Bayern - Tunis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    auch wenn der Brief etwas ramponiert daherkommt, liegen lassen wollte ich ihn trotzdem nicht.

    Briefe mit der Quadratausgabe nach Nordafrika sind ja schließlich auch keine Massenware.

    Fürth - Tunis vom 9.11.1862, frankiert mit 30 Kreuzer für einen Brief bis 7,5 g über Frankreich (Marseille) nach Tunis.

    Stempel:

    Fürth 9.11.

    Baviere Strasb. 10.NOV.62

    Marseille a Lyon 12.NOV.62

    Marseille 12.NOV.62

    Tunis 20.NOV.62

    Gruß

    bayernjäger

  • Lieber Udo,


    meinen Glückwunsch, so einen Afrikabeleg hätte ich auch nicht liegen gelassen. So schlecht finde ich den Brief garnicht, wenn nicht irgendein Unmensch mit Tesafilm versucht hätte den Brief zu "reparieren".


    Grüße aus Frankfurt

    Heribert

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich habe hier noch einen weiteren Brief an die gleiche Adresse in Tunis vom 28.8.1962.

    Er wurde nur ca. zweieinhalb Monate vor dem oben gezeigten abgesandt.

    Während der Brief vom November die Stempel "PP" und "TF" trägt, wurde dieser "PD" gestempelt.

    Hat jemand eine Erklärung für die unterschiedliche Stempelung bzw. was war eigentlich richtig?

    Gruß

    bayernjäger


    PS @Heribert: Vielen Dank; man kann halt manchmal den Frevel eines anderen "Spezialisten" nicht mehr rückgängig machen.

  • Hallo Udo,


    P.P. war falsch, weil das in den 1860er Jahren "port partielle", also teilfrankiert hieß. Das war mit 30x nicht der Fall - beide Briefe hätten den P.D. - Stempel bekommen müssen.


    Die "1" bezog sich auf die Gewichtsstufe und war kein Nachporto, wie man denken könnte (sollte allerdings in schwarzer Tinte vorgenommen werden, doch es sind auch viele Notationen in blau und rot bekannt).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    wenn man keine Weihnachtsgeschenke bekommt, beschenkt man sich eben selbst - so geschehen unlängst, als mir dieser Brief zugeflattert kam.


    Nürnberg am 26.10.1863 mit Leitvermerk "via Malta" nach Tunis, wo er am 5.11.1863 ankam. Die Frankatur betrug 21 Kreuzer und Houston, wie haben ein Problem.

    Die Frankatur ist vollständig, wie auch das Attest von Maria bestätigt, aber 21 Kreuzer reichen hinten und vorne nicht aus, wie die folgende Aufstellung für bayer. Briefe nach Tunis zeigt:


    Chronologisch Auflistung der Leitwegsmöglichkeiten:


    Via Sardinien bzw. Italien ab 8.11.1856 zu 32 Kreuzern, wobei die Leitung über die Schweiz zu erfolgen hatte; 3 Kreuzer bis 10 Meilen, 6 Kreuzer bis 20 Meilen, oder 9 Kreuzer über 20 Meilen bis Lindau/Schweizergrenze, dann 6 Kreuzer Transit offen durch die Schweiz plus 20 Kreuzer Weiterfranko für Sardinien/Italien bis Tunis; bei der Leitung über österreichisches Gebiet über Innsbruck - Verona und Genua fielen nur 32 Kreuzer an.


    Via Frankreich wie hier ab 1.7.1858: 30 Kreuzer je 7,5g, wovon 4,8 Kreuzer Bayern verblieben, 7,2 Kreuzer behielt Frankreich und der Seetransport ab Marseille (Stempel vom 29.10.1863 hinten) kostete weitere 18 Kreuzer. Dafür fehlen aber 9 Kreuzer, weil nur deren 21 frankiert wurden, der Brief aber von Nürnberg einen P.D. - Stempel bekam, was zur Folge hatte, dass Frankreich nun von Bayern 25,2 Kreuzer intern forderte und auch bekam, so dass Bayern schon am Fremdporto 4,2 Kreuzer verlor und selbst für den Transport von Nürnberg bis Forbach (dort am 27.10.1863) nichts bekam, im Gegenteil, man musste noch ca. 1 Kreuzer für die Transite durch TT und Preussen bezahlen (interne Verrechnung).


    Via Schweiz ab 1.11.1859 kostete ein einfacher Brief bis 1 Loth 9 Kreuzer für Bayern und 23 Kreuzer je 10g Transit, in Summa also 32 Kreuzer.


