USA - Bayern

  • Der nachfolgend gezeigte Brief ist am 30.11.1849 in Syracuse geschrieben und nach Ochsenfurt befördert worden. Neben der Aufschlüsselung der Taxen nebst relevanten Verträgen interessiert mich vor allem, ob er ggf. über Sachsen befördert worden ist.


    Der Brief ist offenbar bis Bremen frankiert worden und wurde dort mit 1 1/3 Groschen belastet. Daraus wurden 6 Kr. Weitere 9 Kr. kamen als Transittaxe hinzu, wobei mir nicht klar ist, für welche Postverwaltung (Preußen/Sachsen/Taxis?). Würzburg addierte zu diesen 15 Kr. weitere 9.


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    im März 1848 veröffentliche man in den USA die neue Regulierung der Briefe aus den USA nach und über Bremen. Demnach konnten erstmals mit diesem Laufweg frankierte, unfrankierte und teilfrankierte Briefe nach dorthin und darüber hinaus abgesandt werden, was schon ein Fortschritt war.


    Der Absender hatte die Inlandstaxe für Briefe über 300 Meilen zu zahlen (10 Cents je halbe Unze, hier also 20 Cents). Als Gewichtseinheit für Briefe nach Bayern nahm man dort die viertel Unze an, etwa 7,5g. Hinzu kamen 24 Cents Seeporto bis Bremen je Viertelunze, die auch der Absender zu tragen hatte, welche aber wegen der 3. Gewichtstufe dort zu 72 Cents addiert wurden (mal mit Bleistift, mal mit Tinte). Daher war dein Brief mit dem Pd All - Stempel falsch bedruckt worden; korrekt war der Paid Part - Stempel, der das Teilfranko bis Bremen hervor hob (Pd All - Stempel richtig in roter Farbe, Paid Part - Stempel richtig in schwarzer Tinte).


    Ab 1847 kamen die USA, Bremen und das Kgr. Hannover überein, dass Briefe aus den USA über Bremen nach weiter fort gelegenen Ländern (Bayern) nach Öffnung der Briefpakete in Bremerhaven an die hannöversche Post weiter zu leiten waren. Weil in den USA die Kenntnisse der Gebühren über Bremen hinaus nicht klar waren, weil dort häufige Wechsel der Gebühren stattfanden, wurden die Korrespondenten in den USA angehalten, nur bis Bremen zu frankieren, wofür die Taxen bekannt und vertraglich fixiert worden waren.


    Der Stempel America über Bremen ist ein hannöverscher Stempel, kein Bremer und er wurde in Bremerhaven und Bremen geführt.


    Hannover hatte 1 1/3 Gutegroschen zu erhalten, was ihn als Doppelbrief kennzeichnete. Einfache Briefe sollte nur 3/4 Ggr. kosten. Da die Post von dort über Taxis nach Bayern lief, setzte man in Bremen die fremden 6 Kr. plus das eigene Transitporto von 9 Kr. bis zur bayer. Grenze an. Dieses Transitporto war aber zu gering, denn Taxis hätte in 1/2 Loth - Schritten rechnen müssen, wie Bayern auch.


    Die Summe von 15 Kr. wurde in Würzburg in den Auslagestempel geschrieben und mit dem bayer. Inlandsporto von weiteren 9 Kr. ( über 12 - 18 Meilen Aschaffenburg - Ochsenfurt = 6 Kr. mal 1,5 fach = 9 Kr.) zum Endbetrag von 24 Kr. für den Empfänger rechts addiert.


    Fazit: Sehr interessanter Brief, keine Leitung über Sachsen (schade!) und damit frei für ein Tauschgeschäft mit einem bayerischen Transitsammler. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Fazit: Sehr interessanter Brief, keine Leitung über Sachsen (schade!) und damit frei für ein Tauschgeschäft mit einem bayerischen Transitsammler. ;)

    Lieber bk,


    genau das hatte ich befürchtet, nachdem ich intensiver über den Brief nachgedacht hatte. Man soll einfach nicht kritiklos nach Attest kaufen!!


    Liebe Grüße


    Altsax


    PS: Der Brief steht für ein Tauschgeschäft natürlich zur Verfügung. Der im Attest erwähnte Inhalt ist allerdings nicht bei mir gelandet.

  • Lieber Altsax,


    du hast eine PN. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute möchte ich einen bunten Hund, ääh Brief vorstellen, der mich auf Anhieb fasziniert hat.


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    Er wurde am 30.12.1870 (Zeit des Deutsch - Französischen Krieges) in Bloomington, mitten im Staate Illinois gelegen, mit insgesamt 10 US - Cents frankiert, die ca. 16 Kr. entsprachen. Das war der Tarif über Bremen/Hamburg, denn eine Leitung über Frankreich konnte es aus kriegrelevanten Gründen keine geben.


    In New York lief er am 4.1.1871 ein und erhielt den leider nur teilweise abgeschlagenen roten Stempel des Bremen Packet.


    Ausweislich der Siegelseite kam er in Augsburgs Bahnhof am 19.1.1871 an.


    Interessant fand ich auch den sonderbaren Stempel der heute 76.000 Einwohner zählenden Stadt, welcher sehr stark an einen Davidsstern erninnert. Aber auch wegen des Empfängers, des Herrn Lehrers Joseph Fesenmayr, muss ich noch irgend wann einmal googlen ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern Klassisch,


    Ein Traumbeleg, den wohl jeder Bayern Sammler gerne in seiner
    Sammlung zeigen würde..... :thumbup::thumbup:


    Nicht nur die tolle Dreifarbfrankatur, sonder auch der schöne Kontrast
    des gelbbraunen Umschlages und die lila Adresse...Eigentlich zu schön. um
    so versendet zu sein 8)


    Zum Herrn Lehrers Joseph Fesenmayr konnte ich bisher auch noch nichts finden:
    ...Na ja, trozdem, wie gesagt, ein Super Brief....


    Viele Grüsse von
    Bayrn Social :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social ()

  • Hallo,


    bei den beiden Briefen würde mich interessieren, wo die Taxstempel "5" bzw. "5 Cents" verwendet wurden. Ich meine mich erinnern zu können, dass die "5" in New York und "5 Cents" in Liverpool benützt wurden. Ich kann aber die Fundstelle nicht mehr finden.


    Es handelt sich um 2 Briefe aus Nellenbruk nach New York aus dem Jahre 1851. Spediert über Frankreich und England. Bezahlt bis zum Ausschiffungshafen mit 90 Kr. als Brief in der 2. Gew.-Stufe, nachdem er zunächst in der 1. Gew.-Stufe austaxiert wurde. 1 fl. 12 Kr. Weiterfranko und 18 Kr. bayerischer Anteil.


    Das inneramerikanische Porto belief sich jeweils auf 5 Cents.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    zwei tolle Briefe - stammt der 1. aus der Sammlung unseres guten Freundes Günter Smura?


    Leider habe ich wenig Zeit, aber ich kümmere mich um die Stempel.


    Schon gelesen?


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/NellenbrukI4616cee1jpg.jpg]


    7 Cents zur vorschriftsgerechten Franaktur - sehr interessanter Vermerk!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    der 1. Brief stammt aus der Sammlung von Günter Smura.


    Den Vermerk habe ich zwar gelesen. Ich weis aber nicht was er zu bedeuten hat.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    Günter hat diesen Rosinenbrief bei Feuser damals gekauft - und schon da war ein Heimatsammler hinter ihm her, ohne ihn zu bekommen.


    Ich denke, dass der Empfänger statt 5 Cents 7 Cents hat zahlen müssen und daher den Vermerk anbrachte. Was sagt die Siegelseite des 2. Briefes?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    ich war damals auch auf dieser Feuser-Auktion und habe den Brief nicht bekommen. Ich habe jedoch Günter Smura kennengelernt. Wir haben uns in der Folgezeit auf Auktionen und Ausstellungen des öfteren getroffen. Es war mir immer eine große Freude mich mit ihm auszutauschen.


    Auf der Rückseite kann ich nur die bayerische Taxierung ausmachen. Der Vermerk muss ja bereits in Deutschland angebracht worden sein. Woher wusste der Postler, dass der Empfänger 7 Cents bezahlen sollte?


    Ich habe noch einen netten Nachsendebrief aus Troy nach Dresden von 1854 angehängt. Mit 30 Cents voll bezahlt bis nach Dresden. New York hat 7 Cents an Preußen gutgeschrieben für den belgischen Transit und den DÖPV. Für die Nachsendung wurde der Brief jedoch mit 9 Kr. belastet.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    aus dem Gekrakel der Siegelseite werde ich nicht recht schlau - 45/45 sehe ich, aber 1 Gulden ?? kann ich nicht sicher deuten. Das Gekrakel rechts auch nicht. Ich fürchte, die Sache wird nicht so schnell zu klären sein.


