Tagung: "Gezähnte Geschichte II. Philatelie und Postgeschichte als Teil der Geschichtswissenschaft"

  • Hallo in die Runde,

    hoffentlich ist dies der korrekte Unterstrang - falls nicht, dann bitte ich um Verschiebung.


    Soeben erreichte mich die Ankündigung zu einer Tagung in Erfurt im Oktober unter dem Thema "Gezähnte Geschichte II. Philatelie und Postgeschichte als Teil der Geschichtswissenschaft". Dies dürfte sicherlich für einige von uns von Interesse sein.

    Den Aufruf kopiere ich hier hinein:

    "1982 stellte der ehemalige Bundespostminister Kurt Gscheidle (SPD) in seinem Porträt über die Deutsche Bundespost „In Verbindung bleiben“ fest:

    „Die Post ist für die meisten Menschen unersetzlich, ja, lebensnotwendig. Dennoch ist sie kein Thema, das Menschen in ihrer Freizeit beschäftigt, wenn wir einmal von einigen Liebhabern und, natürlich, von den Philatelisten absehen, die in der Tat weit über die Briefmarken hinaus an der Post interessiert sind.“

    Diese Schilderung Gscheidles ließe sich auch auf das Interesse der Geschichtswissenschaft an der Institution Post, deren internen Kommunikation wie auch auf den Postverkehr mit all seinen Facetten übertragen. So ist es nicht verwunderlich, dass die weitaus häufigsten Analysen zur Postgeschichte – mit Ausnahmen – bis heute vor allem Interessierte aus dem Kreis der außeruniversitären Philatelie stammen. Verschiedene Arbeitsgruppen – unter anderem des Bundes Deutscher Philatelisten e.V. (BDPh) – widmen sich den Fragen der postalischen Kommunikation. Aber auch postgeschichtlich interessierte bürgerwissenschaftliche Kreise nehmen sich diesem Thema an. In der universitären Geschichtswissenschaft hingegen gelten sowohl Philatelie als auch Postgeschichte als eher randständige Themen.

    Dies ist umso erstaunlicher, als der Post in der Kommunikationsgeschichte und damit in der Gesellschaftsgeschichte eine besondere Bedeutung zukommt. Denn mit ihr hätten, so Gscheidle in seinem Portrait, fast alle Bürgerinnen und Bürger jeden Tag zu tun. Dieses hochkomplexe Konstrukt würde allerdings nur dann ins Bewusstsein rücken, wenn es oder Teile seiner vielfältigen Wechselbeziehungen nicht funktionierte. Ansonsten bestünde kein allgemeines Interesse an etwas so Alltäglichem und Selbstverständlichem.

    Dass dem nicht so ist, zeigt sich an vielen ergiebigen Fragestellungen zum Thema „Philatelie und Postgeschichte als Teil der Geschichtswissenschaft“. In Bezug auf die Geschichte der Philatelie ließe sich fragen: Was macht Briefmarken und ihre Träger wie Karten oder Briefe so interessant, diese auch zu sammeln? So käme die Geschichte der Philatelie allgemein und auch länderspezifisch in den Blick. Es ließe sich beispielsweise deren Organisation – z.B. im Kulturbund der ehemaligen DDR – oder auch die Entwicklung philatelistischen Presseorgane untersuchen. Aber auch einzelne Vereine oder die Entwicklung der Museumsstiftung Postgeschichte und Kommunikation lohnen einen Blick: In welchem Umfeld und unter welchen Fragestellungen entstanden diese Institutionen und wie war Einbindung in das jeweilige politische System?

    Über den Bereich der Philatelie hinaus, soll im Rahmen der Tagung jedoch auch die Postgeschichte als Teil der Geschichtswissenschaft und damit unter anderem die Frage der Entwicklung postalischer Infrastruktur in den Blick genommen werden. Wie änderten sich im Laufe der Zeit die Transportmittel des Postverkehrs zu Wasser, zu Land und in der Luft? Gab es länderspezifische Unterschiede? Wie wirkten sich Unterschiede in der Geschwindigkeit beispielsweise durch Motorisierung oder Technisierung auf das Kommunikationsverhalten von Institutionen oder der Bevölkerung aus? In Zeiten der Privatisierung von Postdienstleistungen und Digitalisierung lässt sich auch fragen, wie sich dies auf den Informationsfluss auswirkt und welche historischen Entwicklungslinien hierbei sichtbar werden.. Wie konnten bestehende Strukturen geändert und eventuell umgenutzt werden? Gab es einen Begriff der „Störung“, wie wurde dieser definiert und wie wurde in den verschiedensten Bereichen der Postkommunikation damit umgegangen? Ein vollkommen anders gelagerter Aspekt, wäre die ökonomische wie auch soziale und politische Rolle des Postverkehrs, der Postwirtschaft, herauszuarbeiten.

