Pay-Office-Briefe nach Bayern

  • Hallo,


    nachdem die Kings German Legion zum 23.12.1815 aufgelöst wurde, sind die Legionäre nach ihrem Eintreffen im Königreich Hannover aus dem Dienst entlassen worden. Da Georg III. den Hannoveranern die gleiche Bezahlung zukommen ließ, wie den regulären britischen Regimentern, stand den Legionären nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst eine Pension zu. Die Auszahlung wurde durch ein in der Stadt Hannover eingerichtetes Pay Office vorgenommen. Es bediente sich hierbei spezieller Briefumschläge.

    Da die meisten Legionäre im Königreich Hannover wohnhaft blieben, ist die ganz überwiegende Anzahl dieser Pay-Office-Briefe innerhalb des Königreiches gelaufen. Nach Bayern spedierte Briefe sind nur wenige bekannt, die alle Neustadt an der Haardt als Zielort haben.

    Mir sind insgesamt 8 Briefe nach Neustadt an der Haardt bekannt und das erstaunliche ist, dass alle unterschiedlich taxiert wurden.

    Bis zur Grenze Hannover und dem Taxisschen Postgebiet wurden die Briefe portofrei befördert. Anbei 2 Beispiele aus den Jahren 1832/33. Der erste Brief trägt den Auslagestempel von Nürnberg. Damit lief dieser Brief über das rechtsrheinische Bayern. Dies war ungewöhnlich, denn normalerweise liefen Briefe aus Hannover über Frankfurt in die Pfalz.

    Der zweite Brief hat keinen Auslagestempel. Lief er daher nicht über das rechtsrheinische Bayern?

    Sicher ist, dass er über Eisenach lief. Vermutlich spedierte Eisenach über Frankfurt in die Pfalz. Eisenach lag im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Dort war die Thaler-Währung im Umlauf. Somit dürften für den taxisschen Transit 9 Sgr. angesetzt worden sein. Dies wurde in der Pfalz in 24 Kr. reduziert und als eigenes Porto 3 Kr. belastet, sodass das Bürgermeisteramt insgesamt 27 Kr. bezahlen musste. Vielleicht hat ein Forumsmitglied jedoch eine ganz andere Meinung?


    Grüße von liball

  • Hallo Liball,


    kannst Du etwas zum Inhalt sagen bzw. falls es nicht zuviel Mühe macht einen scan hier einstellen ?


    Danke Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo Karl,


    du hast Recht - praktisch alle Briefe wurden anders geleitet und damit auch taxiert, mal linksrheinisch, mal rechtsrheinisch, mal einfach, mal 1,5fach oder doppelt, mal in Kreuzern, mal in Gutengroschen bzw. Silbergroschen - das ist schon ein ziemliches Wirrwarr, was da entstanden ist und es wundert einen, dass Neustadt so ruhig geblieben ist und keinen Aufstand machte wegen der sehr unterschiedlichen Taxen.


    Aber 9 Sgr. kann man nicht in 24 Kreuzer reduzieren, weil das 32 Kreuzer waren ... keine Ahnung, wer da geschlafen hat. Hannover hätte eigentlich alles an TT übermachen sollen, aber blaue Tinte hätte auchin Frankfurt am Main drauf gekommen sein können (beim 1. Brief), wenn es da keine Auslagestempel gäbe.


    Die Taxe des 1. Briefes ist mir nicht ganz klar - dir?


    Beim 2. ist der Laufweg schwierig - da möchte ich mich nicht festlegen.


    Es gibt ja 2 Artikel in unseren Rundbriefen (mal vom Elmar, ein Nachtrag von mir) zu diesen hochinteressanten Briefen - vlt. kommt damit ein 3. Artikel hinzu?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    im Inhalt geht es jeweils um die Auszahlung des Pensionsbetrages an Michel Fransch, der vierteljährlich ausbezahlt wurde. Bei im Ausland wohnenden Söldnern wurde dies meist per Wechsel vorgenommen. Bei anhängendem Inhalt des 1. Beleges quittierte Michel Fransch in roter Tinte: Den Wechsel erhalten Neustadt 16. Juli 1832.

    Die Taxierung des 1. Briefes sehe ich so:

    Der taxissche Transit wurde in Nürnberg mit 14 Kr. in Auslage genommen. Gleichzeitig schrieb der Beamte 32 an. Dies beinhaltet das bayerische Porto von 18 Kr., sowie das fremde Porto von 14 Kr. Diese Vorgehensweise dürfte den Beamten in Neustadt verwirrt haben, denn er setzte das bayerische Porto von 18 Kr. nochmals an und so kam er auf 50 Kr.


    Grüße von liball

  • Hallo Karl,


    ja, das war zu befürchten, wenn man nicht aufpasste, dass dann viel zu viel bezahlt wurde und ob Neustadt nachrechnen konnte, was wie viel kostete? Ich glaube eher nicht, die haben das als gottgegeben hingenommen und sich höchstens gewundert ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Liball,


    vielen Dank für die Erläuterungen und den scan. Beim Thema Neustadt Haardt habe ich dem Aspekt incoming mail offensichtlich völlig vernachlässigt.


    Gruß Klaus


    PS: Lieber Ralph. kannst Du mir bitte noch mitteilen in welchen Rundbriefen ich die beiden genannten Artikel finde

    Danke

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