markenlose Briefe der Kreuzerzeit

  • Hallo Bayernfreunde,


    der folgende Brief kam heute neu in meine Sammlung.


    Es handelt sich um einen 18-Kreuzer-Portobrief, einen solchen hatte ich bisher noch nicht.
    Der Brief lief im März 1859 von Wemding Sc. ins nahe Nördlingen. Die Entfernung zwischen beiden Orten betrug ca. 2,5 Meilen; es handelt sich also um einen Brief der 1. Entfernungszone (bis 12 Meilen).
    Unten rechts finden wir einen Vermerk "Mit Beilagen". Zusammen mit den Beilagen war der Brief dann über 2 Loth bis 3 Loth einschl. schwer und fiel damit in die 3. Gewichtsstufe.
    Als Frankobrief hätte er 9 Kreuzer gekostet. Hinzu kamen 3 Kreuzer je Gewichtsstufe Portozuschlag. Damit hatte dann der Herr Advocat Arends 18 Kreuzer zu bezahlen.


    Inhalt hat der Brief leider nicht. Aber durch eine Notiz des Gerichtsdieners von Wemding auf der Rückseite "Ins. der Post den achzenten März 1859" kann man ihn dann doch genau datieren.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo Bayern-Kreuzer,


    schön, dass du einen 18 Kr. Portobrief hast - viele davon gibt es nicht, noch weniger mit Insinuationsvermerk. Wenn du bei Peter Sem in den Katalog schaust, der ja auch die innerbayerischen Portobriefe aufweist, dann siehst du, wie günstig du ihn bekommen hast.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo Bayern-Kreuzer


    Glückwünsche :P :P :P


    Einen 18 Kreuzer Portobrief fehlt mir auch noch. Wunderschön :)
    Danke fürs Zeigen.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Bayernjäger,


    Dein Brief gefällt mir noch viel besser als mein 18-Kreuzer-Brief. Mein Glückwunsch.


    Lässt sich so eine 4. Gewichtsstufe als Portobriefnoch toppen? Ich bin mal gespannt.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Verehrte Freunde,
    einen 24-Kreuzer-Brief kann ich leider nicht vorstellen (der ist wirklich toll!), geschweige denn toppen.


    Die bisher gezeigten Belege waren Parteisachen in Gerichtsangelegenheiten, hier möchte ich einmal zwei Privatbriefe aus Taufkirchen/Vils zeigen. Beide waren einfache Briefe und wurden von ihren Absendern nicht frankiert, weswegen von den Empfängern jeweils 6 Kreuzer Porto erhoben wurden.


    Der stark patinierte Brief hat Inhalt, und dieser macht sofort klar, warum hier nicht franco verschickt wurde - es handelt sich um einen Bettelbrief.



    Mit den besten Grüßen aus Erding!

  • Hallo in die Runde,


    ich kann nur 3, 6, 7, 9, 11, 12, 18 und 24 Kr. Briefe innerhalb Bayerns zeigen. Wer hat mehr zu bieten? Theoretisch könnte es auch 15. Gewichtsstufen zu 6 Kr. und zu 9 Kr. = 90 Kreuzer = 1 Gulden 30 Kr. bis 12 Meilen und 135 Kreuzer = 2 Gulden 15 Kr. über 12 Meilen gegeben haben.


    Leider habe ich noch nie einen mit mehr als 24 Kr. Porto gesehen, aber vlt. hat hier einer noch die 27 Kr. (2. Entfernungsstufe, 3. Gewicht) oder die 30 Kr. (1. Entfernungsstufe, 5. Gewicht) in der Sammlung.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    hier noch ein paar von mir zur Auflockerung:


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    Dienstexpress - Portobrief von München nach Au bei München. Wegen des Sondertarifs nur für 3 Kr. expediert, jedoch ohne Portomarke, weil er nicht im selben Postbezirk zugestellt wurde. Citissime = lateinisch für schnellstens zog bei Dienstbriefen wie hier stets die expresse Zustellung nach sich. Für das Traumstück möchte ich mich noch sehr herzlich bei dem lieben VorphilaBayern bedanken, der ihn mir uneigennützig überließ. :)


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    Hier das ganze ohne Express auf reinem Privatbrief von 1865 - auch nicht häufig, weil es eigentlich keine 3 Kr. Portobriefe ohne Portomarke mehr geben konnte, außer eben in München auf Grund dieser Sondersituation.


