1.7.1806 - 31.12.1808 - Willkürtaxierung

  • Liebe Sammlerfreunde,


    Achim schreibt in der Sondernummer 88 der POSTGESCHICHTE "Das Ordrebuch des Oberpostamtes Innsbruck 1807 - 1814" folgendes: 4.10.1807 Die Taxierung schwerer Briefe soll nur noch nach dem tatsächlichen Gewicht erfolgen. Ein einfacher Brief wiegt nicht mehr als 1/2 Loth. Einschlüsse werden weder bei der Auf - noch Abgabe ferner berücksichtigt. Dazu merkt Achim an: Diese Verordnung beweist, daß auch in Tirol die willkürliche Taxierung bei Einschlüssen üblich war. Wir kennen dieses Verfahren vor allem bei der Reichspost. Da uns aber Briefe vorliegen, vor allem aus Südtirol, die auch 1808 noch eine "Willkürtaxe" von 29 Kreuzer zeigen, die durch die Tarife nicht gedeckt ist, liegt der Schluß nahe, daß die zitierte Anordnung nicht überall in gleicher Weise befolgt wurde. Dazu ist ein Inlandsbrief von Rovereto nach Bozen abgebildet, der eine Taxierung von 29 Kreuzer aufweist. Hierzu kann ich auch einen Brief von Rovereto nach Bozen vom 20. November 1807 zeigen, der eine Taxierung von 19 Kreuzer aufweist. Wahrscheinlich hat man bei Briefen mit Einschlüssen bis 1/2 Loth, statt 10 Kreuzer, 19 Kreuzer rh. kassiert und bei Briefen zwischen 1/2 - bis 1 Loth, statt 20 Kreuzer, 29 Kreuzer rh., als Abgangsporto, wie im Buch abgebildet.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    leider ist mein Italienisch mittlerweile so schlecht geworden, dass ich den Inhalt nicht sicher lesen kann. Wenn Einlagen im Brief gewesen wären, würde man sie wahrscheinlich benannt haben. Vlt. kann ein Kenner der ital. Sprache den Brief transkribieren und uns somit aufklären?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    es geht in diesem Schreiben um die Bezahlung einer Lieferung von 1000 ?? und deren Bezahlung. Aus den Modalitäten werde ich nicht schlau: Er schreibt von Wechseln über 97¾ x 120, die 1173 Gulden ergeben und die man gutschreiben möge. Weiter unten wird ein Scheck über f. 173 x36 erwähnt und ein anderer über f. 500 = f. 673 x 36 die man seinem Konto zurechnen möge.


    beste Grüße

    Dieter

  • Lieber Ralph und Dieter,


    herzlichen Dank. Wie vermerkt, war dies, wie Achim in seinen Buch schreibt, eine "Willkürtaxe". Man vermutete Einschlüsse und schrieb daher eine willkürliche Taxe auf den Brief. Hier, statt 10 Kr. - 19 Kreuzer rh. für diesen Inlandsbrief.



    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    ich habe das auch in einem seiner Bücher gelesen, die bei Michel zum Sonderpreis angeboten wurden. Aber frag mich nicht nach der Seite. ;)


    liebe Grüße

    Dieter


    PS: eine schöne, relativ leicht lesbare Schrift

  • Liebe Freunde,


    schade - hätte gerne einen entsprechenden Vermerk gesehen; bei der Menge von Menzbriefen wird sich auch sicher noch das ein oder andere Stück mit dieser Taxierung finden, das im Text eindeutiger ist, als dieser Brief hier.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Hermann,


    nachdem ein einfacher Auslandsbrief zu dieser Zeit 19 Kr. kostete, könnte dem Postler auch einfach ein Fehler unterlaufen sein.


    Grüße von liball

  • Hallo Karl,


    vielen Dank.

    Das glaube ich nicht. Beim Brief von Achim mit 29 Kreuzer Taxierung in dem Buch, ist der Absender und der Empfänger derselbe. Wahrscheinlich war der Absender bekannt dafür, Einschlüsse einzulegen.


    Beste Grüße von Hermann

  • ich würde auch dem Hermann zustimmen.

    Die Sachlage ist,

    Im Jahr 1808 liegen von dem Absender Bettini in Roveredo (es gibt auch eine Niederlassung in Wien) nach Bozen vor:

    32 Stück mit Taxe 10 kr (normal, wenn auch teuer)

    28 Stück mit 19 kr

    10 Stück mit 29 kr

    2 Stück mit 38 kr.

  • Lieber Achim,


    herzlichen Dank. Nur gut, daß es das Menzarchiv gibt. Dann hat man bei dem Absender bei vermuteten Einschlüssen bei der ersten und zweiten Gewichtsstufe, jeweils 9 Kreuzer, bzw. bei den Briefen von 1 bis 1 1/2 Loth (dritte Gewichtsstufe) zusätzlich 8 Kreuzer willkürlich draufgelegt.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    zu diesen Thema paßt auch folgender Brief, den ich schon an anderer Stelle gezeigt habe:

    Brief aus Bozen nach Innichen (beide Orte Tirol - Österreich) mit Empfangsvermerk vom 8. Dezember 1803 und Hinweis "ohne Briefe". Hier wurde angezeigt, daß keine Einschlüsse im Brief sind. Habe bisher noch keinen weiteren Brief mit solch einen Hinweis gesehen.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    ich kenne auch keinen weiteren Brief mit dieser Notation - nur von Russland ins Ausland kenne ich Vermerke ähnlicher Art. Werde meine Augen für dich offen halten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Hermann,


    ein wirklich interessanter Brief der belegt, daß das Problem bei manchen Leuten durchaus bekannt war.


    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    nicht nur bei Privatbriefe wandte man diese willkürliche Taxierung an, sondern auch bei dienstlichen Sendungen, wie hier: Dienstbrief "ex offo" vom Kgl. Bayer. Kreisamt Trient (Kgr. Bayern - Tirol) an das kgl. bayer. Rentamt an der Etsch zu Bozen (Kgr. Bayern - Tirol) vom 22. Oktober 1807. Der Absender, das kgl. bayer, Kreisamt Trient, war gebührenbefreit. Das kgl. bayer. Rentamt in Bozen jedoch nicht. Das Halbporto bis 1/2 Loth wäre 10 Kreuzer rh. gewesen. Man verlangte aber willkürlich 19 Kreuzer rh. So etwas habe ich bei Dienstbriefen in Tirol bisher noch nicht gesehen.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    kann es sein, daß der Brief mehr als ½ Loth wog? Der Bogen scheint recht groß zu sein. Er besteht aus dem damals üblichen dicken Material.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,


    vielen Dank. Der Brief ist noch komplett und hat knapp über 8 Gramm, also erste Gewichtsstufe bis 1/2 Loth = bis 8,75 Gramm. Außerdem wäre das Halbporto zwischen 1/2 - und einen Loth Gewicht, 20 Kreuzer rh.


    Liebe Grüße,

    Hermann