Sammlung Erivan bei Köhler

    • Offizieller Beitrag

    Auch bei der letzten Haub-Auktion war das Preisniveau teilweise beachtlich, manche meinen auch es wäre manches zu teuer verkauft worden.

    Diese Meinung teilen wohl nicht alle Käufer. Der folgende Brief, ein überdurchschnittlich schöner Expreß-Brief aus Preußen, wurde auf der letzten Haub-Auktion für 340 € zugeschlagen. Wenn man es mit anderen Zuschlägen für Preußen-Lose bei der Auktion vergleicht, war der Zuschlag meiner Meinung nach eher im "günstigen" Bereich anzusiedeln.



    Im Herbst wird er auf einer Auktion nun für 500 € Ausruf angeboten!

    Bin mal gespannt ...


    Gruß

    Michael


    Bildquelle: Auktionshaus Köhler

  • Wie heißt es so schön beim Roulette:


    "Letztendlich gewinnt immer die Bank"


    und in dem Fall heißt die Bank Auktionshaus.


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Michael

    Hat den Titel des Themas von „3. Erivan bei Köhler“ zu „Sammlung Erivan bei Köhler“ geändert.
  • Hallo

    weiss jemand ob alle Lose des gestrigen Auktionstag bei Koehler Erivan-Lose waren oder nur einige? Ich verstehe, alle, aber bin mir nicht sicher...


    LG Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Nachdem die 4. Auktion zur Sammlung Erivan beendet ist, möchte ich ein paar Ergebnisse und Eindrücke speziell zu den Preußen-Losen weitergeben.


    Vorneweg: Auch im "normalen" Hauptkatalog des Auktionshauses Köhler sowie in anderen Sonder-Katalogen gab es Preußen-Lose. Auch hier zeigte sich, wie bei den Losen der Erivan-Sammlung, ein hohes bis sehr hohes Preisniveau bei den Zuschlägen.

    So das Los-Nr. 4367:

    1 Sgr. rosa im waagerechten Paar, allseits voll- bis sehr breitrandig mit glasklarer, regelwidriger Entwertung mit einem Nummernstempel „1146“ (Pleschen), tadellos, Kurzbefund Wasels BPP (2020)


    Im gedruckten Hauptkatalog ohne Abbildung, mit einem Ausruf von 100 € brachte das Stück einen Zuschlag von 560 €.Wer also gehofft hatte, im Windschatten der Erivan-Sammlung andere Lose günstig einsammeln zu können, wurde schnell auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt. Auffällig war auch die gegenüber den vorigen Versteigerungen nochmals gesteigerte Beteiligung von Online-Bietern. Angesichts der Corona-Beschränkungen nicht überraschend, aber dieses Mal erhielten Online-Bieter auch verschiedentlich den Zuschlag, bei den früheren Auktionen war dies doch seltener der Fall (subjektiver Eindruck, habe keine Strichliste geführt). Bei den "großen" Losen im Bereich Unikate / größte Einheit auf Brief oder solo / seltene Destination usw. erfolgte der Zuschlag aber dann doch meistens im Saal.

    Ein kurzer Blick auf andere altdeutsche Gebiete zeigt, dass auch dort zugeschlagen wurde:
    Los 8212A von Sachsen aus der Sammlung Dr. J. Altmann:



    "145" GÖSSNITZ zentrisch und klar auf Friedrich August 2 Ngr. auf dunkelblau, Kabinett, Fotoattest Vaatz BPP (2020)


    Bei einem Ausruf von 150 € erfolgte hier der Zuschlag bei 1.000 €.


    Dann noch ein Beispiel für Thurn&Taxis ebenfalls aus der Sammlung Dr. J. Altmann, Los 8265:



    "169" CAMP in schwarz, sauber und fast zentrisch auf 1852, 9 Kreuzer auf gelb in gutem Schnitt, dreiseitig voll- bis breitrandig. Dieser Stempel zählt zu den großen Stempel-Seltenheiten von Thurn und Taxis, signiert Haferkamp
    Provenienz: Dr. Haferkamp (266. Heinrich Köhler-Auktion, 1989)


    Das Los wurde zum Ausruf von 800 € zugeschlagen.