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    Ein Portobrief für den "avencierten" Sammler ist der aus Lauf vom 12.6.1852 nach Hersbruck, der als Parteisache mit 6 Kr. für die 1. Entferungsstufe und das 1. Gewicht korrekt taxiert worden war.
    Er traf noch am selben Tag in Hersbruck ein und am 22.6. konnte man ihn zurück schicken. Für die Rücksendung wurde kein Porto angesetzt, was falsch war, denn es war noch immer eine kostenpflichtige Parteisache, für die man hätte 6 oder 12 Kr. Porto zutaxieren müssen. Am 22.6. kam er auch in Lauf an und wurde kostenfrei zugestellt. Oft dürfte man damit aber nicht durch gekommen sein.


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    Am 7.5.1853 sandte man in Erlangen einen Brief nach Immenstadt, also über 12 Meilen entfernt. Das treffende Porto hierfür betrug 9 Kr.: 6 Kr. plus 3 Kr. Portozuschlag. Tatsächlich hat man aber mit 12 Kr. taxiert, was falsch war. Der Grund dürfte darin zu suchen sein, dass man die Bestimmung der VO Nr. 9604 vom 26.6.1850, veröffentlicht im 26. VO- und Anzeigeblatt am 27.6.1850 unter Nr. 2a, nicht genau kannte:


    "Demgemäß beträgt die Taxe mit Rücksicht auf das für den inländischen Verkehr auch noch ferner in Kraft bleibende Progressionsverhältnis für Briefe im Umkreise von 12 Meilen im Portofalle 6 Kr., über 1 bis 4 Loth 12 Kr.,


    2b) für Briefe nach allen entfernteren Postanstalten des Königreichs bis zu 1 Loth Zollgewicht im Portofalle 9 Kr., über 1 bis 4 Loth im Portofalle 18 Kr.."


    Ein Fernbrief musste also immer 9 Kr. oder ein Vielfaches davon kosten (bis 1858 also 18 Kr. danach mehr, weil jedes Loth zählte).


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    Richtig machte man es in Augsburg am 24.3.1865 bei einem Brief ins bis 12 Meilen entfernte Lindenberg, der als portopflichtige Parteisache der 4. Gewichtsstufe mit 4 mal 3 Kr. Porto plus 4 mal 3 Kr. Zuschlag = 24 Kr. treffend taxiert wurde.


    Höhere Gewichts bzw. Entfernungen kann ich leider nicht zeigen. :(


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    schöne und hochinteressante Brief werden hier gezeigt und fachkundig vorgestellt.


    Hier möchte ich jetzt einmal einen Frankobrief aus der Zeit nach der Umtauschphase zeigen. Der Brief vom 29.12. läßt sich leider nicht hinsichtlich des Jahres, weder vom Inhalt (fehlt) noch von der Rückseite (jungfreulich blank), bestimmen. Das interessante ist , dass trotz des Vermerkes frei die eigentlich vorgeschriebene Marke fehlt. Wir erinnern uns: "....kann die Frankierung der Briefpostsendungen im innern Verkehre von Bayern ausschließlich nur mittels gestempelter Marken bewirkt werden,..." Ob der Abensberger Postler "vergessen" hat die Marke aufzukleben? Da das kleine sogenannte Pfarrdorf Offenstetten lediglich 0,7 Meilen von Abensberg entfernt liegt, wurde der Brief von Abensberg direkt zugestellt. Eine Kontrolle wie auch immer fand nicht statt.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,


    eigentlich gehört der in meine Sammllung. :);):P


    Irgendwo gab es eine Verordnung, dass im Falle von Markenmangel das Franko bar zu erheben war. Das dürfte hier der Fall gewesen sein - waren keine 1 Kr. Marken mehr vorhanden, was passieren konnte, dann musste der Expeditor den Brief annehmen und kenntlich machen, dass er bezahlt worden war (hier: Mühlradstempel), denn der LBT durfte nichts kassieren für ihn.


    Es gibt ganz wenige Briefe, die bei Markenmangel bei den Werten von 1 oder 3 Kr. so behandelt wurden. Glückwunsch zu dem Stück!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayernjäger,


    ist das Datum Oktober 1851 gesichert? Was sagt die Siegelseite?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayernjäger,


    schon ein merkwürdiges Poststück.


