Unzureichend frankirt

  • liebe Sammlerfreunde,

    gleich zwei preussische Brief mit dem Nebenstempel "Affranchissement insuffisant" sind in meiner "Aus dem Briefkasten"-Sammlung eingetroffen.

    1. Ganzsache U28B vom 8.3.1867 von Bonn nach Paris

    Franko = 3 Sgr.

    Nachporto in Blau ausgeworfen = 3 Sgr.

    in Schwarz ausgeworfen und vom Empfänger eingefordert =7 Dec.

    Meiner Meinung nach hätte das Franko 3 1/2 Sgr. sein müssen.

    Kann mir jemand die Taxen aufschlüsseln?

    2. Brief vom 3.8.1867 von Berlin nach Lyon. Verklebt wurden je eine 6 PG., 1 Sgr. und 3 Sgr.-Marke der Adlerausgabe.

    verklebtes Franko = 4 1/2 Sgr.

    Nachforderung in Schwarz ausgeworfen = 7 Decimes

    Von dem Blaustift links auf dem Brief und rechts unter der 3 Sgr.-Marke kann ich nur lesen: 7/10 (Loth)?

    Wer kann die Taxen aufschlüsseln?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ich versuchs mal für den zweiten Brief:

    nach dem PV vom 21.5.1858

    Ein frankierter Brief aus dem übrigen Theile Preußens" 4 1/2 Sgr.

    Da der Brief 7/10 Loth = 16 2/3 g x 7/10 = 11,7 g wog, war er doppelt schwer.

    Da er unterfrankiert war, kostete das Porto für den einfachen Brief 5 Sgr., für den doppelt schweren Brief 10 Sgr. Das verklebte Franko wurde angerechnet, blieben also 5 1/2 Sgr. Diese umgerechnet in Decimes mit 4 Sgr. = 5 Dec. ergibt 6,875 Dec. , gerundet 7 Dec. die auch ausgeworfen wurden und vom Empfänger zahlbar waren.

    Ich meine, dass unter den Marken 4 1/2 in Blau zu lesen ist, was das anzurechnende Franko ausmacht.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Beim ersten Brief komme ich auf folgende Berechnung:

    Frankogebühr einfacher Brief aus den Bezirken Aachen, Köln, Düsseldorf = 3 1/2 Sgr.

    Doppelt schwerer Brief (Über 10 g), nirgends vermerkt.Da er unterfrankiert war, kostete das Porto für den einfachen Brief 4 Sgr., für den doppelt schweren Brief 8 Sgr.

    Das verklebte Franko wurde angerechnet, blieben also 5 Sgr. Diese umgerechnet in Decimes mit 4 Sgr. = 5 Dec. ergibt 6,25 Dec. , großzügig gerundet = 7 Dec. die auch ausgeworfen wurden und vom Empfänger zahlbar waren.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    zu #223-227: Aus meiner Sicht nichts zu korrigieren.

    Die französische Post wird andersherum gerechnet haben, auf Basis des Tarifs von Portobriefen in französischer Währung, aber es kommt offensichtlich das gleiche heraus. ;)

    Schwere Briefe wurden oft, aber eben nicht immer, gekennzeichnet.

    Der 2. Brief sieht von den Freimarken, den Stempeln und insgesamt sehr gut aus. :thumbup:

    Der 1.Brief ist für eine Ganzsache im B-Format aber auch nicht schlecht. ;)

    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Danke Michael,

    ja ich bin auch mit beiden Briefen zufrieden und froh, dass ich sie zugeschlagen bekommen habe. Briefe aus Preußen mit dem Insuffisant-Stempel bekommt man nicht häufig, zumal auch noch als B-Umschlag und 3-Farbenfrankatur. :)

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo zusammen,

    den Brief nach Norwich würde ich wie folgt interpretieren:

    Zweite Gewichtsstufe, also hätten 10 Sgr verklebt werden müssen. Da aber nur 5 Sgr verklebt sind, wird der unterfrankierte Brief wie ein unfrankierter behandelt, die verklebten Marken werden aber angerechnet: 2 x 7 Sgr - 5 Sgr = 2 x 8d - 6d = 10d. Diese sind auch in der Mitte mit schwarzer Tinte als Portobelastung für den Empfänger notiert. Da Preußen und GB jeweils die Hälfte von den 16d bekommen - Preußen aber schon 5 Sgr bzw. 6d hat - steht bei Foreign "2(d)" und bei British "8(d)".

    Viele Grüße

    Martin


    3 Mal editiert, zuletzt von nitram (11. März 2022 um 14:22)

  • Hallo zusammen,

    als Heimatsammler Kleve ist mir dieser Beleg schon lange bekannt. Gesehen ich ihn zum ersten Mal in der 359. Götz-Auktion (09/2014), wo er mit einem Ausruf von 3000 € unverkauft blieb. Dann der Brief in der 124. Auktion (März 2015) des Württembergischen Auktionshauses auf, wo er mit einem Ausruf von 3000 € wieder nicht verkauft wurde. Danach wurde das Los dort in mehreren Auktionen mit immer weiter reduziertem Ausruf gelistet. In der 133. Auktion (10/2018) wurde es dann bei einem Ausruf von 1600 € mit 1700 € zugeschlagen.

    Ein Farbbild hänge ich an.

  • Hallo Dieter,

    versteigert wurde der Brief bei Soluphil im März 1986 unter Los.Nr, 2148, Ausruf 500 franz. Franc

    Den Zuschlag kenne ich nicht. Mein Gebot über 1.400 Francs hatte nicht ausgereicht.

    Den Brief hatte ich beboten, obwohl ich Preußen nicht sammelte, weil mich die postalische Behandlung interessierte. Unterfrankierte Briefe nach Großbritannien sind ungleich seltener als solche nach beispielsweise Frankreich. Auf ein Exemplar aus Sachsen mußte ich noch Jahrzehnte warten.

    Beste Grüße

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    vielen Dank für die Information. Dann hat der Brief vermutlich bis 2014 in einer Sammlung geschlummert. Die Firma Soluphil scheint es nicht mehr zu geben.

    Mich wundert das Porto von 7 Sgr, da - ich glaube 1856 - der Betrag auf 5 Sgr gesenkt worden war. Davor waren 7 Sgr zu zahlen. Aus der Portoperiode habe ich zwei 7-Sgr-Oktogone von 1853/54 mit R2 CLEVE. Das Thema werde ich mir wohl ansehen müssen.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Martin,

    vielen Dank. War es also 1859 und nicht 1856. Die Behandlung ist damit auch klar: Wegen Unterfrankierung für einen schweren Brief Porto 2x abzügl. das verklebten Franko.

    Wie war denn zu der Zeit die Gewichtsgrenze für den einfachen Brief?

    beste Grüße

    Dieter