Postscheine - amtliche Vordrucke

  • Hallo zusammen,

    selbstverständlich gab es 1913 die OPD Würzburg

    https://wuerzburgwiki.de/wiki/Oberpostd…n_W%C3%BCrzburg

    genauso wie die OPD Nürnberg,

    https://verwaltungshandbuch.bavarikon.de/VWH/Bals,_Georg_Ritter_v.#lang-de

    Der OPD Nürnberg kam nach der Neugestaltung der inneren Verwaltung Bayerns ab 1. April 1907 sogar die zentrale Abrechnung mit den Staatseisenbahnen, die zentrale Verwaltung der Unabkömmlichkeitserklärungen im Mobilmachungsfall und des Postmuseums zu. Der 1. April 1907 ist u.a. auch der Stichtag, an dem der von Ralph schon erwähnte Begriff des Oberpostamtes (OPA) des 19. Jhr. auf Oberpostdirektion (OPD) wechselte.

    Dem Gliederungstatus 1914 zu Folge waren der OPD Nürnberg die Postämter I. Klasse Ansbach, Fürth, Nürnberg 1, Nürnberg 2 Briefpostamt, Nürnberg 3 Paketpostamt, Nürnberg 4, Nürnberg 5, Bahnpostamt 2 Nürnberg , Telegraphenamt Nürnberg, Telephonamt Nürnberg, Postscheckamt Nürnberg, sowie den Postämtern II. Klasse Nürnberg 8, 9, 11 und 25.

    Der OPD Würzburg unterstanden die Postämter I. Klasse Aschaffenburg, Bad Kissingen, Kitzingen, Schweinfurt, Würzburg 1, Würzburg 2 und das Bahnpostamt 3 Würzburg.

    Die einschlägige Quelle mit der ganzen Vorgeschichte hierzu:

    https://books.google.de/books?id=r50vo…Crnberg&f=false

    Der wiki-link hier

    https://de.wikipedia.org/wiki/Oberpostdirektion

    ...ist übrigens etwas verfänglich, da er offensichtlich nur für das Reichspostgebiet nach 1920 verfasst wurde, nicht für die von der Reichspost seither übernommenen OPD`s des ehem. Köngreichs Bayern. Er weist aber immerhin darauf hin, dass aufgrund der Staatsverträge von 29./31. März 1920 die Oberpostdirektionen in München, Landshut, Nürnberg, Bamberg, Würzburg, Regensburg, Augsburg und Speyer sowie die württembergische Generaldirektion der Posten und Telegraphen als Oberpostdirektion Stuttgart dem Reichspostministerium unterstellt worden waren.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (21. November 2021 um 10:27)

  • Hallo zusammen,

    es war meine Schuld, dass ich geglaubt hatte, im Handbuch für das Deutsche Reich wäre 1913 auch bereits Bayern enthalten. Ich habe mich zwischenzeitlich auch versucht, zur Geschichte Bayerns sachkundig zu machen, ich habe bisher aber kein Datum gefunden, ab dem Bayerns Eigenständigkeit beendet wurde, weil es nur noch ein Teil des Deutschen Reiches war. So detailliert nachzulesen zu einem mir ansonsten völlig fremden Thema, wie Pälzer das vorgemacht hat, dazu fehlt mir einfach die Zeit, aber auch das Interesse. Ginge es um meine (Wahl-)Heimat, dann wäre es etwas anderes, aber Bayern ist weit weg und hat mich zuvor geschichtlich noch nie interessiert.

    Dazu passt auch ein Spruch aus meiner Jugend, der unter besonderer Berücksichtigung meines Geburtsortes lautet:

    Es gibt Spandauer, Berliner, Bayern und Deutsche. Wir Spandauer waren ja im Denken keine Berliner, wie eben auch die Bayern eben immer ein besonderes Völkchen waren und sind. Und offensichtlich ist das so bis in die heutige Zeit geblieben..

    Viele Grüße

    Ingo

    Einmal editiert, zuletzt von Cantus (29. November 2021 um 02:34)

  • Lieber Spandauer Ingo,

    zum 1.4.1920 hat das Reich die bayer. Post übernommen. Leider !!!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... ich würde heute noch gerne bayerischer Freimarken nutzen. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,.

    vielen Dank für die Info, nun kann ich mich wieder anderen Themen zuwenden. Ich habe gerade heute Vormittag einen Stapel Postscheine aus Württemberg gekauft, sobald sie hier sind, zeige ich davon etwas im passenden Thema.

    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Jan,

    speichere sie doch als jpeg Datei und zeige sie uns für alle sichtbar - vlt. finden die CH - Kenner hier Besonderheiten an ihnen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... Teil des Deutschen Reiches war. So detailliert nachzulesen zu einem mir ansonsten völlig fremden Thema, wie Pälzer das vorgemacht hat, dazu fehlt mir einfach die Zeit, aber auch das Interesse. Ginge es um meine (Wahl-)Heimat, dann wäre es etwas anderes, aber Bayern ist weit weg und hat mich zuvor geschichtlich noch nie interessiert.

    Es gibt Spandauer, Berliner, Bayern und Deutsche.

    Lieber Cantus,

    das ist schade, denn Deutschlands Geschichte zeigt sich doch in seinen altdeutschen Briefmarken und auch Ganzsachen.

    Doch ich muss als Mainfranke wiedersprechen, dass es "die Bayern" gibt. Es kostet nur einen Klick, damit man einen Überblick über die Landesvielfalt von Bayern bekommt. Es ist halt leider so, dass unter Bayern immer nur an Lederhose, Brezel und Bier gedacht wird :cursing:

    Quelle: https://www.bayern.de/der-freistaat/

    Viele Grüße nach Spandau (ist ja leider auch nur wegen einer Person des 20. JH allgemein bekannt geworden). Ich denke da lieber an die schönen Berlin-Marken von Spandau :) Luitpold

    https://www.bing.com/images/search?…st=0&ajaxserp=0

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Hallo Jan,

    speichere sie doch als jpeg Datei und zeige sie uns für alle sichtbar - vlt. finden die CH - Kenner hier Besonderheiten an ihnen?

    Hallo


    Leider kann ich meine Briefe aus der Lichtensteig Sammlung zeigen, da diese im Moment an der Hirgaphil‘21 ausgestellt ist.

    Ich kann aber mit anderen spannenden Belegen dienen :)

    Nächste Woch teile ich dann Scans der Belege.

  • Hallo Luitpold,

    Spandau war einmal. Da bin ich zwar geboren und aufgewachsen, aber seit 1971 lebe ich endgültig an anderen Orten , seit 1994/95 nun in der Gemeinde Neutrebbin im Oderbruch, rund 10 km Luftlinie von der Oder entfernt, also recht abseits. Von April bis Juni 1970 hatte ich sogar drei Monate in Kemnath bei Fuhrn in Untermiete gewohnt (rechtes unteres Bild, Fenster oben links), denn wechselnde Abbaumethoden hatten mich im Rahmen meiner Bergbauausbildung u.a. auch mit dem Abbau von Flussspat in Verbindung gebracht. Da mein Ausbilder damals nur den Oberpfälzer Dialekt sprach, musste ich seine Sprache erlernen, um verstehen zu können, was er von mir erwartete. Anders als an anderen Einsatzorten (Goslar, Dortmund und Lünen) hatte mein Aufenthalt in diesem kleinen bayrischen Dorf tiefe Eindrücke bei mir hinterlassen mit der Folge, dass ich in vielen Folgejahren immer einmal wieder hingefahren und mit meiner Frau dort auch mehrere Urlaube verbracht habe.



    Ich kenne natürlich nicht ganz Bayern von der persönlichen Anschauung her, insbesondere Würzburg und der Süden davon sind mir fremd geblieben, ansonsten aber kenne ich mich in Bayern recht gut aus. Das bedingt aber nicht, dass ich mich in der Freizeit mit der Geschichte Bayerns beschäftige, da liegt mir dann die Geschichte des Oderbruches rechts und links der Oder doch näher. Und ich glaube auch nicht, dass du vertiefte Geschichtskenntnisse über die östlichen Teile des Bundeslandes Brandenburg und der nahegelegenen Teile der Neumark und von Pommern hast.

