Stempel - Literatur und Bewertung

  • Lieber José,

    wir hatten uns schon privat darüber ausgetauscht - ob Stempel selten sind, oder nicht, selten schön abgeschlagen wurden, oder nicht ein Mal unsauber daher kommen, entscheidet der erfahrene Sammler, nicht ein Katalog, dessen Zustandekommen nicht klar und dessen Bewertungen durchaus auf Meinungen, oder gar Wünschen basiert.

    Dieses Phänomen gibt es bei vielen Spezialgebieten (bei Bayern z. B. die Mühlradstempel), bei denen es etliche Bewertungen gibt, die nach oben und unten mit Marktnähe in den letzten 30 oder 40 Jahren nichts zu tun haben. Wer nur mit dem Finger im Katalog liest, ohne den Markt zu kennen, wird seltene Stücke nicht nehmen und dafür häufigere Stücke sehr hoch bezahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber José,

    die Ausführungen bezüglich der Katalog-Notierungen und der tatsächlichen Häufigkeit von Stempeln kann ich nur teilen. Preußen_fan Erwin und ich sammeln seit einigen Jahren die großen preußischen Versuchsstempel (Dk1a), die ab 1823 eingeführt wurden. Unsere Fehllisten sind fast deckungsgleich. Manche Stempel werden seit Jahren nicht angeboten, obwohl in der Bewertung weit unter der des Hofpostamtes Berlin angesiedelt.

    Dieter

  • lieber Dieter,

    recht hast du. Ich schaue eigentlich fast gar nicht mehr auf Katalogpreise, auf Michel eh nicht (hab meist keine Markenbelege).

    Mir fehlen z.B. einfache Fingerhutstempel auch aus großen Städten mit besonderer Datumform. Die sind im Feuser fast nichts wert, aber bekommen müsste man sie.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Literatur ist eine Menge wert!
    Wenn ich bei Preußen die Werke von Feuser und Münzberg sehe, die einen großen Wissensstand lange vor der Internet-Zeit aufweisen. Dabei vermag ich nicht einzuschätzen, wieviel Recherchearbeit darin steckt, mittels Kopien und Leihgaben alle diese Daten zu sammeln und Abschläge in Reinzeichnung nach bestem Wissen zu erstellen. Auch damals gab es Sammler, die bewußt Informationen zurückgehalten haben, um dann nach Erscheinen eines Stempel-Handbuchs ihren Beleg mit der Anmerkung Im Stempelhandbuch von X unbekannt! zu veredeln.

    Mit der heutigen Informationsfülle (Philasearch, ebay usw.) haben wir da ganz andere Möglichkeiten. Aber wer nutzt sie und macht sich an die Arbeit?

    Geruß

    Michael

  • N’Abend Michael

    Es stimmt was du schreibst.
    Doch es gibt Philatelisten die genau diese Quellen nutzen und versuchen ihr Wissen zu komplettieren. Ich kenne da ein paar davon. Ich übrigens gehöre auch dazu.

    Leider hast du recht, dass es viele gibt die als Bremsklotz funktionieren. Unlängst habe ich wieder einmal versucht den Anfang zu starten unser Stempelwerk zu komplettisieren.

    Ohne Erfolg.

    Das erste was interessierte. Was kostet es, was verdient man, wer macht die Arbeit usw.

    Es standen nicht als erstes die Fragen ,,wer ist dabei, wen sollten wir mit ins Boot holen, wie könnte man sowas aufziehen,

    Bei solchem Benehmen schwindet die Lust und Freude hier was zu bewirken. Sorry.

    • Offizieller Beitrag

    Habe mir erlaubt, die letzten Beiträge zu Stempel-Literatur und Stempel-Bewertung auszugliedern, da sie mit dem ursprünglichen Thema der Strahlenstempel nichts zu tun haben.

    Hallo José,

    verstehe und kenne deine Erfahrungen. Ich behaupte mal, dass die Ersteller der "alten" Stempel-Literatur auch diese Erfahrungen gemacht haben. Es bleibt dennoch bei der Frage: Warum lassen wir uns hiervon bremsen? Es ist immer das Werk weniger/einzelner Kenner, die das Allgemeinwissen voranbringen. Und es nutzt der Sache an sich, denn auch zukünftig wird es (hoffentlich) engagierte Sammler geben, die diese Literatur dann zu schätzen wissen.

