Württemberg - Russland

  • Hallo,

    nach dem PV Deutsches Reich - Russland vom 26.5.1872 kostete ein frankierter Brief bis 15 g 10 Kr. bzw. 3 Gr. Hier handelt es sich jedoch um eine unterfrankierte Ganzsache aus Tübingen nach Weissenstein vom 18. April 1874. Im Deutschen Reich (Preußen) wurde dies bemerkt. Daher wurde links angeschrieben: Unzureichend frankirt, sowie die 3 Kr. in 3/4 Gr. reduziert. In der Bahnpost Bromberg-Eydkuhnen wurde zudem der Stempel "Unzureichend frankiert" angebracht.

    Unterfrankierte Briefe wurden behandelt wie unfrankierte Briefe, wobei die Frankatur jedoch abgezogen wurde.

    Demzufolge wurden 5 Gr. (16 Kr.) abzüglich 3/4 Gr. (3 Kr.) = 4,25 Gr. (13 Kr.) fällig. Hat nun das Deutsche Reich auf der Briefkarte Württemberg 13 Kr. belastet (Rückseite)?

    Wenn ja, dann ist Württemberg auf dieser Nachforderung sitzengeblieben, da sie den Absender wohl nicht mehr ermitteln konnten.

    Da die Gebühren zwischen dem Deutschen Reich und Russland geteilt wurden, hat das Deutsche Reich 2 1/2 Gr. Weiterfranko angeschrieben. Da Tübingen die Aufgabepost war, wäre Württemberg die andere Hälfte von 8 Kr. zugestanden. Wie war die Handhabung bei unterfrankierten Briefen?

    Unter dem Stempel "Unzureichend frankirt" wurde in rot Wfr. 3/4 angeschrieben. Den Sinn hierfür kann ich nicht erkennen.

    Interessant ist auch der vom Absender vermerkte Beförderungswunsch (wenn ich es richtige lese):

    Zur sofortigen gefälligen Beförderung durch Post oder Boten an Fräulein Alexandra v. Steckelberg in Kerro (oder nach Pallo oder Oettel, wenn dort).

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    toller Brief!

    Meines Wissens waren für unfreie Briefe 5 Groschen Porto = 18 Kreuzer vorgesehen.

    Bei unterfrankierten Briefen war der Wert der Marke(n) als Weiterfranko anzusetzen.

    Intern berechnete folglich Württemberg eine Forderung von 2 Groschen an das Reich für sich (7x) und gab den Wert der Marke von 3x als Weiterfranko von 3/4 Groschen an das Reich weiter. Das Reich forderte folglich für Württemberg 2 Groschen und vergütete Russland 3/4 Groschen.

    Russland sollte nun 5 Groschen vom Empfänger kassieren (bzw. das Äquivalent in Kopeken), hatte 3/4 Groschen vom Reich intern bonifiziert bekommen und behielt 2 1/4 Groschen Restporto für sich; den Rest (2 Sgr.) schrieb man dem Reich gut, welches dann diese 2 Groschen an Württemberg bonifizierte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Ausführungen. Da war ich ganz schön auf dem Holzweg. Man sollte immer zuerst in die Verträge schauen, bevor man loslegt.

    Im Vertrag steht, dass bei unterfrankierten Briefen die Verwaltung, welche die Sendung zuführt, hier Württemberg, sich den Portoanteil ansetzen, welcher derselben gebührt, wenn sie einen unfrankierten Brief zuführt, hier 2 1/2 Gr.

    Hingegen wird dieselbe Verwaltung den Betrag, welcher durch Marken frankiert war, an diejenige Verwaltung in Vergütung stellen, an welche die Zuführung der Sendung erfolgt, hier 3/4 Gr.

    Nachdem das Porto für einen unfrankierten Brief in Russland 16 Kopeken betrug, wurden beim Empfänger nach Abzug der Frankatur von 3 Kopeken 13 Kopeken eingehoben. Hiervon mussten 5 Kopeken an das Deutsche Reich vergütet werden.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    danke für die Korrektur - ich war davon ausgegangen, dass die dt. Staaten 2 Groschen und Russland 3 Groschen Anteil am Gesamtporto von 5 Groschen hätten, daher hatte ich meine Rechnung so aufgebaut.

    Kritischer sind Briefe, bei denen die verklebte Gebühr den deutschen Anteil überschoß, aber den russischen nicht ganz deckte, also statt 3x wie hier z. B. 8x oder 9x. Da hatten die Postverwaltungen oft Probleme mit der Vergütung und einige dieser Briefe schlüpften durch, wobei ich eher glaube, dass man sich wegen weniger, fehlender Kreuzer manchmal keine Mühe machen wollte, also das bayerische System anwandte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Heute ein Portobrief von Württemberg nach Riga (heute Lettland, damals Russland), zu dem Ich einige Fragen habe.

    Porto(?)Brief vom 09.01.1855 von Stuttgart in Württemberg (DKr STUTTGART 9 JAN. 1855 6N8) vom Deutschen Bühnen-Verein (blauer Firmenstempel) an den Herrn ??? Direktor Thomé in Riga.

    Recto: “3” in rot (gestrichen) und “3” in blau (von wo kommen diese? Und weshalb “3” – Sgr.? – weshalb keine 20 Kopeken?).

    Verso: Durchgangsstempel von Frankfurt (Kr FRANKFURT 10 ?? 9 ½ - 3), Russischer Bahnpoststempel (Weiss da jemand mehr?), sowie Siegel (K. WÜRRT. ?? – wer kann den Rest lessen?).

    Wenn jemand was zum Text sagen kann waere Ich auch dankbar.


    Franz Thomé war der Sohn eines Beamten des russischen Botschafters in Wien, Fürst Andrej Kirillowisch Rasumowski, studierte in Dresden, und schlug mit 17 Jahren in Wien die Theaterlaufbahn ein. Nach Engagements in Wien, Mainz, Paris, Pesth, Nürnberg, Graz, Prag, und Laibach, wurde er vom 22. März 1853 bis zum Jahre 1858 Direktor des Theaters in Riga.


    Mit Lieben Gruessen,


    Bruno


  • Lieber Bruno,

    die rote 3 (Sgr.) ist eine Vortaxe von Württemberg, diese wurde bei Übernahme von Preußen gestrichen und erneut mit blauer Tinte als Portoforderung an Russland notiert. Das Gesamtporto in Russland betrug 20 Kopeken und wurde rückseitig unter dem quer liegenden Tintenstrich (über dem russ. Stempel) notiert.

    Der rückseitige russische Stempel ist kein Bahnpoststempel, sondern der Eingangsstempel der Rigaer Post:

    ПОЛУЧЕНО

    2 ЯНВАР 1855 (= 2 Januar, russischer Kalender!)

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Bruno,

    Text:

    Den Herrn Theater Direktor Thomé in Riga

    erwieder ich auf Ihre Zeilen vom 19. v(origen) M(onats), daß ich

    den Contractbruch des Sängers Ellinger am

    heutigen auf dem Ihnen früher mitgetheilten

    Weg der Veröffentlichung übergeben habe.

    Hochachtungsvoll,

    vGall

    K. Kammerherr

    und Hoftheater Intendant

    Falls sich keiner zu den Taxen äußern sollte: Die Aufgabepost notierte 3 Sgr. korrekt vorne für den einfachen Portobrief - allerdings in der falschen Farbe! Daher strich Preussen später diese rote 3 und fügte korrekt einen blaue 3 bei. Üblich waren rote Ziffern fürs Franko und blaue fürs Porto.

    Der Empfänger zahlte 20 Silberkopeken.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank fuer Deine Transkribition. Zu den Taxen hatte sich auch Michael geaeussert und die rote "3" als Vortaxe von Wuerttemberg interpretiert, welche dann nachher gestrichen wurde.

    Was ist nun wahrscheinlicher?

    Lieber Gruesse,

    Bruno - immer noch in Beirut, Libanon

  • Lieber Bruno,

    Michael und ich habe das gleiche geschrieben: WÜ notierte 3 Sgr., Preussen strich diese ab, weil falsche Farbe und notierte 3 Sgr. richtig in blauer Farbe. So belastet wurde der Brief Russland zukartiert.

    Russland zahlte an Preussen 3 Sgr. und Preussen an Württemberg 3 Sgr. bzw. 9 Kreuzer, je nachdem, welches Land eine höhere Ablieferungsschuldigkeit hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    vielen Dank fuer die Klarifikation - fuer mich war jetzt nicht mehr klar ersichtlich ob Wttb oder jemand anderer die die "3" in rot geschrieben hat. Jetzt habe Ich das verstanden.

    Mit lieben Gruessen - und Danke fuer Deine Hilfe,

    Bruno