    Wenn du dir meine Sammelgebiete anschaust wirst du feststellen, dass ich keine Briefmarken sammle und mich beim Thema Deutschland vorrangig mit bestimmten Ganzsachen- und Stempelarten beschäftige, wobei grundsätzlich die weltweiten Ganzsachen immer im Vordergrund stehen. Als Ganzsachensammler bekommt man einen anderen Blick auf die Dinge, kann doch die Art eines Wertstempels die gleiche wesentliche Bedeutung haben wie z.B. die Länge der Gummierung auf der rückseitigen Umschlagklappe eines Briefumschlages oder die Art und Länge der Adresslinien oder die Machart und Farbe des Papiers von Karte oder Brief und Anderes mehr.

    DAS ist wichtig, aber nicht Postweg oder Portostufe. Wie gesagt, man bekommt mit der Zeit und auch viel Erfahrungswissen nach inzwischen fast vierzig Jahren in der Ganzsachenphilatelie einen scharfen analytischen Blick auf Ganzsachen und ganzsachenähnliche Formulare jeder Art weltweit, du und die Anderen hier schauen aber nach anderen Sachen. So kann man sich letztlich ergänzen. Ihr Postgeschichtler seid mengenmäßig absolut in der Überzahl, aber glücklicherweise gibt es noch genug Ganzsachensammler, die meine vorrangigen Interessen und Sichtweisen teilen.

    Die Dinge, die mir eigentlich wichtig sind, wenn ich einen Beleg hochlade, verschweige ich meist, da hier dafür kein Interesse besteht, jedenfalls habe ich hier noch keinen einzigen Beitrag gefunden, der eine Ganzsache beschreiben würde und nicht das, was man mit ihr gemacht hat. Die einzige Person, die hier aktiv ist und mit mir regelmäßig in Kontakt steht, ist Franz, der Altsteirer, denn in Teilen passen unsere sammlerischen Schwerpunkte hundertprozentig zueinander.

    Übrigens, ich habe eine umfangreiche Sammlung von Poststellenstempeln, ganz überwiegend auf kompletten Belegen,von Brandenburg und Teilen der ehemaligen deutschen Ostgebiete, die heute polnisches Territorium sind und nahebei östlich der Oder liegen, aber besteht hier im Forum, wo sich ganz überwiegend die Themen nur um Belege aus der Zeit vor etwa 1900 drehen und dabei der süddeutsche Raum bevorzugt wird, wirklich ein Interesse daran, sich mit dem geografischen Hintergrund zu solchen Belegen zu beschäftigen? Denn das ist mir wichtig, aber nicht, von wann bis wann eine Poststelle existierte oder ob ein Beleg portogerecht verwendet worden ist.

    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    eine interessante Geschichte. Zu Kemnath bei Fuhrn in der Oberpfalz gibt es auch Postgeschichtliches aus vergangenen Zeiten. Hierzu das Blatt aus dem Vorphilahandbuch von Friedrich Pietz:

    Beste Grüße aus (Stadt) Kemnath in der Oberpfalz,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    solche Aufzeichnungen sind immer interessant und werden dann lebendig, wenn es einem gelingt, einen Brief aus diesen Epochen zu ergattern. Danke fürs Zeigen. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... wirklich ein Interesse daran, sich mit dem geografischen Hintergrund zu solchen Belegen zu beschäftigen? Denn das ist mir wichtig ...

    Hallo Cantus,

    entschuldige bitte, wenn ich das falsch verstanden habe und Danke für die ausführliche Darlegung Deiner Sammlungsweise. Ja, als Heimatsammler bin ich frei und nur dem geografischen Umfeld verordnet und so z.B. ist natürlich die Frage bei einer Ganzsache auch abzuklären, ob und welches Wasserzeichen, Wappen auf der Verschlussklappe usw. (ach ja auch die Anschriftenlinien usw.) das gerade vorliegende Stück hat (hat doch Auswirkungen auf den Kaufpreis). Dafür gibt es auch Kataloge usw. dies dann auch machen zu können. Bei ausländischen Ganzsachen - so eine habe ich z.B. aus Monaco erst kürzlich bekommen - recherchiere ich im Internet, wo es manchmal dazu Informationen gibt.

    Mich würde es also sehr interessieren, wie Du das mit dem geografischen Hintergrund gemeint hast und dies in Deiner Sammlung umsetzt.

    Beste Grüße von Luitpold


    PS Das Sammeln von Ganzsachen war vor 120 Jahren noch weit verbreitet. In einem Konvolut konnte ich sehen, dass man damals damit im Austausch von Sammler zu Sammler bzw. Händler stand. Es war auch nicht wichtig, die heute übliche Forderung "echt gelaufen" zu berücksichtigen, sondern man stempelte die Ganzsachen, das genügte offenbar für "Gebraucht".

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Hallo Luitpold,

    ich denke, wir müssen da etwas unterscheiden.

    Wenn ich an meiner Heimalsammlung arbeite und versuche, so viel Wissenswertes wie möglich zum Thema zusammenzutragen, dann gehören dazu vorrangig philatelistische Belege jeder Art, Siegel, Notgeldscheine, alte Dokumente, Ansichtskarten (möglichst echt gelaufen), Zeitungsartikel und Anderes mehr, das etwas zur Geschichte und auch Postgeschichte der von mir als Heimatbereich festgelegten Region aussagen kann. Dabei interessieren mich bei postalischen Belegen vorrangig die Poststempel und Aufgabeorte, bei Belegen aus dem Wirtschaftsleben auch Postwege und Geschäftspartner. Dabei ist der Zustand der Belege zunächst einmal zweitrangig, denn auch wenn ich natürlich "schöne" Belege bevorzuge, so ist es doch höchst unwahrscheinlich, besseres Material irgendwo zu finden und auch erwerben zu können.

    Das Gebiet, das für mich "Heimat" ist, umfasst mehr als 130 kleinere Städte, Dörfer und lose Ansiedlungen, hier "Loose" genannt. Es beginnt in Seelow, von dort geht es entlang der heutigen B 167 nach Norden über Wriezen nach Bad Freienwalde, von dort ostwärts über Hohenwutzen bis zur Oder und darüber hinaus, auf der anderen Oderseite dann wieder nach Süden bis Cüstrin (Küstrin, heute Kostrzyn) und von dort westwärts über die Oder und über Manschnow entlang der heutigen B 1 zurück nach Seelow. Obwohl das flächenmäßig durchaus ein recht großes Gebiet ist, ist es heute sehr schwer, überhaupt gelaufene Belege oder Ansichtskarten aus den Dörfern zu bekommen. Die gesamte Region bestand ursprünglich fast ausschließlich aus versprengt wohnenden Fischern, bis das mittlere Oderbruch vor knapp 300 Jahren so halbwegs trockengelegt wurde und Siedler überwiegend aus der Ferne geholt und hier angesiedelt wurden. Während der gesamten Zeit bis heute prägt weiträumige Landwirtschaft das Bild, kleinere Gewerke trifft man an, aber Fabriken gibt es nicht. Unser Dorf hat aktuell etwa 150 Einwohner. Vor gut hundert Jahren waren es zwar schon einmal etwa 550, aber auch damals nur etwa 200 dauersesshafte Erwachsene, der Rest waren Kinder oder Wanderarbeiter aus den Bereichen Landwirtschaft oder Hausmädchen, ganz überwiegend der Schriftsprache kaum mächtig.

    Hinzu kommt die Tatsache, dass mein "Heimatgebiet" in der Vergangenheit sehr oft schlimme Überschwemmungen erleben musste, zuletzt im Winter des Jahres 1947, wo das gesamte Bruch mehr als drei Monate bis zu 2 m hoch unter Wasser stand, auch mein Haus, und wo die Reste dessen, was der Endkampf um das Deutsche Reich, der sich sehr stark im Oderbruch und an den Seelower Höhen abgespielt hatte, von der Bebauung überhaupt noch übriggelassen hatte, nun durch das Wasser und die Schadstoffe darin weitgehend vernichtet wurden. Dadurch sind auch fast alle alten Dokumente, Briefe, Post- und Ansichtskarten zerstört worden, die heute nun für Interessierte wie mich nicht mehr zur Verfügung stehen.

    Natürlich weiß ich, dass es viele Orte und Dörfer in Deutschland gibt, die recht unbeschadet durch den 2.Weltkrieg gekommen sind, das trifft aber auf unsere Gegend nicht zu. Vor diesem Hintergrund dürfte es einen großen Unterschied zwischen deinem und meinem Begriff einer Heimatsammlung geben. Ich bin glücklich, wenn ich überhaupt etwas aus den kleineren Dörfern finde (es gibt hier noch einen Heimatsammler, der vor meinem Herzug bereits alles abgegrast hat), du dagegen scheinst entscheiden zu können,, welchen Beleg du für deine Heimatsammlung auswählen möchtest.

    Etwas ganz Anderes als meine Heimatsammlung ist die Beschäftigung mit Belegen nach geografischen Gesichtspunkten. So bin ich vor wenigen Jahren der ARGE Deutsche Ostgebiete beigetreten, um die Orte in den ehemals deutschen Gebieten jenseits der Oder möglichst durch entsprechende Poststempel auf kompletten Belegen dokumentieren zu können. Zur Vorbereitung hatte ich mir alle passenden deutschen Reichskarten im Maßstab 1:300.000 besorgt, zusätzlich besitzen wir aber noch reichlich Literatur und auch Landkarten zu den betroffenen Gebieten. Meine Frau und ich, wir sind beide geografisch geprägt. Meine Frau hatte ursprünglich bei Gleumes & Co in Köln gelernt und gearbeitet, später noch zehn Jahre bei der Schropp'schen Landkartenanstalt in Berlin, und ich selber komme aus einem Elternhaus, in dem die Beschäftigung mit geografischen Schwerpunkten im Mittelpunkt stand; das prägt. So haben wir beide unsere Freude daran, wenn ein weiterer, bisher in unseren Sammlungen noch nicht vorhandener Ort nun dokumentiert werden kann. Die Mitgliedshaft in der ARGE hat mir eine Menge Literatur und viele (für mich) schöne Belege beschert, aber anders als andere Sammler, die versuchen, von einem Ort alle jemals verwendeten Stempel zu finden und sich zu deren Verwendungszeit sachkundig zu machen, bin ich vorrangig weiterhin auf der Suche nach Belegen aus Orten, die mir noch fehlen, und davon gibt es hunderte.l

    Ein Drittes ist das Sammeln und Erforschen von Ganzsachen, wobei für mich da Österreich im Vordergrund steht. Bei Ganzsachen gibt es den Unterschied zwischen amtlichen Ausgaben durch die staatliche Post und die Privatausgaben, die gänzlich und ausschließlich aufgrund privater Initiativen entstanden sind. Bei den amtlichen Ausgaben beschäftigen sich die meisten Sammler mit den Hauptformen Briefumschlag, Streifband, Postkarte, Kartenbrief oder Aerogramm, es gibt aber noch so viel Anderes. Zu den amtlichen Ausgaben der europäischen Länder gibt es verschiedene Ganzsachen-Kataloge, wenn man sich aber - so wie ich - mit außereuropäische Ländern beschäftigen möchte, ist oft nur sehr spärlich Fachliteratur dazu erschienen und bis in die heutige Zeit kaum noch fortgeführt worden. Da muss man als Sammler schon etwas genauer hinschauen, um die teils geringen Unterschiede verschiedener Ausgaben exakt beschreiben zu können, denn anders als zu Briefmarken geben die Postverwaltungen zu Ganzsachen wenig bis gar nichts bekannt.

    Wenn man sich dagegen so wie ich besonders mit Privatganzsachen beschäftigt und sich dann, wie bei Österreich vorgefunden, vorerst damit abfinden muss, dass es zum Bestand von Privatganzsachen, insbesondere zu Umschlägen, Kartenbriefen und Streifbändern, aber auch zu wesentlichen Teilen der privaten Ganzsachenpostkarten überhaupt noch keine tiefergehende Literatur gab und gibt, dann fängt das Untersuchen und Erforschen erst so richtig an. Auch wenn mir bewusst ist, dass es mir nie gelingen wird, alle derzeit noch existierenden verschiedenen privaten Ganzsachenumschläge zusammenzutragen, zu vermessen und öffentlich zu beschreiben, sodass daraus eine Art Handbuch entstehen kann, so füllt die Beschäftigung damit doch einen nicht unerheblichen Teil meiner täglichen Zeit. Die Portostufe, für die eine private Ganzsache hergestellt worden ist, ergibt sich üblicherweise, von Ausnahmen abgesehen, aus der Übereinstimmung von Wertstempel(n) und vorgeschriebener Frankatur, der Postweg jedoch interessiert dabei überhaupt nicht und irgendwelche Zusatzfrankaturen verfälschen nur den Originalzweck, zu dem eine private Ganzsache ursprünglich hergestellt worden war.