    Via Österreich ab 8.7.1862 betrug das einfache Franko 23 Kreuzer, wobei 9 Kreuzer für Bayern und der Rest für den Seetransport drauf ging.


    Ab 1.1.1863 kosteten einlöthige Briefe mit der Leitung über England 33 Kreuzer, 8 Kreuzer für Bayern und 25 Kreuzer Weiterfranko für Belgien und den Seetransport.


    Fazit: Viele Möglichkeiten und wir können es drehen und wenden wie wir wollen, auf 21 Kreuzer kommen wir nicht.


    Die Leitung "via Malta" deutet eher für mich auf eine Leitung über Italien hin, aber da ich noch nie einen Bayernbrief mit diesem Leitwegsvermerk gesehen habe, muss das Spekulation bleiben.


    Wer nähere Auskünfte hinsichtlich der Gebühren und des Laufwegs machen kann, darf das gerne tun. In jedem Fall ein ganz außergewöhnlicher Brief, sind doch schon normale Briefe nach Afrika von Bayern aus sehr selten und einen weiteren Unterfrankierten kenne ich derzeit nicht.

  • Hallo Ralph,


    wie wir sehen lief der Beleg über Forbach / Frankreich auf Marseille und wird dort mit dem Schiff über´s Mittelmeer gelaufen sein. Ein Leitweg über Malta kann so mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.


    Dieser Quelle zu Folge...


    http://kelibia.fr/histoirepostale/x_franceint.htm


    ...liefen die aus Frankreich nach Tunis aufgegebenen Briefe von Marseille über den Hafen von Bône, der seit 1832 Tunis am nächsten gelegen war. Bône liegt nun in Algerien und war damals französisches Staatsgebiet. Und in dem nicht unweit davon gelegenen Tunis gab es schon seit längerem ein französisches Auslandspostamt, wo man auch davon ausgehen kann, dass er dort durchgelaufen ist.


    http://www.philafrica.be/web_tunisie/bureaux_francais.htm


    Könnte es sein, dass das alles ein Rolle für die verminderte Gebühr spielte ?


    Ein Normalbrief von Frankreich nach Tunis kostete damals 40 C.


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    erstmal vielen Dank für die Links - es ist halt das Problem, dass Bayern bei dieser Leitung über Frankreich 9 Kreuzer zuwenig kassierte (daher wurde auch der P.D. von Nürnberg falsch abgeschlagen). An den 30 Kreuzern via Frankreich kommen wir wohl nicht vorbei und auch für die anderen Laufwege wären 21 Kreuzer unpassend gewesen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass die Post via Italien über Malta lief - aber auf die o. g. Taxen hätte das keine Auswirkung gehabt.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    wenn der Brief von Nürnberg nach Bône oder Algier gelaufen wäre, hätte er ganz normale 12 Kr gekostet. Da wurde von Frankreich auch keine Seepostgebühr für das schippern über`s Mittelmeer verlangt. Warum sollte die dann hier angefallen sein, wenn der Brief erkennbar im französischen Auslandspostamt in Tunis aufgeschlagen ist ?


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    weil Tunis nicht Frankreich war - Algerien war Frankreich, daher galten auch hier die franz. Taxen im Verkehr mit Bayern, aber Tunis war immer eine separate Destination, allein schon aus der Geschichte (und die Messagieres Imperial wollte ja auch nocht ein bischen Geld verdienen). Aber es ist ein guter Gedanke!

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    es ist mir schon klar, dass Tunis damals noch nicht französisch war. Frankreich sorgte aber für den Transport über`s Mittelmeer in ein französisches Auslandspostamt nach Tunis. Hätte es dort kein solches gegeben, würde ich auch davon ausgehen, dass garantiert ein Seepostgebühr angefallen ist. Aber der Ankunftsstempel von Tunis ist nun mal eindeutig der des französischen Auslandspostamtes in Tunis. Für mich stellt sich deswegen vielmehr die Frage, was mit den 9 Kr geschehen ist, die hier über eine normale BY-FR Sendung von 12 Kr entrichtet worden sind.


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    laut Postvertrag sieht es anders aus - auch wenn Frankreich mit seinem Schiff nach Tunis fuhr, blieb es Sache der Franzosen, ihre Messagieres Imperial zu vergüten. Das war der gültige Rechtsanspruch. Dass die auch nach Algier fuhren, nach Konstantinopel, Smyrna (Izmir) usw. und nichts dafür bekamen, hat damit nichts zu tun, weil das vertraglich abgedeckt war.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    vielen Dank - dann beschreibe ich ihn genau so. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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