    Unten rechts könnten die 24 das Porto darstellen, weil zwischen Aufgabe- und Zielort über 20 Meilen lagen und Portobriefe demzufolge 9 Kr. Porto plus 3 Kr. Portozuschlag je Loth kosteten, wobei dieser Brief hier 1 bis 2 Loth exkl. gewogen hätte, wofür die 24 Kr. stehen. Wir mir scheint, sind diese 24 aber in der gleichen oder der selben Tinte geschrieben, wie die Adresse.


    Da kein Postkunde seinen Portobrief selbst taxieren durfte (und wohl auch konnte), kommen daher nur zwei logisch begründbare Möglichkeiten für mich in Frage:


    1. Man hat das Kuvert dem Expeditor übergeben mit der Bitte um Adressierung. Dieser addressierte es und stempelte bzw. taxierte es sofort.


    Das halte ich für möglich, aber eher unwahrscheinlich.


    2. Der Expeditor selbst hat den Brief verfasst und sofort taxiert. Da nur die wenigsten Postbediensteten portobefreit waren (ich kenne nur ein paar Adjunkte, die dieses Privileg genossen), wäre das sehr gut möglich gewesen.


    Hierfür ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher.


    Beim Eingang in Mannheim addierte man einen Kreuzer Bestellgeld und kam so auf die unten rechts notierten 25 Kr..


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Bayernfreunde,


    der folgende Portobrief lief am 13.2.1867 von Ebern Uf. nach Bamberg Of.
    Er fällt somit in den - in der Kreuzerzeit vergleichsweise kurzen - Tarifzeitraum vom 1.8.1865 bis 31.12.1867.


    Frankiert hätte der bis 1 Loth schwere Brief 3 Kreuzer gekostet; als Portobrief kostete er 6 Kreuzer. Diese 6 Kreuzer wurden mit dicker blauer Tinte auf der Vorderseite vermerkt.
    In Bamberg wurden die 6 Kreuzer dann nochmal mit Rötel bestätigt.


    Der Briefträger in Bamberg vermerkte jedoch auf der Rückseite "Diese Firma existirt in Bamberg nicht wolle näher bezeichnet werden (Unterschrift) Brieftr.".
    Es blieb nur noch die Rücksendung nach Ebern, man strich deshalb auf der Vorderseite "Bamberg" und vermerkte darüber "retour". In Ebern kam der Brief am 15.2. wieder an und dort mußte der Absender dann auch die Portokosten von 6 Kreuzern bezahlen. (Die retour-Sendung des Briefes war im übrigen kostenlos.)


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,


    "Avis Vergtro" lese ich noch oben, wobei letzteres ein Familienname sein sollte.


    Ich glaube, dass die Aufgabepost in Ebern zuerst die Rötel 6 anbrachte und der Brief anlässlich seiner Rücksendung das Retourporto in Form der blauen Tinten 6 erhielt. Die Poststellen belasteten sich ja mit den Portobriefen in dem Maße, wie sie sich bei der Retour- oder Weiterleitung wieder entlasteten, damit die Gefällsrechnung stimmte.


    Ein sehr schöner Brief, wie man ihn kaum besser finden wird. Da er erhalten ist, dürfte man in Ebern mit der Empfängeradresse nicht zurecht gekommen sein und das ist doch hier mal etwas sehr positives. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo wuerttemberger,


    das war eine der vielen Glanzleistungen bayerischer Stempelschneider - dafür hat man die notwendigen Punkte bei etlichen Mühlradstempeln vergessen - auch eine Art der Kompensation. ^^


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Bayernfreunde,


    ich darf nochmal auf meinen hier im Thread 15 eingestellten Portobrief von Ebern nach Bamberg zurückkommen.


    Jetzt ist mir auch klargeworden, warum der Brief in Bamberg nicht zugestellt werden konnte.


    In den letzten Wochen wurden bei ebay Briefe aus einer Korrespondenz angeboten, die aus unterschiedlichen Ländern und Orten alle an einen "P.J. Landfried in Rauenberg in Baden adressiert waren - siehe Beispiel eines Briefes von Königsberg nach Rauenberg.


    Bei meinen in Ebern geschriebenen Brief hat man dann wohl irrtümlich Bamberg statt Rauenberg gelesen, als man die Adresse schrieb. Insofern konnte man den Herrn Landfried in Bamberg auch nicht finden.


    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern Kreuzer,


    ein sehr schöner Brief - 2 Groschen Recommandation und 3 Groschen Franko über 20 Meilen - ein Brief, der alles hat, was er braucht. Und bei dem kann man verstehen, wieso man im Stress Bamberg lesen kann ... gut, dass die Präzisierung bei Wiesloch folgte.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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