Notausgaben der Hochinflation

  • Hallo,

    da wird ein neues Thema aufgemacht und schon wächst das Interesse.

    Ein Besuch bei meinem Händler heute und ich wurde fündig.

    Paketkarte von 2.9.1923. Das Paket 10 Kg auf die Transportentfernung bis 375 Km

    erfordert 1 Million Mark Gebühr.

    10 Stück der 288 ( 75000 M.) =750000 Mark

    8 Stück der 284 ( 30 000 M.) =240000 Mark

    10 Stück der 252 ( ab Jan.1923 am Schalter) = 10000 Mark

    Beste Grüße vom sehr zufriedenen Bernd

  • Was noch fehlt wäre eine Teilbarfrankatur, und da will ich mal Abhilfe schaffen.

    Postkarte von Neuruppin nach Berlin. Kostete 100.000 M.

    77.480 M als Aufbrauch frankiert, den Rest bar bezahlt.


    viele Grüße von woodcraft


  • Hallo,

    eine Rohrpostbeförderung zum PA 18 in der Mönkebergstrasse ist möglich (Anschluss an das Rohrpostnetz war vorhanden), jedoch eher unwahrscheinlich.
    Die wahrscheinlichste Postbeförderung war für die paar hundert Meter die Strassenbahn vom PA 1 am Bahnhof zum PA 18. Von dort wurde die Eilzustellung zum Alsterdamm (heute Ballindamm) erledigt.

    Eine Rohrpostbeförderung ist meiner Meinung nach nur dann wahrscheinlich, wenn das Zielpostamt (oder wenn das Telegraphenamt auf dem Weg zum Ziel liegt) einen Rohrpostanschluss hat und entweder Stempelvermerke darauf hindeuten oder die alternative Beförderung mit der Strassenbahn nicht in Betracht kommt. Betriebszeiten der Strassenbahn waren glaube ich zwischen 7 und 22 Uhr. Für einen solchen Fall müsste dann der Ankunftsstempel vom PA 1 und dem nächsten Zielpostamt außerhalb dieser Zeiten liegen.


    Grüsse philast

    2 Mal editiert, zuletzt von philast ()

  • Hallo woodcraft,

    Teilbarfrankaturen sind mit das Beste was es gibt. Keine anderer Beleg kann die besonderen Verhältnisse dieser Zeit besser darstellen.

    Deiner ist auf Grund einer kleinen Zahl ein absoluter Traumbeleg.

    Der Beamte notierte vor seinem Signum 23 000 M. Diese Gebühr wurde bezahlt, das rechnete er ab.

    Er konnte gar nicht anders, als diese runde Zahl einzufordern.

    Er durfte es eigentlich nicht, aber bedenke, wie sollten 22520 Mark am 21.9.1923 bezahlt werden?

    Angenommen der Einlieferer reichte ihm 23000 Mark, das er 520 Mark in Kleingeld in der Kasse hatte ist vollkommen abwegig. Sollte der Einliefer ihm Kleingeld aus alten Bestand ( es brauchte 10 oder 20 Markscheine !!) übergeben , wäre die Abendabrechnung schwierig. Die 480 Mark waren 0,48 % der Gesamtgebühr.

    Gratuliere zu der Super-Fernkarte

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,

    mit deiner hervorragenden Erklärung hast du Aspekte aufgezeigt, die ich

    so noch nicht bedachte.

    Vielen Dank dafür.:)


    viele Grüße von woodcraft

    • Offizieller Beitrag

    Hallo philast,


    vielen Dank für die umfassenden und gut nachvollziehbaren Erläuterungen.


    Aber auch die Ausführungen von Bernd zur Teilbarfrankatur sind sehr instruktiv.


    Danke & Gruß
    Michael

  • Hallo,

    Paketkarte vom 9.10.1923 portogerecht für ein Paket 7 Kg über 375 km Entfernung mit 27 Millionen Mark frankiert. Schön die Verwendung der 400 Tausend auf 40 Pfennig. Marken der Serie mit dem "sägezahnartigen Durchstich" sieht man bedeutend seltener auf Belegen.

    Tillowitz in Oberschlesien war ein kleiner Ort, deshalb frankiert. Warum siehe unten.

    Frankierte Paketkarten der Zeit sind selten, weil sie eigentlich nur aus kleinen Postämter kommen konnten.

