Neben der der Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe in Stuttgart gab es laut Karl-Heinz Riemer im Deutschen Reich noch 46 weitere Prüfungsstellen dieser Art, 6 davon in Bayern und 7 in Sachsen.
Das gemeinsame Merkmal dieser Zensurstellen ist, dass die Briefe direkt der Zensurstelle vom Absender offen vorgelegt, dort zensiert und sofort verschlossen wurden. Diese Sendungen wurden dann einem Postamt eingeliefert und dort gestempelt. So sind diese Sendungen immer einheitlich gestempelt, manchmal wurde auch das zuständige Postamt gewechselt.
Die Prüfungsstempel wurden meist auf der Rückseite über der Briefklappe gestempelt und somit der amtliche Verschluß dokumentiert. Oft sind die Prüfungsstempel auch noch auf der Vorderseite abgeschlagen. Das war aber nicht bei allen Prüfungsstellen so. Manche stempelten nur auf der Vorderseite. Eine weitere Prüfung der Sendungen bei den üblichen Auslandspostüberwachungsstellen kam nur sehr selten vor. Somit konnte der Absender sicher sein, dass der Inhalt der Sendung auch beim Empfänger vollständig ankam.
Ich habe mal im Internet mit einer Materialsammlung begonnen, um einen Überblick zu bekommen.
Große Prüfungsstellen wie Köln, Hamburg, Berlin und Frankfurt sind leicht zu finden und man bekommt schnell einen Überblick, wie die Zensurstellen gearbeitet haben. Dies ist sehr hilfreich, denn man kann sofort Besonderheiten erkennen und gezielt kaufen.
Als ersten Beleg möchte ich einen frühen Brief aus Frankfurt/Main vorstellen.
Einschreibebrief der Firma Robinsohn aus Frankfurt/Main nach St. Gallen vom 15. August 1914. Laut Riemer wurden 3 verschieden Dienstsiegel (Abb. 262, 263 und 264) verwendet. Leider sind die Verwendungsdaten nur sehr vage ohne Monat angegeben. Das erste Dienstsiegel (262) wurde 1914 verwendet. Dieser Beleg ist ein Vorläufer und wurde mit dem Briefstempel der Königlich Preussischen 21. Division gesiegelt. Daneben haben die beiden Sachverständigen mit vollem Namen und der Überwachungsoffizier mit Nachnahme unterschrieben. Das sieht man so nicht oft. Entscheidend für die Zuschreibung zu der Prüfungsstelle ist der Aufgabestempel des Postamts Frankfurt 9. Der Stempel Frankfurt * (Main) 9 y wurde in der ersten Zeit für die Post der Prüfungsstelle verwendet.
Ich habe den Beleg auf einer Internetauktion erstanden und mein Mitbieter hat die Besonderheit auch erkannt.