Via Zürich porto in den Aargau

  • Liebe Freunde,


    Probleme bereiten mir Taxen von Briefen aus BY in den Aargau, bei denen die Gewichtsprogression bei der Abrechnung nicht gestimmt haben kann. Vlt. kann jemand Licht in das PO - Dunkel bringen.


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    Ein einfacher, bis 1/2 Münchner Loth wiegender Brief vom 22.8.1848, soll das Problem darstellen. Bayern notierte den Sondertarif von nur 2 Kr. ab Lindau bis zur CH - Grenze. Zürich addierte 6 Kr. Transitporto dazu, so dass sich die 8 Kr. erklären. Der Aargau vermerkte aber 4 Kr. für sich, so dass wir ein Gesamtporto von 12 Kr. haben.


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    Ein Brief der 2. Gewichtsstufe, über 1/2 bis 1 Loth, wurde in München am 19.10.1838 an den selben Empfänger versandt. Der Sondertarif von München bis Lindau von 8 Kr. war daher mit 1,5 zu multiplizieren, was man mit 12 Kr. auch richtig notierte. Dazu kamen 6 Kr. mal 1,5 für Zürich, also 9 Kr., die mit der bayer. Forderung die notierten 21 Kr. ergaben. Zürich notierte hier aber nur 3 Kr. für den Aargau, so dass der Empfänger nur 24 Kr. total zu berappen hatte. Demnach hätte hier das Porto für den Aargau nur bei 2 Kr. gelegen (2 mal 1,5 = 3 Kr.).


    Wie erklärt es sich, dass ein einfaches Porto für den Aargau mal mit 4 Kr. und ein 1,5faches nur mit 3 Kr. angesetzt wurde?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bayern klassisch,


    das Aargauer Porto ist ziemlich unübersichtlich. Ich habe den Eindruck, dass hier nicht immer berechenbar taxiert wurde. Ab dem Postvertrag Aargau-Zürich von 1835, gültig ab dem 1.1.1836, wurde bei den allermeisten Briefen bis ungefähr Mai 1842 immer 2 Kr. angesetzt. Ab Juni 1842 muss es eine Änderung gegeben haben, denn nun wurden fast immer 4 Kr. angesetzt. Diese Gegebenheiten treffen auch auf deine Briefe zu.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    danke für deine Expertise, die sich mit meiner, ohne dass ich es hätte so gut datieren können, deckt. Es bleibt noch viel zu erforschen ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo liball,


    nach Überprüfung hiesiger Bestände kann ich 2 zeigen, die vor 1842 schon die 4 Kr. für den Aargau im 1. Gewicht zeigen:


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    Nürnberg, 13.4.1833, mit 12 Kr. für Bayern, 4 Kr. für Zürich (verstehe ich nicht, sollten eigentlich 6 Kr. sein) und 4 Kr. für den Aargau.


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    Würzburg, 2.5.1834, mit 12 Kr. für Bayern und wieder 4 Kr. für Zürich (!) und 4 Kr. für den Aargau.


    Warum 4 Kr. für Zürich, wenn im PV Bayerns immer von 6 Kr. die Rede ist?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    wenngleich ich das Aargauer Inlandporto im Moment auch nicht aufklären kann, habe ich für die 4 Kr. für Zürich eine Idee.


    In den Verträgen die Zürich mit dem Aargau in den Jahren 1816 und 1829 abgeschlossen hat, wurde vereinbart, dass der Anteil für Zürich bei den Briefen aus Bayern 4 Kr. beträgt und vom Aargau erstattet werden müssen. Dies obwohl nach dem Vertrag mit Bayern eigentlich 6 Kr. angefallen wären.


    Erst im Vertrag 1836 hat sich Aargau verpflichtet bei bayerischen Briefen 6 Kr. zu vergüten.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    das klingt für mich plausibel - ich werde das übernehmen und danke dir dafür. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    eine kleine Ergänzung kann ich liefern: Aargau verlangte zunächst 4 Kreuzer, ab 1836 dann 2 Kreuzer und ab 1841 wieder 4 Kreuzer. So steht es in einem kleinen Artikel in Postgeschichte Heft 71. Es wird vermutet, dass die Erhöhung wohl im Zusammenhang stand mit der neuen Leitung der Briefe über den Bodensee via Romanshorn ab 1842.


    Viele Grüsse
    kantonal

  • Hallo kantonal,


    vielen Dank für diese Information - wird gleich gespeichert und deckt sich auch mit der Expertenmeinung von liball. Ich baue derzeit eine Bayern - Schweiz et vice versa Sammlung auf, daher sind diese Informationen für mich sehr wichtig, weil es ab 1806 losgeht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich 3 Briefe von Bayern nach Wohlen, die alle unterschiedlich taxiert wurden und teils interessant sein dürften.