    Beste Grüße Bernd

  • Liebe Sammelfreunde


    eine nicht so schöne Teilbarfrankatur kann ich auch vom 19.10.1923, der Letzttag der PP20, aus Dessau zeigen. Es handelt sich um einen eingeschriebener Brief über 20 bis 40 Gramm nach Buenos-Aires.

    Das Gesamtporto betrug 27.500.000 Mark, wovon 5.000.000 Mark für die Einschreibung und 15.000.000 für die erste Gewichtsstufe + 7.500.000 Mark für die zweite Gewichtstufe.

    Mit Marken wurden nur 15.000.000 Mark verklebt, also nur für die erste Gewichtsstufe, der Rest von 12.500.000 Mark wurde bar bezahlt.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Ulf,

    ungewöhnlicher Brief. Eigentlich versuchte die Reichspost Teilbarfrankaturen ins Ausland zu vermeiden. So etwas war im Ausland schwer zu verstehen. Die 7 Marken hat wohl der Absender verklebt.

    Ein Postbeamter, der so klebte, nahm vom Bogen immer die Reihen von hinten, da konnte er abends die Restmarken besser zählen. Also hätte er noch 8 Reihen plus 3 Marken gehabt. sollte es an den 500000 Mark gescheitert sein. Wir werden es nicht erfahren.


    Fernbrief portogerecht mit 10 Millionen Mark frankiert mit 4 Marken der 312 Aa und einer 312 Aa III.

    Diese Marke war ein OPD- Marke und wurde dezentral in Zeitnot überdruckt. Da konnte es schon passieren, das unten ein Strich nicht gesetzt wurde. Bei der linken sind es nur 20 an Stelle der gewollten 21. Meist leicht zu erkennen, man sieht etwas mehr von der Schrift. Für alle Plattenfehler gilt:

    Diese kauft man nicht, die findet man ! Somit sind Katalogwerte meist Schall und Rauch, die Klassik ausgenommen.In meinen Michel von 2010 gibt es die Marke auf Brief nicht.

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo zusammen,

    vor ettlichen Jahren hatte ich Massenfrankaturen der Inflazeit zusammengetragen.

    Das hier ist eine davon, ein Ortsbrief innerhalb von Düsseldorf vom Finanzamt

    an Herrn Seitz vom 3.10.1923.

    Frankiert mit 32x MNr.288, was gesamt 2,4 Mio. ergibt.

    Unklar ist mir - wie setzt sich das Porto zusammen und wieso wurden keine

    Dienstmarken verklebt?


    viele Grüße von woodcraft


  • Hallo woodcraft


    der Ortsbrief stammt aus der PP19, und da galt für einen Ortsbrief zwischen 250 bis 500 Gramm eben 2,4 Millionen Mark, also alles richtig.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo ,

    Ulf liefert eine Erklärung die passt, aber ob es so war können wir nicht wissen.

    Fakt ist, der Hinweis " Brief mit Zustellurkunde Vereinfachte Zustellung " ist nicht gestrichen.

    Diese Versandart hätte 800 Tausend Briefporto plus 2 Millionen Mark Zustellgebühr verlangt.

    Damit wäre der Brief unterfrankiert. Aber es ist auf dem Umschlag nichts zur Zustellung vermerkt, das war zwingend. Somit ist Ulfs Berechnung möglich , aber über 250 gramm ?.

    Der Brief ist unglaublich interessant ( Datum 3.10.1923).

    Am 29.4.1920 endeten alle Aversionalverfahren der Reichspost für mindestens 3 Jahre.

    Am 1.10.1923 wurde für alle Behörden, die aus dem Reichshaushalt bezahlt wurden, das Verfahren wieder eingeführt. Es wurde das Frankieren mit Dienstmarken für diese Behörden eingestellt. Zwingend war das Siegel mit dem Reichsadler.

    Das hat der Brief und der Einlieferer notierte handschriftlich " Frei durch Ablösung Reich".

    Er ging zur Post und die hatten die Verordnung besser gelesen und sagten : Nein, Ortsbriefe sind nicht abgelöst. Somit musste frankiert werden.

    Erst ab dem. 16.11.1923 wurden Ortbriefe in den Aversionalvertrag aufgenommen.

