Preußen - Bayern

  • Hallo Freunde,

    es ist zwar nicht mein Sammelgebiet aber den folgenden Brief hab ich trotzdem mal mitgenommen in der Hoffnung, ihr könnt mir bei der "Übersetzung" etwas helfen. Die vielen Zahlen haben es mir angetan.

    Leider ist es nur eine Briefhülle. Wenn ich den Stempel recht entziffere, wurde der Brief in Breslau am 16.2.1841 abgeschickt nach Regensburg. Dann eine Menge Zahlen. Eine 4 , 7/6/6 blau gestrichen, 10/9/9, eine 28 gestrichen, links unten der Vermerk Franco und auch noch 2 Angaben zum Zoll (oben)

    Kann das jemand näher erklären? Wie gesagt, ist nicht mein Gebiet- Preussen und Bayern, aber der Brief hatte es mir irgendwie angetan, auch wenn er nicht in 1A - Verfassung ist.

    Liebe Grüße

    Torsten

  • Hallo Torsten,


    der Brief kann nicht aus dem Jahr 1841 sein. Ein R2 wurde in Breslau laut Feuser erst ab 1849 eingesetzt. Ab ca. 1840 wurden verbreitet K2 eingesetzt. So auch in Breslau.

    Links oben wurde das Gewicht bei der Aufgabe mit 12½ Loth festgestellt. Darunter die Angabe in Zoll-Loth 10 9/10). Bei der Ankunft wurde noch einmal nachgewogen und jetzt 11 8/10 Zoll-Loth festgestellt. Der Brief wurde also während des Transportes schwerer.

    Das Zoll-Loth kommt bereits in dem preußischen Gesetz vom 21.12.1849 zur Ermäßigung des Briefportos vor.

    Warum 2x gewogen? Das ergibt sich aus dem Vermerk auf der linken Seite:

    Hierzu

    ein ....schächtelchen

    mit Orden, in Wachs-

    leinwand gepackt.

    Werth 12 Tlr

    sign H.D.C.

    Also ein Begleitbrief für eine Wertsendung, die bei der Aufgabe und der Ausgabe zu wiegen war.


    Die blau gestrichenen 7/6/6 ergeben die links notierte 19. In der Mitte wurden 10/9/9 gestrichen, die die 28 rechts ergeben.

    Ganz oben gibt es in fast schwarzer Tinte und links in heller Tinte 2 Angaben die ich nicht deuten kann.

    Das sich ergebende Porto müssen andere erklären.

  • Hallo Torsten


    ich bin der Meinung, dass der Beleg aus der frühen Zeit des DÖPV ist. Schon die Taxierung spricht dafür. Auch ist es so, dass in Preussen noch die "alten Gewichte" galten, aber eben nicht im DÖPV. Ich tippe auf 1851.


    So erklärt sich, dass die Gewichtsangabe von 12 1/2 Loth ( = 182,6 Gramm) in 11 8/10 Zoll-Loth (sind 184.375 Gramm) zusätzlich angegeben wurden.

    Neben der Gewichtsangabe sind noch 2 Loth notiert - das Gewicht des Briefes, was wiederum auch keine 2 Zoll-Loth sind.


    Diese 2 Loth wurden entweder in Görlitz oder von einem Beamten gleichen Namens wiederholt.


    Wie sich allerdings 10 9/10 Zoll-Loth ergeben sollen - keine Ahnung.


    Der gestrichene Gebührenbaum, naja, hier wurde versucht das Franco zu errechnen.


    Der Baum 7/6/6 = 19 Sgr., welcher mit einem blauen Kontrollstrich versehen ist, ist für den Beamten der Richtige.


    Der Laufweg wird von Breslau höchstwahrscheinlich über Görlitz - Hof gewesen sein.


    Jede Teilstrecke ist ca. 20 Meilen lang und damit beträgt die Fahrposttaxe jeweils 3 Sgr. Dazu kommt nun, dass der Begleitbrief auch doppelt schwer war und somit ebenfalls hier jeweils 3 Sgr. zu zahlen waren.

    So ergibt sich erstmal 3x 6 Sgr., also jeweils für Preussen, Sachsen und Bayern. Für Preussen wurde noch richtig 1 Sgr. Assekuranzgebühr = Wertgebühr erhoben.


    In Regensburg wurde festgestellt, dass eben diese Assekuranzgebühr für Sachsen und Bayern fehlt, also 2 Sgr. was bei Fahrpostsendungen in 7 Kreuzer reduziert wurde und nun vom Empfänger zu zahlen war.


    Warum hinter "Hierzu Frco 4" dies nicht gestrichen wurde, ist schwer zu sagen, jedenfalls hätte dies mit erfolgen müssen.

    Ein Paketzettel waren bei Wertbegleitsendungen erstmal nicht anzubringen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Ulf,

    sehr gut erläutert :thumbup::thumbup::thumbup:, profundes Fahrpostwissen.