    Diese Ergebnisse zeigen, dass das manchmal prognostizierte Ende der Marken- bzw. Stempel-Sammler zumindest nicht verabsolutiert werden sollte.


    Nun aber zu einigen Losen der Erivan-Sammlung. Hier war wieder eine Mischung aus Losen der absoluten Weltklasse bis hin zu relativ "normalen" Belegen, diese dann aber oft in einer besonderen Qualität, vertreten.

    In Richtung der ersten Zuordnung tendierend das Los 124. Zwar nicht spektakulär mit einer größten Einheit oder einem nur 2x belegten Stempel aufwartend, aber dennoch möglicherweise ein Unikat:


    1850, ½ Silbergroschen rotorange farbfrisch und voll- bis breitrandig mit sauber aufgesetztem roten Rahmenstempel "POST:EXP:BÜR:IV GOERLITZ-KOHLFURT 3 8" als vorausbezahlte Bestellgeld-Gebühr rückseitig auf Briefkuvert aus Österreich, frankiert mit 1858, 15 Kreuzer blau mit Einkreisstempel "TEPLITZ 2 8" nach Breslau mit vorderseitigem handschriftlichen Vermerk "Frei inkl. Abtrag durch Freimarke auf der Rückseite". Die linke obere Ecke der Marke war ursprünglich nach vorne umgebogen (hier kleiner Teil des Stempels) und wieder geglättet, im Kuvert 2 leichte Faltungen und übliche leichte Altersspuren, sonst einwandfrei. Ein wohl einmaliger Brief, bei dem das Bestellgeld im Ausland frankiert wurde, mit dem seltenen roten Stempel von ganz besonderem Reiz
    Provenienz: John Boker jr. (1991)


    Der Ausruf von 2.000 € erschien moderat (wie so viele Rufpreise im Katalog), aber der Zuschlag von 26.000 € zeigte dann doch, dass auch postgeschichtliche Pretiosen in entsprechende Preisregionen gesteigert werden können.
    Doch auch "normale" Belege zeigten wieder erstaunliche Zuschläge, wie z.B.Los 135:



    3 Silbergroschen schwarz auf gelb, gut voll- bis sehr breitrandig mit schmalem rechten Bogenrand und winzigen Teil der unteren Nachbarmarke, mit sauber aufgesetzter Nummer "184" und nebengesetztem Rahmenstempel "BRESLAU OBERSCHL. BAHNH. 6 10" auf Briefhülle nach Wien, tadellos


    Ein sicherlich optisch deutlich aus der Masse herausragender Brief, aber weder Marke noch Stempel, auch wenn es Bahnpoststempel sind, gehören zu den Raritäten in Preußen. Daher kann man den Ausruf von 80 € noch Portemonnaie-freundlich nennen, der Zuschlag von 480 € überraschte dann doch etwas.

    Oder das Los 141:


    3 Silbergroschen gelborange, voll- bis breitrandig mit ideal aufgesetztem Rahmenstempel "KATTOWITZ 5 7" auf Briefhülle nach Reichenstein. Die Marke links oben winzige Unterdruckspur, sonst tadellos. Ein besonders schöner Brief. Fotobefund Wasels BPP


    Eine Klasse-Beleg von der Optik her, aber eine Einzelfrankatur der Nr. 8a mit Ortsstempel dürfte in den meisten Preußensammlungen zu finden sein. Dass hier Käufer mit einem besonderen Qualitätsanspruch aufeinanderprallten, zeigte der Zuschlag von 1.150 € (Ausruf 200 €).