    Wie schon die vorangegangene Tagung „Gezähnte Geschichte. Die Briefmarke als historische Quelle“ im Oktober 2017 und in Fortführung des dort begonnenen bürgerwissenschaftlichen Dialogs unternimmt diese Folgeveranstaltung den Versuch, zwischen universitärer Wissenschaft und außeruniversitäre Philatelie zu vermitteln. Ihr Anliegen ist es, die Bedeutung philatelistischer und postgeschichtlicher Untersuchungen für die verschiedensten Bereiche der Geschichtswissenschaft auszuloten und damit Impulse für eine grundwissenschaftlich verstandene Philatelie und Postgeschichte zu legen.

    Die Tagung wird vom 1. bis zum 4. Oktober 2020 an der Universität Erfurt stattfinden. Wir bitten diesbezüglich um Einreichung einer kurzen Zusammenfassung Ihres geplanten Vortrages im Umfang von 2.000 Zeichen. Senden Sie diesen bitte bis zum 31. Juli 2020 an rene.smolarski@uni-erfurt.de. Die Vorträge können in englischer oder deutscher Sprache gehalten werden. Die Übernahme von Unterkunft und Fahrtkosten (maximal Bahnticket 2. Klasse) nach dem Thüringer Reisekostengesetz ist unter Finanzierungsvorbehalt vorgesehen.

    Es ist geplant, eine erweiterte Version der Beiträge in einem eigenen Tagungsband zu veröffentlichen; Details dazu werden im Nachgang der Tagung bekannt gegeben.

    Aufgrund der derzeitigen Situation im Umgang mit Covid-19 kann eine Durchführung der Tagung am genannten Termin nicht garantiert werden. Sollte eine Durchführung im genannten Zeitraum unmöglich oder nur unter erhöhtem Gesundheitsrisiko für die Teilnehmer sei, so würden wir die Veranstaltung gern auf einen späteren Zeitraum (Frühjahr 2021) verschieben.

    Die Tagung wird bereits dankenswerterweise unterstützt vom Bund Deutscher Philatelisten e.V. und dem Netzwerk für digitale Geisteswissenschaften und Citizen Science an der Universität Erfurt.

    Weiterführende Informationen zur Anmeldung, zum Programm und den Tagungspartnern finden Sie unter: https://projekte.uni-erfurt.de/gezaehnte_geschichte/

    Kontakt

    René Smolarski

    Universität Erfurt

    Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt

    rene.smolarski@uni-erfurt.de"


    Vielleicht sieht man sich ja dort.

    Beste Grüße

    Philia

  • Hallo Philia,


    wenn das Thema hier verschoben würde, dann am besten unter das bestehende Thema »Ausstellungen«, und diese Rubrik könnte man dann gleich in »Ausstellungen, Tagungen, Termine« umbenennen. Dann bekämen solche Tagungen, von denen hoffentlich noch mehr folgen, etwas mehr Gewicht und Aufmerksamkeit.


    Zur Tagung: Donnerwetter, die Erfurter werfen thematisch ein ziemlich weites Netz aus.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob in wissenschaftlichen Kreisen eigentlich bekannt ist, wie viel einschlägige Literatur es mittlerweile gibt.


    Institutionelle Fragen wurden beispielsweise seit Jahrzehnten in der Zeitschrift »Archiv für deutsche Postgeschichte« (1937 bis 1994), in »Post- und Telekommunikationsgeschichte« (1995–2001) und seither in »Das Archiv« der Deutschen Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte e.V. behandelt. Dazu gibt es dann noch zahlreiche regionale Ableger. Hier kamen weniger Philatelisten als Postbedienstete zu Wort, die Personalwesen, technische Aspekte von der Rohrpost über Straßenbahn-Posttransporte bis hin zu Fernmeldeeinrichtungen oft sehr detailliert behandelten. Diese Autoren schrieben mit großer Leidenschaft, Ausführlichkeit und vor allem spürbarem Stolz über Themen wie Beamtenkrankenkassen oder Postsparkassen, die zwar keine spannende Lektüre sind, die sich aber heute in dieser Form kaum noch bearbeiten ließen, weil das Insider-Wissen nach der Privatisierung weitgehend verloren ging und viel Archivgut zwischengelagert in Kisten und Depots ruht.


    Allein das erwachende Interesse für Briefmarken, das sich 1862/63 von Frankreich, Belgien und England ausgehend wie eine Welle über Europa ergoss (»Timbromanie«), wäre ein Tagungsthema für sich. Darüber gibt es im Dunstkreis um Wolfgang Maassens digitaler Zeitschrift »Phila Historica« eine Menge zu erfahren. Zeitgenössische Zeitschriften, Kataloge und sogar historische Alben findet man bei Google Books.


    Eine Geschichte des philatelistischen Verbandswesens ist im Wesentlichen eine von Zank und Hader, denn diese Kunst (ebenso wie die der Besserwisserei) beherrschten die Philatelisten von Anfang an bestens – und daran hat sich bis heute nichts geändert. :/


    Schade, dass die Tagung bereits in fünf Monaten stattfindet. Für einen nicht mehr ganz jugendfrischen Selbstständigen mit beruflichem Termindruck und periodischen philatelistischen Verpflichtungen ist mehr Vorlaufzeit für das Ausarbeiten eines Vortrags und eines Aufsatzes leider unabdingbar. Sonst hätte mich eine Teilnahme schon gereizt.

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Dietmar,


    wenn ich mir die jüngst an anderer Stelle geführte Diskussion über das mangelnde Verständnis zwischen Historikern und Philatelisten nochmal aufrufe, dann kann man sich über die Erfurter Initiative doch eigentlich erst mal sehr freuen. Was ich da gelesen habe erfolgt genau in der von hier aus geforderten Richtung. Man muss das inhaltlich ja auch nicht gleich ganz hoch mit komplizierten Postordnungsthemen ansiedeln. Dafür haben wir dieses Forum. Natürlich gibt es individuell verschiedene Zeitfenster, um dort etwas beizusteuern, die nicht immer passen. Von meiner Seite aus passt es, so dass ich da mal in Kontakt treten werde. Sehr spannende Themen haben wir ja schon zusammen im ARGE-Rundbrief oder in der philatelie vom Stapel gelassen, da lässt sich auch für Erfurt was illustres im gesetzten 2000er Zeichen-Rahmen backen.


    Gruß !


    Tim ;)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo Tim,


    also ich bin schon sehr gespannt, welche Themen behandelt werden. Nur für den Fall, dass es nicht ganz richtig rübergekommen sein sollte: Ich finde die Initiative auch sehr gut, um miteinander ins Gespräch zu kommen, und wenn thematisch einiges im Schleppnetz der Veranstalter hängen bliebe, würde mich das für sie sehr freuen. Es würde mich außerdem reizen, in die Bütt zu steigen, aber da stehen Beruf und ein vorzubereitender Rundbrief im September leider ein bisschen im Weg …

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Alle,

    ich freue mich sehr, dass hier eine Diskussion über unsere geplante Veranstaltung entstanden ist. Ich muss den Bedenken als einer der Organisatoren natürlich vollkommen zustimmen. Der universitären Geschichtswissenschaft sind die Publikation aus der Postgeschichte/Philatelie i.d.R. unbekannt. Das hat leider sehr pragmatische Gründe, da die Universitätsbibliotheken vorangig die Literatur der Wissenschaftsverlage kaufen und vieles an Literatur so untergeht. Das ist einer der Gründe für diese Initiative, die KollegInnen und ich - selbst Philatelist - seit 2017 verfolgen.


    Was die Fragestellungen betrift, so befinden wir uns in der schwierigen Situation, dass wir einen Spagat hinbekommen müssen. Zum einen zwischen den Interessen und Forschungsgebieten aus der außeruniversitären Philatelie und den manchmal sehr rigiden Anforderungen der Wissenschaftslandschaft, die die Veranstaltungen und Publikationen ja zu großen Teilen subventioniert. Daher kommt es natürlich immer wieder vor, dass wir interessante Beiträge nicht oder nicht in gegebener Form aufnehmen können, da wir ja auch nur einen begrenzten Zeitrahmen haben und es wichtig finden, dass auch genügend Raum für das Kennenlernen und die Gespräche zwischendurch bleibt.


    Wir sind daher immer für Anregungen offen.


    Was den Zeitpunkt betrifft, so ist die Veranstaltung zwar schon vor einigen Monaten mal kurz in der Philatelie angekündigt worden (aber ich glaube nur im Veranstaltungskalender), doch mussten wir bis jetzt warten, ob die Universitäten wieder so weit geöffnet werden, dass sie überhaupt stattfinden könnte. Das ist natürlich immer noch etwas ungewiss, da ja ein nicht so kleiner Teil der potentiellen Gäste und Referenten altersbedingt zur Risikogruppe gehört. Und sicherheit und Gesundheit müssen natürlich vorgehen.


    wir würden uns aber sehr freuen, wenn wir so oder so die Kontakte intensivieren. Zumal wir auch noch einige andere Sachen gerade planen, die wir in den nächsten Jahren gern in diesem Feld unternehmen wollen würden.


    auf die Buchreihe, die die Tagungen begleiten soll, ist sicher schon einmal hingewiesen worden. Die Bücher sind kostenlos als PDF beim Verlag herunterzuladen. Das erste ist Anfang 2019 erschienen, das zweite und dritten sind in Vorbereitung. Das vierte soll aus den Ergebnissen der für Oktober geplanten Tagung hervorgehen.


    https://www.vandenhoeck-ruprec…e/49187/post-wert-zeichen


    Über etwas Werbung für die Reihe und die Veranstaltung würden wir uns sehr freuen.


    Zudem bauen wir gerade einen Webblog auf, der die beiden Sachen flankieren soll. Hier sollen kurze und prägnante Themen aus dem Umfeld der Postgeschichte und historischen Philatelieforschung präsentiert werden. diese Seite befindet sich aber noch im Aufbau und wir suchen natürlich sehr nach Beiträgen.


    https://projekte.uni-erfurt.de/gezaehnte_geschichte/


    Beste Grüße

    René (Smolarski)

  • Hallo René (ich bin jetzt mal so frei),


    vielleicht sollte man damit beginnen, den Weg einer Postsendung (ganz neutral betrachtet) als Grundgerüst zu nehmen:


    Postkunde => Postaufgabe => Bearbeitung => Transport => Zustellung => Adressat => sekundäre Aspekte


    Von diesem simplen Gerüst ausgehend, könnte man verfeinern und verästeln. Sozialgeschichte, Mentalitätsgeschichte, Institutionengeschichte, psychologische Aspekte etc.


    An jeder Sprosse kann man Spezialthemen aufhängen oder anknüpfen. Man kann Literatur entsprechend vorsortieren. Zugleich lassen sich Desiderata erkennen, beschreiben und idealerweise zur wissenschaftlichen Bearbeitung organisieren.


    Dass die Umsetzung nie perfekt funktioniert, ist mir natürlich bewusst. Es wird immer auch Sparten übergreifende Darstellungen geben.


    Ein dankbares Spezialthema fiele mir spontan ein: Der Reichskunstwart Edwin Redslob und sein Einfluss auf die Briefmarkengestaltung bis 1933. Eine Materialsammlung zur Briefmarkengeschichte der Weimarer Republik habe ich schon angelegt, aber dann kam leider Corona dazwischen und die Bibliotheken wurden dicht gemacht ...

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Erdinger, Pälzer und René (ich bin ebenfalls mal so frei),


    wie schön, dass die Tagung auf Interesse stößt - und ja ( Pälzer), ich erinnere mich noch gut an die Diskussion über die mangelnde Verbindung zwischen universitärer Wissenschaft und außeruniversitärer Philatelie und gerade deshalb freue ich mich sehr über die Tagung.