    Übrigens, schau mal nach, ich habe dir mehrere PNs geschickt

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Ulf,


    Im Gesetz vom 21.12.1849 über die Ermäßigung des Briefportos wird angegeben, daß 1 Zoll-Loth 1,14 Loth preußisch entsprach. So ergeben die 12½ Loth preußisch dann 10 9/10 Loth Zollgewicht.


    liebe Grüße


    Dieter

  • Lieber Dieter


    ich habe nun nicht überall nachgeschaut. Danke! so wird das Gewicht nur errechnet worden zu sein. Jedoch möchte ich hier anmerken, dass eigentlich das Zoll-Pfund in 30 Zoll-Loth geteilt werden sollten, jedoch dann erstmal in 32 Zoll-Loth geteilt wurden. So ergibt sich dann auch der Unterschied.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Dieter


    ja vom Beginn bis zum 30.06.1858. Bis zu dieser Zeit befinden sich auch des öfteren preussische Auslagenstempel auf den Belegen, ohne das ein Nachnahme vorhanden war. Mit dem 01.07.1858 gab es die Taxquadrate und auch die Abrechnung erfolgte etwas anders.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Freunde,

    vielen Dank für eure Antworten. Leider hatte ich keinerlei Literatur zu preussischen Stempeln, daher nur meine Vermutung des Datums. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das Jahr im Stempel auftaucht. Mich hatten einfach die vielen Zahlen interessiert. Das jetzt nur eine ungefähre Zeitangabe möglich ist, stört mich da nicht weiter. So wie ich euch verstanden habe, etwa 1851-58. Aber die anderen Angaben, grade mit dem Zoll Loth usw finde ich einfach gut und so ist der Brief doch ein schönes Stück.

    Einen schönen Feiertag

    Torsten

  • Hallo Torsten,


    wie Ulf würde auch ich den Zeitraum auf 1851/52 eingrenzen. Dieser Breslau-Stempel wurde nur kurze Zeit genutzt und spätestens Mitte der 1850er Jahre abgelöst.


    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Beleg: Fahrpostbrief ohne Aufgabestempel, wahrscheinlich aus Brandenburg an der Havel (Preußen) vom 24. Oktober 1861. Wahrscheinlich zuerst eine Briefmarke aufgeklebt. Diese wieder entfernt und barfrankiert mit 6 Silbergroschen, nach Lindau (Bayern). Ankunftsstempel vom 26. Oktober. Vermerk oben: "Paket in Papier - Anhängend mit Muster ohne Wert".


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,


    ein feines Stück, aber war in Preussen nicht die Fahrpost auch mit Marken frankierbar? Bin etwas verwirrt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ich denke, es war kein Paketbegleitbrief. Dafür fehlt auch der Nummernzettel und eine Gewichtsnotierung. Das Paket war "anhängend", es handelte sich vermutlich um eine Mustersendung mit anhängendem Brief, vgl. hier

    Solche Briefe mit Warenproben und Mustern wurden bis 2 Loth mit der einfachen und bis 4 Loth mit der doppelten Brieftaxe bezahlt und gehörten auch zur Briefpost. Der anhängende Brief selber durfte nur bis zu 1 Loth wiegen, in diesem Fall war er frei. Die 6 Sgr. entsprachen dieser 2. Gewichtsstufe.


    gruß

    Michael

  • Hallo,


    ich verstehe den Brief nicht. Auch wenn der Inhalt des Paketes Muster ohne Wert waren, wo ist das Gewicht vermerkt? Wenn der Brief alleine 6 Sgr kostete: Wo ist das Gewicht vermerkt? Vielleicht kann unser Fahrpostspezialist Magdeburger helfen.


    beste Grüße


    Dieter


    PS: Da war Michael schneller mit seiner Antwort als ich mit den Fragen.

  • Lieber Dieter


    ich schliesse mich der Interpretation von Michael an.

    Des weiteren ist hier zu bemerken, dass es innerhalb Preussens ab dem 01.05.1861 nur noch zwei Gewichtsstufen gab und eine Gewichtsnotierung hierzu nicht mehr erforderlich war.

    Allerdings galt dies nicht zwingend für den Postverein, jedoch finden sich immer wieder Belege dieser Art.


    So wurde bei der letzten 375. Heinrich-Köhler-Auktion als Los 162 nachfolgender Beleg als Paketbegleitbrief angeboten.

    Oben steht "Anhängend 1 Paquet sign HRLO. enthält Muster ohne Wert" angeboten. Er lief nach Glogau und wurde mit 6 Sgr. (3er Streifen 17b) frankert. Die Aufgabe erfolgte am Zug in Richtung Minden - Stationsstempel Magdeburg + Entwertung der Marken mit Streckenstempel Berlin - Minden". Eine Gewichtsnotierung ist hier auch nicht vorhanden. Eine Paketaufgabe war in Magdeburg nie am Zug möglich. Der Zuschlag war bei 480 Euro (Ausruf 400 Euro).


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf