. Ich versuche mal, die ersten beiden Zeilen zu übertragen:

    Cher & amis figliol & dschandar Saliids Cordials & che daparte & che daparte miao cheras figlias.

    Ich verstehe lediglich, daß es anscheinend Grußworte an (oder von) nahestehende Personen sind.

    viele Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    erst einmal danke für den Versuch - im Engadin hat man damals (heute eher weniger) eine eigene Sprache gesprochen, daher habe ich befürchtet, dass wir das heute nicht mehr transkribiert bekommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Dieter,

    der Übersetzer schlägt vor, dass es korsisch ist:

    Lieber Sohn und Freund

    viele Grüße davon abgesehen meine lieben Töchter.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo zusammen

    Hier nun ein Faltbrief von Genf geschrieben am 6. August 1850 nach Potsdam.

    Aufgegeben in Genf am 12. August 1850, weiter über Zürich, St. Gallen 14. August 1850, über Lindau,

    Nürnberg 15. August 1850, Ausg. 17. August 1850 N4 nach Potsdam.

    Das Porto kann ich leider nur teilweise erklären, bin aber sicher, dass hier die nötigen wissenden Kollegen sind die den Rest entschlüsseln können.

    Das Porto ist insofern interessant, weil Genf in der Übergangszeit und zu Beginn der Markenzeit noch mit Centimes rechnete. Die einheitliche Währungsreform kam ja im Jahr 1852.

    Der Brief durch die Schweiz lag im 4. Rayon (über 40 L. = Lieues entsprechen der späteren Bezeichnung der Wegstunden)

    Bis 1/2 Loth = 30 Centimes von Genf aus betrachtet. Vom Schweizer Inlandporto aus betrachtet

    20 Rappen für den 4. Briefkreis. Dies wurde jedoch in Kreuzer rot auf den Brief notiert (Rot 16).

    Was nun aber die schwarz zwei mal notierte 4 1/2, die schwarze 3 unten oder die schwarze 1 zu bedeuten haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Lediglich die blaue 7 stammt, glaub ich zu wissen, von Preussen.

    Der schwarze 2 Kreis von St. Gallen ist entgegen der Klassifizierung von Winkler gar nicht häufig zu finden. Oder kann mir jemand ein paar Exemplare zeigen aus dem Jahr 1850?8o

    Gerne lese ich die Aufschlüsselung dieser Taxvermerke und bedanke mich schon einmal bei Euch dafür.

    Rückseite um 180 Grad gedreht um die Stempel besser lesen zu können.

  • Lieber José,

    da hast du nicht nur aus Schweizer Sicht eine kleine Granate aus dem Netz geangelt:

    16x für die CH bis Lindau ist richtig. In Nürnberg wurden hierfür gleich 4 1/2 Silbergroschen angesetzt, also praktisch mundgerecht für die Abgabepost in Preußen.

    Bayern erhielt ab dem 1.7.1850 (Gründung des DÖPV, sehr früher Auslandsbrief dafür!!) 3 Sgr., die unter dem Nürnberger Auslagestempel stehen und addierte dies gleich korrekt auf 7 1/2 Sgr., die Preußen in blau wiederholte, weil dort das Porto immer blau, das Franko aber in rot zu notieren war und schwarz folglich in der preussischen Farbenlehre der Taxen gar nicht mehr vorkam.

    Den hätte ich auch genommen und das, obwohl ich nicht gerade wenige Briefe CH - BY habe. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieben Dank für dein Lob Ralph

    Der erwähnte Auslagestempel ist das der der vorne als halber Kreis zu sehen ist?

    Nur damit ich auf meinem Blatt alles richtig deklariere…

  • ... ja, Nürnberger Auslage nur auf Auslandsbriefen vorkommend (bzw. bis 1851 auch auf Postvereins-Portobriefen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    30 Centimes oder 20 Rappen für den 4. Rayon, das passt nicht zu den 16 Kreuzern. Auf Basis eines Umrechnungskurses von 2,5 Rp = 1 Kr. müssten es 40 Rappen gewesen sein, die Taxe für die 3. Gewichtsstufe 1 bis 1 1/2 Loth im 4. Rayon. Wo ist mein Denkfehler?

