Briefe mit privaten Inhalt

  • Liebe Sammelfreunde


    Briefe mit privaten Inhalt sind leider nicht sehr häufig, jedoch hin und wieder findet sich mal einer an. Sie geben hin und wieder einen Eindruck vom damaligen Leben, aber auch Gefühlen.


    Hier ein Brief, möglicherweise 1851 von Dessau "An Fräulein Luise Kindscher per addresse: an Herrn Hauptstaatsarchiv T. Erbstein in Dresden" [1]


    Hier der Inhalt:


    Aber Luise


    Was sollen wir alle dann von dir denken?

    In welcher Beziehung gegen den baldigen Antritt

    deiner neuen künftigen Stellung steht wohl deine

    Handlungsweise? Heute am Montag sind es vier

    volle Wochen, daß du fort bist; seit dem Dienstag

    der vorigen Woche, an welchem Du noch deinen be-

    stimmten Zusage, und wir vier auch erwarten dürften,

    einzutreffen versprachst, bin ich jedesmal nach dem

    Bahnhof gerannt und vergeblich. Bei der Sorgsam-

    keit, die ich im Gegentheil noch an dir zu kommen und an-

    zunehmen glaube, bleibt mir am Ende wohl wider

    nichts zu deuten übrig, als daß, was Gott verhüten

    möge, du krank geworden seist. Und nicht einmal

    ein Brief, auf den ich nun gestern ganz bestimmt rechnen

    konnte, ist von Dir gekommen. Gib mir daher ent-

    weder unverzüglich schriftlich Auskunft über deine

    unerwartete Zögerung, oder schlage alle Räthsel

    und Zweifel durch dein persönliches Erscheinen danieder,

    was dann wohl nun als das Beste übrig bleibt, da

    nachgerede auch dir Leute sich über dich wundern

    müßten. Sage daher den guten Erbsteins Dank und

    Lebewohl und eile, daß du herkommst. Den Mantel

    wirst du wohl dem besten dort lassen, meine nicht kühle

    Witterung eintritt.

    --------------------------------------Dich liebender

    -----------------------------------Dein Vater (Dein Dich liebender Vater)

    Wenn du mit dem frühzug abfährst, dann kommst

    du Nachmittig 2 Uhr nach Leipzig, wo du bis

    5 Uhr Zeit genug hast, bei Beckers zu bleiben.

    Bobe und Brende wirst du nicht besuchen können


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Theodor_Erbstein

  • Hallo Ulf,


    solche Briefe sind immer interessant. Vielen Dank für das Zeigen.


    Zu Erbstein in Dresden folgendes aus dem Internet:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Theodor_Erbstein


    Die Ehefrau von Theodor Erbstein war aus Dessau. Wahrscheinlich wohnte das Fräulein Kindscher daher bei ihnen.


    Zu ihren Vater Heinrich Carl Ludwig Kindscher, folgendes aus dem Internet:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Kindscher


    aus dem Internet konnte ich folgendes finden:

    Emilie Marie Louise Kindscher, geboren am 28. Mai 1830, verehelichte Nitzsche in Dresden veröffentlichte in mehreren musikalischen Zeitschriften Kunstberichte und musikalische Novellen. Sie war eine "musikalische Schriftstellerin".


    Beste Grüße,

    Hermann

  • Hallo Hermann


    dass das Fräulein bei dem Herr Julius Theodor Erbstein zu dieser Zeit wohnte, war durch die Tätigkeitsbezeichnung Hauptstaatsarchivar gegeben.

    Allerdings hatte ich zu dem Fräulein nichts gefunden - herzlichen Dank.


    Ein kleiner unscheinbarer Brief und eine solche nette Geschichte.

    Nochmals Danke!


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf