Dienstmarken und Dienstbelege

  • Hallo abrixas,

    tja, primär wurde die Gemeinde des "Subjekts" finanziell in Anspruch genommen - dann versuchte man später sich schadlos zu halten, an wem auch immer.

    Damals ein Schicksalsbeleg, der uns heute zeigt, dass sich alles auf der Welt irgendwann wiederholt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Eine als Regierungssache (R.S.) deklarierte „portopflichtige Dienstsache mit Beilagen“. Das Porto für Drucksachen von 50g – 100g im Ortsverkehr betrug drei Pfennige.
    Gab es zu jener Zeit, November 1896, bereits eine Privatstadtpost COURIER, vertraute der Magistrat diese Sendung dennoch der Staatspost an, da die Dienstleistung des
    Gebühreneinzuges vom COURIER nicht angeboten wurde. Auch die Nürnberger Porto Controlle war mit im Spiel (Fingerhutstempel P.C.N.), bestätigte sie doch die Richtigkeit
    des Portos noch mit einer blauen „3“.
    Das Porto von 3 Pfennigen galt für eine Periode vom 1. Januar 1876 bis zum 1.4.1900, dem Folgetag der Einstellung aller deutschen Privatposten.

  • Eine dienstliche Orts-Drucksache mit einer Drei-Pfennig-Dienstmarke (Einzelfrankatur). Der Einkreisstempel (Typ 30b) von NUERNBERG 1.B.P. weist das Datum 27. FEB 1917 auf,
    ein Datum, geraume Zeit vor der Abdankung Ludwig III. Das Dienstsiegel mag aber schon als Vorbote der Revolution gelten. Das bayerische Wappen ist zwar noch gekrönt, aber das „königlich“
    ist der Fleischversorgungsstelle schon abhanden gekommen.

  • Hallo abrixas,

    ungewöhnliches Stück, wenn es 1917 wäre. Da bin ich mir aber nicht sicher - in Bayern haben die Königstreuen (bin auch einer!) noch lange nach der Abdankung das "K.B." in den Dienstsieglen belassen, statt es zu aptieren und teils noch bis in die 1920er Jahre so verwandt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Bayern im Mai 1919. Bayern ist Republik, das Haus Wittelsbach wurde von Kurt Eisner für abgesetzt erklärt. Die nach Bamberg ausgesiedelte Regierung verausgabte bereits in der Pfalz Marken des „Deutschen Reiches“ (Germania-Ausgabe) mit schwarzem Aufdruck „Freistaat Bayern“.
    Am 2. Mai 1919 wurde München durch die Regierungstruppen eingenommen, Kurt Eisner bereits am 21. Februar 1919 erschossen.
    In diesen Zeiten der Nachkriegswirren waren die bayerischen Markenausgaben „bunt gemischt“. Dieser Steuerbescheid vom Rentamt Hofheim ist für diese Epoche exemplarisch. Erstaunlich nur: Trotz aller Machtkämpfe erhielten die bayerischen Staatsbürger ihre Steuerbescheide! :cursing:
    Die Kopfzeile dieses als Kartenbrief versendeten Steuerbescheides (Inseitige Bezeichnung: Steuer-Benachrichtigung) ist neu gedruckt. Andererseits ist aus dem Dienstsiegel, fast alles königliche (KÖNIGL.) entfernt worden. Die Königskrone prangt noch auf dem Rautenwappen. (Sog. Adaption). Die beiden 5 Pfennig Dienstmarken [D17ya] zeigen sich in der Urform von 1916, das heißt ohne Überdruck. Die Papierqualität neigt zu dickem Holzschliffpapier, der Druck ist entsprechend schlecht. Das Porto für Briefe im Ortsverkehr betrug derzeit 10 Pfennige. Der Stempel ist vom Typ 30b; HOFHEIM Uf. 20. MAI 1919.

  • Eine Vordruckkarte der Königlichen Centralmagazinsverwaltung München. Vor der Postaufgabe gab es offenbar noch Unstimmigkeiten bezüglich der Freimachung.
    Die eingedruckte Kennzeichnung R.S. wurde mit dem blauen Stempel "Portopflichtige Dienstsache" überstempelt, um daraufhin handschriftlich durchgestrichen
    und wieder als R.S. deklariert zu werden. Die Portofreiheit wird durch das Amtssigel dieser Behörde noch betont. Das Postamt MÜNCHEN 2.B.P. (Bahnpostamt)
    schlug den Tagesstempel (Typ 30b) unterhalb ab. Am gleichen Tag, dem 12. Juli 1902, wurde durch den Einkreisstempel von NUERNBERG 18 (Dutzendteich) die
    Ankunft im Zielpostamt dokumentiert.

  • Hallo abrixas,

    Zitat

    Die Portofreiheit wird durch das Amtssigel dieser Behörde noch betont.

    das ist so nicht ganz richtig - das Dienstsiegel war immer anzubringen, ob portofrei, oder portopflichtig, denn das war eine Formalie. Über Dienstbriefe wurde auch eine eigene Statistik geführt - schon ab 1808 in Bayern (evtl. sogar noch früher, aber das entzieht sich meiner Kenntnis), so dass sie schon von daher "optisch" als solche klar zu erkennen waren.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    wie wir weiter oben sehen, lassen sich auch bei der jüngeren bayer. Dienstpost sehr spannende Stücke finden. Nachstehend ein zumindest nicht uninteressantes mit insgesamt drei Auffälligkeiten:

    • Klar erkennbar die eher ungewöhnliche "Wachsstiftentwertung",
    • Zensurstempel (Visé) der französischen Rheinlandbesetzung nach dem 1. Weltkrieg,
    • untere Randline des rechten unteren Wertzifferkastens unterbrochen (sehr wahrscheinl. nur ein Feldmerkmal).


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    schöner Brief, nur Feldmerkmal und "Visé" - Stempel habe ich nicht vorher gesehen - also da kann man nicht meckern. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    der Pfarrer des katholischen Pfarramtes Hausheim bei Neumarkt
    in der Oberpfalz nahm die ungültige Sonderganzsache als Formular
    (diese war nur im März 1911 gültig), für eine Mitteilung an das Be-
    zirksamt in Neumarkt am 15. Juni 1912. Dienstsiegel und Stempel
    Frei durch Ablösung Kath. Pfarramt Hausheim. Aufgabestempel
    Neumarkt 15. Juni 1912.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • ............................die Generaldirektion der Berg-, Hütten - und Salzwerke, München
    und das Handelsbüro in München verwendeten gelochte Dienstmarken (Perfin).


    Stimmt!
    Dazu vier Beispiele aus meinem Kärtchen-Album: 1 Quartett. Auf Brief habe ich noch kein Exemplar davon.
    Machte nix! Wäre langweilig, wenn man schon alles hätte. :D:D:P

    BTW:
    In den Tiefstollenhallen (sehenswert - mal googeln) fand auch schon mal eine ArGe-Bayern-Ausstellung statt. :thumbup:

  • Hallo Sammlerfreunde,

    man kann von Glück sagen, dass es auch schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts fleißige Straßenmeistereien mit reichlich Korrespondenz an ihre Oberbehörde gegeben hat. Als solche haben wir auf nachstehendem Beleg wieder einmal das Speyerer Straßen- und Flußbauamt.

    Die - m.E. - faszinierende Frankatur mit einem senkrechten Paar der Dienst-Abschied Mi-Nr. 55 und einer Seitenrandmarke der Mi-Nr. 49 setzt sich aus 2 x 60 Pf = 1,20 Mark für den Doppelbrief über 15 gr und die Versicherungsgebühr von 1,00 Mark Pf = 2,20 Mark zusammen (Gebührenperiode ab 06.05.1920).

    Alles weitere dann im beigefügten BPP-Attest. Ich sage nur: entzückend ! ^^

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein sehr seltener Brief aus bekannter Korrespondenz (schade, dass wir sie nicht gehoben haben!) - viele briefe mit der 90 Pfg. gibt es nicht. Glückwunsch zum Kauf!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,
    Brief bis 250 gr. 60 Pfennige
    Einschreibegebühr 50 Pf.
    Versicherungsgebühr 100 Pfennige
    Erforderliches Porto: 2,10 Mark
    Eine außergewöhnliche Frankatur mit der Dienst 55, als Aufbrauch in der Reichspostzeit wunderbar, über das Wort Portogerecht sollte man sich nach dem anschauen der Links selber seine Meinung bilden.
    http://www.philasearch.com/de/i_9260_1429…umbId=188068125
    http://www.philasearch.com/de/i_9260_1432…umbId=188070921
    Beste Grüße Bernd

