Die 1866 an Preussen abgetretenen Postorte

  • Hallo Freunde,


    Ein in meinen Augen sehr, sehr außergewöhnliches Los zu der sehr beliebten Thematik der 1866 an Preussen verlorenen Postgebiete in der Rhön entdecke ich gerade im Katalog der neuen Dischinger-Auktion.


    Es handelt sich um eine Nr.15 mit dem geschlossenen Mühlrad der 2. Verteilung "202" von Hilders. Nach neuesten Erkenntnissen (bayernjäger!!!) wurde die Post in Hilders am 14. Januar 1867 an Preussen übergeben. Somit dürfte der 13. Januar der letzte Einsatztag dieses Stempels gewesen sein. Die Wappenmarke gab es aber erst seit dem 1.Januar 1867, d.h. diese Abstempelung war nur 13 Tage lang möglich, und da unterstellen wir noch, dass die Post in Hilders an den dazwischenliegenden Sonn- und Feiertagen geöffnet hatte.


    Ganz egal, ob die Post in Hilders noch mit Wappenmarken beliefert wurde (was ich persönlich kaum glauben kann) oder ob ein Reisender eine solche Marke mit sich führte (denkbar wäre hier vielleicht ein Vertreter, die bekanntlich auf ihren Reisen meist von unterwegs ihre sog. Besuchsankündigungen versandten), diese Marke ist eine große Stempelrarität. Nur schade, dass sie sich nicht mehr auf Brief befindet.


    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle,


    ein sehr interessanter Hinweis.
    Auf Wappenmarke habe ich so etwas noch nicht gesehen.


    Liebe Sammlerfreunde,


    die Exclave Caulsdorf im Thüringer Wald wurde am 24. Januar 1867 an Preußen übergeben.
    Von der erst am 1.10.1862 eröffneten Postexpedition gibt es nur sehr wenige Belege. Möchte
    dazu folgenden Dienstbrief von Caulsdorf nach Ludwigstadt vom 29. Februar 1864 zeigen.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber maunzerle,


    das habe ich ja noch nie gesehen - eine Wappenausgabe mit Mühlrad der abgetretenen Gebiete! :P


    Die Nr. 15 dürfte Ende Dez. 1866 an die Bezirksämter ausgeliefert worden sein - welches Bezirksamt für Hilders zuständig war, kann ich aus der Hüfte nicht sagen. Aber wenn man das heraus bekäme, könnte man heraus finden, ob von der oder den PE dort Verwendungen in den ersten 2 Wochen des Jahres 1867 bekannt sind und seine Schlüsse daraus ziehen.


    Ich denke auch, dass man amtlicherseits diese abzutretenden Orte erst gar nicht mehr beliefert hat, aber beweisen kann ich es nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    eine Nr. 15 mit MR 202 wäre schon sehr außergewöhnlich.


    Ich habe den Stempel mit den mir vorliegenden MR 202 verglichen (soweit dies mit dem hier eingefügten Bild und dem Bild im Dischinger-Katalog möglich ist). Die Ausführung der Zahlen weicht von den mir vorliegenden Stempeln ab, so dass ich annehmen muss, es handelt sich ursprünglich nicht um einen MR 202.
    Vielleicht kann uns kilke da noch weiterhelfen.


    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Sammlerfreunde,


    wenn ich die Abbildung aus dem Auktionskatalog von Anneliese Dischinger
    mit dem Brief aus Hilders vom 21.12.1866 im letzten Rundbrief der Arbeits-
    gemeinschaft Bayern auf Seite 40 vergleiche, komme ich auch dazu, daß
    der Mühlradstempel auf der 3 Kr. Wappen von Ludwigstadt (292) ist.
    Wäre sicherlich eine Sensation gewesen.


    Liebe Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo kilke,


    Da darfst Du mir jetzt nicht böse sein, aber diese Deine Aussage verstehe ich so überhaupt nicht. Man wird doch wohl kaum behaupten können, dass bei dem klaren Abschlag die mittlere Ziffer bei dem Dischinger-Stück eine "9" ist :?: :!: :?: . Auch scheint mir, der ich allerdings ein Mühlradlaie bin, der gesamte Duktus des von Dir gezeigten 292ers ganz anders. Die Zahlen machen einen dickeren, breiteren, gedrungeneren Eindruck. Wenn ich allerdings den Hildersbrief in meiner Sammlung (siehe Anhang) ansehe, dann komme ich schon auch zu dem Schluss, dass das nicht derselbe Stempel ist wie der Dischinger'sche.


    Dennoch möchte ich Dich bitten, Deine These etwas näher zu erklären, so dass auch ich sie verstehen kann.


    Vielen Dank und Grüße von maunzerle :thumbup:

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    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo mauzerle,


    weil es nicht der MR "202" aus Hilders ist, und da sind wir uns doch alle einig, kommt eigentlich nur MR "262" oder MR "292"


    in Frage. Leider lässt sich die Marke nicht vergrössern. Ich meine aber erkennen zu können, dass die "0" mittig links minimal


    auseinanderläuft. Deshalb "292". Der Abschlag stimmt ansonsten mit dem gezeigten Vergleichsstempel "292" überein.


    Für uns Stempelsammler ist solch ein Stempelabschlag, bei dem Stempelteile, warum auch immer, nicht zu sehen sind, nicht


    sammelwürdig (höchstens als Vergleichsmaterial, weit weg von der Stempelsammlung gelagert).


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo kilke,


    Vielen Dank für Deine prompte Antwort. Einig sind wir uns, dass es wohl nicht der 202er von Hilders ist, aber man kann doch bei dem Dischenger-Stück nicht behaupten, dass Teile des Stempels nicht sichtbar wären. Dieser Meinung kann ich mich, Du mögest verzeihen, beim besten Willen nicht anschließen.


    Da jedoch ein zweiter 202er in Hilders ausscheidet, da ein kaputter Stempel in der 2. Verteilung ja sicherlich durch einen offenen ersetzt worden wäre, möchte ich die Frage nach einem Falschstempel aufwerfen.


    Tut mir leid, dass ich hier gegen die Meinung des Fachmanns den "Ungläubigen Thomas" geben muss.


    Nichts für ungut und viele Grüße nach Mörfelden von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Bayernfreunde,


    also an eine gMR 292 von Ludwigstadt glaube ich auch nicht.


    Ich habe von dem Stempel 6 Abschläge auf Einzelmarken und auf Brief. Und alle 6 Abschläge sind glasklar abgeschlagen; eine Verwechslung mit dem gMR 202 ist m.E. ausgeschlossen. Sem schreibt ja auch zu diesem Stempel "meist klar".


    Vielleicht handelt es sich wirklich um eine Stempelfälschung. Aber um das festzustellen, müsste man die Marke vor sich haben. Besser wäre noch, man würde sie prüfen lassen.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Altsax,


    um diesen Brief beneide ich dich nicht erst seit gestern ...


    Ist dir bekannt, welchen Weg er konkret genommen hat, oder ist es so, dass man dies (wie in Bayern) gar nicht erst veröffenltiche?


    5 Tage Laufzeit für sonst einen oder maximal 2 Tage sind allerdings ein Unterschied.


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo mauzerle,


    wenn jemand hier "Stempelfachmann" ist, dann bist du das . Ich kann ein paar Mühlradstempel zeigen, und das


    ist es dann auch schon.


    Ich habe einmal die Marken mit MR "202" Hilders bis "292" Ludwigstadt zusammengefasst, zur nochmaligen Begutachtung.


    An eine Ganzfälschung des Stempels glaube ich nicht. Evtl. wurde der Querbogen der "9" entfernt. Muss aber nicht sein.


    Es gibt immer wieder kuriose Stempelabschläge zu bestaunen. In einem anderen thread sind Mühlradabschläge mit nur Teilziffern


    oder ganz ohne Ziffern gezeigt.


    Man muss natürlich das Original vor sich liegen haben, oder zumindest einen guten scan, um alles besser zu erkennen.


    Vielleicht ist schon eine Ansichtssendung mit der Marke unterwegs, und der Empfänger stellt demnächst hier in diesem thread


    einen guten scan ein.


    Gruss kilke

  • Ist dir bekannt, welchen Weg er konkret genommen hat, oder ist es so, dass man dies (wie in Bayern) gar nicht erst veröffenltiche?

    Lieber bk,


    es existierten dazu Instradierungstabellen, in denen sogar tageszeitabhängig Speditionswege vorgegeben waren, über die ich aber leider nicht verfüge. Zu Friedenszeiten in Betracht gekommen wäre sowohl Beförderung über die Thüringische Eisenbahn als auch über Hof. Da die Linie Leipzig - Hof zur Beförderungszeit unterbrochen war, dürfte die erste Variante gewählt worden sein.


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Hallo kilke,


    Ich danke Dir für Deine netten Worte, die ich aber so nicht stehenlassen kann. Von Mühlrädern verstehe ich fast nichts. Da gibt es für mich nur einen echten Fachmann und der wöhnt in Mörfelden.


    Deine Bilder sind Spitze, aber ich fürchte, sie helfen nicht wirklich weiter. Irgendwie scheint die Sache mysteriös zu sein. Ich bin gespannt, ob sich da noch eine Klärung ergibt.


    Viele Grüße aus Straubing von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Altsax,


    vielen Dank für deine Antwort - ich dachte mir auch, dass eine Versendung über die Linie Leipzig - Hof problematisch gewesen wäre. Bayern war da nicht so kommunikativ, leider!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Zum Ausgangsthema passend nachfolgend ein Brief von Leipzig nach Gersfeld, dessen Beförderungsdauer die kriegsbedingten Verzögerungen bei der Postbeförderung veranschaulicht.


    Lieber Altsax,
    möchte mich hiermit den Neidgefühlen von bayern klassisch anschliessen.
    DAS ist ein Brief ganz nach meinem Geschmack - meine bescheidene 66er-Krieg-Sammlung sehnt sich nach ihm!!!

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Sammlerfreunde,


    kriegsbedingte Umleitungen sind oftmals gar nicht als solche zu erkennen. Lediglich die verlängerten Laufzeiten geben einen Hinweis auf die Transportverzögerungen.


    Da ist mir vor Jahren ein Brief aus Würzbuerg bei ebay untergekommmen, der durch einen handschriftlichen Vermerk und entsprechende Durchgangs- und Abgabestempel eine kriegsbedingte Umleitung dokumentiert.


    Die Beschreibung befindet sich im PDF-Dokument.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    und um den beneide ich dich!! :P


    So können auch scheinbar harmlose innerbayerische Briefe in den Bereich der Extraklasse vorstoßen.


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.