Chargé-Fünfzeiler München

  • Hallo Sammlerfreunde,

    auch für den Fünfzeiler möchte ich ein Zwischenergebnis liefern.

    Er wurde spätestens im November 1865 eingeführt und zunächst zusammen mit dem oMR 325 auf Briefen verwendet.

    Alle bisher von mir datierbaren Briefe mit dieser Stempelzusammenstellung stammen aus der Zeit von November 1865 bis April 1866.

    Ab April 1866 wurde der Fünfzeiler dann zusammen mit dem Rautenstempel 325 verwendet.

    Anfang Juli verschwanden dann sowohl der Rautenstempel als auch der Fünfzeiler von der Bildfläche.

    Ab Juli (oder August) 1866 taucht dann der Einkreisstempel München (23mm) zusammen mit einem Schreibschrift-Chargé-Stempel auf und bleibt bis Anfang 1867 in Gebrauch. Es existieren mind. zwei verschiedene Einkreisstempel, wobei nur der mit dem leicht zum Datum verstzten "C" am Chargé-Schalter benutzt wurde. Auf dem Vergleichsbild ist es der untere auf dem blauen Papier.

    Der Einkreisstempel wurde grundsätzlich auch zur Markenentwertung benutzt und nicht der oMR 325.

    Für die Zeit von April 1866 bis Anfang 1867 habe ich weder einen Chargé-Brief noch einen Postschein mit dem Fünfzeiler finden können.

    Zeittafel:

    Nov. 1865 - April 1866: Fünfzeiler + oMR 325

    April 1866 - Anfang Juli 1866: Fünfzeiler + Rautenstempel

    Juli 1866 - Anfang 1867: Enkreis + Chargé


    Es könnte sein, dass im Juli 1866 evtl. auch ein Kastenstempel München zum Einsatz kam. Dahingehend fehlt mir noch genügend Briefmaterial.


    Wer also datierbare Briefe mit diesen Stempelkombinationen aus 1866 hat, möge diese bitte hier zeigen, dann rundet sich das Bild evtl. ab.

    Gruß

    bayernjäger


    PS: Unten drei Briefe aus Mitte bis Ende 1866 mit Einkreisstempeln.

  • ... schade, Elmar, da wäre die Rückseite sicherlich sehr interessant. Aber das Stück hat ein Gesicht, von daher war es sicher kein Fehlkauf. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Heimat Bayern,

    vielen Dank für das Zeigen dieser beiden Briefe.

    Meine Registrierungsarbeiten ab 1867 sind noch nicht so weit fortgeschritten, wie für die Zeit davor. Ich kann mich aber im Moment nicht an viele Briefe mit der Kombination Wappenausgabe/oMR 325/Chargé-Fünfzeiler erinnern. Als Retourbrief wohl sowieso einmalig.

    Das Datum des unteren Briefes lautet unter dem Text. 24. Febr. 1868 und im darunter geschriebenen Präsentationsvermerk 27. Febr. 1868, was zu den Stempeln auf dem Brief passt. Der Fünfzeiler vom 23.2., der Text aus Öttingen vom 24.2. und der Stempel für die Rücksendung aus Nördlingen vom 26.2.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    auch hier soll es wieder weitergehen.

    Brief vom München nach Luzern vom 4.4.1866.

    Nach meinen bisherigen Recherchen wurde der Fünfzeiler vom November 1865 an verwendet. Ich konnte ihn in der Zeit von November 1865 bis April 1866 nur in Zusammenhang mit dem oMR 325 registrieren. Der hier gezeigte Beleg vom 4.4. ist der späteste mir bisher bekannte mit der Zusammenstellung Fünfzeiler/oMR 325. Der früheste Beleg mit dem Rautenstempel 325 datiert dann auf den 17.4.1866.

    Gruß

    bayernjäger


    PS: Damit es mit meiner Registratur weitergeht, wer noch passende Belege hat, bitte hier zeigen.

  • Hallo bayernjäger,


    ich finde diesen Stempel sehr schön. :) Und auf diesem feinen Brief auch noch 2x, da kann man nicht meckern. Glückwunsch zu diesem Stück.


    beste Grüße


    Dieter

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Chargé-Brief von Augsburg nach Weilheim vom 9. FEB. 1866.

    Rückseits als Durchgangstempel Chargé-Fünfzeiler München ebenfalls vom 9.2. und Ankunftstempel Weilheim vom 10.2.

    Gruß

    bayernjäger


  • ... man könnte eine schöne A3 - Seite machen:


    Roter (violetter) 5Zeiler


    1. Als Aufgabestempel, auch als Entwerter möglich,

    2. als Ankunftsstempel,

    3. als Transitstempel und

    4. als Formularstempel.


    Das wäre doch mal der Hammer. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... so einen Brief müsste ich haben (ist sehr selten als AKS, aber es gibt sie in rot-orange).


    Mal sehen, ob ich den finde in meiner Chargésammlung ... kann aber dauern, sind nicht wenige Briefe.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,

    wie bereits weiter oben dargestellt, wurde der Fünfzeiler im November 1865 eingführt und bis April 1866 zusammen mit dem oMR 325 verwendet.

    Hier zeige ich einen in mehrfacher Hinsicht interessanten Brief:

    München - Pflaumloch bei Nördlingen vom 30.10.1865. Es ist der mir bisher späteste bekannte Chargé-Brief, bei dem noch der Schreibschriftstempel Chargé verwendet wurde. Die Stempelfarbe ist ein blasses Violett, wie bei den frühen Fünfzeilern aus dem November 1865.

