Hallo in die Runde,
nachfolgenden Beleg findet man in der Form von anderen altdeutschen Staaten (leider) nicht - und auch vom NDP sind sie keine Massenware:
Brief von Zittau vom 13. Sept. 1871, frankiert mit 1 Gr. nach Leipzig. Möglicherweise in den Briefkasten eingeworfen, stellte man auf dem Postamt (in Zittau ?) fest, dass der Brief bei einem Gewicht von 1 1/8 Loth "unzureichend frankiert" ist und belegte ihn mit 1 Gr. Nachporto.
Bei der Ankunft in Leipzig wurden diese vom Empfänger erhoben und - jetzt kommt's - auf dem Brief mit einer 1 Gr. Marke verklebt, entwertet mit dem üblichen Zweikreiser "Ausgabe".
Freimarke als Portomarke - sicherlich auch für den NDP nichts alltägliches.
Beste Grüße
Schorsch Kemser
http://www.postgeschichte-kemser.com
Nachporto
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hallo Schorsch,
ein außergewöhnliches Stück, Glückwunsch dazu. Leider gibt es das von Preußen nicht.
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Hallo Schorsch,
Achtel - Loth gab es m. W. damals nicht mehr.
"frankiert" schrieb man nicht, sondern "frankirt".
Kein Balken über den "u" von "unzureichend".
Wenn ein Brief der 2. G-Stufe unterfrankiert war, kamen 2 Sgr. Nachtaxe dazu, also hier "noch 2". Die sehe ich nicht ...
Sicher, dass da alles echt ist?
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Hallo Ralph,
wenn ich das Original in Händen halte, gibt es für mich derzeit keinerlei Anzeichen, dass irgendetwas nachträglich "ergänzt" wurde.
Der "Ausgabe"-Stempel vorderseitig, entspricht - wenn auch etwas schwächer abgeschlagen - dem Ausgabstempel rückseitig rechts.
Das mit der Schreibweise sehe ich nicht so streng - Stichwort "Contravention".
Was die Handhabung bzw. Höhe des Nachportos anbelangt, teile ich Deine Sichtweise, wobei mir Robby Bongardt die Existenz weiterer solcher Belege bestätigt hat.
Vielleicht haben wir ja einen NDP-Spezialisten in der Runde, der hierzu etwas sagen kann.
Beste Grüße
Schorsch Kemser -
Hallo,
wie war denn denn das Verfahren zur Zeit Sachsens? Hat sich da was im NDP geändert? Nur so eine Idee.
beste Grüße
Dieter
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Hallo Schorsch,
mag sein - ich würde ihn prüfen lassen, dann ist man sicher.
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wie war denn denn das Verfahren zur Zeit Sachsens?
Es gab kein Zuschlagsporto, vom Empfänger wäre also lediglich 1 Ngr. Nachporto verlangt worden.
Abgesehen von den bereits aufgeführten Ungereimtheiten sprechen aus meiner Sicht drei weitere Aspekte für eine Fälschung:
a) Der links auf der Rückseite abgeschlagene Stempel ist zwar kaum zu entziffern, vom Typ her aber sicher ein Ausgabestempel. Der zweite Abschlag ergibt also wenig Sinn.
b) Angesichts dessen, daß der Empfänger die Zahlung des Nachportos und damit den Empfang des Briefes hätte verweigern können, wäre die Markenverwendung abrechnungstechnisch problematisch geworden. Den Stempel hat ja nicht der Briefträger mit sich geführt, also müßte die Marke bereits im Postamt aufgeklebt und entwertet worden sein.
c) Die Handschrift ist m.E. reines Sütterlin, also nicht zeitgerecht.
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.... und die Ausgabe-Stempel haben eine verschiedene Farbe. Das sollte bei gleichzeitigem Stempeln nicht sein.
Dieter
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...bevor es hier zu Irritationen in Bezug auf das vorliegend zu erhebende Nachporto kommt:
§ 1 des Gesetzes über das Posttaxwesen des NDB i.d.F. vom 4. November 1867
Bei unfrankirten Briefen tritt ein Zuschlagporto von 1 Sgr., ohne Unterschied des Gewichts des Briefes, hinzu. Dasselbe Zuschlagporto wird bei unzureichend frankirten Briefen neben dem Ergänzungsporto in Ansatz gebracht.
https://de.wikisource.org/wiki/Gesetz_%C…eutschen_Bundes
Insofern teile ich die Auffassung von Ralph in post3, dass 2 SGr als Nachporto zum Ansatz zu bringen gewesen wären.
+ Gruß
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Wenn das später heraus kam, dann durfte der falsch taxierende Beamte das aus seiner privaten Tasche bezahlen. Wenn ihm solche simplen, unterfrankierten Briefen schon Probleme bereitet haben sollten, dürfte er bald mehr Geld an die Postverwaltung überwiesen haben, als die an ihn in Forum seines Gehalts ...
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Besten Dank an Tim für die Recherche. Da hat man also im NDB das preußische Verfahren übernommen. Das ist allerdings kein Wunder.
Dieter
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Besten Dank allen für die Rückmeldungen. Habe eben mit Herrn Mehlmann (BPP) telefoniert. Er wird sich das gute Stück mal im Original ansehen. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Beste Grüße
Schorsch Kemser
http://www.postgeschichte-kemser.com -
Danke Schorsch, wäre wirklich spannend den Ausgang der Geschichte hier mitverfolgen zu dürfen.