• Der Telebrief war ein Briefdienst der Bundespost, der mit einer einjährigen Versuchsphase, die am 12. Juni 1980 mit 600 teilnehmenden Postämtern begann, bis zu seiner Einstellung am 30.Juni 1999 angeboten wurde. Wenn schon im Wiki von einem "historischen Briefdienst" gesprochen wird, sollte er hier im Forum gut aufgehoben sein. Auch deshalb, weil die online-Recherche zm Telebrief keine wirklich brauchbaren Informationen lieferte, schon gar nicht bei Philatelistischen Seiten oder Foren.

    Der Telebief setzte die Idee um, den Briefinhalt zum Empfänger zu faxen anstelle ihn postalisch zu befördern. Da die Faxgeräte anfangs der 1980er Jahre noch sehr teuer und nicht verbreitet waren, übernahmen diese Dienste Postämter. Dabei wurde, auch in der Gebührenhöhe, unterschieden zwischen

    - Fax zwischen zwei Postämtern: Brief beim Aufgabepostamt eingeliefert -> ausgedrucktes Fax vom Zielpostamt zum Empfänger transportiert

    - Fax von Postamt an Empfänger: Brief beim Aufgabepostamt eingeliefert -> Fax direkt an Empfänger gesandt

    - Fax von Absender direkt an Zielpostamt gesandt: Brief an Zielpostamt gefaxt -> ausgedrucktes Fax vom Zielpostamt zum Empfänger transportiert

    Begonnen wurde mit 600 Deutschen Postämtern, deren Zahl schnell wuchs. In den kommenden Jahren wurde auch der internationale Versand angeboten. Die Hochphase des Telebriefes war zu Beginn der 1990er Jahre. Die Faxgeräte fanden wegen der günstigen Preise später Einzug in alle Firmen und viele Haushalte und machten das Angebot des Faxversand mittels Telebrief zunehmend uninteressant. Aufgrund mangelnder Nachfrage wurde der Postdienst Telebrief am 30.Juni 1999 eingestellt.


    besten Gruß

    Michael

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix (25. April 2020 um 08:32)

  • hallo zusammen,

    am 12. Juni 1980 begann die Versuchsphase des Telebriefes mit 600 teilnehmenden Postämtern.

    Um einen Telebrief aufzugeben musste zuerst ein Formular augefüllt werden. Vom Schalterbeamten wurden dann im Briefkopf die postalischen Angaben ergänzt und die Aufgabe mit dem Dienststempel bestätigt

    Nachdem die 10 DM Gebühr entrichtet waren, wurde der Brief per Fax an das Zielpostamt gesandt:

    Die Qualität litt ein bisschen, dafür war er hunderte Kilometer in wenigen Minuten gereist. Für reine Textnachrichten nichts Neues, aber für Versand von Zeichnungen revolutionär.

    Das eingehende Fax wurde couvertiert

    und rückseitig ein (oder mehrere) Bearbeitungsstempel abgeschlagen

    Gegen Aufpreis war eine telefonische (Eingangs)-Benachrichtigung des Empfängers, oder die sofortige Auslieferung durch Eilboten möglich.

    Anbei noch ein zeitgenössischer Artikel:

    besten Gruß

    Michael

    3 Mal editiert, zuletzt von stampmix (25. April 2020 um 08:36)

  • Lieber Michael,

    ganz interessante Geschichte, an die ich mich nur vage erinnere - schön, dass du mich damit auf Vordermann bringst und Ersttag - ja, wer kann schon so etwas zeigen? :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    wo ist der TELEBRIEF geblieben? Warum dieser Ersttagsbrief überlebt hat wissen wir: Vom Sammler auf den Weg gebracht und und als philatelistischer Nachlass in die Bucht gestellt. Aber wo sind die Bedarfsbelege, die es zu hunderttausenden gegeben haben muss?

    Im Internet kaum zu finden und auch unter philatelistischer Suche: Fehlanzeige - mit Ausnahme der Deutsche Postautomation , die ihn nebenbei behandelt (bis 1400 herunterscrollen). Da hat es die freigestempelte Drucksache vergleichsweise noch gut erwischt.

    Als der Dienst 1980 begann war die Zeit, zu der tagsüber Ferngespräche 1,15 DM/min, nach USA 7,33 DM/min und zu entlegenen Weltregionen 9,92 DM/min kosteten; wenn man selbst wählen konnte, weil handvermittelt mal schnell der 2-3 fache Betrag fällig war. Es war die Zeit, als man noch Briefe und Karten schrieb und nicht an der whatsapp-Nabelschnur hängend stündlich aus der Antarktis berichtete.

    besten Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    ja, wo sind sie alle hin? Ich denke, die Masse der Belege wurde in Firmenarchiven irgendwann einmal dem Altpapier überantwortet und weil keine Marken drauf waren, war es auch nichts wert - so denkt ja heute mindenstens 99,9% der Weltbevölkerung.

    Für Behörden war das zu teuer, man hätte sich das von oben genehmigen lassen müssen (umständlich, wenig Chancen auf Realisierung), für Private (also gewöhnliche Leute wie dich und mich) auch, so sie überhaupt von diesem Dienst etwas gewußt haben - bleiben die Firmen, für die Kosten ja absetzbar waren und eben Sammler, die das aber in der Masse eher nicht zu schätzen wussten, bzw. es war ihnen wohl zu "artfern". Womit wir wieder zu den Firmenarchiven kommen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    als Student habe ich zwischen 1985 und 1990 in den Semesterferien in verschiedenen Unternehmen, einer Behörde (mit gutem Kontakt zur Poststelle) und einem Uni-Institut gearbeitet. Einen Telebrief habe ich aber nie zu Gesicht bekommen. Lag wohl an der prohibitiven Gebührenstruktur der Post. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, als 1986 bei W. C. Heraeus/Kristalloptik Laserbau in Buchenau das erste Faxgerät im Büro installiert wurde. Daraufhin setzte eine regelrechte Völkerwanderung aus den verschiedenen Abteilungen ein, um das Wunderding zu bestaunen. Den Fernschreiber gab es auch noch, denn das Faxgerät wurde wegen der hohen Kosten nur selten und für höchst wichtige/eilige Dinge eingesetzt.

    Danke für den Flashback!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo,

    dazu kann ich auch mal was beitragen :). Meinen ersten Brief habe ich von einem grossen Briefmarkenhändler erworben. Jahre später konnte ich einen in der Bucht erwerben.

    Persönlich habe ich in der fraglichen Zeit von 1988 - 1989 einen guten Draht zur Poststelle des Finanzamt Aschaffenburg - eine Eingang eines solchen Briefes wäre mir sicherlich gezeigt worden.

    Als erstes den "Bedarf" .

  • Als zweites einen aufgelegen Brief vom Ersttag - hier komplett.

    Eine weitere "Seltenheit" aus - in diesem Zeitraum sind m.E. Telegramme der BRD. Im Osten waren diese wohl sehr geläufig.

    Einmal editiert, zuletzt von reichthal (25. April 2020 um 20:04)

  • hallo reichthal,

    es ist doch immer die Hoffnung eines TE, dass sich weiteres Material oder Erkenntnisse zum eröffneten Thema findet. Vielen Dank fürs Zeigen!

    Dass Sieger bei den Ersttagsbriefen mitmischt war zu vermuten und auch seiner Klientel geschuldet; trotzdem muss auch solch ein "wertloser - weil Markenloser" Beleg erst wieder erkannt und geschätzt werden.

    Es könnte sein, dass die Hoffnung aus Firmen- oder Behördenarchiven noch Belege zu finden, sich nicht erfüllt. Gerade diese hatten doch ein eigenes Fax, sodass der Weg über das empfangende Postamt - und damit die Couvertierung und Zustellung - entfällt. Übrig bliebe das Aufgabeformular, das aber direkt in die Akten wanderte in mit diesen idR vernichtet wurde.

    Wie dein Bedarfsbeleg zeigt, besteht die größte Aussicht auf weitere Belege bei Privatleuten oder kleinen Firmen, die kein eigenes Fax hatten und einen Telebrief aufbewahrten. Die Krönung wäre natürlich ein internatonaler Absender - man darf ja träumen :)

    besten Gruß

    Michael

  • hallo zusammen,

    als 1980 der Telebrief eingeführt wurde waren die Postmitarbeiter größtenteils verbeamtet. Trotzdem experimentierte man offensichtlich schon mit Verschlüsselungstechnologien, die den Faxinhalt für Aussenstehende unentzifferbar machten.

    Der am 19.9.1980 in Bielefeld - war da nicht mal was? - um 13 Uhr aufgegebene Telebrief könnte so ein Fall sein.

    (Ausschnitt)

    Der Briefumschlag:

    Immerhin wurde die bahnbrechende Beförderungszeit Bielefeld - Hannover von minus 1 Stunde ordentlich mit dem Ankunftstempel 12 Uhr protokolliert. Allerdings schien die Adresse nicht zu stimmen, weshalb er wieder ins Postamt zurückkam und dort den Bearbeitungsstempel "Nachsendung nicht beantragt" erhielt. Nachdem die richtige Hausnummer ermittelt wurde, konnte er dann doch zugestellt werden.

    besten Gruß

    Michael

  • hallo zusammen,

    wenn schon keine Belege zu finden sind, dann gibt es ein bisschen Werbung für den Telebrief aus 1985:

    Anschreiben


    und bieliegend ein 20-seitiges Faltblatt

    und folgend die Zusammenstellung aller ca.700 Telebrief-Postämtern


    besten Gruß

    Michael

  • hallo Dieter,

    ... heute um 6 im Radio Those were the days... - was will uns das sagen?

    In meiner Technik-Sammlung befindet sich noch mein erstes Faxgerät, das ich am 14.6.1988 für (heute) unglaubliche DM 4.700 + 14% MwSt. gekauft habe. In der täglichen Arbeit allerdings revolutionär, konnte man doch endlich Zeichnungen austauschen - und somit jeden Pfennig wert. Das nächste war schon ein integriertes Drucker/Scanner/Fax-Monstergerät

    Man beachte die aus Messingblech getriebenen Wähltasten. Es handelt sich um das einfache Canon "FAX-210" - ohne Wähltasten, das "FAX-230" mit Tasten kostete DM 5.500 netto. Die Elektronik war dieselbe und der nachgerüstete Tastensatz kostete beim hiesigen Musikgerätebauer DM 180 netto. Irgendwann habe ich in der Bucht ein altes "FAX-230" für €20 + Versand gekauft - so ändern sich die Zeiten ....

    besten Gruß

    Michael

    Einmal editiert, zuletzt von stampmix (7. Mai 2022 um 09:30)

  • Lieber Michael,

    wenn ich diese Preise lese ... ;(;(

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    1976 habe ich bei Philips Electrologica als Entwicklungsingenieur für Bürocomputer angefangen. Homecomputer gab es noch nicht. Solch ein Bürocomputer kostete damals ab 100 Tsd. DM, mein Ingenieursgehalt Betrug 2100 DM.

    Beiliegend Fotos des Bürocomputers, der jahrelang im Museum für Kommunikation in Frankfurt gezeigt wurde. Ich bin mit einer Gruppe erwachsener IT-Auszubildender zu sehen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Wenn man das Verhältnis 100Tsd. zu ca 2Tsd. auf heutige Ingenieursgehälter von 6Tsd. € umrechnet, müsste ein heutiger Computer mit Drucker 300Tsd. Euro kosten.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... in Massivgold schon ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Eine Pedalerie gab es bei dem Gerät nicht?

    Interessant finde ich die beiden Laufwerke für Compact-Kassetten (auch eine Philips-Erfindung).

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Wofür sollte eine Pedalerie sein? Das Geräte hatte zur händischen Eingabe 3 Tastaturen.

    Das Gerät konnte fakturieren und Rechnungen erstellen. Es konnten zwei Endlospapierstabel nebeneinander bedruckt werden. Das Gerät hatte zwei Nadeldruckköpfe, die vorwärts und rückwärts druckten ( also auf dem Hinweg der Druckköpfe und auf dem Rückweg).

    Das Betriebssystem wurde zunächst von einer Datasette geladen, das war ein kleineres Format als die Philips Cassette, die in den Kassettenrekordern lief. Die Daten konnten von dem zweiten Kassettenlaufwerk geladen werden.

    Es war möglich, bis zu 12 Nutzen zu erstellen, d.H. 11 Papierdurchschläge zu machen. Das hieß aber in der Praxis, dass das oberste Blatt gelocht wurde und am untersten Blatt nur noch eine verschwomme Schrift heraus kam.

    Ein Bildschirm war beim Standardgerät nicht vorgesehen, er war optional.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan