Preußen Franko-Defekt

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    Franko-Defekt-Formulare wurden typischerweise - nomen est omen - zur Zutaxierung eines falschen Frankobetrages verwendet und dem verursachenden Postamt zugesandt.
    Das folgende Formular wurde zur Feststellung eines Porto-Defekts verwendet.
    Ein als Portobrief in ???? aufgegebener Brief war vom annehmenden Postamt mit 1 1/2 Sgr. taxiert worden. In Nordhausen wurde am 27. Febr. 1856 festgestellt, dass das korrekte Porto 3 Sgr. betrug und in dem Formular bestätigt, dass dieser zu wenig deklarierte Portobetrag hiermit ein(?)gezogen wurde.

    Leider hat der ausfüllende Postbeamte eine ...klaue gehabt, so dass ich den Aufgabeort nicht entziffern kann.
    Ebenso finde ich das Briefaufgabedatum verwirrend, wenn ich es mit dem Ausfülldatum des Formulars vergleiche: 28. Nobr (November)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    könntest du das gute Stück mit ein paar Hundert kb hier einstellen? Dann müsste ich etwas Klarheit in den Beleg bringen können.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    der Brief mit dem Wert von 107 Reichsthalern wurde in Eisenach zur Post gegeben. In Nordhausen erkannte man den Fehler, weil der Brief nach Harzungen gerichtet war und man mit Eisenach wohl kartierte.

    Sicher ein seltenes Stück - Glückwunsch dazu. Viele Frankodefekte über Portosendungen kenne ich nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    im Februar 1856 stellte man in Nordhausen fest, dass im November 1855 1 1/2 Groschen gefehlt haben. Manchmal kam es vor, dass man vergaß, das verflossene Jahr zu notieren und einfach das aktuelle Jahr auch für die Altfälle notierte.

    Gerade bei Frankodefekten musste ja das Aufgabedatum weit vor dem Abgabedatum liegen, weil die Buchprüfung oft erst Jahre später die Defekte bemerkte und einforderte. Ich kenne Fälle von 5 Jahren und 3 Monate wie hier stellen schon einen Rekord auf.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael

    es war ein Franco-Wert-Brief, welcher mit 1 1/2 Sgr franciert wurde.
    Tatsächlich kostete es jedoch 3 Sgr und somit wurde nur die Hälfte bezahlt.

    Dies bringt mich ganz schön ins Schwitzen... da es nur passen würde, wenn beide Orte keine 10 Meilen getrennt sind, der Mindestfahrposttarif (2 Sgr) berechnet wurde und damit der Wert je angefangene 100 Thaler mit 1/2 zu buche schlägt.

    Eigentlich sollte hier eine normale Brieftaxe von 1 Sgr (+ 1 Sgr Wert) reichen und damit wäre 1 Sgr zu viel berechnet. Ist die Entfernung größer 10 Meilen fehlt 1 Sgr, da die Werttaxe nun 1 Sgr je 100 Thaler beträgt (2 Sgr nach Entfernung + 2 Sgr Wert)

    Es bleiben Fragen.... ich werde mal suchen gehen...

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    im Februar 1856 stellte man in Nordhausen fest, dass im November 1855 1 1/2 Groschen gefehlt haben. Manchmal kam es vor, dass man vergaß, das verflossene Jahr zu notieren und einfach das aktuelle Jahr auch für die Altfälle notierte.

    danke, so wird es gewesen sein.

    Lieber Ulf,

    Dies bringt mich ganz schön ins Schwitzen... da es nur passen würde, wenn beide Orte keine 10 Meilen getrennt sind, der Mindestfahrposttarif (2 Sgr) berechnet wurde und damit der Wert je angefangene 100 Thaler mit 1/2 zu buche schlägt.

