Unzureichend frankirt

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich konnte folgenden Brief erwerben (leider ist die Briefmarke abgerissen worden), der zeigt, dass der Stempel "Unzureichend frankirt" nicht im Absendepostamt und auch nicht im Empfangspostamt verwendet wurde, sondern auf dem Weg dazwischen. Der Brief ging am 14. August 1865 von Mannheim / Baden nach Arnheim / Niederlande. Rückseitig trägt er den Kursstempel COBLENZ COELN.

    Der Leitweg war wohl:

    Mannheim - Coblenz - Coeln - Emmerich - Arnheim.

    1. Nach Meinung von Dieter müsste er dann in Coeln abgeschlagen worden sein?

    2. Wer kann die Taxierungen deuten?

    3. Welche Marke fehlt?

    4. Wie hoch war das Nachporto?


    Ich lese eine 2 3/4 in Blau, Wf (Weiterfranko?)15 Cents in Blau, eine 10 in schwarz



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    ich vermute, es waren nur 9x verklebt worden. Daher wurde der Wert der Marke als Weiterfranko von 9x = 2 3/4 Sgr. der NL Post vergütet.


    Sollte diese Version richtig sein, könntest du eine solche Marke mit passendem Stempel, 87 war das glaube ich, günstig kaufen und applizieren, so dass man das postalische Verhalten wieder nachvollziehen kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Danke Ralph,

    so etwas ähnliches hatte ich vor, weil Briefe mit diesem Nebenstempel nicht gerade häufig sind.

    Vielleicht kann mir noch jemand der Badenspezialisten Genaueres zu der fehlenden Marke sagen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Jetzt tun sich noch drei Fragen auf:

    1. was steht in rot angeschrieben?

    2. warum Nummernstempel? Mir sieht das Stempelfragment genau so aus wie der Aufgabestempel

    3. die schwarze 10 (Cent) = 2 Sgr. waren wohl das Nachporto?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    9x Weiterfranko.


    Die passende Marke mit gleichem Datum von Mannheim zu bekommen dürfte kaum möglich sein - da wäre eine Marke mit Nummernstempel unauffälliger.


    Wf (Weiterfranko) 15 Cents steht da noch und ja, sollten 10 Cents sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    aber etwas unklar ist das ganze ja doch.

    In rot wurden 9 (Kr.) Wf notiert, aber so groß, wie man es nur als Portonotierung kennt. Diese wurden von Preußen in 2 3/4 Sgr. reduziert und Wf 15 cts notiert. Ebenfalls von Preußen stammt der Stempel Unzureichend frankiert. Aber der Weiterfranko-Betrag wurde nicht gestrichen. Die Niederlande notierten dann 10 Cts. Porto ...

    Für mich ist das keine logische Abfolge.


    Gruß

    Michael

  • 8 + 4 = 12x.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    normal sind von dem Franco von 12 Kr ganze 8 Kr in Baden geblieben und die übrigen 4 Kr = lediglich 1 Sgr als Weiterfranco nach den Niederlanden gegangen. Hier soll jetzt alles was verklebt wurde, d.h. 9x = 2 3/4 Sgr = 15 cts als Weiterfranco nach den Niederlanden verschoben worden sein. Damit wäre der Postverein aber 100% leer ausgegangen, die Niederlande mit einem mehr als fürstlichen Portozuschlag wegen der Unterfrankatur bedient worden. Verrechnungsmäßig einfach, aber irgendwie komme ich damit trotzdem nicht klar. Haben sich die Niederlande dann etwa 10 cts Porto = 2 Sgr = 6 Kr genehmigt und den Rest an den Postverein zurück vergütet ? Sehr merkwürdig.


    + Gruß


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo Tim,


    die Preußen haben bereits die 2¾ Sgr in 15 Cts umgerechnet, die Niederländer aber nur 10 Cts angeschrieben. Daher frage auch ich mich, wie das sein kann.

    Die meist angewandte Reduktionstabelle von 1851 rechnet meist 1 Sgr = 5 Cts. Aber so linear war das nicht. Weiterhin interessiert mich, welche Umrechnung die Niederländer in 1865 angewandt haben. Hat da jemand Zahlen?


    beste Grüße

    Dieter

  • Der Brief ist nach dem ab 1.1.1864 gültigen Vertrag behandelt worden (Francobriefe 2 Sgr. PV + 1 Sgr. NL, Portobriefe 2 3/4 Sgr. PV, insges. 4 Sgr.). Demgemäß galt für unterfrankierte Briefe eine Regelung analog zu der im Postverein gültigen: Sie wurden als Portobriefe taxiert unter Anrechnung des Wertes der frankierten Marken.


    Die 2 3/4 Sgr. entsprechen dem Portosatz für den Postverein, den Preußen von den Niederlanden zu beanspruchen hatte. Die 9 Kr resp. 15 Cts in niederländischer Währung waren auf den gesamten Portobetrag von 4 Sgr. anzurechnen.


    In preußischer Währung hatten die Niederlande vom Empfänger 1 1/4 Sgr. zu beanspruchen. Das wurde auf 10 Cts. reduziert.

    Der gesamte Portobetrag von 4 Sgr. hätte 20 Cts entsprochen. Die Differenz ergibt sich aus der Aufrundung der jeweiligen Teilbeträge nach der preußisch-niederländischen Reduktionstabelle.

    5 Cts entsprechen 1 Sgr.

    10........................... 2

    15 .......................... 3

    20 ...........................4

    25 ...........................5

    30 .......................... 5

    ...

    100 .......................17

    5 Mal editiert, zuletzt von Altsax ()

  • Ist es möglich, daß der Stempel "Unzureichend frankiert" erst nach 1863 eingeführt worden ist? Auf keinem meiner unterfrankierten Briefe nach Holland ist er abgeschlagen. Der späteste datiert vom September 1863.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Altsax,

    nach deinen Erläuterungen und einem Blick in den Vertrag ist es, wie von dir beschrieben.

    Man hätte direkt drauf kommen können, denn gemäß Art. 7 kosteten Portobriefe 25 Cts. und nachdem der niederländischen Post für den Portobrief 15 Cts. gutgeschrieben wurden, hatte der Empfänger die fehlenden 10 Cts. zu zahlen. Ungewöhnlich, aber absolut richtig, die Notierung des gutgeschriebenen Portoanteils als Weiterfranko.


    Frühere Briefe mit dem angesprochenen Stempel sind mir auch noch nicht untergekommen.


    Gruß

    Michael

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich komme erst heute dazu, auf eure Erklärungen und Hinweise zu reagieren, danke an alle, die sich beteiligt haben. Einiges ist mir jetzt klarer, aber einige Fragen habe ich noch:

    1. Michael, kannst du mir den Link zu dem von dir angesprochenen Postvertrags angeben?

    2. Wer hat wann und wo die verschiedenen Vermerke auf den Brief geschrieben:

    a) rote 9x Wf

    b) blaue 2 3/4

    c) blaue Wf 15 Cts

    d) schwarze 10 (Cent)

    e) Stempel "Unzureichend frankirt"

    Ich bin auf eure Meinungen gespannt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erwin,

    1. Postvertragsprojekt: "preussen +niederlande" Jahr 1863 ist der Vertragstext zu finden

    2.a) die badische Post, als sie feststellte, dass zu wenig frankiert war und der Brief als Portobrief weiter lief.

    2.b)+c) die preußische Post, zunächst wurden die 9 Kr. in Sgr. reduziert und dann für die niederländischen Kollegen noch mal in Cents reduziert und unterstrichen, damit es richtig verstanden wird.

    2.d) die niederländische Post

    2.e) ein preußisches Kartierungsamt, da kann man jetzt spekulieren, welches ...


    Aber es gibt sicherlich noch andere Meinungen dazu.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Erwin,


    rote Tinte garantiert Baden; blaue Tinte garantiert Preußen; schwarze Tinte die NL.


    Sieht gut aus, was du gemacht hast. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.