Briefe, nach - und aus dem Bayerischen Wald vor Eröffnung der Postexpeditionen und Briefsammlungen am 1. Juli 1816

  • Hallo Norbert,


    diese schöne Karte habe ich seit Mai auf meinem Rechner. Ich meine mich zu erinnern daß es Hermann war, der sie auf meine Nachfrage in einem anderen Thema zeigte. Für mich, der mit den damaligen Verhältnissen so vertraut ist, ist sie eine große Hilfe.


    beste Grüße

    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu ein Dienstbrief als kgl. Dienstsache, von der kgl. bayer. Stifts - Administration Viechtach im "Bayerischen Wald", der mit einen Boten (einfacher Fußweg 22 km) zur Postexpedition nach Stallwang (Oberpfalz) gebracht und aufgegeben wurde. Seltener Abschlag "Stallwang 18. Febr." (1813). Der Stempel ist nur in den Jahren 1811 bis 1813 belegt (Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz zu Stallwang). Von Stallwang lief der Brief dann mit der Post nach Regensburg.


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    ob Stallwang damals zur Oberpfalz gehörte, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber heute gehört es zum Lkr. Straubing-Bogen, davor zum Alt-Landkreis Bogen und zum Bezirksamt Bogen und damit zu Niederbayern. Ein paar km nördlich beginnt allerdings die Oberpfalz. Wäre nicht der einzige Fall des Wechsels einer Gemeinde von ein einem Bezirk in den anderen.

    Und der Stempel ist natürlich ein Gedicht.


    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    Friedrich Pietz schrieb in seinen Vorphilahandbuch, daß Stallwang zur Oberpfalz gehörte. Habe im Internet aber immer nur Niederbayern gefunden. Daher stimmt die Angabe von Friedrich Pietz nicht und Stallwang gehörte - und gehört zu Niederbayern.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann, lieber Peter,


    1808 wurde Bayern in 17 Kreise eingeteilt, die alle nach bayerischen Flüssen benannt wurden.

    Straubing und Stallwang gehörten zum Regenkreis, daran schloss sich der Unterdonaukreis bis Passau an.

    Diese Zahl reduzierte sich bis 1837 auf 8 Kreise (im wesentlichen durch Abtretungen an Italien und Österreich und Zusammenlegungen), die in der Gebietsreform 1838 umbenannt wurden.

    Der Regenkreis wurde zur Oberpfalz, der Unterdonaukreis zu Niederbayern. Allerdings wurde dabei Straubing mit Stallwang von Anfang an Niederbayern zugeschlagen.

    Stallwang war also nie in der Oberpfalz.


    Hier noch ein Artikel über die Entwicklung der Post in Stallwang.


    https://stallwang.de/images/Stallwang/Gemeindeblatt/Gde-Bl_Mar_2015.pdf


    Beste Grüße

    Will

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief aus Amberg vom 19. Juli 1813 mit Präsentiertdatum vom 25. Juli 1813, an die königliche Stiftungsadministration Cham in Viechtach (Bayerischer Wald - Niederbayern). Der Brief lief mit der Post über Regensburg und Straubing nach Stallwang oder bis Cham. Einfache Fußstrecke bis Viechtach von Stallwang aus 22 km; von Cham aus 26 km). 3 Jahre später, am 1. Juli 1816, bekam Viechtach eine kgl. bayer. Postexpedition.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Dienstbrief als "Militaria" aus Viechtach im "Bayerischen Wald" vom 21. Juni 1801, der mit einen Boten nach Straubing gebracht wurde (40 km einfacher Fußweg / ohne Botenlohnvermerk). Dort Aufgabestempel "v.STRAUBING", nach München. Präsentiertvermerk vom 1. Juli 1801.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender eingeschriebener Teilfrankobrief aus Konstanz (Vorderösterreich) vom 18. November 1798, an Benedikt Poschinger in Frauenau bei Zwiesel im "Bayerischen Wald". Aufgabestempel "DE CONSTANCE". Der Absender bezahlte bei der Briefaufgabe 8 Kreuzer bis Augsburg. Von da bis Straubing fielen 6 Kreuzer Porto an. Von Straubing bis Frauenau erfolgte die Beförderung mit privaten Boten (70 km einfache Wegstrecke). Botenlohn nicht angeschrieben. Am 30. November 1798 war der Brief beim Empfänger in Frauenau. Die Glasmanufaktur von Poschinger in Frauenau bestand seit 1568 (siehe hierzu aus dem Internet bei wikipedia.



    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann, was für ein tolles Stück, vielen Dank fürs zeigen.


    Die Poschinger Glashütte hat Geschichte und war ein wichtiger Arbeitgeber in meiner Region, leider ist sie mittlerweile Geschichte.


    Das Glasmuseum in Frauenau erzählt viel von der Geschichte Poschingers und wenn jemand in der Gegend ist - der Besuch des Glasmuseums ist ein muss !


    LG Bernd

  • Lieber Bernd,


    haben sie dort auch noch ein Archiv, das ein interessierter Postgeschichtler allein betreten könnte?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,

    davon weiß ich nichts, es hat sich aber einiges getan seit es kurz vor dem Aus 2014 staatlich wurde.

    Man kann zu dem damaligen Ministerpräsident Seehofer stehen wie man will damals hat er sich unter anderem für das Museum stark gemacht, ohne diese Aktion würde es nicht mehr bestehen, weil Frauenau wie halt so viele Kommunen eine angespannte Finanzlage hat.


    LG Bernd

  • Lieber Bernd,


    die Frage war auch nicht ganz ernst gemeint, weil das Archiv schon vor Jahrzehnten gefleddert wurde, sonst hätten wir ja nicht die zahlreichen schönen und interessanten Briefe an ihn. Umgekehrt ist von seiner Firma mir so gut wie gar nichts bekannt - auch sehr schade, weil eine Ausstellungsseite mit einem Hin- und Herbriefchen schon was hätte ...


    Danke für deine Info - es ist immer gut, wenn sich Politiker für ihre Heimat interessieren und woher die angespannten Finanzlagen in DE kommen, wissen wir ja alle.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu ein Botenbrief von der hochfürstlichen Hofkammer in Passau (Hochstift Passau) vom 24. März 1797, an das hochfürstlich Passauische Waldamt Wolfstein im "Bayerischen Wald". Die 33 km einfache Wegstecke machte sicherlich ein Amtsbote des Hochstiftes Passau. Präsentiertvermerk vom 1. April 1797.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Dienstbrief aus München an das "Churfürstliche Forstamt Zwiesel" im Bayerischen Wald. Präsentiertvermerk vom 6. Februar 1801. Der Brief lief mit der Post von München bis Straubing und von da mit einen Boten bis Zwiesel (65 km einfacher Fußweg). Botenlohnvermerk nicht auf - und im Brief.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    bist du dir sicher mit einem einfachen Laufweg von 65 km für einen Boten? Das war ja mindestens ein Tag hin und ein Tag zurück (bei guter Witterung). So weite Botenläufe im 19. Jahrhundert kenne ich sonst nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,


    vielen Dank.

    Im gesamten bayerischen Wald gab es bis zum 1. Juli 1816 keine Postexpeditionen und Briefsammlungen. Bis zu diesen Tag wurden die Brief - und Fahrpostsendungen mit Boten überwiegend nach Straubing gebracht und dort abgeholt. So kommen einfache Wegstrecken bis über 70 km vor. Ob die ganze Strecke jeweils ein Bote absolvierte kann ich nicht sagen, aber ich denke schon. Z.B. ist aus meiner Heimat belegt, daß ein Fischzuchtmeister aus Grafenwöhr im 19. Jahrhundert Fische mit dem Schubkarren nach Nürnberg zum Markt brachte und dort verkaufte. Die einfache Wegstrecke war 80 km.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    vielen Dank für dein Beispiel - kaum zu glauben, aber wohl wahr.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    an anderer Stelle habe ich z. B. über den Vinschgauer - und Oberinntaler Boten geschrieben. Hierzu wurde mit der bayerischen Generalpostdirektion eine zweimal wöchentliche Botenverbindung für den Vinschgauer Boten und dem Oberinntaler Boten festgelegt und bezahlt. Die Bayerische Generalpostdirektion schloß am 24. Dezember 1810 mit dem Boten Johannes Poli aus Nauders - und am 27. Dezember 1810 mit dem Boten Franz Kapeller aus Imst jeweils einen Dienstvertrag. Quelle: Friedrich Pietz Vorphilahandbuch Bayern, hierzu Nassereith und Meran. Oberinntaler Bote Franz Kapeller von Nassereith bis Finstermünz (A-B und zurück). 64 km einfache Strecke (Hin - und zurück 128 km); Vinschgauer Bote Johannes Poli von Finstermünz bis Meran (B-C und zurück). 89 km einfache Strecke (Hin - und zurück 178 km); und das zweimal in der Woche. Diese Regelung galt bis Juni 1814.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    vielen Dank für diese wichtigen Infos - unglaublich, was diese Leute früher für kleines Geld alles leisteten. Ich ziehe meinen Hut.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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