    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    ich habe nichts gegen die Literatur, speziell die Stempelliteratur gesagt. Ohne Münzberg und Feuser wäre ich aufgeschmissen. Nicht ohne Grund investiere ich einen guten Teil meiner Ausgaben in meine Bibliothek mit philatelistischen Fachbüchern.

    Nur die Bewertungen habe ich angesprochenen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo,

    ein Team der ARGE Hannover und Braunschweig ist gerade dabei, ein neues Stempelhandbuch für das Königreich Hannover zu konzipieren / zu erstellen.

    Auch wir beschäftigen uns mit dem Problem der Bewertung (immerhin sind ca. 3.000 Stempel in verschiedenen Kategorien [z.B. Vorphila, Markenzeit, Nachverwendung auf PR, NDP und DR] zu bewerten).

    Ohne in die Details zu gehen, möchte ich doch hier kurz unser Grobkonzept vorstellen:

    - zunächst haben wir verschiedene Klassen von spezielle Stempeln (z.b. "rote Stempel", "stumme Stempel", "Stempel von Briefsammlungen", etc.) festgelegt und für diese eine Preisspanne von x bis y € festgelegt. Hier glauben wir, einen ganz guten Marktüberblick zu haben und daher am Markt orientierte Preise festsetzen zu können. (maximaler geplanter Katalogpreis ist übrigens 1.500 €, darüber geben wir nur "LP" für Liebhaberpreis an).

    - für alle anderen ("Standard-Stempel") haben wir eine Matrix nach Postaufkommen und Laufzeit des jeweiligen Stempels gebildet, die dann die Katalogbewertung bestimmt (Ausnahmen bestätigen hier die Regel). Uns ist bewusst, dass dies nicht immer mit Marktpreisen und Verfügbarkeit übereinstimmt (z.B. mehrere Heimatsammler für einen Ort treiben die Preise, Überlieferung von bestimmten Archiven oder Korrespondenzen können einzelne Stempel überproportial häufig verfügbar machen). Dennoch glauben wir, dass es ein im Groben vernünftiger Ansatz ist.

    - Grundsätzlich gilt: Bewertungen in einem Katalog können nur im Großen Orientierung geben und die Bewertung untereinander aufzeigen. Seltenheit spiegelt sich nicht immer im Marktpreis wieder (z.B. stumme Stempel von Hannover bringen immer hohe Preise, ein "stink-normaler" Stempel von einem kleinen Ort kann viel seltener und fast nicht zu finden sein, kostet dann aber bei ebay doch nur einen Bruchteil).

    Klingt das Konzept plausibel?

    Grundsätzliches zum Schluss:

    - ein (gutes) Stempelhandbuch bringt so viele andere Informationen (z.B. Laufzeiten etc.) mit sich, der Preis ist hier nur eine von vielen Informationen. Daher lohnt sich die Arbeit aus meiner Sicht und auch der Wert des Handbuches bleibt bestehen, selbst wenn der Markt einzelne Stempel anders bepreist.

    - zumindest mir macht es Spaß in einer echten Gemeinschaft von Arbeitenden mitzumachen und etwas Gemeinsames zu schaffen (und wenn ich mir heute den aktuellen Stand in unserer Stempeldatenbank anschaue, dann bin ich schon jetzt über das Erreichte begeistert).

    Gruß,

    Björn

  • Hallo Björn,

    das klingt für mich plausibel - wäre ich involviert, würde ich von Preisen absehen und nur Buchstaben zur Seltenheit angeben (A wäre Massenware, Z wäre Unikat bis dato, oder 0 für Massenwaren und 10 für Unikat, ist ja nicht fixiert).

    Wichtig ist, dass mehrere erfahrene Sammler ihr Wissen einfließen lassen (Prüfer natürlich auch, Auktionatoren ebenso) und man nicht Mondpreise für Eigenware angibt und das, was man seit Jahrzehnten selbst vergeblich sucht, zum Preis einer Currywurst schätzt.

    Viel Glück bei eurem Vorhanben - das wird sicher etwas Gutes für die AD - Philatelie. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Björn,

    auch ich wünsche euch Durchhaltevermögen und Erfolg bei eurem Projekt.

    Wie habt ihr das denn jetzt mit dem Rauszeichnen / Freistellen der Stempel gelöst?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Erwin W.,

    gar nicht - d.h. wir werden die Stempel nicht komplett freistellen - der Qualitätsverlust (wenn man nicht nachmalen will) und auch der Arbeitsaufwand ist doch zu groß.

    Wir werden nur unliebsame Handschriften etc. entfernen und ansonsten die Stempel auf ihrem "Original-Untergrund" belassen.

    Demnächst stelle ich an dieser Stelle mal mehr Details vor und zeige auch eine Beispiel-Seite.

    Gruß,

    Björn

  • Hallo Björn

    ich finde es persönlich besser Stempel nicht frei zu stellen - nur ausrichten.

    Schriftzüge würde ich auch nicht unbedingt entfernen, sondern durch Mithilfe einen besseren Abschlag zu finden. Dies kann natürlich auch ein ewiger Wunsch bleiben.

    Eventuell ist es hier und da auch sinnvoll, frühe und späte Abschläge zu zeigen, insbesondere wenn es zu Abnutzungserscheinungen kommt. Auch wäre es möglich, dass ein Stempelgerät repariert wurde.

    Auch gibt es u. U. Stempel, welche zeitweise nur bei bestimmten Postsendungen verwendet wurden, Einschreiben, Pakete usw.

    Bei einer wertmäßige Bewertung würde ich mich dem Vorschlag von bayern klassisch anschliessen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Björn,

    ihr seid ein ehrgeiziges Projekt angegangen, das durch den Wunsch nach Bewertungen sehr erschwert wird. Ich bin mir nicht sicher, ob der von Ralph vorgeschlagene Verzicht auf Preise die Sache vereinfacht. Die Einstufung in Gruppen von 1 - 15 oder A - Z erfordert auch eine Bewertung.

    beste Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    ein solches Stempelwerk, wie ich es verstanden habe, wäre ja etwas quasi für die Ewigkeit, also auf einen langen Zeitraum angelegt.

    Präzise Preise (Zuschlag 30 Euro in der VMZ, 20 Euro in der Markenzeit, 10 Euro auf Dienstbrief als Beispiel) sind schnell gemacht - aber sie ignorieren, dass sich das Sammelverhalten ändert - und dies permanent.

    Anderes Beispiel: Es gibt 3 große Sammler, die zahlen vlt. gerne 5k Euro für einen Granatenstempel; 3 Jahre später sind 2 gestorben und der 3 hat verkauft - dann bleiben diese Raritäten liegen wie Blei und die Wertangabe von vlt. 5k oder 8k Euro lt. Katalog ist Historie, weil neuere Zuschläge, so es sie überhaupt gibt, nur einen Bruchteil der alten Preise bzw. der "aktuellen" Katalogangaben betragen.

    Damit wird aber das ganze Werk diskreditiert, denn jetzt kommen auch ganz andere Stempelabschläge in eine negative Preisspirale, an deren Ende eBay - Zuschläge auf der einen Seite und auf der anderen Seite ungerechtfertige Kritik am Stempelwerk stehen, das scheinbar nur Mondpreise kennt. Genau das ist zu vermeiden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Auch ich möchte hier einmal meine Meinung dazu äussern.

    Grundsätzlich finde ich Ralph's Vorschlag für das Beste. Trotzdem ist auch diese Bewertung mangelhaft.

    Ich möchte meine Äusserung mit einem Beispiel erklären.

    Wenn wir die Literatur von Winkler (Handbuch der Schweizer Vorphilatelie 1695-1850) einmal als Beispiel nutzen und einen Stempel der mein Sammelgebiet betrifft.

    Stempel

    Seltenheit 13 (Skala 1-13)

    Nun die Erklärung zur Skala laut Schäfer

    Somit ergibt sich, dass dieser Stempelabschlag nur einmal oder nahezu einmal bekannt ist.

    Laut meiner Kartei kenne ich aber mittlerweile 8 Exemplare. Dies nach jahrelangem suchen und zusammentragen aller von mir entdeckten Exemplare.

    Fazit:

    Eine Bewertung ob mit Punkten, Franken, Euro oder auch anderst ist immer nur eine Momentaufnahme und dies immer nur der bekannten respektive der zur Verfügung gestellten Exemplare.

    Man sagt ja so schön ,,trau keiner Statistik die man nicht selber fälscht:))