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    Ein Brief aus Würzburg vom 1.3.1835 macht den Anfang. Er wurde unfrankiert abspediert und kostete bis 1/2 Loth 16 Kr. bis Lindau. Zürich unterstrich Wohlen und notierte 22 Kr., womit man seine 6 Kr. hinzu addiert hatte. Die Gebühr für den Aargau fehlt aber! Oder habe ich etwas übersehen?


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    Ein Brief aus Nürnberg vom 15.3.1843 auch nach dahin zeigt den Vermerk des Absenders unten links: "Strohmuster inliegend ohne Werth eilt sehr".


    Da Expreßbriefe nicht vertraglich geregelt waren, handelte es sich hierbei um einen gewöhnlichen Brief, der den Stempel "Abends" erhielt, weil es auch einen früheren Postabgang an diesem Tag von Nürnberg nach Lindau gab. Nürnberg notierte in typische Tinte seine 12 Kr. bis Lindau, zu denen 6 Kr. für Zürich und 4 Kr. für den Aargau kamen. Die ehemals 6 inliegenden Strohmuster sind heute leider nicht mehr vorhanden. Durch diesen Zusatz wurde der Brief von einer zöllnerischen Maßnahme der Schweizerischen Beamten befreit.


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    Ein Brief aus Lindau vom 4.1.1837 gibt mir Rätsel auf. Er kostete nur 2 Kr. in Bayern bis 1/2 Loth, Zürich verlangte aber 9 Kr. für den Transit, statt deren 6 für einfache Briefe, so dass man ihn dort als Doppelbrief angesehen haben musste. Der Aargau addierte 3 Kr. hinzu (2 mal 1,5 = 3 Kr.), so dass man ihn auch da als doppelt schwer angesehen hatte. Eigentlich kenne ich das Verfahren nur anders herum, also einfach in der Schweiz, aber doppelt in Bayern ... ?(


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo kantonal,


    nein, gab es nicht. Nach meiner Berechnung hätte ein Brief von dort nach GPS 14 Kreuzer kosten sollen (36-42 Meilen war die Tarifzone und die Entfernung betrug 38 Meilen).
    Da man oft bei den Entfernungen sehr großzügig war, sollte 12 Kr. noch gerade so gehen. Ein Brief mit mehr als einem halben Loth hätte aber in diesem Fall immer noch 18 Kr. gekostet ... Auf 16 Kr. komme ich nicht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    es ist mir gelungen, einen von zwei mir bekannten kuvertierten Briefen aus Österreich über Bayern nach der Schweiz zu schnappen.


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    Geschrieben wurde er in Wien am 5.6.1834, aber zur Post gab man ihn erst in Passau am 9.6.1834, was die Dauer von Warensendungen Donau aufwärts demonstriert (da hatte man ihn nämlich einer beigefügt).


    Bayern notierte das Porto mit 16 Kr. bis Lindau, Zürich addierte 4 Kr. auf 20 Kr. und der Aargau ebenfalls für sich 4 Kr., so dass der Empfänger total 24 Kr. zu zahlen hatte.


    Die Ersparnis wird klar, wenn man weiß, dass man von Wien bis zur Grenze 14 Kr. Conventionsmünze hätte frankieren müssen, die ca. 16 Schweizer Kreuzern gleich kamen, so dass die Kuvertierung etwa 40% günstiger kam, als der offizielle Posttransport ab Wien.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Bayern Klassisch,


    ein sehr spannender Brief, wie ich finde und sehr selten noch dazu.... :thumbup:
    Da kann ich dem Bayernexperten nur zum Erwerb gratulieren...


    Ich habe mal bei meinen Briefen nachgesehen und habe einen Brief aus Leipzig
    an den gleichen Adressaten vom18.09.1859.Interessanterweise schreibt der
    Adressat in Leipzig auf Briefpapier des Jacob Isler, Wohlen, Suisse.Der Brief ist
    auf blauem Papier mit Taxvermerk 9(kreuzer) und Rötelvermerk, sowie notiz
    "via Frankfurt am Main"


    Könnte ein schönes Pendant zu Deinem Brief sein, wenn Dich nicht stört, daß er
    nicht aus Bayern kommt...(Auf Wunsch kann ich Ihn einscannen, oder bis Mo warten.-))


    Liebe Grüsse :)
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Oliver,


    stelle ihn doch bitte in den Sachsen - Teil ein - dort gehört er hin und sicher wollen ihn auch andere sehen. Ich sehe ihn ja dann am Montag. ;)


    Ob er über Frankfurt lief, sage ich dir dann. 8)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bayernfreunde,


    ich möchte 2 Portobriefe zeigen, die beide von Röthenbach in Schwaben an die bekannte Isler-Adresse nach Wohlen im Kanton Aargau gelaufen sind.