    Zum Abschluß dann noch das Premium-Los der Preußensektion dieser Erivan-Auktion, Los 145:



    1857, Glatter Grund 2 Silbergroschen hellblau im 4er-Block, sehr schön farbfrisch, rechts oben leicht berührt, sonst voll- bis meist breitrandig, links Vortrennschnitt außerhalb der Markenbilder, jeder Wert einzeln entwertet durch Doppelkreisstempel "SCHMOTTSEIFFEN 23 4" auf Briefkuvert an "Das Hochwürdigste Fürstbischöfliche General-Vikariat-Amt zu Breslau". Sehr schöne frische und ursprügliche Erhaltung. Dies ist der einzige existierende gebrauchte Block dieser Marke; sowohl Walter Kruschel in seiner Beschreibung für die 'Romanow'-Auktion als auch Volker Parthen in seiner Beschreibung für die Boker-Auktion bezeichneten ihn als "Das kostbarste Stück der Preußen-Philatelie". Signiert Drahn und Kruschel.

    Provenienz: "Romanow" (7. Kruschel-Auktion, 1975), John Boker jr. (1992)


    Die Exklusivität dieses Loses steht ausser Frage, der Zuschlag mit 160.00 € ist für Preußen sehr gut.

    Von den 80 Preußen-Losen der Erivan-Auktion wurden nur 2 nicht zugeschlagen, ein für dieses Sammelgebiet doch gutes Zeichen.


    Gruß

    Michael


    Quelle der Abbildungen und Beschreibungen der Lose: Auktionshaus Köhler, Wiesbaden

  • Lieber Michael,


    vielen Dank für die Rundreise durch die Erivan - Auktion. 160k € für einen (traumhaften) Preussenbrief ist schon absolutes Topsegment.


    Leider für uns nicht sooo Begüterte ziehen die Preise für Topstücke stark an, teils vervielfachten sie sich, während Standardware oft liegen bleibt, wenn die Qualität nicht stimmt. Aber dieser Trend ist schon seit gut 30 Jahren da und wird wohl auch anhalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    ja, das Preisniveau war teilweise erschreckend - für meine Börse.

    Bei den meisten von mir vorgemerkten Losen brauchte ich gar nicht in das Bieterduell einsteigen. Andererseits finde ich es aber auch positiv, dass jetzt speziell bei Preußen die Preise für solche besonderen oder gar einmaligen Belege nicht zusammenbrechen, wie man es bei Standardware seit Jahren erlebt. So bleibt eben die Herausforderung, auch mit einem begrenzten Budget eine schöne/gute Sammlung aufzubauen. Was eben trotzdem möglich ist.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    wahre Worte. Fachwissen schlägt in der Regel Geld - kommt beides zusammen, ist es natürlich ideal. Daher sammeln wir Postgeschichte. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    es ist wirklich erstaunlich, wie selbst die Preise für einfache Stücke in die Höhe schnellen. Ich hatte in der 2. Erivan über einen Kommissionär für eine lose Marke mit Rand bei Ausruf 100 € knapp 200 € geboten. Das reichte bei Zuschlag 300 € bei Weitem nicht.

    Was sollen wir Normal-Sammler eigentlich noch machen?


    beste Grüße


    Dieter

  • Hallo Andreas


    Glückwunsch zu Deinem Fang. Ägypten ist wirklich eine seltene Destination für Brustschild-Briefe. Darf man fragen, zu welchem Gebot zugeschlagen wurde ?


    Viele Grüße

    René

  • Glückwunsch, Andreas, zu diesem Schmuckstück. Der Preis ist sicher bald (wenn nicht schon jetzt) vergessen, oder? ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Andreas,


    das ist richtig so, wer kann schon Briefe (AD/DR) nach Ägyten zeigen?

    daher auch von mir Glückwunsch zu der Rosine, dann noch ExHaub:):thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Bei solchen Name-Sale-Auktionen erspare ich mir das Bieten. In dieser Preisklasse falle ich mit meinen Möglichkeiten eh immer durch.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    geht mir genauso.


    Halten wir es mit dem Fuchs, dem die Trauben zu hoch hingen:

    »Sie sind nicht reif, und saure mag ich nicht.«


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !