Unzureichend frankirt

  • Hallo Erwin,


    in Cleve müste dann jemand geschlafen haben - es sei denn, es war üblich, dass bei Auslandsbriefen erst das Grenzpostamt die Frankierung überprüfte. Dazu kann ich für Preußen leider nichts sagen.
    In meinem kleinen Archiv habe ich ca. 35 Briefe mit diesem Nebenstempel - es sind ausnahmslos Auslandsbriefe!


    Für Schleswig-Holstein kann ich 2 verschiedene Typen dieses Stempels unterscheiden: einer wurde in Hadersleben benutzt und einer in Hamburg, d.h. in den Grenzpostämtern nach Norden und nach Süden.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    in der vorphilatelistischen Zeit waren CLEVE und EMMERICH Grenzübergangs-Postämter. Für die Zeit um 1866 habe ich allerdings keine Unterlagen.
    Seit der Eröffnung der restlichen Bahnkilometer zwischen EMMERICH und ARNHEIM im Jahre 1856 wurde von Anfang an Post befördert, was laut Anweisung der holländischen Verwaltung kostenfrei zu erfolgen hatte. Die Strecke von der deutschen Grenze bis Emmerich wurde von den Niederländern unterhalten, die u.a. in Zevenaar und Elten einen Bahnhof bauten.
    Im Jahr 1866 kommt die Beförderung der Post Cleve - Niederlande per Eisenbahn über Nimwegen wohl nicht in Frage. Die Strecke wurde zwar bereits am 9.9.1865 freigegeben, aber erst im Jahr 1879 wurde Nimwegen ans niederländische Netz angeschlossen.
    Also dürfte die Post aus CLEVE den Rhein überquert haben, um dann in EMMERICH das Grenzpostamt zu passieren. Den Stempel 'unzureichend franciert' würde ich unter diesen Umständen in Emmerich ansiedeln.


    beste Grüße


    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich kann einen weiteren Beleg mit dem Nebenstempel "Unzureichend Frankirt" zeigen. Er ging am 23.101865 von Höxter nach Haus Volmerin bei Südlohn. Die Strecke betrug 23 Meilen und war für die dritte Entfernungsstufe korrekt frankiert. Allerding ergaben sich beim Nachwiegen ein Gewicht von mehr als unter 1 Loth. Dadurch fiel der Brief in die zweite Gewichtsstufe zu 6 Sgr. Die fehlenden 3 Sgr. in blau ausgeworfen und vom Empfänger zahlbar.

    Wer kann die Gewichtsangabe entziffern? Steht da etwa 1 Lt? Ab einem Loth begann ja die zweite Gewichtsstufe.


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    feines Stück - ja, da steht genau 1 Loth.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • liebe Sammlerfreunde,

    hier konnte ich einen interessanten Beleg bekommen. Es handelt sich um einen Brief von Appelhülsen nach Enschede in den Niederlanden. Der Brief ist bar frankiert mit 1 Sgr. Bei der Überprüfung wurde aber festgestellt, dass für die Strecke Appelhülsen - Enschede nach dem Postvertrag ab 01.01.1864 1 Sgr. für die Niederlande 1 Sgr. und für den 1. Taxrayon der Rheinprovinz weitere 1 Sgr., somit 2 Sgr. fällig waren. Deshalb wurde der Nebenstempel "Unzureichend frankirt" aufgesetzt.

    Dann stellte man aber fest, dass es nach dem Postvertrag von 1851 in Grenznähe einen Sondertarif von 1 Sgr. gab, der in diesem Falle zutraf. Somit wurde der Nebenstempel wieder gestrichen.




    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    ein Vortragsbrief - klasse. Wäre sicher eine nette Seite in den Preussenstudien wert. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Klasse! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Erwin,


    wie war der Nahbereich in der Preußenzeit definiert? Appelhülsen gehört zu Nottuln und ist nicht weit von Münster entfernt.

    luftlinie.org zeigt knapp über 50 km an, wie ich gerade sehe.


    viele Grüße


    Dieter

  • Lieber Dieter,

    ich weiß darüber auch wenig, hier ein Zitat von Michael:


    Zitat von Michael

    Mit dem Postvertrag von 1851 war ein Lokaltarif eingeführt worden. Eine Auflistung aller betroffenen Postorte fehlte aber hierbei.

    Für Aachen waren zu diesem Tarif erreichbar: Heeren, Maastricht, Meersen, Simpelveld und Wyrle (nach R. Linden: Der Deutsche Grenzrayon).

    Lieber Heribert,

    danke, gab es diese Stempel in Bayern nicht?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    es gab Postorte, über die der Fernverkehr lief und solche, die für den kleinen Grenzverkehr zuständig waren. Ich habe hier keinen Zugriff auf die Unterlagen, in denen das gelistet ist. Solche Sondertarife gab es noch mindestens 100 Jahre. Das Michel Gebührenhandbuch weist so etwas aus.

    Ich habe einen Brustschild-Brief mit 1 Sgr, der von Kleve nach Nijmegen geschickt wurde. Komischerweise lief der über Venlo (unbeanstandet).


    viele Grüße


    Dieter

  • liebe Sammlerfreunde,

    der Stempel "Unzureichend frankirt", der in Preußen verwendet wurde, gibt mir Rätsel auf. Wurde er in den Orten verwendet, wo der Brief in den Briefkasten geworfen wurde? Davon bin ich bisher eigentlich immer ausgegangen. Oder wurde er an Grenzpostämtern verwendet? Diese These vertritt Sammlerfreund nordlicht.

    Der Stempel kommt ja auch nicht oft vor. Ich habe ihn von Bonn, Appelhülsen, Höxter und Cleve.

    Im Archiv habe ich Berlin, Hamburg und Cöln. Der Beleg von Cöln trägt auch den Stempel ""Aus dem Briefkasten" und geht nach Amsterdam, so dass zumindet bei diesem Beleg die Möglichkeit besteht, dass er am Grenzpostamt diesen Stempel erhalten hat.


    Ich möchte nun erforschen, von welchen verschiedenen Orten der Stempel vorkommt. Dazu brauche ich eure Mithilfe. Bitte zeigt hier alle Belege mit diesem Stempel oder informiert mich , wenn ihr einen solchen, wo auch immer findet.

    Vielen Dank dafür.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    ein ausgesprochen toller Beleg. Da dies nicht mein Sammelgebiet, kann ich auch nichts dazu beitragen. Aber ich bin immer davon ausgegangen, dass derjenige, der den Briefkasten leert, den Stempel darauf setzt. Wer an welcher Grenze auch immer soll den wissen, dass dieser Brief "Aus dem Briefkasten" kommt?


    Grüße aus Frankfurt

    Heribert

  • lieber Heribert,

    es geht dabei nicht um den Stempel "Aus dem Briefkasten", sondern um den Stempel "Unzureichend frankirt".

    Bei diesem Beleg sind beide gleichzeitg aufgesetzt, so dass damit eventuell die These vetreten werden kann:

    Brief in Cöln unterfrankiert aus dem Briefkasten entnommen

    Stempel "Aus dem Briefkasten" in Cöln aufgesetzt

    Stempel "Unzureichend frankirt" im Grenzpostamt aufgesetzt

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • liebe Preußensammler,

    an euch geht meine besondere Bitte, in euren Belegen mal nachzusehen und eventuell mal bei anderen euch bekannetn Sammlern zu fragen

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    ich vermute, daß der Brief den Stempel bereits in Köln erhielt. Transportiert wurde er mit der Bahnpost Köln - Oberhausen - Emmerich - Arnheim - Amsterdam. Der Stempel könnte bestenfalls beim umladen in Oberhausen angebracht worden sein, was ich aber nicht glaube. In Emmerich wurde der Brief ganz sicher nicht ausgeladen, zum Postamt in der Stadt gebracht, bearbeitet und wieder zurück zum Zug. Das Bahnhofspostamt EMMERICH 2 wurde erst 1875 eröffnet.


    liebe Grüße


    Dieter