Lombardei/Venetien - Kirchenstaat

  • Liebe Forumsmitglieder!


    Ich zeig euch hier einen Brief vom 30.06.1851, der von Padua nach Narni adressiert war und mir einige Fragen aufwirft.

    Zu sehen ist hier eine 15 Centesimi / Handpapier (Type I) auf Brief.


    Aufgrund der Entfernung zwischen Padua und Narni (Luftlinie 325,36 km) müssten hier eigentlich 9 Kreuzer bzw. 45 Centesimi für die 3. Entfernungsstufe/1. Gewichtstufe über 20 Meilen zu sehen sein.


    Zu erkennen sind hier der Postvertragsstempel Regno LoVo. Ist dieser Stempel aus Venedig?

    Sowie der Postvertragsstempel REGNO/LOMBARDO VENETO des Austauschbüros Ferrara.

    Der Stempel FRONTIERE = Grenzfrankostempel, stammt dieser aus Ferrara?


    Die päpstliche Tarifrefom war ab 15.11.1844 gültig und die Einteilung des Kirchstaates erfolgte in 3 Distanzrayone, von Rom aus gemessen.


    Päpstliche Taxen für Briefe aus Lombardei-Venetien:






    Ich hätte hier auch noch eine Frage zu der päpstlichen Taxe von 11 bajocchi zu dem hier abgebildeten Brief.



    Zuerst dachte ich, dass es sich um den I. Distanzrayon (Rom mit Latium) für Briefe (bis 7,5 Gramm) aus Lombardei-Venetien handelt. Der Ort Narni liegt jedoch in der Region Umbrien. Hier wären für den II. Distanzrayon (Umbrien) bei Briefen bis 7,5 g die päpstliche Taxe von 10 bajocchi zu rechnen. Vielleicht können ihr mich da aufklären.


    Liebe Grüße


    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    vielleicht weiß #italienfreund etwas. Vermutlich habe ich deine Quelle für die Liste gefunden: Vindobona 2/2019 . Eventuell eine Falschtaxierung?


    beste Grüße


    Dieter

  • Hallo Dieter!


    Ja die Quelle stammt von Vindobona. Und ich hab kürzliche diesen Brief ersteigert, da er mir sehr gut gefallen hat. Nur die Taxen sind mir etwas unklar.


    Ich hab jetzt auch noch einen ähnlichen Brief im Internet (gleicher Empfänger) gefunden. Vielleicht könnt ihr mir es vom Italienischen noch ins Deutsche übersetzen. Ich glaube hier zu lesen, dass der Brief von einem privaten Kurier befördert wurde und die 45 Centesimi (9 Kreuzer) in 8 bajocchi umgerechnet wurde.



    Vielen Dank schon mal für eure Hilfe.


    Liebe Grüße

    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    ich werde mal eine Übersetzung versuchen. Hier der übersetzte Text:

    21. November 1852, Padua – Narni. Brief frankiert mit mit 15 Cent. Der korrekte Tarif war jedoch 45 Cent (Ort über 150 km entfernt). In Lombardei-Venetien mit 6 Kreuzer für die fehlenden 30 Cent. taxiert und weitere 3 als Strafe. Am Ziel wurden die 9 Kreuzer in 8 Baj(occhi) konvertiert. Rechts oben sieht man geschrieben C.mi 45. Post eines Privatkuriers, der den Transport abwickelte. Bezahlte die Taxe in Österreich persönlich und holte sich das Geld vom päpslichen Postbüro zurück.

    Ich halte den letzten Satz für ausgemachten Unsinn. Der Herzog durfte die 8 Baj. bezahlen.


    Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von Klesammler ()

  • Hallo Bernhard,


    ganz einfach: Korrektes Franko 45, frankiert nur 15, daher unterfrankiert.


    Jetzt wurde gerechnet: Brief über 20 Meilen 45 plus 15 Strafporto = 60 abzüglich der Marke = 45 Restporto. Jetzt das ganze in Kreuzern CM:


    Korrektes Franko 9x, frankiert nur 3x, daher unterfrankiert.


    Jetzt wurde gerechnet: Brief über 20 Meilen 9x plus 3x Strafporto = 12x abzüglich der Marke = 9x Restporto = 8 Bajocchi.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank für eure Beiträge. Das hilft mir schon mal weiter.


    Wie war bei dem ersten Brief eigentlich der richtige Leitweg?


    Ich nehme mal an, dass dieser direkt von Padua nach Ferrara (Austauschbüro) gelangte und weiter nach Narni.


    Der Postvertragsstempel Regno LoVo wird wahrscheinlich auch in Padua (und nicht nur in Venedig) abgeschlagen worden sein, oder?


    Die Taxierung des 2. Briefes erfolgte dann wohl auch schon in Padua?


    Ich hoffe es stört euch nicht, dass ich hier noch weitere Fragen habe, ist halt noch Neuland für mich.


    Liebe Grüße

    Bernhard

  • Hallo Bernhard,


    die Taxierung bzw. Nachtaxierung oblag der Aufgabepost, hier also Padua. Briefe, die eindeutig unterfrankiert waren und bei denen die Aufgabepost nachweislich die Nachtaxe zu notieren vergessen hat, sind wohl an den Fingern einer Hand abzuzählen (und ich hätte gerne einen davon).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Dieter und Ralph!


    Ich hab jetzt des Rätsels Lösung gefunden. Die Tabelle die ich hier gezeigt habe ist nicht ganz korrekt. In einem italienischen Beitrag hab ich jetzt erlesen, dass Umbrien mit Latium zum I. Distanzrayon zählt. Somit ist die päpstliche Taxe von 11 bajocchi korrekt.



    Liebe Grüße

    Bernhard

    2 Mal editiert, zuletzt von Berni17 ()

  • Hallo Dieter!


    Ich kann dir die PDF-Datei (120 Seiten) zum Thema Pontificio - Austria, 1850 - 1870 "paradiso - inferno" gerne per E-mail schicken.


    Liebe Grüße

    Bernhard ;)

  • Moin zusammen,

    weil es soviel Freude bereitet hier ein neuer Beleg aus meiner Sammlung:

    Mehr als was auf den ersten Blick erkennbar ist, weiß ich auch nicht, wie gesagt, ich bin kein Philatelist.

    Wer auch immer was dazu sagen kann- ich bin dankbar

    Mailand nach Venedig 10.5.1842

    Stempel leider unlesbar, Sigel abgelöst


    Grüße Uli



  • Moin,


    der Abschlag vorne erfolgte mit dem Ziereinkreiser MILANO 11. MAGGIO auf der Rückseite ist als Ankunftstempel der Zweizeiler VENEZIA 13. MAGGIO angebracht. Das Siegel sieht nicht nach beschriftet, sondern nach einem einfachen Trockensiegel aus. Bei den Taxe müssen andere dran, aber schwer dürfte das nicht sein. Es sollte jedenfalls ein - vom Empfänger zahlbarer - Portobrief der 1. Gewichtsstufe sein.


    Schönen Gruss

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo,


    das Porto dieses einfachen Portobriefes lag nach dem Tarif von 1817 bei 14 Kr. C.M. (VII. Stufe, Inlandsbrief über 18 Poststationen).


    Grüße von liball