    Anfang der Woche kam der Inflabericht 280 bei mir an.

    Der Sammler Alexander Predojevic stellt darin phantatische Belege vor, die ich in 25 Jahren Infla noch nie gesehen habe . Aversionalvertragsbriefe aus Oktober-Dezember 23 mit frankierter Zusatzleistung.

    Ich erlaube mir eine Seite ( von 5) zu zeigen, ich hoffe das darf man?

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd und Andere


    Du schreibs folgende:

    "Am 1.10.1923 wurde für alle Behörden, die aus dem Reichshaushalt bezahlt wurden, das Verfahren wieder eingeführt. Es wurde das Frankieren mit Dienstmarken für diese Behörden eingestellt. Zwingend war das Siegel mit dem Reichsadler."

    Dann verstehe ich weil ich keine Dienstbriefe nach 1.10.1923, aber ein habe ich noch.


    Ich schaue hier ein Dienstkarte aus Lauf nach München, gesendet am 2.10.1923 Porto 800.000 Mark Frankiert mit Dienstmarken.


    Viele Grüße

    Jørgen

  • Hallo Jørgen,

    eine schöne Karte mit Dienstmarken.

    Beim Aversionalverfahren musste der Absender ( NIcht der Empfänger) berechtigt sein.

    Er musste das Dienstsiegel haben.

    Der Bezirksarzt von Lauf war das natürlich nicht, der benutzte weiterhin die Dienstmarken.

    Beste Grüße Bernd

    Lieber Jørgen, ich habe entdeckt, das wir beide schon im April 2010 Belege auf den philaseiten ( ich = BD) vorgestellt haben. Über 10 Jahre sind wir dem Hobby treu geblieben und schreiben in Foren, das ist Super !

    Alles Gute an dich von Bernd. Bleibe Gesund und mache weiter.

  • Hallo Bernd

    Danke für dein Antwort, ich hatte später gesehen das dr Absender ein Dienstsiegel haben.

    Lieber Bernd, ja es ist viele Jahre das wir geschrieben haben auf der Forumseite, ich schreibe nicht so viel mehr aber lesen das gerne. Briefe sammeln ich noch wieder und bekommen ab uns zu schöne Sachsen.

    Auch alles gute an dich von Jørgen, ich bin noch wieder gesund und ich hoffe das gleiche für dich.

    Liebe Grüße

    Jørgen

  • Hallo Ulf und Bernd,

    nochmals zu meinem Brief aus Post 31, daß ein Brief von 250-500g 2,4 Mio. kostete hab ich gesehen.

    Aber in diesem Brief kann soviel Papier niemals verschickt worden sein. Passt einfach nicht rein.

    Die Zustellurkunde war doch eine Sonderleistung, die extra kostete, meine Frage dazu wäre,

    wieviel kostete diese? Da finde ich keine Angaben.


    viele Grüße von woodcraft

  • Servus zusammen,

    glaube auch nicht das es ein Brief von 250g bis 500g ist, kann mir aber auch keinen Reim auf die Frankatur machen.


    Porto Periode 19 vom 1.10. bis 09.10 1923

    1. Gebühr für einen Ortsbrief bis 20g = 0,8 Mio

    2. Zustellgebühr Urkunde = 2 Mio

    3. Für die Rücksundung der Urkunde Gebühr für den einfachen Ortsbrief = 0,8 Mio

    zusammen 3,6 Mio


    @ woodcraft

    empfehlen kann ich hier das Infa Büchlein Nummer 12 (Tarife für Brief- und Paketpost vom 1.7.1906 bis 31.12.1923) von Helmit Oechsner, dieses begleitet mich schon einige Jahre und ist wirklich ein treuer Diener für meine "nebenbei Sammlung" Portostufensammlung Infla gewesen.


    LG Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von Michael ()

  • Hallo zusammen,


    ich habe mit Hilfe des Michel Spezial und des Postgebühren-Handbuches gerechnet und bin beide Male auch bei 3,6 Mio ausgekommen. Für mich ist das Porto ein Rätsel.


    beste Grüße


    Dieter

  • Hallo woodcraft


    über der Zimmernummer 12 ist noch eine "40" + Krakel zu sehen - vielleicht sind es noch weitere 400.000 Mark, welche dann bar bezahlt wurden.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf