• Lieber Peter,

    die verschiedenen Farben sind ein Kapitel für sich, das ich dir nicht in Kürze erklären kann. Es gab in der Vorphila-Zeit eine Menge Postverwaltungen, die häufig ihre bestimmten Farben benutzten, die sich aber regional unterscheiden konnten und sich im Laufe der Jahrzehnte veränderten. Weit verbreitet waren roter und später blauer Stift, diese Farben dann auch als Tinte. Wahrscheinlich kann Ralph dir das besser erklären.

    Preußen wechselte 1821 von GuteGroschen (24 auf 1 Taler) zu Silbergroschen (30 auf

    1 Taler).

    beste Grüße

    Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von Klesammler (6. Dezember 2020 um 00:33)

  • Haben die Farben rot und blau etwas zu bedeuten?

    Lieber Peter,

    das kommt darauf an, ob diese Farben etwas symbolisieren sollten, oder nicht. Es gab Postverwaltungen, die fast ausnahmslos in einer Farbe notierten, während bei anderen diese Farbe gar nicht vorkam.

    Preussen notierte in der Vormarkenzeit (VMZ) das Franko praktisch immer in roter Tinte - Bayern (bis auf das Grenzpostamt in Hof, welches eher preussisch, als bayerisch geführt wurde) kannte keine rote Tinte (Ausnahme Augsburg bei der Kartierung eingehender und weiterzuleitender Post).

    Bayern schrieb mit Rötel (von alters her), oder in schwarzer Tinte.

    Einige Postverwaltungen schrieben fast nur mit Rötelstift und nie mit Tinte.

    Üblich war rot für die Beträge der Frankatur und schwarz bzw. später blau für das Porto, welches noch zu erheben war.

    Seltener kommt grün vor, welches dafür aber umso auffälliger war und damit auch seinen Zweck erfüllte.

    Diese Farbenlehre ging auch auf die Stempelfarben über - roter Stempel (Österreich, USA, Preussen, GB) für frankierte Post, schwarzer Stempel (Österreich, USA usw.) für unfrankierte Post.

    Leider kann ich dir meine 40jährige Erfahrung als internationaler Postgeschichtler nicht in 10 Zeilen verklickern, aber als Grundstock taugen diese Zeilen sicher ganz gut, zumal in der Welt der Michelliteratur davon nie etwas zu lesen sein wird ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    der anhängende Brief aus Langenberg nach Ulm von 1820 beweist, dass die Taxierung von 1 1/2 gGr. beim Brief von peno nicht zusammen gehören.

    Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei Langenberg 1820 um ein Postwärteramt handelte. Das Leitpostamt für Langenberg war Elberfeld. Für die Beförderung von Langenberg nach Elberfeld wurde das sogenannte Binnenporto fällig. Hier wohl 1/2 gGr.

    Bei der anderen Taxierung, 1 gGr., dürfte es sich um den taxisschen Transit handeln, der von Preußen zu bezahlen war. Wieso die gesamte preußische Forderung nicht angeschrieben wurde, kann ich leider nicht sagen. Augsburg wusste trotzdem, was Preußen zustand, in dem dort 20 Kr. in Auslage genommen wurden.

    Grüße von liball

  • Lieber Dieter, lieber Ralph,

    danke für eure Hilfe.
    @ Dieter

    GuteGroschen konnte man also am Datum, hier 1820, festmachen, einleuchtend.

    @ Ralph

    Deine 40jährige Erfahrung kann ich aus biologischen Gründen nicht nachholen und ich wäre auch geistig damit völlig überfordert. Deine Farbangaben muss ich mir noch in aller Ruhe auseinander bröseln.

    Mit Franko und Porto komme ich auch oft durcheinander, bedeutet das "Preussen notierte in der Vormarkenzeit (VMZ) das Franko praktisch immer in roter Tinte", dass der Betrag vom Absender bezahlt wurde und Porto war der Betrag den der Empfänger zu entrichten hatte?

    Es tut mir leid wenn ich euch mit für euch so einfachen Sachverhalten belästige, aber für mich ist das alles nicht so einfach. Danke.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Lieber Peter,

    kein Problem: Franko: Absender bezahlt der Aufgabepost das geforderte Geld.

    Porto: Empfänger bezahlt der Abgabepost das geforderte Geld.

    Ich hoffe, du wirst mal älter als ich! So schwer kann das nicht sein. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber liball,

    deinen Beitrag hatte ich zuvor leider nicht bemerkt, deshalb im Nachhinein meinen Dank dafür.

    Auf deinem Brief (den ich gerne in meiner Langenberg-Sammlung hätte) ist der lange Rötelstrich ebenso eine 1 wie auf meinem? Was hat es denn mit dem "taxisschen Transit" auf sich?

    Die 1 und das 1/2 ist von Langenberg/Preußen in rot, also als vom Absender bezahlt, notiert oder habe ich das falsch verstanden?

    Was bedeuten die 6, 8 und 20 (28) und warum sind die 6 und die 20 rot durchgestrichen?

    Liebe Grüße

    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von peno (6. Dezember 2020 um 15:26)

  • Lieber Peter,

    das Porto von liball's Brief setzt sich so zusammen: ½ gGr für den Transport nach Elberfeld, von Preußen nicht notierter Betrag, 1 gGr Transitgebühr für das T&T-Gebiet. In Bayern bekam der Brief der Stempel AUSLAGE VON AUGSBURG. Im Inneren dessen wurden 20 Kreuzer notiert, das Porto das bisher angefallen war. Unter dem Bruchstrich wurden 8 xr bayerisches Porto notiert, gestrichen und wieder angeschrieben. Das zusammen ergibt 28 xr, die rechts mit Rötel angeschrieben wurden. Bei der Gelegenheit wurden die 20 und die 8 mit dem Rötelstift gestrichen. Bei der Ankunft in Ulm durfte Herr Zumsteim (oder einer seiner Leute) die 28 xr bezahlen.

    Ich hoffe, daß meine Erklärung die Zustimmung der anderen erhält.

    beste Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    es war auch eine Fehlleitung, weil Briefe aus dem westlichen Preussen nicht über Augsburg (Bayern) nach Württemberg zu leiten waren. Das wäre über TT und Baden günstiger gewesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    dementsprechend wäre der von Peter gezeigte Brief (über Nürnberg) auch fehlgeleitet gewesen. Über Baden wäre die Strecke in der Tat wesentlich kürzer und damit schneller gewesen.

    Mit diesen beiden Briefen aus Langenberg haben wir jetzt 2 aus 1820, die über Bayern liefen. Etwas seltsam. Konnte es dafür einen Grund geben?

    beste Grüße

    Dieter

  • ... leider nicht. Normal wären sie von FFM (Taxis) nach Ulm kartiert worden im geschlossenen Paket. Vlt. hat man sie irgendwo fehlgeleitet, weil man vergessen hatte, dass Ulm mal bayerisch war? Nur so eine Vermutung ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    die Preußen-Sammler müssten klären, ob das Binnenporto immer vom Absender bezahlt werden musste. Ich kann es nicht sagen.

    Briefe aus dem westlichen Preußen nach Bayern liefen immer über taxissches Gebiet. Daher beanspruchte Taxis eine Transitvergütung. Kam der Brief aus Preußen musste diese Preußen bezahlen, kam der Brief aus Bayern musste dies von Bayern beglichen werden. Diese Transitvergütung konnte nie vom Postkunden direkt an Taxis bezahlt werden.

    Wie Ralph schon geschrieben hat handelt es sich bei meinem Brief um eine Fehlleitung, die nach Württemberg lief. Dies wohl deshalb, da in Elberfeld nur Kempten gelesen wurde.

    Im Gegensatz zu Dieter glaube ich daher, dass Bayern nur 6 Kr. angesetzt hat (direkt unter der 20). In Württemberg kamen 2 Kr. (1. Rayon) hinzu (= 8). Daher wurden in Württemberg auch nur die Taxen 20 und 6 mit dem Rötelstift durchgestrichen und nicht die 8, da diese von Württemberg angeschrieben wurde, wie das Gesamtporto von 28 Kr. mit dem selben Stift.

    Grüße von liball

  • Hallo Liball,

    stimmt! Es ist eine 6, die gestrichen wurde. Allerdings ist mir bisher nur bekannt, daß beim anschreiben des Gesamtportos der vorige Vermerk gestrichen wurde. Das gilt vielleicht auch für die 8, weil der Strich weit nach links geht.

    Hatte gar nicht berücksichtigt, daß Ulm zu Württemberg gehört.

    beste Grüße

    Dieter

  • Was bedeutet das alles nun für meinen Beleg Langenberg-Kempten?

    Binnenporto Langenberg-Elberfeld 1/2 GuteGroschen in rot

    T&T-Transitgebühr (von wo nach wo?) 1 Gutegroschen in rot

    Zusammen 1 1/2 Gutegroschen vom Absender in Langenberg Postwärterei bezahlt.

    In Augsburg umgerechnet in 20 Kreuzer und an die preußische Post (über die T&T-Post?) bezahlt?

    Binnenporto in Bayern 12 Kreuzer

    Summe 32 Kreuzer die der Empfänger Nicolaus an die bayrische Post zu zahlen hatte?

    Ich hoffe, dass ich nicht allzu blöd bin.

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    ich würde den Brief wie folgt beschreiben:

    Bei der Aufgabe im Postwärteramt Langenberg musste der Absender das Binnenporto bis zum Leitpostamt Elberfeld von 1/2 gGr. bezahlen. Mit dem geschlossenen Amtspaket Köln-Augsburg gelangte der Brief im stillen Transit über taxissches Gebiet nach Bayern. Die preußische Forderung von 5 gGr., hierin war der taxissche Transit mit 1 gGr. enthalten, wurde in Augsburg mit 20 Kr. in Auslage genommen. Mit dem bayerischen Inlandsporto von 12 Kr. ergab sich für den Empfänger ein Gesamtporto von 32 Kr.

    Grüße von liball

  • Lieber liball,

    danke für deine neue, verständliche Beschreibung.

    Mit der Bautenserie von 1948 kenne ich mich ein bisschen aus aber mit den Altbriefen habe ich so meine Probleme.

    Woher kommt denn "Die preußische Forderung von 5 gGr.," und woran kann ich die erkennen?

    Diese 5 gGr. ergaben dann umgerechnet die blauen 20 Kreuzer zuzüglich der blauen 12 Kreuzer bayrisches Inlandsporto ergibt die 32 Kreuzer. Das ist sogar für mich erkenntlich. Danke dafür.

  • Hallo Peter,

    das Problem ist, daß Preußen seine Forderung nicht notiert hat. Die Postverwaltungen wußten in der Regel aber, was andere zu bekommen hatten. Ich weiß jetzt nicht, was Preußen mit seinen Nachbarn vereinbart hatte. Bayern wußte anscheinend, daß Preußen auf seinem Gebiet 3½ gGr verlangte, dazu ½ gGr bis Langenfeld und 1 gGr für Taxis, das ergibt 5 gGr.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Peter,

    auf deinem Brief kannst du die 5 gGr. nicht erkennen, da sie die preußische Post nicht auf dem Brief notiert hat. Aus dieser Gegend gab es wahrscheinlich eine Menge Post nach Bayern und Preußen hat die Briefe gebündelt und nur den Gesamtbetrag aller Briefe in die beiliegende Briefkarte eingetragen.

    In Augsburg wusste man Bescheid und taxierte jeden Brief dieses Bündels mit 20 Kr. Insgesamt musste dies wieder die Summe ergeben, die Preußen über die Briefkarte von Bayern forderte.

  • liball,

    es tut mir sehr leid, wenn ich Dir mit meiner Fragerei auf die Nerven gehen sollte. Wenn Du keine Lust mehr hast auf meine eventuell dümmlichen Fragen zu antworten, dann kann ich das verstehen.

    Aus deiner Antwort #54

    Bei der Aufgabe im Postwärteramt Langenberg musste der Absender das Binnenporto bis zum Leitpostamt Elberfeld von 1/2 gGr. bezahlen.

    ergeben sich mir im Nachhinein doch noch Fragen.

    Wenn der Absender das Binnenporto in Langenberg bezahlt hat, 1/2 in rot notiert, und Preußen das Geld von Bayern wieder erstattet wird, bekommt dann der Absender seinen Betrag wieder zurück oder verbleibt der bei der Post?

    Wie verhält es sich mit dem 1 Ggr., 1 ebenfalls in rot notiert, der ja gemäß #42 auch schon bezahlt worden war? Demnach würden ja nur 3 1/2 Ggr. von Preußen zu fordern gewesen, oder habe ich da wieder etwas verkehrt verstanden?

    Ist das

    1/2 Ggr. Langenberg - Elberfeld (preußisch, bereits bezahlt)

    3 1/2 Ggr. Elberfeld - Köln preußisch

    1 Ggr. Köln - Ausgburg (Thurn&Taxis, bereits bezahlt)

    so richtig?

    Liebe Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,

    du siehst das etwas falsch. Bayern mußte 5 gGr abgeben, die umgerechnet als 20 Kr ausgewiesen wurden. Davon bekam T&T 1 gGr und Preußen 4 gGr. Wie das mit der Aufteilung in Preußen war, weiß ich nicht.

    Bezahlt war noch gar nichts, da es sich um einen Porto-Brief handelt, der vom Empfänger bezahlt wurde. Wenn der Schreiber bei der Aufgabe bezahlt hatte, nannte man das einen Franco-Brief. Die Poststücke wurden in Karten eingetragen, mit deren Hilfe die Postverwaltungen ihre gegenseitigen Forderungen ausrechneten.

    In der Zeit wurden Briefe häufig als unbezahlte Porto-Briefe aufgegeben, da man bei Fernbriefen häufig nicht wußte, was in den einzelnen Etappen an die jeweiligen Postverwaltungen abzugeben war. Es gab zwar Postverträge, aber mitunter nahmen Briefe an den gleichen Empfänger verschiedene Routen.

    beste Grüße

    Dieter