    2 Mal editiert, zuletzt von BaD (17. Mai 2012 um 09:06)

  • Hallo zusammen,

    was einem an dem nachstehenden Beleg natürlich als erstes ins Auge fällt ist der Absender, die Kreis-Irrenanstalt im südpfälzischen Klingemünster. Dort in ruhiger Lage an den Haardtrand angeschmiegt entstand bereits im Jahre 1857 das heutige Pfalzklinikum für Psychatrie und Neurologie.

    Mit zunächst 250 Betten wuchs die Patientenanzahl 1895 auf über 600, zwischenzeitlich hatte die Anstalt im deutsch-fanzösischen Krieg 1870/71 als Lazarett gedient. 1910 erfolgte die Umbenennung in Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster, welche auch im 1. Weltkrieg als Lazarett fungierte.

    Was den nachstehenden Beleg anbelangt (Gewicht lt. vorderseitiger Baustiftnotierung 16 gr), so ist klar, dass für eine als portopflichtig deklarierte Dienstsache ohne Marken ein Nachporto zu erheben war. Allerdings fällt m.E. auch die Vielfalt der verwendeten Stempeltypen auf. Ich lasse mich gerne korrigieren:

    Zunächst ein Winker 20a für den Aufgabeort Klingemünster, ein Winkler 20b für den Durchgang in Frankenthal/Pfalz und ein 12a-Halbkreiser (Grotesk) für die Ankunft in Lambsheim. Und das für den letzteren ist mit 1884 doch schon recht spät, oder nicht ? Hat im Übrigen jemand evtl. noch eine Erklärung für die vorderseitig notierte Rötel-9 ?


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Herbsttage - der erste Schneefall hat mich ins warme Arbeitszimmer getrieben und gab mir damit Gelegenheit, die im Sommer erworbenen Belege zu sichten und für's Album zu beschreiben.
    Der erste Kandidat war ein Beleg, der anfänglich verwirrt: Links unten auf der Karte ist zu lesen: "Frei durch Ablösung", und dennoch ist diese Karte frankiert worden. Der Stempel (Typ 37c) von KEMPTEN i. ALGÄU 3. datiert vom 22. AUG. 18. und links vom Postwertzeichen (D25yc) findet man den obligatorischen Dienststellen-Siegelabschlag (GERICHTS......CHEREI .... B.A.GER. KEMPTEN).
    Der Amtsvorgang dürfte so abgelaufen sein: Der Heizer Hermann Benzer wird am 8.8.1918 vom K. Amtsgericht in Kenntnis gesetzt, dass er aus der Liste der Genossen des allgemeinen Konsumverein für Kempten wegen Ausschluss zum 30. September ausgeschieden ist. Möglicherweise war aber der Adressat verstorben oder weggezogen, denn jener war, laut Stempel, in Kempten i. Allgäu nicht zu ermitteln. Somit wurde, wie dies die mit roter Tinte geschriebene Notiz anzeigt, am 23. 8. die Karte an das ansässige Amtsgericht zurück befördert. Diese Rücksendung war offensichtlich portopflichtig und wurde ordnungsgemäß mit einer 7 1/2 Pfennig Dienstmarke freigemacht.
    Der Stempel des Postamts von KEMPTEN i. ALGÄU 3 war in Dr. J. Helbigs Stempelhandbuch nicht zu finden, weil möglicherweise bei den Stempeleinsätzen einiges vertauscht wurde. Der Unterscheidungsbuchstabe "b" läßt die Kontrollziffer "2" erwarten, aber man erkennt die "4". Auf diese, bei größeren Postämtern zu beobachtende, Umstände weist der Verfasser in seinem ersten Band des Handbuches der bayerischen Ortsstempel 1876 - 1920 (Seite 39) ausdrücklich hin.

  • Hallo abrixas,

    bin kein Pfennigkenner, aber wenn die Hinsendung gratis war, war es die Rücksendung sicher auch. Ich denke, man hat die 7 1/2 Pfg. Marke seitens des Absenders frankiert und die Sache mit der Ablösung nicht so ernst genommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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