    Der von bayern klassisch entzifferte Ort Harzungen gehört zum Kreis Nordhausen. Die Entfernung Eisenach-Nordhausen liegt mit google-Maps bei 86 km. Das Post-Handbuch (aus der NDP-Zeit) ermittelt 10 Meilen Entfernung.
    Passt also, oder?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael

    Eisennach ist taxisch ( habe es Preussen zugeordnet :(:(:( , dauerte nur noch eine Weile bis dahin )

    Danach ist auch von 6 Sgr Taxe auszugehen, da zu dieser Zeit über Gränzpunkte taxiert wurde. 2x Mindestfahrpost bis 10 Meilen von je 1 Sgr und 2x 2 Sgr Wertaxe bei 107 Thaler.
    Möglicherweise wurde nur der Preussische Teil aufgeführt und da passen 3 Sgr, also 1 Sgr Mindestfahrposttarif DÖPV + 2 Sgr Werttaxe.
    Damit wäre der Brief jedoch mit 4 1/2 Sgr franciert gewesen....

    Mit freundlichen Sammlergruss

    Ulf

    P.S. Innerhalb Preussen hätte er bei bis 10 Meilen insgesamt 2 Sgr gekostet und bei über 10 Meilen 4 Sgr.

  • Hallo zusammen,

    die nachfolgend gezeigte Francodefektanzeige bereitet mir Interpretationsprobleme:

    Grundlage ist ein Brief von Leipzig nach Santiago de Chile, der als einfach schwerer 3 Ngr. Vereinstaxe und 24 Ngr. Fremdtaxe erfordert hätte.

    In der Spalte "...beträgt das richtige Franco" ist nur die Fremdtaxe von 24 Sgr. aufgeführt.
    In der Spalte "erhoben sind laut Vorzeichnung..." lese ich "Nichts".
    Zu den 24 Sgr. sind 2 Sgr. addiert worden, die ich nicht deuten kann. Handelt es sich um eine Art Strafgebühr?

    Beste Grüße

    Altsax, auf kompetente Hilfe hoffend

  • Lieber Altsax,

    könntest du das Wort, von dem du glaubst es hieße "Nichts", vergrössert hier einstellen? Evtl. heißt es nicht "Nichts", sondern Weiterfranko.

    Weil ich es aus der Hüfte nicht wissen kann - gab es Unterschiede bei frankierter zu un(ter)frankierter Absendung mit dem Laufweg via Panama?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Altsax,

    danke für den besseren Scan - ich lese hier aber Weiterfranko.

    Wenn ich dich recht interpretiere, dann hätte jeder Brief von Sachsen nach dorthin mit 29 Groschen frankiert werden müssen. Ein Portozuschlag im Auslandsverkehr gab es nicht. Erst spätere Postverträge sahen höhere Entgelte für un- und unterfrankierte Briefe vor.

    Der Defekt wurde mit 26 Sgr. bzw. Ngr. taxiert und die Versendung erfolgte normaler Weise mit der Dienstpost, daher war m. E. bis 31.12.1867 kein eigenes Porto für die Versendung des Defekts anzusetzen, jedenfalls habe ich solches noch nicht gewärtigt.

    Ich schaue mal nach, ob ich den Vertrag habe und zu dem Franko mehr sagen kann.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Wenn ich dich recht interpretiere, dann hätte jeder Brief von Sachsen nach dorthin mit 29 Groschen frankiert werden müssen.

    Lieber bk,

    ausweislich einer sächsischen Taxzusammenstellung aus dem Jahre 1859 waren zu frankieren:

    3 Ngr. Vereinstaxe
    4 Ngr. ab Postvereinsgrenze bis England
    20 Ngr. Seegebühr

    Diese Taxen (unabhängig davon, ob franco oder porto) finden sich bereits in der sächsischen Postverordnung Nr. 966 vom 15.7.1852. Dort ist allerdings der Francozwang nicht vermerkt. Er müßte folglich in der Zwischenzeit eingeführt worden sein.

    Möglicherweise ist in diesem Zusammenhang der Zuschlag von 2 Ngr. festgesetzt worden.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    ich schaue mal, ob ich die VO finde und gebe Laut.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Altsax,

    ich denke, das Rätsel ist geklärt. :)

    Wie du der S. 38, Nr. 3.800 des bayer. Verordnungs- und Anzeigeblattes Nr. 10 vom 21.3.1857, eingestellt am 16.3.1857, entnehmen kannst, gab Preußen wegen der Reduktion des Postvereinsportos von 3 Sgr. bei der Korrespondenz mit den USA klein bei und reduzierte die Kosten für alle AD - Staaten bis Aachen auf 6 Kr. bzw. 2 Groschen (Prussian Closed Mail).

    Mit der o. g. Verfügung teilte Preußen Bayern und damit auch allen übrigen Postverwaltungen mit, dass sich die Tarife geändert hatten und zukünftig für Chile (Chili) s. 1. Seite 88 und 89, Nr. 55 B 2, nur noch 6 Kr. = 2 Groschen für das Aufgabeland und das Weiterfranko von 1 Gulden 23 Kr. = 23 3/4 oder gerundet bei Sachsen in 24 Ngr. zu zahlen waren.

    Nun machen die genannten 2 Ngr. Sinn, denn die Gesamtgebühr betrug demnach 26 Ngr. und nicht 27 Ngr.. Es sei denn, Sachsen hätte diese Moderation nicht an ihre Kunden weiter gegeben.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • ich denke, das Rätsel ist geklärt. :)

    Lieber bk,

    ich fürchte, leider noch nicht:

    Der Versand mit der "prussian closed mail" über die USA, der nur auf Verlangen des Absenders zu erfolgen hatte und ebenfalls Frankatur bis zum Landungshafen erforderte, zog neben der Vereinstaxe von 2 Ngr. eine Fremdtaxe von 23 1/2 Ngr. nach sich (sächsische PV 1549 v. 16.2.1857).

    Außerdem wäre grundsätzlich zu klären, ob die preußische Postverwaltung die sächsische mit einem Betrage belastete, der letztlich der sächsischen zustand (2 Sgr. Vereinstaxe)

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber Altsax,

    ausweislich meiner Unterlagen kam Aachen als Grenzaustrittsstelle des Postvereins nur in Frage bei der Leitung der Korrespondenzen über GB. Die anderen Leitwege kenne ich in Hamburg und Frankreich, welche nie einen Aufenthalt in Aachen hatten.

    Mit dem Weiterfranko gebe ich dir Recht - eigentlich wäre das korrekte zu monieren gewesen und nicht 24 Sgr./Ngr.. Vlt. kann man aus der Menge der Briefe nach dorthin weitere Erkenntnisse gewinnen. Leider ist die Destination Chile sicher eine der seltenensten, ob von Sachsen oder von anderen AD - Staaten aus.

    Zu der sächsischen Vereinstaxe: leider weiß ich auch nicht, ob diese "monirbar" war, oder ob sich Preußen um diese nicht kümmern musste. Hier fehlen mir leider die Unterlagen bzw. Belege, aus denen sich ein allseits geübtes Arbeitsverfahren ableiten ließe.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Beispiel für einen den Umgang mit einem falschen Franko-Betrag bei der Fahrpost.

    Der Brief ist leider nicht genau datierbar, stammt aber wohl aus den Jahren 185x.
    Ein Paketbegleitbrief aus Belzig mit Acten ins wenige Meilen entfernte Brandenburg. Von der Aufgabepost wurde der Mindesttarif für Aktensendungen von 6 Sgr. taxiert und vom Absender bezahlt. In Brandenburg hat man den Begleitbrief nachgewogen und festgestellt, dass der Brief 1 Loth wog. Begleitbriefe waren aber nur frei bis zu einem Gewicht von < 1 Loth. Demzufolge viel nun die volle Brieftaxe von 2 Sgr. an, die als Portoforderung notiert wurde.

    Im Preußischen Expeditionsverfahren von 1849 findet man unter § 89 die Vorgehensweise für diese Fälle bei der Fahrpost:

    (übrigens war ein Nachdruck dieser Verordnung die letztjährige Jahresgabe der Arge Preußen - nur so als Hinweis für alle Preußen-Sammler, die da noch nicht Mitglied sind ;) )

    Das zitierte Formular 13 lag hier bei:

    Gruß
    Michael

  • lieber Michael,
    Glückwunsch zu diesem Beleg. Das habe ich bisher noch nicht gesehen mit dem beigelegten Formularzettel. Ich hatte auch Interesse daran, aber leider hast du höher geboten.
    beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan