Erfahrungen und Einschätzungen zum Ausstellungswesen

  • Vielleicht darf ich eine Frage zum Brainstorming stellen: Seit jeher liebe ich die bayerischen Kreuzermarken – seien sie geschnitten, seien sie gezähnt. Angesichts einer solchen Liebeserklärung konnte es nicht ausbleiben, dass ich über die Jahre eine Vielzahl von Marken und Belegen zusammengetragen habe, die den Rahmen einer einzigen (traditionellen) Ausstellungssammlung vermutlich sprengen bzw. zu einer aus meiner Sicht schmerzhaften Beschränkung führen würden. Ich habe mich nun gefragt, ob mein erster Versuch auf einer Ausstellung nur die Quadratausgaben, alternativ die gesamten geschnittenen Ausgaben oder auch die (etwas langweiligeren) gezähnten Ausgaben umfassen sollte. Dabei bin ich mir bewusst, dass es keine allgemein gültigen Regeln gibt. Aber vielleicht gibt es aus Sicht des Forums den einen oder anderen Erfahrungssatz, der mir eine gedankliche Leitschnur sein könnte.


    Und schließlich noch eins: Ich habe meine Marken durchweg auf schwarzen Hawid-Taschen untergebracht, die ich mit einem kleinen Rand genau zugeschnitten habe. Ich finde, dass diese Art der Präsentation ausgezeichnet aussieht, weiß aber auch , dass Juroren hier von einem Trauerrand sprechen. Eigentlich möchte ich zu meinem Geschmack stehen, auch wenn dies die Gefahr birgt, dass einzelne Juroren hieran Anstoß nehmen könnten. Any thoughts?😳

  • Zur Menge an Material welche du angehäuft hast muss man sagen dass die schiere Menge nichts bringt sondern Du musst das relevante Material aussuchen fürs Exponat. Zig Briefe mit immer der gleichen Portostufen bringen keine Extrapunkte...


    Andererseits kenne ich das Gebiet nicht und kann nicht sagen wie umfangreich ist ist.


    Zu den Trauerrändern, in der Tat das sieht man weniger und weniger, sollte aber keinen Punktabzug bringen.

  • Hallo Bavarian Hunter ,


    vorab zu Deiner Angst wegen Abzügen aufgrund der von Dir genutzten Havid- Taschen:

    Grundsätzlich steht es jedem frei, wie er seine Marken und/ oder Belege unterbringt.

    - und über Geschmack läßt sich streiten.

    Ich würde unter der Gliederung einen kleinen:

    HINWEIS : Das im Exponat gezeigte Material ist zur besseren Erkennung sauberer Schnittlinien bzw. einwandfreier Zähnungen schwarz unterlegt.

    Damit begründest Du Deine Verwendung - jeder erkennt, daß Du Dir Gedanken gemacht hast und ich gehe mal davon aus, dass Dir deswegen niemand Punkte abziehen wird.


    Zu Deiner ersten Frage: Was soll ich von meinem unendlichen Material nutzen um daraus ein Exponat zu erstellen ?

    Diese Frage kannst nur Du selbst für Dich beantworten.

    An Deiner Stelle würde ich das zeigen, an dem "mein Herz am meisten hängt".


    Wenn Du diese Frage für Dich beantwortet hast, dann solltest Du Dir einen passenden Titel überlegen und (erst auf "Schmierpapier") eine zum Titel passende Gliederung erstellen. Auch aus der Gliederung sollte bereits Dein "Roter Faden" für das Exponat erkenntlich werden. Mach Dir dabei auch Gedanken, was Du im Exponat zeigen willst - fasse es in einer kleinen Umschreibung für die Erklärung: Ziel des Exponats zusammen.


    Erst dann geh an Deine Marken/ Belege um geeignetes Material für Dein Exponat auszusuchen !

    Achte dabei auf:

    die "normalen" Anforderungen: Qualität - Erhaltung - Seltenheit -

    aber auch auf eine Ausgewogenheit des Material

    in Deinen gedachten Gliederungspunkten.


    Ich glaube, damit wirst Du erstmal beschäftigt sein.

    Wenn es dann an die Gestaltung der Seiten... der Rahmen, geht, dann frag wieder an


    Erst einmal viel Spaß !


    Rolf- Dieter

  • Hallo BH,


    zur Aufmachung ist wohl alles schon geschrieben worden - es ist DEINE Sammlung, sie zeigt DEINEN Geschmack und nicht den wechselnder Juroren.


    Der Titel einer Sammlung ist stets verpflichtend - die Frage ist nur, was willst du darstellen? Hast du das Material dafür? Schöne Sachen zeigen = Ländersammlung. Alles andere = Postgeschichtliche Sammlung (PO).


    Ländersammlung: Geld gewinnt (Geld = Qualität = Seltenheit).


    PO-Sammlung: Wissen gewinnt. Kostet viel weniger, dauert aber in der Beschaffung länger und auch die Suche nach dem, was man zeigen will, sollte und kann, kann dauern. 30 Jahre lang bei Auktionen zu kaufen hat nichts mit einem Sammlungsaufbau für eine Ausstellung zu tun - wer 5 Ferraris hat, wird dadurch auch nicht zu einem Formel1 - Fahrer.


    Ohne deine Slg. zu kennen, wären das alles nur "Outsider-Tipps". Wenn du hier in Südhessen oder in der Nähe wohnst, würde ich mir einen Tag für dich aus den Rippen schneiden und dir nach Betrachtung deiner Schätze sagen, was zu tun ist als Aussteller.


    Eine suboptimale Beratung sorgt praktisch immer für Probleme, egal auf welcher Seite - mit logischen Folgen, die keiner braucht und will.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bavarian Hunter ,


    am besten ist es immer mal eine Struktur des geplanten Exponates zu erstellen... das ist ein wichtiges Teil des Exponates und mit der Struktur kann man recht einfach die passenden Stücke aus der Sammlung suchen die ins Exponat müssen.


    Also, auf gehts..., ich bin schon gespannt...

  • Hallo, ich bin Neuling im Ausstellungswesen, daher schliesse ich mich ganz sicher erst mal dem an was schon geschrieben wurde.

    Nur einen Vorschlag:

    Die Kombination von 2 oder 3 Themen macht ein Exponat erst interessant (andere druecken dies aus mit "zeig das Besondere", aber auch alles Besondere zusammen kann keinen roten Faden haben). Also:

    - Plattenfehler (geht mit Marken und Belegen)

    - Darstellung von besonderen Frankaturen (nur Belege)

    - Stempel (Marken und Belege), aber hier schon die ganz besonderen (vielleicht nur die der ersten Zeit, oder noch interessanter: gleiche Nummernstempel vor und nach der Umtauschzeit) (Belege und Marken)

    - Postorte mit Besonderheiten (Vorentwertung) (Belege)

    - oder gar ein kulturelles Thema einflechten: Persoenlichkeiten Bayerns von 1849 bis 1875 ... (Belege)


    Nur so hingedacht. Bin auch kein Bayernexperte, von daher ist sicher noch mehr drin!!

    Viel Spass!!


    Und natuerlich: man macht mehr als ein Exponat ... oder man sieht dass man beim Sammeln nur Dupletten erworben hat.


    LG Andreas

  • Ganz lieben Dank für die vielen Tipps. Auch wenn Hamburg eine der schönsten Städte Deutschlands ist, liegt sie leider nicht am Philatelistischen Nabel unserer Republik. Und wenn ich es richtig sehe, gibt es hier leider auch nur eine begrenzte Zahl von Sammlern, jedenfalls wenn man den Vergleich zum Gebiet südlich der Mainlinie zieht.


    Den Hinweis zur beabsichtigten Verwendung schwarzer Ränder finde ich schlicht und ergreifend brillant. Zudem passt der Hinweis zum beabsichtigten Titel: "Schönes Bayern – die geschnittenen Kreuzerausgaben 1849-1870". Insoweit soll nicht nur schönes Material gezeigt werden, sondern zugleich auch die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten, die zunächst innerbayerisch, sodannn im DÖPV und darüber hinaus bestanden. 😏


    Da ich von Anfang an nichts angehäuft habe, sondern stets die mögliche Eignung für eine Ausstellungssammlung im Hinterkopf behalten hatte, fehlt mir nur noch vergleichsweise wenig Material, um mit einer Ausstellung zu starten. Vor allem finde ich aber, dass bei allem Verständnis für das notwendige wirtschaftliche Engagement schönes Material gezeigt werden muss, um Werbung für die Philatelie zu machen und um mit Besuchern (hoffentlich) ins Gespräch zu kommen. Wenn nur noch Material gezeigt werden darf, dass im Einkauf im fünfstelligen Bereich gelegen hat, dann wird es schwer werden, die Faszination der traditionellen Philatelie auf den Besucher zu übertragen und neue Aussteller zu gewinnen.


    Nur vorsorglich: Ich will nicht missverstanden werden. Natürlich geht es nicht ohne Kapitaleinsatz. Allerdings kann der Kapitaleinsatz auch bei der klassischen Philatelie jedenfalls in den Einstiegsklassen nicht das einzige Kriterium sein, weil ansonsten über kurz oder lang das Interesse an einer Beteiligung versiegen dürfte. Ein Phänomen, das sich im übrigen aus meiner unmaßgeblichen Sicht schon heute abzeichnet. Wer würde schließlich dem Amateurfußball in der Verbandsliga oder Oberliga seine Berechtigung absprechen, nur weil es auch echte Profiligen gibt. Auch die Basis sollte meines Erachtens eine Chance erhalten, eine gehobene Sammlung auszustellen.


    Jetzt muss ich mich allerdings dem Relegationsspiel des HSV zuwenden!

  • Guten Morgen Bavarian Hunter ,


    also vorab - der HSV hat die erste Hürde gemeistert !

    (...und als nicht so "verwöhnter" Fan meiner Eintracht (Braunschweig - wir sind zumindest auch aufgestiegen ! - wenn auch nur in die 2. Liga.)


    Es gibt auch im Norden noch Aussteller - gut, nicht so viele wie südlich des Weißwurst- Äquators, aber es gibt uns !

    Da Hamburg ja nicht sooo weit weg ist, kannst Du mich gern anschreiben, dann können wir uns zusammensetzen und vielleicht kann ich Dir ja noch ein paar Tipps geben.


    Viele Grüße

    Rolf- Dieter


    Nachtrag:

    ...und bei einem Blick auf Dein Profil habe ich gerade gesehen, dass Du auch Portugal und Spanien sammelst !

    In Bezug auf Portugal habe ich ein kleines Exponat Portugal Schiffspost - habe ich auch schon ausgestellt.

    Da meine Frau Portugiesin ist, sind wir öfter auch im Konsulat in Hamburg.

    Melde Dich einfach mal.

    Rolf- Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von SETUBAL ()

  • Die aktualisierten Regeln für Postgeschichtliche Exponate bei FIP Ausstellungen wurden vom FIP-Vorstand genehmigt und sind seit dem 22. Mai 2022 in Kraft. Interessant zu lesen.

    Es wird erhofft dass die neuen Richtlinien das Verständnis der FIP-Ausstellungsregeln erleichtern und den Ausstellern helfen können, ihre Exponate zu verbessern. Das ist zumindest die Absicht des PH-Büro der FIP.


    Hier können sie heruntergeladen werden.

    https://www.f-i-p.ch/wp-content/uploads/Revised-Postal-History-Guidelines-Final-May2022.pdf

  • Solange Juroren bei "so aufwändig gestalteten Seiten" die Sammlung in der Kategorie "Traditionelle Philatelie" mit Gold bei der Helvetia 2022 beurteilen, kann man durchaus vom Glauben abfallen.

    Beste Grüße


    Peter

  • Solange Juroren bei "so aufwändig gestalteten Seiten" die Sammlung in der Kategorie "Traditionelle Philatelie" mit Gold bei der Helvetia 2022 beurteilen, kann man durchaus vom Glauben abfallen.

    Das war in meinen Augen ein extremer Ausreiser nach unten..., da würde mich interessieren wer die Juroren waren...

  • Diese Seite ist doch wohl ein Witz. Allerdings auch sehr pragmatisch. Ich werde meine Sammlungsblätter demnächst auch so beschriften:

    LiteraturBuch X, Seite xy

    Forum AltpostGeschichte Thread xy


    Das Spart Platz auf der Seite und Zeit beim Erstellen. ;)

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Solange Juroren bei "so aufwändig gestalteten Seiten" die Sammlung in der Kategorie "Traditionelle Philatelie" mit Gold bei der Helvetia 2022 beurteilen, kann man durchaus vom Glauben abfallen.

    Hallo Peter,


    das läßt sich noch steigern:

    Bei der NAPOSTA 93 in Dortmund erfuhr ich im Jurygespräch ("vertraulich"), daß meine Sachsen-Sammlung mit 94 Punkten ursprünglich nach Auffassung der Juroren die beste Ländersammlung hätte sein sollen.

    Dr. Jäger hätte sich aber kraft seiner Position durchgesetzt und eine prominente Baden-Sammlung auf diesen Schild gehoben.

    Diese Sammlung kam ohne jegliche Beschriftung aus. Das Argument sei gewesen, daß solche Seltenheiten keiner Beschriftung bedürften.


    Das Reglement nebst Bewertungskriterien scheint keine Rolle mehr zu spielen, wenn "bedeutende" Sammler im Wettbewerb antreten. Die IBRA machte da übrigens keine Ausnahme.


    Beste Grüße

    Jürgen

  • ... frei nach dem Motto: "One law for them, but another one for us". Ein Armutszeugnis - von Ausstellern mit Null-Wissen bis zu den Juroren mit eingebautem Kotau.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Das ginge heute aber sicher nicht mehr...

  • Das ginge heute aber sicher nicht mehr...

    Oh doch - stelle doch mal 10 Millionen in 10 Rahmen hin und warte, was passiert ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.