    Der Brief mit dem schwarzen Halbkreiser von Röthenbach datiert vom 19.8.1834, der mit dem roten HK vom 15.12.1836.


    Beide Briefe haben gemeinsam die von Bayern notierten 3 Kreuzer für die Strecke Röthenbach bis zur nahen schweizer Grenze.


    Bei dem Brief von 1834 wurden dann in der Schweiz 5 Kreuzer für die Strecke von der Grenze bis zur Kantonsgrenze Aargau notiert (= zusammen 8 Kreuzer) und 4 Kreuzer für die Strecke von der Kantonsgrenze Aargau bis Wohlen (= zusammen 12 Kreuzer).


    Der Brief von 1836 kommt auch auf ein Gesamtporto von 12 Kreuzern. Hier wurden jedoch für die Strecke schweizer Grenze bis zur Kantonsgrenze Aargau 6 Kreuzer geschrieben (= zusammen 9 Kreuzer) und nur 3 Kreuzer für die Beförderung innerhalb des Kantons Aargau (= zusammen auch 12 Kreuzer).


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo zusammen.


    Folgenden Brief möchte ich zeigen.


    Aufgegeben am 08.02.1828 in Augsburg und über Zürich nach Wohlen in der Schweiz geleitet.
    Nun mein Versuch die Taxierung zu beschreiben. Die schwarze 8 sind die 8 Kreuzer für Bayern. Zürich 4 Kr.
    Dann komme ich aber auf 6 Kr. für den Aargau.
    Kann das richtig sein?


    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

  • Lieber Kreuzerjäger,


    so isses!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    der liebe liball hatte es hier im Forum schon einmal geschrieben, dass der Brief in Bayern mit 3x Porto anfing und nur Orts- bzw. Lokalbriefe einen ermäßigten Satz von 2x genossen, wobei diese 2x nicht in die Postkasse, sondern in die des Expeditors flossen.


    Eine Ausnahme bildeten Auslandsbriefe in bzw. über die Schweiz, wie ein Beispiel aus Lindau über Zürich nach Wohlen zeigt.


    Bayern setzte 2x an, die kaum zu lesen waren (bei damaligen Lichtverhältnissen zumindest und wohl auch heute), so dass sie die Auslandsabteilung von Zürich mit typisch violetter Tinte unterstrich, ihr Porto von 6x zu 8x addierte und auch gleich 6x für den Aargau hinzu schrieb, so dass der Empfänger total 14x zu zahlen hatte.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde.


    Folgenden Brief möchte ich zeigen:


    Portobrief der 1. Gewichtsstufe mit Muster ohne Wert.


    Am 03.03.1848 schrieb J. Georg Rupp, wohnhaft in Lindenberg, einen Brief an J. Isler&Comp in Wohlen (Schweiz).
    Aufgegeben am 03.03.1848 in Röthenbach (Bayern) über Lindau, dann mit dem Dampfschiff über den Bodensee bis Rorschach. Am 05.03.1848
    erreichte der Brief Zürich und wurde von dort weiter nach Wohlen spediert.


    Die Taxe setzte sich folgendermaßen zusammen:


    3 Kr. berechnete Bayern bis Lindau (in schwarz vermerkt). Zürich erhielt 6Kr. + 3 Kr. = 9 Kr.
    Mit den 3 Kr. von Bayern als 12 Kr. (in rot) angeschrieben.
    Der Aargau erhielt 4 Kr. + 2 Kr. = 6 Kr. Diese wurden mit den 12 Kr. addiert und unter dem Bruchstrich als 18 Kr. (in rot) vermerkt.


    Der Empfänger musste also 18 Kr. bezahlen.


    Bei innenliegenden Mustern (hier „Einliegend Muster ohne Werth“) gab es keine Taxermäßigung.


    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

  • Liebe Sammelfreunde


    ob der Brief jetzt hier hinein paßt, keine Ahnung.


    Er datiert vom 06.06.1833 aus Dessau und lief über Hof an die allen bekannte Adresse in Wohlen.
    Laut dem was ich erkenne, hat man 4 Sgr. für Preussen angeschrieben und dies jedoch in 18 Kreuzer reduziert und in Hof in Auslage genommen. Weiterhin sind nun weitere 12 Kreuzer Transitporto durch Bayern notiert worden, also bis dahin 30 Kreuzer. Nun kamen 6 Kreuzer für Zürich und weitere 2 Kreuzer für Aargau hinzu, so das sich total 38 Kreuzer ergeben.
    Über Anmerkungen würde ich mich freuen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf