Brustschild Belege in die USA

  • Hallo,

    ich moechte Euch zwei Briefe in die USA vorstellen, beide nach New York (bzw. Long Island, was gleich nebenan liegt).


    Beim Brief an Unkart, werden tarifgerecht 2 1/2 Gr verwendet, unter Verwendung einer Mi Nr. 29. Nun habe ich mir den Michelkatalog unter die Lupe genommen und sehe, dass die Quotierung sich auf die entsprechende Nr. 21 (ohne Aufdruck) mit Farbe a bezieht, die b und c Farbe sind nicht angegeben (eine email an den Verlag ist leider unbeantwortet geblieben.). Auch das Attest sagt nur "dunklere" Farbe. Durch Vergleich mit anderen b und c Farben der Nr 21 steht fuer mich fest dass es sich hier um eine nicht katalogisierte 29c handeln muss (mit entsprechender Bewertung).


    Der zweite Brief ist ebenfalls mit 2 1/2 Gr freigemacht, mit MiF. Mi Nr. 3 und 5.

    Hier ist vielleicht der Sophy Aspekt ein wenig interessanter: von Hannover aus gesandt an Julius Juddel, der wie ich herausfinden konnte, in der Handlung (Shop) der erfolgreichen Tabakfirma Freudenthal arbeitet. Sag Harbor war um die 1870iger Jahre bekannt fuer gute Zigarren, allen voran die von Freudenthal. Dennoch glaube ich zu meinen, dass es sich nicht um eine reine Kaufmanns-Korrespondenz handelt, da der Absender J. Jüdel heisst, und ich mal denke dass der amerikanische Name Juddel eine Angleichung fuer die englische Aussprache ist und es sich um denselben Familiennamen handelt.


    LG Andreas

  • Hallo Andreas,


    Henschel oder Henschen?


    Jüdel, Jiddl scheint mir jüdisch zu sein und ist wohl eine Verkleinerungsform von Jude.


    Viele emigrierte Juden anglisierten ihre Namen, um weniger jüdisch zu klingen, vor allem Sefarden, weniger die Aschkenasim.


    Ich habe eine Korrespondenz von einem Ben Ari, der später Benary hieß. Ich finde etymologische Motive immer sehr interessant und spannend. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,

    ich haette eine Frage, bevor ich die Albumseite bearbeite: ein Brief Frankfurt a.M - San Francisco, 20 Kr, mit Verweis ueber England, Paid Stempel New York ging dann innerlands ueber den Kontinent (per Zug) oder wurde er nach Panama geschippert, uber den Berg getragen und dann weiter gesendet? Ich nehme an dass ersteres zutrifft, das zweite ist nicht so logisch (obwohl ich mich erinnern mag, dass ich mal so etwas gelesen hatte...)


    Leider ist eine 9kr (27 c) an der unteren Ecke etwas "angeknabbert" unda hat auch einen Riss (und ist damit Muelleimerreif), aber ich denke insgesamt ist der Brief schon in Ordnung da die Destination nicht alltaeglich ist.


    LG Andreas

  • Lieber Andreas,


    immerhin 2. Gewicht, also weg sollte der nicht und natürlich lief er quer übers Land ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Warum ist immer alles schlecht und ungenügend wenn es nicht ausschaut wie wenn es gestern neu hergestellt wurde?

    Ganz ehrlich ich finde sowas zum 🤮

    Man sollte erst die Rarität, die Seltenheit und das Alter im Vordergrund sehen und nicht nur immer das perfekte Aussehen.

    .....und da fragt man sich warum international überall die Jugend fehlt für unser Hobby. In der Schweiz ist es auch nicht besser, leider!

  • Hallo St. Gallen

    ich stehe mit vielen meinen Ansichten im Wald alleine und trample ziemlich neben dem Pfad entlang... wie gesagt mir gefiel der Brief und habe ihn gekauft auch wenn er den oben beschriebenen Mangel hat.

    Die Entscheidung bleibt bei jedem selbst, es geht nur darum wieviel Geld man fuer solche Lieberhaberstuecke ausgeben will.


    Ich stimme Dir aber auch bei, man wird zu sehr in den Taumel der "Jagd nach dem Perfekten" gedraengt.


    Ich dachte ich wuerde etwas ueber den Neusilberwaren - Haendler Beuthe finden, hingegen fand ich eine kurze Lebensbeschreibung des Auswanderers Ryhiner. Das ist fuer mich das wirklich Spannende :)


    LG Andreas

  • Hallo,

    ich habe nach langem Warten eine Antwort vom Schwanenberger Verlag bekommen, bzgl. meiner Frage wegen einer eventuellen 29c Bewertung (Thread #1):

    Beim Brief an Unkart, werden tarifgerecht 2 1/2 Gr verwendet, unter Verwendung einer Mi Nr. 29. Nun habe ich mir den Michelkatalog unter die Lupe genommen und sehe, dass die Quotierung sich auf die entsprechende Nr. 21 (ohne Aufdruck) mit Farbe a bezieht, die b und c Farbe sind nicht angegeben (eine email an den Verlag ist leider unbeantwortet geblieben.). Auch das Attest sagt nur "dunklere" Farbe. Durch Vergleich mit anderen b und c Farben der Nr 21 steht fuer mich fest dass es sich hier um eine nicht katalogisierte 29c handeln muss (mit entsprechender Bewertung).



    LG Andreas

    Man hat mir mitgeteilt dass nur die 29a einen Aufdruck erhalten hat und eine dunklere Nuance (laut Attest) demnach in die bei Michel genannten Farbvarianten des a-Tones passen muessen. Dennoch, wenn ich diese Marke mit andere a-Toenen vergleiche, ist der Unterschied schon besonders gross. Wahrscheinlich kann mir hier keiner weiterhelfen.


    LG Andreas

  • Hallo,

    ich finde leider nicht das genaue Datum (und demnach den betreffenden Postvertrag) an dem die Gebuehr fuer einfachen Brief von 3 Gr (bzw 10 Kr) auf 2 1/2 Gr (bzw 9 Kr) gesenkt wurde. Bin fuer den Hinweis dankbar!


    LG Andreas

  • 1.10.1871

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralf

    das kann nicht ganz passen, es gibt viele BS-Briefe mit 3 Gr bzw 10 Kr Frankaturen, die Aenderung muss in 1872 stattgefunden haben... aehnlich wie mit Russland (neuer Tarif ab 13.07.1872)


    LG Andreas

  • Lieber Andreas,


    habe es im Zangerle nachgelesen 9x via Hamburg/Bremen, oder meintest du eine andere Route?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph

    leider ist kein Leitweg auf dem Brief vermerkt...

    und wuerde mich wundern wenn es verschiedene geben wuerde. Es sei denn ueber England?

    Auch der aus #9 ist in der 2 Gewichtsstufe nach San Francisco und kostet 20 Kr (via England) ---

    LG Andreas


    Einmal editiert, zuletzt von AndreasCairo ()

  • Lieber Andreas,


    über Frankreich kann man ausschließen - nach dem verlorenen Krieg gab es nur Bremen, Hamburg, Stettin (sehr selten) und England. Vlt. findet hier einer noch ein anderes Datum heraus?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Andreas,


    über Frankreich kann man ausschließen - nach dem verlorenen Krieg gab es nur Bremen, Hamburg, Stettin (sehr selten) und England. Vlt. findet hier einer noch ein anderes Datum heraus?

    Ja Frankreich hab ich auch gleich gestrichen. Aber es koennte wohl via England sein.

    Hoffe jemand kann aushelfen!


    LG Andreas

    Hallo Andreas und Michael,


    wie Michael schon richtig gesagt hat, wurden die Brieftarife am 1.10.1871 abgesenkt. Von 3 Groschen auf 2 1/2 Groschen für die Leitwege Hamburg, Bremen und Stettin und von 4 Groschen auf 3 Groschen für den Transit über Großbritannien (per Eisenbahnverbindung via Köln - Aachen - Ostende - London).


    Wenn kein handschriftlicher Transitvermerk vorhanden ist, dann kann der Leitweg anhand des "Franco"-Stempels identifiziert werden.


    Brief von Berlin mit Leitweg über Hamburg zu 2 1/2 Groschen:



    Brief von Berlin mit Leitweg über Großbritannien zu 3 Groschen:



    Der Leitweg über Großbritannien wurde oftmals gewählt, da dieser i.d.R: schneller war als über Hamburg/Bremen, denn die englischen Dampfer fuhren öfter und waren schneller.


    Ich empfehle hierzu die fantastische Ausarbeitung "Postverkehr nach USA" von Hansmichael Krug, einzusehen auf der Seite der Arge Brustschilde:


    Arbeitsgemeinschaft Brustschilde und Nachverwendete Altdeutschland-Stempel e.V. - Sammlungsgalerie


    Andreas: der von dir gezeigt Beleg in #15 wurde über Großbritannien geleitet und kostete daher 3 Groschen.


    VIele Grüße

    Sven