    Zudem war der Brief unterfrankiert, was dem Umstand geschuldet ist, dass Pflaumloch zwar unmittelbar neben dem bayerischen Nördlingen liegt, sich aber bereits in Württemberg befindet. So konnte der ab 1.8.1865 eingeführte Einheitstarif von 3 Kreuzern in ganz Bayern für einen Brief der 1. Gewichtsstufe nicht angewandt werden, da es sich um einen Brief in den Postverein handelte.

    Die Entfernung München - Pflaumloch beträgt ca. 110 km und liegt somit in der 2. Entfernungszone zwischen 10 - 20 Meilen.

    Für die 2. Entfernungszone waren 6 Kreuzer zu frankieren. Hier kamen jetzt 9 Kreuzer (6 + 3 Zuschlag) für einen unfrankierten Brief zum Ansatz, von dem denen die frankierten 3 Kreuzer in Abzug gebracht wurden. Folglich wurde als Ergänzungsporto mit Blaustift vermerkt "noch 6 xr".

    Unterfrankierte Chargé-Briefe sind zudem nicht häufig.

    Gruß

    bayernjäger


  • Hallo bayernjäger,


    du zeigst uns einen interessanten Brief. Was mir auffällt: Wo bekam der Brief den württ. Bahnpoststempel? Von der Grenze bis Pflaumloch (es gibt Namen!) waren es doch nur ein paar Meter.


    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo,

    Die Karte der Eisenbahnlinie zeigt das Pflaumloch eine Haltestelle der Württembergischen Remsthalbahn ( Casstatt - Nördlingen (bis Nördlingen 3.10.1863)) ist. Daher der Würtbg. BP. Stempel.




    MfG


    Bayern Fiskal

  • Liebe Freunde,


    besteht nicht die Möglichkeit, dass die württembergische Bahnpostbearbeitung noch auf einem bayerischen Streckenteil, z. B. bereits ab Augsburg erfolgte? Oder dass der Umweg über Ulm genommen wurde, weil das die Hauptroute nach Württemberg (Stuttgart) war? Über Nördlingen gab es anscheinend keine direkte Zugverbindung nach Württemberg, trotz Anschluss zur Riesbahn

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    Einmal editiert, zuletzt von Erdinger ()

  • Hallo Sammlerfreunde,


    hier ein unscheinbares Briefchen, dessen bisherige Beschreibungen vermuten lassen, dass niemand so recht wusste, um was es sich hier tatsächlich handelt.

    Der Brief ging von München in die Strafanstalt Rebdorf bei Eichstädt, verwendet 1868 oder 1869.

    Zunächst zeige ich den Brief mit den bisherigen Beschreibungen:



    Ob ein Gefängnisinsasse mit Wohlgeboren angeredet wurde, möchte ich jetzt nicht mutmaßen. Ich denke es kommt ehr ein Bediensteter als Empfänger infrage. Die 460 als Zellennummer zu bezeichnen halte ich für sehr gewagt.



    Die Beschreibung des Vorbesitzers trift die Sache leider auch nicht. Interessant ist der letzte Satz "Vermerk des Gefängnisses über die Zellenlage". Gemeint war wohl der Bleistiftvermerk unten in der Mitte. Dieser lautet allerdings "NB (= Nota Bene) Chargestpl. l. oben" und wurde von einem Vorbesitzer angebracht.


    Was aber oben von allen, nur damals nicht von der Post, übersehen wurde, ist der Vermerk unten in der Mitte "Werth 3 fl". Dieser Vermerk war ausschlaggebend für das eigentliche Procedere mit diesem Brief.


    Der Brief wurde mit Werthinhalt in den Münchner Briefkasten geworfen. Bei der Entleerung erkannte man den Vermerk "Werth 3 fl". Das Briefpaper ist so dünn, dass jeglicher Inhalt zudem sofort aufgefallen wäre.

    Man brachte links oben mit Blausitft den Vermerk "boite" (=Briefkasten) an und unten links "beschwert" als Hinweis auf den Wertinhalt. Der Brief hätte eigentlich mit der Fahrpost befördert werden müssen.

    In Briefkästen vorgefundene Briefe, welche mit der Fahrpost zu befördern waren, unterlagen einer präzise vorgegeben Behandlung. Neben den oben erwähnten anzubringenden Vermerken "boite" und "beschwert" wurden diese Briefe trotzdem mit der Briefpost befördert. Einen Wertersatz bei Verlust gab es allerdings nicht. Die Briefe mussten unter Charge befördert werden, was hier durch den Münchner Fünfzeiler bestätigt wurde. Die angenommene Zellennummer 460 ist die Einschreibenummer. Was ich allerdings bei derartigen Briefen bisher auch noch nicht gesehen hatte, ist der blaue Portovermerk "7" Kreuzer. Hier hat man also dem Empfänger die anfallenden 7 Kreuzer Chargegebühr belastet. Mir bisher bekannte Briefe wurden ohne Portoforderung zugestellt. Leider ist die bayerische Verordnungslage zu diesem Thema sehr dünn und ich konnte noch nicht klären ob diese Verfahrensweise korrekt war oder nur dann zum Tragen kam, wenn der Absender nicht zu ermitteln war.


    Ein kurzes Bietergefecht bei der Auktion endete für mich zu einem sehr moderaten Zuschlag.


    Um nur kurz die Seltenheit derartiger Briefe darzustellen: Es ist einfacher 50 Briefe mit Schwarzen Einsern zu kaufen als eine derartige postgeschichtliche Rosine.


    Gruß

    bayernjäger