Vorderösterreichische Taxis-Post

  • Hallo,

    versuche einmal ein neues Thema und hoffe, dass ich es nicht irgendwo im Themen-Dschungel übersehen habe: Es hat mit dem frühen Tirol zu tun. Den Westen Österreichs versorgte ja weit ins 18. Jh. hinein die Vorderösterreichische Taxispost - inkl. südliche Teile Bayerns und Württembergs.

    Anbei ein Brief aus 1725 von Hall/Tirol nach Bürs/Vorarlberg mit dem interessanten Leitvermerken "per Lindau, Veldtkirch Bludenz".

    Die angeschriebenen Tarife: 2, 4, 6. Nach meinem Dafürhalten kostete der Brief von Hall nach Innsbruck 2 Kr, dann weiter bis Bludenz 4 Kr und damit in Summe 6 Kr. Es kann natürlich auch sein, dass jeder Paketschluss: Hall-Innsbruck; Innsbruck-Lindau; Lindau-Bludenz (Bürs liegt unmittelbar bei Bludenz) jeweils 2 Kr kostete und in Summe wieder 6 Kr herauskamen. Was meint ihr dazu?

    Vielen Dank und einen schönen Abend

    Gerald

  • Hallo Gerald,


    den einzigen Paketschluss den es zu dieser Zeit gegeben haben dürfte, war der von Innsbruck nach Lindau. Hall liegt ja ganz nahe bei Innsbruck und hatte keine Posteinrichtung. Ich gehe davon aus, dass der Brief außerpostalisch nach Innsbruck kam und dort aufgegeben wurde.

    Ob hierfür bis Lindau 2 Kr. ausgereicht haben, kann ich nicht beurteilen.

    Auch in Vorarlberg gab es zu dieser Zeit keine Postämter. Es gab lediglich Boten, meist Stadtboten, die auch private Briefe gegen Bezahlung beförderten. Ich vermute daher, dass ein Bote ab Lindau den Brief nach Bürs transportierte und hierfür 4 Kr. kassierte. Insgesamt somit 6 Kr.


    Grüße von liball

  • Hallo Liball,

    vielen Dank - das macht Sinn! 4 Kreuzer bis Lindau könnten schon passen. Ich hatte einmal einen ähnlichen Brief allerdings 20 Jahre später, der von Innsbruck nach Lindau ebenfalls 4 Kr kostete. Von Hall wird der Brief sicher mit dem Boten befördert worden sein und von Lindau nach Bürs wahrscheinlich dann auch.

    Danke, war mir eine große Hilfe!

    Liebe Grüße
    Gerald

  • Hallo Altösterreich,


    lt. dem Buch "Vorphilafibel zur k.k. Post von 1722 bis 1850 von Hubert Jungwirth" von 2014, auf Seite 19 "Brieftarif für Inlandbriefe vom 16. Oktober 1722 bis 31. Mai 1750 galt bis 1/2 Loth ein Halbfranko und und ein Halbporto von jeweils 4 Kreuzer. Dabei wurde das Halbfranko vom Aufgabepostamt vorderseitig taxiert und galt auch für das Halbporto, so schreibt es Hubert Jungwirth. In Innsbruck (zur Grafschaft Tirol in Österreich), bei der dieser Brief aufgegeben wurde, bezahlte der Absender das Halbfranko von 4 Kreuzer. Der Brief ging nach Bludenz (Grafschaft Vorarlberg in Österreich). Hier fielen 4 Kreuzer Halbporto an. Dort wurde der Brief mit einen Boten in das 2 km entfernte Bürs gebracht, der dafür 2 Kreuzer Botenlohn kassierte, zuzüglich 4 Kreuzer Halbporto bezahlte der Empfänger 6 Kreuzer, für diesen Inlandsbrief innerhalb Österreichs.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Vielen Dank, lieber VorphilaBayern!

    Es war zwar nicht die österreichische Post, die diesen Brief beförderte, aber die Taxis in Vorderösterreich lehnten sich offensichtlich an die österreichischen Tarife an. Den informativen Jungwirth habe ich auch zu Hause - man sollte nur öfter hineinschauen!

    Danke für diese endgültige Entschlüsselung des Briefes - jetzt ist alles klar!

    Liebe Grüße, Gerald