    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    das ist aber ein langer Beitrag!! Ich muß mir den Raum deiner Heimatsammlung mal genauer ansehen. Vielleicht habe ich was oder es fällt mir was auf.

    Du bist wirklich ein Heimatsammler, wie man ihn sich vorstellt. Bei dem breit gefächerten Interesse hört die Jagd nie auf.

    Was die Kriegswirren angeht, da war es hier am linken Niederrhein auch extrem schlimm. Die Alliierten brauchten Monate, um sich durch den Reichswald bei Kleve und die 15 - 20 km zum Rhein zu kämpfen. In Kleve war es so schlimm, daß man schon mehrfach auf 1000 m² Grundstück in wenigen Tagen 3 Blindgänger gefunden hat. Nach dem Übersetzen über den Rhein ging es dann schnell zu Ende.

    Von alten Sammlern habe ich immer wieder gehört, daß zu der Zeit viele Sammlungen vernichtet wurden. Das betraf nach Auskunft meiner Mutter auch einen meiner Urgroßväter.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    ich habe im Laufe meines Lebens an vielen verschiedenen Orten gelebt und war stets bemüht, auch die Gegend um meinen Wohnort herum kennenzulernen. Da ich als West-Beamter ab 1991 bereits im Osten gearbeitet hatte, hatten wir als vormals West-Berliner nicht so große Berührungsängste hinsichtlich einer östlichen Wohnortnahme wie manche Kollegen von mir, die stets im Westen geblieben sind. Als wir nach Wuschewier zogen habe ich zuerst versucht, amtliche Messtischblätter aus DDR-Produktion zu bekommen, was mir nur teilweise gelang. Also habe ich versucht, ältere Heimatkalender aufzutreiben und schon bald fiel mir die erste alte Ansichtskarte in die Hände. Bei einer Vielzahl von Trödelmarkt- und Händlerbesuchen wurde es dann immer mehr, bis bei uns im Dorf eine alte Frau starb, deren gesamten papiernen Nachlass wir übernehmen konnten. Es waren zwei gehäufte Schubkarren voll, verschmutzt mit Betonstaub, Mäusekot und Anderem und wir haben zwei Wochen lang vorsichtig mit speziellen Bücherpinseln alle Papiere sorgsam gereinigt. Dabei konnten wir ganz tolle Funde zur Geschichte unseres Dorfes und zur wirtschaftlichen Verzahnung der hiesigen Bauern mit Gewerken im weiteren Umfeld, aber auch mit Aufkäufern und Banken in Berlin machen. Dieser Nachlass war enorm, zumal niemand sonst im Dorf Interesse an so alten und verdreckten Papieren hatte. Dadurch beginnt meine Heimatsammlung jetzt bereits im Jahr 1826 mit einem alten amtlichen Dokument, wird von mir aber immer noch bis in die heutige Zeit weitergeführt, soweit ich an geeignetes Material komme.

    Bei Philaseiten.de habe ich vor inzwischen schon acht Jahren unter der Überschrift "Heimatsammlung Oderbruch - Ansichtskarten, Stempel und Belege" begonnen, das Oderbruch vorzustellen, bin aber aus Zeitgründen über Wriezen nicht hinausgekommen. In der Zwischenzeit habe ich noch ein paar Ergänzungen für die Heimatsammlung gefunden, die Angebote sind aber rar geworden und zumeist völlig uberteuert. Vielleicht sollte ich hier einmal unsere Gemeinde Neutrebbin mit ihren Ortsteilen vorstellen, im Moment bin ich aber mit Anderem beschäftigt.

    Viele Grüße

    Ingo