    Das Problem mit vielen philatelistischen Publikationen (das ist zumindest in der Forschungspraxis habe) ist, dass sie in der Regel schwer oder gar nicht über Universitätsbibliotheken zu besorgen sind und darum schwer/nicht in der Forschungsarbeit berücksichtigt werden (können), weil, wie René schon schrieb, diese die Werke meist nicht ankaufen/sammeln. Dadurch geht natürlich viel Wissen verloren bzw. kann gar nicht erst rezipiert werden, und die Tagung sowie die OA-Publikationen sind ein wunderbarer Schritt, um diesen Missstand zu vermindern.

    René, beschränkt Ihr Euch auf die Geschichtswissenschaft, oder sind auch angrenzende Disziplinen willkommen? (Konkret spreche ich von der [interdisziplinären] Editionsphilologie - dort wäre etwas mehr Fachwissen zu 'postalischen Hinter- bzw. Vordergründen' dringend notwendig.) Und fokussiert Ihr Euch auf die Markenzeit, oder sind auch Betrachtungen zur Vormarkenzeit gewünscht? Und wie viel Zeit plant Ihr pro Vortrag ein?


    Beste Grüße

    Philia

  • Hallo zusammen

    Das Problem mit vielen philatelistischen Publikationen (das ist zumindest in der Forschungspraxis habe) ist, dass sie in der Regel schwer oder gar nicht über Universitätsbibliotheken zu besorgen sind und darum schwer/nicht in der Forschungsarbeit berücksichtigt werden (können), weil, wie René schon schrieb, diese die Werke meist nicht ankaufen/sammeln. Dadurch geht natürlich viel Wissen verloren bzw. kann gar nicht erst rezipiert werden...


    ...tja, dann sollte man vielleicht einmal stärker das Augenmerk darauf...


    https://de.wikipedia.org/wiki/…telistischer_Bibliotheken


    ...richten und dahingehend die Zusammenarbeit befördern. Von unserem guten hasselbert, der für die Philatelistische Bibliothek FFM engagiert ist, weiss ich, dass dort alle Rundbriefe der ARGEN abgeliefert werden. In der Regel gibt es von den selbigen auch ein Gesamtverzeichnis aller bisherigen RB-Beiträge, so dass man da erst mal gezielt nach dem/einen für das jeweilige Interesse relevanten Beitrag suchen kann. Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Ja, die philatelistischen Bibliotheken sind mir bekannt, allerdings ist deren Nutzung ein Zugangs- und Ressourcenproblem für viele Forschende. Die Bibliotheken sind nicht an den Fernleihverkehr angeschlossen und zudem teils schwer zugänglich, zumal oft nur zu begrenzten Öffnungszeiten, außerdem gibt es meines Wissens nach nur eine einstellige Zahl. Wissenschaftliche Publikationen müssen oft unter Zeitdruck verfasst werden, sodass mal eben eine 200km Reise für einen -eventuell!- nützlichen Text nicht möglich ist.

    Die Hintergründe sind eigentlich nebensächlich - das strukturelle Problem dahinter ist, dass wissenschaftliche Bibliotheken kaum philatelistische Literatur sammeln. Es müsste eigentlich ein Sondersammelgebiet an einer UB eingerichtet werden, um die erscheinende Fachliteratur ausreichend zur Verfügung zu stellen - für die (breitere!) wissenschaftliche Berücksichtigung reichen philatelistische Bibliotheken nicht aus. Die meisten Personen, mit denen ich bislang sprach, wussten in der Regel nicht einmal von deren Existenz.

    Ich hoffe sehr, dass Aktivitäten wie die oben angekündigte Tagung langfristig ein Umdenken erwirken.


    Beste Grüße

    Philia

  • Hallo Tim,


    danke für Deinen Hinweis. Gerne werde ich jedem Suchenden helfen. Derzeit liegt aber mein letzter Aufenthalt in unserer Bibliothek schon acht Wochen zurück, und ich weiß nicht, wann wir wieder öffnen.


    Noch ein Hinweis:

    In jeder Arbeitsgemeinschaft gibt es einen Ansprechpartner, der die einschlägigen Fragen gerne beantwortet und auch Hinweise auf einschlägige Literatur geben kann.