    Viele Grüsse

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    vermutlich galten noch die Altverträge mit Genf und Zürich, denn die 16 hat sicher Zürich geschrieben und die wollten und bekamen sie auch von Bayern.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend Bruno und Ralph


    Also folgendes,

    1. Man sollte denken beim schreiben.

    2. man sollte die Augen offen halten beim begutachten.

    Beides ist an einem Sonntagmorgen schwierig.😀


    Natürlich hat Bruno recht. So geht es nicht.

    Von Genf nur schon in der 2. Gewichtsstufe wären 45 Centimes fällig gewesen.


    Bei der roten Taxzahl handelt es sich um eine 20. Diese wurde korrekt in Zürich notiert.


    Ralph hat vor kurzem von R. , der diesen Brief von mir gemeldet bekam gezeigt, jedoch in Gegenrichtung. Dort ist ebenfalls diese Portovariante beschrieben mit derselben Taxierung.

  • Lieber Dieter,

    16 durch 3,5 = 4,5. Bei Auslandsbriefen war paritätisch abzurechnen, also 1 Sgr. = 3,5x.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... aber besser, als auf 5 Sgr. aufzurunden, weil das waren ja auch nur 17,5x und wurde mit 18x berechnet. 2 Aufrundungen hintereinander war des Guten (Schlechten) wohl zuviel.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Werte Sammlerfreunde


    Ich möchte euch einen Brief von Brig über Basel und Berlin nach Rhein (Ostpreussen und heute Polen) vorstellen und bezüglich Leitweg / Tariferklärung und Bemerkung zur Diskussion stellen

  • Leitweg:

    Der Portobrief wurde von "BRIG" via Vevey ("TV" = "Transit Vaudoise") und Bern nach Basel spediert. Ab 1844 erfolgte infoge des Ausbaus der Eisbahn, die Spedition nach Ostpreusen über Basel – Lörrach – Bischoffsheim - Karlsruhe - Heidelberg – Würzburg nach Berlin (Ovalstempel "BADEN"). Von hier weiter nach Rhein (seit 1945 Ryn in Polen) bei Rastenburg (Kreis Lötzen seit 1945 polnisch Kętrzyn) in Ostpreussen.

    Tariferklärung:

    4 Kreuzer für Wallis/ Waadt und 6 Kreuzer für Bern bis Basel machen 10 Kreuzer aus plus rot 12 Kreuzer Transit Baden ergeben die angeschriebenen 22 süddeutschen Kreuzer oder umgerechnet und aufgerundet 6 1/2 Silbergroschen (22 Kreuzer : 3,5 = auf den nächsten 1/4 aufgerundet = 6 1/2).

    Baden taxierte in süddeutschen Kreuzern und Preussen in Silbergroschen. Tarif von Preussen 18.8.1844 – 31.12.1849. Die Progressionsgrenze von 2/8 Unzen galten nur in der Schweiz und für Baden. In Preussen waren es 3/4 Unzen. Dennoch scheint es, dass nun Preussen so dreist war und auf dem Vorporto noch den Zuschlag von 50% draufschlug, ohne zu zahlen (??) und rot 9 3/4 Silbergroschen notierte. Innerpreussisch war die Maximalgebühr laut Tarif vom 18.8.1844 6 Silbergroschen für den einfachen Brief bis 3/4 Unzen, was zusammen die angeschriebenen 15 3/4 Silbergroschen ergeben.

    Bemerkung : der Ovalstempel "BADEN" wurde für Briefe nach Westpreussen in Koblenz angebracht und für Briefe nach Ostpreussen in Berlin?

    Mit Sammlergruss

    Valesia