    Dein herrlicher Brief aus Troy war in Sachsen ausgeliefert worden, wenn auch nicht an den gedachten Empfänger. Der englischsprachige Herr in Dresden hat ihn dann umadressiert (daher auch Munich, statt München) und neu bei der Post aufgegeben. Daher setzte Sachsen korrekt 9 Kr. für sich an, die man in München kassieren durfte, weil er ja zuvor aus den USA frankiert eingelaufen war.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern Social,


    auf deinen Wunsch hin zeige ich den einzigen mir bekannten Überseebrief an seine Majestät, den König von Bayern, hier aus dem Jahr 1853. Die Majestät schien im Winter zu frösteln und erkundigte sich wohl in den USA nach modernen Heizmethoden ...


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00019cdf0221jpg.jpg]


    Der Absender tat gut daran zu frankieren, weil man den Brief sonst verbrannt hätte.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern <klassisch,


    ein wirklich toller Brief :):)
    Genoss der Brief in bayern auch keine Portofreiheit, wo er doch an seine
    <hoheit den könig gesendet wurde?
    So oder so, ein tolles Unikat, dass in jeder Bayern Social Sammlung einen
    würdigen Platz hätte..... :thumbup:


    viele grüsse vom netbook aus dem Osterurlaub :)
    Bayern social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Bayern Social ()

  • Lieber Bayern Social,


    der Absender hatte mit 30 Cents = 45 Kreuzer alle Poststrecken frankiert, von daher stellt sich hier die Frage nach der Portofreiheit seiner Majestät natürlich nicht. Hätte er ihn unfrankiert auf den Weg gebracht, hätte ihn Bayern nicht angenommen bzw. bei einer Grenzfrankatur ungeöffnet verbrannt, weil ab April 1850 publiziert wurde, dass die Majestät wegen zahlloser Bettelbriefe keine unfrankierten Briefe mehr anzunehmen gedenkt und selbige ungeöffnet zu verbrennen waren. Daher wirst du auch nach dieser Zeit keine Portobriefe an bayerische Könige mehr finden.


    Zuvor waren mit Porto oder Teilporto belastete Briefe an die Majestät zwar angenommen und das fremde Porto auch aus der Staatskasse bezahlt worden (nicht aus der Postkasse!), vom eigenen Porto waren dergleichen Briefe aber wegen der unbeschränkten Portofreiheit des Königshauses frei zu lassen. Solche Briefe kenne ich keine Handvoll ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Bayern-Social,


    wenn`s eine generelle Gebührenfreiheit für Briefe an das Königshaus gegeben hätte (mit Ausnahme der dienstlichen), dann hätte es wohl unendlich viele Absender aus Politik, Wirtschaft, Militär usw. gegeben, welche mit ihrem Anliegen meinten in königlicher Angelegenheit an das Herrscherhaus zu schreiben. ^^


    So wird das mit der Gebührenfreiheit nur umgekehrt der Fall gewesen sein. Und bk - da hast` vollkommen Recht - reißt mit dem o.a. Beleg mal wieder die absolute Latte, wunderschön anzusehen in diesem orangegelb und das dazu noch über den großen Teich - phantastisch ! :thumbup:


    + Gruß !


    com Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Ich habe eine kleine Frage zu deinem Brief, wenn ich darf ;)


    Es war in 1853 möglich die Briefe den ganzen weg von München der Brief mit dem Zug zu frachten. Was wir auch teilweise bei dem Bahnstempel Minden-Berlin sehen können. Heisst es dass Taxis jetzt die Transporte von Bremen verloren hatte und Preussen übergeben, oder hat sich die Beiden die Strecken bis Hof "geteilt"? Ich nehme an dass der Brief in Bremen gelandet war, aber sicher bin ich nicht.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber BK, liebe Freunde :)


    ich breche mir noch die finger auf dem netbook aber ganz lassen kann/will ich es dann auch im urlaub nicht....


    ok, die erklärung passt, da wäre der könig ja noch arm geworden.... 8)
    nur gut, dass ich aus der zeit VOR 1850 einen portofreien brief in luxusqualität an das königshaus MIT portofreiheit
    habe, den ich bald zeigen kann..... wäre ja auch schlecht für den bayern social sammler solch einen brief nicht
    zeigen zu können :whistling:8o


    liebe grüsse
    bayern social :P

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Nils,


    gerne!


    Der Brief lief über GB, Belgien, Aachen, Berlin und Hof nach München. Hinten sieht man den Aachener Stempel in roter Farbe.


    Die Transite über Bremen gehörten Hannover und über diese Strecke konnte zu dieser Zeit auch Post nach Bayern gelangen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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