Eingeschriebene Briefe

  • Lieber Gerald,


    es kam wohl in Österreich immer darauf an, in welchem Zeitraum man seine Nummern verteilt hat - war das quartiell? Dann wären 5k Reco - Nummern in Wien eher wenig (hätte da auf mehr als 10k getippt), oder war das monatlich?


    Dann wären in den kleinsten Poststellen des Kaiserreichs kaum höhere Nummern als 10 bekannt. Oder die Klitschen durften über das ganze Jahr nummerieren, dann wären auch da hohe 3stellige Nummern möglich (wenn Behörden mit viel Recobriefen ansässig waren, auch gerne 4stellige Zahlen).


    Weißt du, welchem Prinzip in Österreich die Nummernvergabe folgte?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,

    eingeschriebene Armensache von Aschaffenburg nach Würzburg vom 13.8.1860.

    Bestätigt als Armensache mit Stempel TAX AMT D.K. LANDGERICHTS ASCHAFFENBURG.

    Gruß

    bayernjäger


  • ... sehr schön - und was sagt uns die fehlende Reco-Nummer?

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... nur wenn die Notare, wie hier geschehen, ihre eigenen Scheine zu den Einschreibebriefen bei der Post vorlegten, erhielten diese Briefe von der Post üblicherweise keine Post-Reco-Nummer, da diese ja nicht mit dem Nummernkreis der Scheine der Notare und Rechtsanwälte korreliert hätte.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ...hat sich das Gericht den dazugehörigen Schein als Behörde selbst ausgestellt und ein eigenes Manual geführt ?


    + Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    Absender war hier der kgl. Advocat Wirth - der hatte sich wohl seine eigenen Scheine drucken lassen und daher auch seine eigene Numerik/Aktenzeichen auf diesem angegeben. Die Post hat dann den Übergang des Briefes vom Notar/Advocat zur Post im Buch des Anwalts/Advocaten bestätigen müssen.


    Es gab Fälle, bei denen sich die Postexpeditoren geweigert hatten, diese Scheine auszufüllen und überhaupt anzuerkennen. Natürlich ging das den Expeditoren gegen den Strich, denn sie wollten ja Geld verdienen. In München wurden so bald Klagen anhängig, die dieses Thema zum Inhalt hatten und München bestimmte, dass alle bayer. Poststellen diese Scheine als vollwertig anzuerkennen hatten und für ihre Abfertigung nichts zu fordern hatten. Damit war dann endgültig Ruhe.


    Gerichte hatten, so weit ich es weiß, keine eigenen Scheine für Poststücke, nur Vordrucke für die Schreiben, die man den eigenen Gerichtsboten vor Ort zur Zustellung übergab (eine Art Behändigungsschein).


    Postscheine mussten ja grundsätzlich von den Postbediensteten bei der Postverwaltung gekauft werden, waren also zahlbare Vordrucke. Wünschten die Kunden die Ausstellung von Postscheinen, verlangten die Postexpeditoren natürlich dafür Geld und boten dafür den gewünschten Postdienst an (Einschreiben, Rückschein, poste restante, Fahrpostscheine usw.). Teils konnten sie selbst die Höhe der Kosten für Postscheine bestimmen (bei Retour-Recepissen, da die Postverwaltung z. B. sagte: "Bis zu XY Kreuzer"), teils waren sie fixiert (Chargé, Express). In ganz wenigen Fällen kenne ich auch Belege, bei denen die Postexpeditoren unterhalb dieser "Preisgrenze" geblieben waren. In der Regel haben sie aber diese schon voll ausgeschöpft.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,


    sehr interessanter Beitrag. In Preußen war es nicht möglich, daß ein Postbediensteter in gewissem Rahmen die Gebühren selbst bestimmte.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,


    ihr hattet ja auch Beamte - da gab es nur DIE Vorschrift und basta!


    In Bayern waren die Massen an Postbediensteten eben KEINE Beamten, sondern Subunternehmer oder Sub-Subunternehmer. Daher machte Bayern denen zwar viele Vorschriften, beließ ihnen aber auch Spielraum.

    So gab es in Bayern keine Taxe für Orts- und Lokalbriefe bis 1849! Da konnte theoretisch jeder Postler für einen Ortsbrief in Kleinkleckersdorf nehmen, wieviel er wollte. Klar war natürlich, dass bei einer zu hohen Forderung keiner einen Ortsbrief aufgegeben hätte, weil er ihn dann lieber selbst austrug, oder austragen ließ (i. d. R. nahm man 2x dafür ohne Ansehung des Gewichts).


    Aber bei poste restante (diese Kosten flossen direkt in die Tasche der Expeditoren) durfte man bis 4x nehmen; bei Rückscheinen (auch diese Kosten flossen direkt in die Tasche der Expeditoren) bis 12x (später 6x, dann 7x).

    Botenlöhne ("Express-Boten") in den Lokalbezirk waren frei verhandelbar; da die Express-Boten angestellt waren vom Expeditor, handelte dieser mit diesen die Preise für die unregelmäßigen Botengänge aus, die allen Beteiligten gerecht werden mussten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Bayernfreunde,

    hier ein eingeschriebener Brief vom Königlichen Bezirksamt Scheinfeld an die Gemeindeverwaltung Sugenheim. Geschrieben am 19. November 1868, abgeschickt am 21. November mit der Reco-Nummer 41. Die 3 Kreuzermarke (für den Brief bis 1 Loth) dürfte eine Vorausentwertung sein, da keinerlei Durchschlagsspuren auf dem Brief zu erkennen sind. Der Absender hatte zusätzlich 7 Kr für die Recommandation und weitere 7 Kr für die Retour-Recepisse zu bezahlen.


    Schöne Grüße aus Mittelfranken,

    Siegfried


  • Hallo Siegfried Spiegel,


    der gefällt mir ja noch entschieden besser als mein Brief, der es mal als Titelbild auf den Rundbrief Nr. 70 der Arge Bayern (Klassisch) geschafft hat.


    Herzlichen Glückwunsch zu dem Superbrief und

    viele Grüße

    Bayern-Kreuzer

  • Hallo Siegfried,

    ein sehr schöner Breif, der hat was.

    An eine Vorausentwertung glaube ich aber ehr nicht.

    Auch wenn der Farbfleck klein ist, sieht es so aus als ob der Stempel auf das Papier übergeht.

    Gruß

    bayernjäger


  • ....vielen Dank für eure Kommentare.

    Das mit der Vorausentwertung nehme ich zurück, jetzt sehe ich den winzigen Stempelfleck auch.


    Aus ähnlicher Korrespondenz (jedoch aus gleicher Quelle) kommt dieser Reco-Brief mit der Nummer 95.

    Diesmal an die Lokalarmenpflege Sugenheim, leider nur eine Briefhülle, aber 2te. Gewichtsstufe.

    Der müsste dem Absender 3-mal 7 Kreuzer gekostet haben.


    Ein paar Anfängerfragen hätte ich dazu:

    Reco-Nummer = Manualnummer, richtig ?

    Die En-Nummer = Expeditionsnummer, richtig?

    Wer und wann hat/wurden die Nummern notiert?


    Gruß, Siegfried



  • Hallo Siegfried,


    Ein paar Anfängerfragen hätte ich dazu:


    Reco-Nummer = Manualnummer, richtig ? Ja.


    Die En-Nummer = Expeditionsnummer, richtig? Nein, Ex-Nr. oder Expedition-Nr., heute Geschäftszeichen.


    Wer und wann hat/wurden die Nummern notiert? Die Aufgabepost die Reco-Nr., die Expedition-Nr. hatte der Absender als Behörde zu notieren. Die Aufgabepost hatte im Postbuch der Behörde diese Nummern zu kontrollieren und die Aufgabe zu bescheinigen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    anbei ein Charge-Brief (siehe 2 x Abschlag des Fächerstempel Chargé No) aus dem Jahr 1873 von Winnweiler nach Louisville in Nordamerika. Frankiert mit 9 Kreuzer, MiNr. 28 Y. Entwertet wurde die Marke auf der Postexpedition in Winnweiler am 31.7., aber beim rechten Halbkreisstempel wurde vom Postbeamten das Datum vom 31.7. auf 3.8. handschriftlich in blau korrigiert. Anscheinend war der Brief 3 Tage zur Bearbeitung bei der Postexpedition Winnweiler. Der Brief ging per Eisenbahn an das preussische Auswechselpostamt Münster am Stein (Ankunft: 4.8.1873, siehe Rückseite) und dort wurde der preussische Recomandirt Stempel auf der Briefvorderseite abgeschlagen. Ankunft des Briefes in New York: 16.8.


    Nun meine Fragen:

    Ist die rote Ziffernangabe neben der Marke eine Gewichtsangabe? Also 8 ??

    Ist die rote Ziffer 52 die zuerst markierte Charge Nummer, die dann in blau auf 8909 (Nr. des Postschein?) korrigiert wurde?


    Freue mich auf Eure Rückmeldungen.


    Viele Grüße

    Stephan




  • Hallo,


    ich gehe zunächst einmal davon aus, dass der mit 9 Kr freigemachte Überseebrief in die Tarifperiode 01.07.1871 - 01.07.1875 über Hamburg oder Bremen fällt. Demanch waren 1 2/3 Sgr Weiterfranco an die Reichspost zu vergüten, das wären dann 1,67 Sgr. Jetzt steht auf dem Beleg zwar 1 8/12, was aber auf`s gleiche, d.h. auch auf 1,67 Sgr hinauskommt. Das hat man anscheinend "je nach Fasson" gehandhabt. Von einer Gewichtsangabe gehe ich insofern nicht aus. Die Reco-Nummer in Bayern ist auf jeden Fall die in schwarzer Tinte angebrachte 2713. Aus der roten 52 und der blauen 8909 kann ich mir keinen Reim machen. Mit dem blauem Wachsstift wurde die 52 ausgestrichen und schließlich das Datum im Halbkreiser 31.7 mit dem 3.8 überschrieben. Das sieht jedenfalls ziemlich gezielt gemacht danach aus und könnte dem schon geschilderten Umstand Rechnung tragen, dass der Brief erst am 4.8 in Münster am Stein aufgeschlagen ist. Vielleicht hat man sich dort damit der entstandenen Verzögerung wegen entlastet, was ich allerdings schon etwas gewagt fände.


    Schönen Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis