Interessante Dokumente aus der Monarchie

  • Hallo Sammlerfreunde,

    wäre schön, wenn du die Münzordnung findest. Immer sehr interessant.

    Bitte sehr, da ist sie.

    Das Formular beginnend „Wir Franz der erste von Gottes Gnaden...“, datiert mit 4.Jänner 1812, mit dem Aviso der Herausgabe von neuen Kupfermünzen, nämlich der 3, 1, 1/2 und 1/4 Kreuzer Münzen. Hier auf 4 Textseiten plus einer Seite mit den Münzabbildungen, hier im Text lautend:...“ Die neu ausgeprägten Kupfermünzen deren Zeichnungen hierneben beygedruckt sind....“ Im Text wird auf das Februarpatent von 1811 Bezug genommen in welchem die Bancozettel mit 20% des Nominalwertes gegen Einlösungsscheine zwangsgewechselt wurden und mitgeteilt, das dieses...“ nur provisorisch“ erfolgt war, um...“ nicht noch größere Unbequemlichkeiten herbeyzuführen. Dazu folgen einige Erklärungen mit dem Hinweis..“ Das Einschmelzen, so wie auch die Ein-und Ausfuhr sowohl der neuen, als auch der älteren....im Umlauf bleibenden Kupfermünzen...unter den bereits bestehenden Strafen auf das schärfste zu verbieten ...“ Danach weitere Hinweise auf die Verwendung, mit Beispielen aus der Praxis, unter welchen Umständen die neuen Münzen zu akzeptieren sind. Auf der letzten Seite die Abbildungen der genannten Münzen. ANMERKUNG : Als nach dem "Februarpatent" vom 20. Februar 1811 die Bancozettel mit 20 Prozent des Nominales gegen Einlösungsscheine zwangsgewechselt wurden, bildeten diese und die abgewerteten Bancozetteln bis 31. Jänner 1812 die Banknoten der Wiener Währung . Ab 1. Februar 1812 galt die Wiener Währung, und es wurden die hier genannten neuen Kupfermünzen ausgegeben (3, 1, 1/2 und 1/4 Kreuzer).

    Liebe Grüße

    Franz





  • Lieber Franz,


    ganz wunderbar und auf dich ist Verlaß!


    Interessant noch, dass man 4 Kupfermünzen prägen musste, während bei Bayern alle auf Kreuzer lautenden Münzen in Silber geschlagen wurden; das zeigt, dass Österreich doch sehr mit dem Geldverfall (in Folge des Krieges gegen Napoleon und Bayern) zu kämpfen hatte.

    Bei Bayern wurden nur Pfennige und Heller aus Kupfer geprägt, aber Kreuzer bis Gulden immer in Silber und Ducaten in Gold (aber deren Anteil war wegen der nur sehr geringen Verfügbarkeit von Gold äußerst gering).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph

    In der Monarchie wurden auch Münzen aus Silber ( Silbergulden bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918 ) und anderen Metallen geprägt, aber Kupfer war aufgrund seiner Verfügbarkeit und seines geringeren Wertes im Vergleich zu Silber ein beliebtes Material für den Umlauf von Münzen mit geringerem Nennwert. Kupfermünzen waren leichter zu produzieren und zu transportieren als Silbermünzen, was zu niedrigeren Produktions- und Verwaltungskosten führte. Zudem war Kupfer als Werkstoff für Münzen in der Regel weniger anfällig für Fälschungen als Silber.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Ein Doppelbogen, datiert „ Wien den 13ten September 1784“ mit Bezug auf diverse Kaiserliche Entschließungen zu der Art und Weise, wie Leichen künftig zu bestatten sind. Die Leichen waren in die Kirche zu verbringen, dort nach dem Gottesdienst...“von dannen aber auf den Kirchhof überbracht werden...“ Er verfügt dann in Punkt 2, dass die „Begrabung der Leichen ...die Verwesung derselben sobald als möglich zu bewirken, aber die Eingrabung in Todtentruhen hinderlich ist...“ Alle Verstorbenen, egal „welchen Standes“, mussten nackt, also ohne Kleidungsstück ..in einen leinernen Sack eingenäht werden “. Man müsse die Leiche in „unentgeltliche Todtentruhen“ legen, wobei es zwar gestattet war, eigene Särge anzuschaffen... “jedoch können die Leichen niemals mit diesen Särgen unter die Erde gebracht, sondern müssen herausgenommen und eingenäht werden....“ In Punkt 4 gestattet der Kaiser ..“Denkmäler der Liebe, der Hochachtung oder Dankbarkeit für den Verstorbenen zu errichten...“ ,allerdings durften diese Denkmäler nur an den Mauern des Kirchhofes stehen ...“nicht aber auf dem Kirchhofe selbst...“

    ANMERKUNG :Kaiser Joseph II. erließ einige "Regierungs-Circulare" über die neu anzuwendende Ordnung der Totenbestattung in den österreichischen Ländern, begründet durch die damaligen hygienischen Zustände. Der Kaiser veranlasste die Beisetzung der Toten inmitten von Ortschaften, in und bei den Kirchen zu verbieten. Um kein teures Holz zu vergeuden und den Verwesungsprozess durch die Verwendung von Holz-Särgen nicht zu verlangsamen, untersagte Joseph II. diese Tradition und die Leichen sollten in Leinensäcken eingenäht und darüber hinaus mit Kalk bestreut werden. Zur Verwendung gelangte ein sogenannte Klappsarg, der mit einem beweglichen Boden ausgestattet war, der wie eine Falltür funktionierte. So fiel die Leiche ins Grab, und der Totengräber konnte den Sarg nach gründlicher Desinfektion mit Kalk für das nächste Begräbnis wieder verwenden.

    Liebe Grüße

    Franz



  • Lieber Franz,


    interessante Details, danke dafür.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Franz,


    sehr interessanter Beitrag. Eine Beerdigung wäre heute viel billiger, wenn man es wie in dieser Vorschrift handhaben würde.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein weiteres Dekret, in Bezug auf die von Kaiser Josef II. erlassenen, neu anzuwendenden Gesetze der Totenbestattung in den österreichischen Ländern.

    Betitelt mit „Nachricht“ und datiert „ Wien 31. Dezember 1783“, bezieht sich der Kaiser auf seine ..“ landesväterliche Sorgfalt“ und erklärt...“ Eine dem Beweis in sich selbst führende Wahrheit ist, dass eine jährliche Verwesung von mehr dann 10.000 durch den Tod alle Jahr dahin geraffter Menschen, auf den Gesundheitszustand einen schändlichen Einfluss haben müsse...welcher in Wien umso Nachteiliger ist, als die Bewohnung so vieler Menschen dienenden und hoch geführten Häuser, in den Zug der freien Lust ohnehin hemmen....“. Er verordnet dann, dass von nun an ...“alle Kirchhöfe, oder sogenannte Gottesäcker welche sich in den Linien befinden, geschlossen und statt ihrer einige Freydhöfe außer den Linien in einer angemessenen Entfernung ausgewählt werden sollen....“

    Liebe Grüße

    Franz


  • Lieber Franz,


    so ganz Unrecht wird er da nicht gehabt haben. Im übrigen war man seit dem frühen Mittelalter des festen Glaubens, dass stehende Gewässer und stehende Luft krank macht und am Ende zum Tod führt, während zügige Luft und fließende Gewässer gut für den Menschan sein müssen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,

    so ganz Unrecht wird er da nicht gehabt haben.

    die Vorstellung, dass stehende Gewässer und stehende Luft krank machen, führte zu Maßnahmen wie der Vermeidung von stehenden Gewässern und der Belüftung von Räumen, um die Luft in Bewegung zu halten. Diese Vorbeugungsmaßnahmen waren zwar nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, hatten jedoch den Effekt, dass die Verbreitung einiger Krankheiten reduziert wurde, da beispielsweise Moskitos, die Malaria übertragen, sich weniger in bewegtem Wasser vermehren können.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    so ist es - "Versuch mach kluch" sagt man heute ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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