    Liebe Grüße aus Frankfurt

    Heribert

  • ...ich habe nach Durchschau eines digitalen Gesamtverzeichnisses für einen aktuellen RB-Beitrag weder 200km reisen müssen, noch irgendwelche Probleme bei der Ausleihe, sondern sofortige Hilfe von der Phila-Bib bekommen. Wenn die Universitäten dergestalt Kontakt wollten, dann würden sie bestimmt nicht die Tür zugeworfen, sondern eine vernüftige Antwort bekommen.


    - für die (breitere!) wissenschaftliche Berücksichtigung reichen philatelistische Bibliotheken nicht aus. Die meisten Personen, mit denen ich bislang sprach, wussten in der Regel nicht einmal von deren Existenz.


    ...wenn noch nicht mal die Existenz derer bekannt ist, wie kann man dann zu der Schlussfolgerung kommen, dass diese für die "breite Wissenschaftlichkeit" unzureichend sind ? Wer fordert überhaupt die "breite" Wissenschaftlichkeit ? Fangen wir doch bitte nicht gleich damit an, die Sache zu überfachten.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Philia,


    meines Wissens ist die äußerst gut sortierte Philatelistische Bibliothek München ans Fernleihenetz angeschlossen, weil sie Teil der Münchner Stadtbibliothek ist. Ich könnte mir vorstellen, dass der Leiter, Herr Binner, für Anfragen aus der Forschung zugänglich ist.


    Der BDPh unterhält eine eigene Literaturdatenbank, die über die Heimseite abrufbar ist und beim Recherchieren helfen könnte.


    Ansonsten sind wir alle hier nur ein Posting im Forum entfernt und können evtl. in irgendeiner Form mit Hinweisen, Wissen oder Ressourcen unbürokratisch aushelfen.


    Viele Grüße

    Dietmar

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Heribert,


    unsere Beiträge haben sich überschnitten. Wir fahren wie man sieht auf gleicher Wellenlänge.


    Lieben Gruß

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Über das Suchwort "Philatelie" im Katalog der Universitätsbibliothek Würzburg finden sich zahlreiche Werke, auch von solchen, die in anderen Bibliotheken/Standorten vorhanden sind. Also müsste man nur den Begriff "Philatelie" kennen :) Es ist also nicht so, dass die Uni-Bibliotheken "Philatelie frei" sind :)


    https://katalog.bibliothek.uni…22&v=sunrise&setLISR=true


    Die Ausleihe dort kann auch ein Nicht-Student vornehmen, als Gast. Ist sehr empfehlenswert :thumbup:


    Die Suche funktioniert auch bei der Uni Bamberg

    https://katalog.ub.uni-bamberg…Query=-1=%22Philatelie%22


    Weitere Uni-Bibliotheken habe ich noch nicht getestet :!:


    Aus einer Inaugural-Disseration in der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften der Uni Bamberg zum Thema "Nürnberger Geschäftsbriefe im 19. Jahrhundert" kann man anhand des Literaturverzeichnisses ersehen, dass philatelistische Werke durchaus bekannt sind (u.a. Werke von Doberer, Eisenbeiß, Helbig).


    Wer sucht der findet :thumbup:


    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    es ist doch so, dass philatelistische und postgeschichtliche Informationen sehr fragmentiert vorliegen. Man findet viel in den philatelistischen Bibliotheken, auf den Homepages der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Vereine; aber von diesen Argen/Vereinen muss man erst einmal wissen, dass es sie gibt und wie sie heißen. Allein diese Informationen "Wen gibt es und was gibt es da an Literatur?" sind nicht mal eben zu finden, wenn man die Szene nicht kennt. Wie findet man z.B. das Postvertragsprojekt des DASV, wenn man davon noch nicht gehört hat? Auch recherchierbare Inhalte/Inhaltsverzeichnisse von Rundbriefen sind nicht überall zu finden.


    Da ist noch einiges zu verbessern und immer erst mal schauen, ob man nicht selber in einem Glashaus sitzt. ;)


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,


    erst einmal danke für das Umhängen des Threads.


    Was du in deinem Beitrag zur Literatur der Philatelie sagst, lässt sich ohne Einschränkungen auf weite Teile der Wissenschaft übertragen. Im Grunde ist alles Wissen fragmentiert und will gefunden werden. Der Satz »Quellenkenntnis schützt vor Neuentdeckung« des Historikers Hermann Heimpel steht dabei als Mahnung im Raum.


    In Deutschland gibt es mehr philatelistische Bibliotheken als solche mit Schwerpunkt für niederländische oder skandinavische Geschichte. Das ist doch schon mal was.

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Scheinbar haben hier einige meinen Beitrag fehlinterpretiert; hier sollte sich niemand angegriffen fühlen. Ich will nur ein Erklärungsangebot dafür bieten, wie es (strukturell) zustande kommt, dass philatelistische Literatur in der breiteren Wissenschaft wenig rezipiert wird. Ich persönlich bin sehr wohl in der Lage, die Literatur zu beschaffen (wenngleich mit weit größerem Aufwand als die, die in wissenschaftlichen Bibliotheken erfasst ist); nach längerer Arbeit in dem Themenfeld und vielen Kollegengesprächen habe ich aber o.g. Unkenntnisse festgestellt. Und ich als Individuum kann da schwerlich breitere Aufklärungsarbeit leisten, auch wenn ich es versuche. Da aber öfter über die Ignoranz 'der Wissenschaft' geklagt wird, ist es - so dachte ich - vielleicht von Interesse, die Ursachen davon zu erfahren. Die Probleme sind genau die, die Michael dankenswerterweise aufgeführt hat.

    Dass es die Literatur gibt, steht doch völlig außer Frage - sonst wäre ich nicht hier und sonst würde ich die Problematik ja nicht erläutern können. Es ist jedoch so, dass Literatur, die nicht im KVK (Karlsruher Virtueller Katalog, das "Haupt-Nachschlagewerk") erfasst ist und nicht über die Fernleihe zu beschaffen ist, de facto so gut wie nicht wahrgenommen wird - wie auch? (Ich selber habe bspw. mindestens das Fünffache an Aufwand im Vergleich zu normal erfasster Literatur betreiben müssen, um an "Wigand Bruns: Altdeutschland-Fahrpostbriefe" zu kommen. Und Zeit ist [auch] in der Wissenschaft eine knappe Ressource.) Ich bin jedoch darum bemüht, sowohl bei den Philatelisten als auch bei den Wissenschaftlern für etwas Verständnis für die jeweilige Situation zu werben und freue mich, dass zumindest Michael den Punkt, den ich zu machen versucht habe, nachvollziehen kann (und danke fürs Thread-Verschieben!).

    Umso mehr freue ich mich freilich über Initiativen wie die oben hineinkopierte, die meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Schritt ist.

    Vielleicht sieht man sich ja dort.


    Beste Grüße

    Philia

    Einmal editiert, zuletzt von philia ()

  • ... der klitzekleine Unterschied zwischen Uni-Bibs und Phila-Bibs ist, dass in der einen professionell dafür ausgebildete, vollbezahlte Arbeitskräfte zu fest geregeltenen Öffnungszeiten sitzen, während das in den anderen nicht selten freiwillig, ehrenamtlich, nicht immer vollbesetzt und nicht immer mit der nach Wünschen einer schnellen Bedienung entsprechenden technischen Ausstattung erfolgt.


    Zu einem Verständnis der Situation gehört ferner, dass es unter den gegebenen Randbedingungen durchaus ambitioniert wäre zu erwarten, dass bei allen Phila-Bibs in absehbarer Zeit die Mittel und das Personal zur Verfügung stehen werden, dass alles schön defragmentiert, vernetzt und bequem für Suche und Leihe wie bei den Uni-Bibs zugeht....die Phila-Bib HH hat bspw. vor nicht allzu langer Zeit beinahe vor dem Aus gestanden.


    Von hier aus hat natürlich niemand was dagegen, dass das alles besser wird...


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo Philia,


    niemand fühlt sich hier angegriffen, keine Sorge. Bibliografieren bleibt eine echte Herausforderung, und man weiß dabei nie, ob am Ende des Regenbogens ein Topf mit Gold winkt oder doch nur eine schnöde Jauchepfütze lauert. Der KVK ist ein schönes Tool, ich arbeite gelegentlich auch mit https://www.worldcat.org. Aber ich schweife schon wieder ab vom eigentlichen Thema … Bühne frei für die Erfurter!


    Viele Grüße

    Dietmar

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!