Die Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe im Bereich des XIII. K.W. Armeekorps in Stuttgart 1914-1918

  • Zwei Briefe vom selben Tag und vom selben Absender.


    Brief der hinlänglich bekannten Firma Stahl & Federer vom 10. März 1917 an eine Bank in Kopenhagen. Am 13. März dort angekommen. Der Brief wurde am Vormittag aufgegeben und es haben Major Reinmöller und der geheime Kommerzienrat Zilling abgezeichnet.



    Gleicher Absender und gleicher Empfänger wie zuvor nur eben am 10. März 1917 am Nachmittag bei der Prüfungsstelle vorgelegt. Major Reinmöller versah wohl den ganzen Tag seinen Dienst nur sein Beisitzer war ein anderer.

    Die Namenskürzel der Beisitzer habe ich noch nicht den einzelnen Namen zugeordnet. Dazu braucht es vielleicht etwas mehr Belege.

  • Major Reinmöller hatte bisweilen auch in Berlin zu tun, wo der Nachrichtenoffizier Berlin seinen Dienstsitz hatte. Für seine dienstliche Abwesenheiten bat er um einen Vertreter für sein Amt:

    Stuttgart, den 8.2.1917

    An das stellv. Generalkommando Abt. II dhier

    Ueber die Dauer meiner dienstlichen Abwesenheit in Berlin bitte ich einen Offizier als Stellvertreter bestimmen zu wollen. Vom 13 Februar Nachmittags bis einschließlich 17. Februar.

    Reinmöller

    Prüfungsstelle für Auslands-Geschäftsbriefe

    Postamt IZimmer 38 II


    Bleistiftvermerk: Major Hochdanz


    Von diesem Datum habe ich zwar keinen Beleg aber 7 Wochen später kann ich diesen Beleg zeigen:



    Brief der Firma Robert Bosch vom 30. März 1917 nach Genf. Dort zwei Tage später angekommen.

    Auf der Rückseite haben Major Hochdanz und ein Beisitzer den Brief abgezeichnet.

  • Für den nächsten Beleg muß ich noch die Liste der Ersatzmänner einführen, die für die ursprünglich vorgesehenen Herren einsprangen, wenn diese verhindert waren.

    1

    Dörner, Friedr.

    Fabrikant

    Juni 15

    Fa. F. Dörner & Sohn

    2

    Wider, Ferd.

    Fabrikant

    Juni 15

    Fa. Ferd. Wider

    3

    Nieffer, Viktor

    Privatier

    Juni 15


    4

    Bader, Otto

    Kaufmann

    Juni 15

    Fa. Friedr. Otto Bader

    5

    Finkh, Karl

    Fabrikant

    März 16

    Fa. Karl Faber

    6

    Ankele, Karl

    Kaufmann

    März 16

    Fa. Wilh. Ankele Lederhandlung

    7

    Stuber

    Kommerzienrat Bankier

    Juni 15

    Fa. Stuber & Co.

    8

    Ehni, Wilh.

    Konsul

    Juni 15

    Fa. G. Ehni & Co

    9

    Schlenker

    Hofrat

    März 16


    10

    Holland, Karl

    Kaufmann

    Juni 15




    Brief mit vorgedruckter Adresse der Firma Robert Bosch vom 11. Juli 1917 nach Kopenhagen. Auf der Rückseite hat Karl Ankele für Major Reinmöller abgezeichnet.

  • Der laxe Umgang von Major Reinmöller mit privater und geschäftlicher Post wurde dem stellvertretenden Generalkommando zu bunt. Mit dem Schreiben vom 22. September 1917 wurde er eindringlichst nochmal an seine Pflichten erinnert.



    An die


    Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe


    Hier

    .........

    Das stellv. Generalkommando nimmt Veranlassung die Prüfungsstelle eindringlichst an die genaue Einhaltung der für ihren Dienstbetrieb maßgebenden Bestimmungen zu erinnern. Wenn in Einzelfällen ein Bedürfnis vorliegt, Privatbriefe ins Ausland alsbald zu verschließen, so muß hiezu nach Ziff. 50 Abs. 3 des Leitfadens die Genehmigung des stellv. Generalkommandos eingeholt werden. Von dieser Ausnahmebestimmung abgesehen hat sich der Dienstverkehr der Prüfungsstelle ausschließlich auf Briefe von Handelsfirmen, die den Zwecken des Bank oder Handelsverkehrs dienen, zu beschränken; es sind daher sowohl alle Briefe von Privatleuten, Vereinen und Behörden als auch solche Briefe von Handelsfirmen, die keinen geschäftlichen Inhalt haben, unbedingt zurückzuweisen. Überdies sollen Briefe von Firmen, die nicht vom Generalkommando für den Verkehr mit der Prüfungsstelle ausdrücklich zugelassen sind, nur unter dem schon oben besprochenen besonderen Voraussetzungen der Ziff. 48 Abs. 2 des Leitfadens angenommen werden; es entspricht dem Sinn dieser Bestimmungen, dass sich die Annahme von Briefen solcher Firmen auf Einzelfälle beschränkt und Firmen, die regelmäßig die Vermittlung der Prüfungsstelle für eine größere Anzahl von Briefen in Anspruch nehmen, darauf verwiesen werden, ihre Aufnahme in die Liste der zum Verkehr mit der Prüfungsstelle zugelassenen Firmen zu beantragen.

    Um dem stellv. Generalkommando einen Überblick über solche Firmen zu ermöglichen, die, ohne zum Verkehr mit der Prüfungsstelle ausdrücklich zugelassen zu sein, sich der Vermittlung der Prüfungsstelle zur Aufgabe ihrer Auslandsbriefe zu bedienen, wird angeordnet, das die Postprüfungsstelle ein fortlaufendes Verzeichnis aller Postsendungen, nicht ausdrücklich zugelassener Firmen, die bei der Prüfungsstelle aufgegeben und bei ihr angenommen werden, unter Angabe des Tages der Aufgabe, der Aufgabefirma sowie des Namens und Wohnorts des Empfängers zu führen und dem stellv. Generalkommando jeweils auf Ende jedes Monats, erstmals auf 31. Oktober ds. Js. zur Einsicht vorzulegen hat.

    Die besonderen Bestimmungen hinsichtlich der Zuständigkeit der Prüfungsstelle zur Prüfung von Druckschriften und Geschäftspapieren, die von Reisenden über die Grenze ins Ausland mitgenommen werden wollen, bleiben durch vorstehende Angaben unberührt; jedoch sind auch diese Fälle in der Liste zu führen.

    gez. V. Schäfer


    Das Donnerwetter scheint gewirkt zu haben. In der Akte ist die Liste der Briefe von Oktober 1917 bis März 1918 vollständig erhalten. Warum das nicht bis zum Ende der Prüfungsstelle beibehalten wurde ist nicht überliefert.

    Einen Beleg kann ich zeigen, der in der Liste aufgeführt sein muss.



    Eilbrief der Firma Max Wolf aus Reutlingen vom 30. November 1917 nach Göteborg in Schweden.

    Das Dienstsiegel fehlt auf der Vorderseite und auf der Rückseite ist Major Reinmöller dazu übergegangen seinen Namenszug zu stempeln. Sein Beisitzer hat handschriftlich gezeichnet.


    Ich finde es einen Glücksfall, wenn so ein Vorgang in den Akten erhalten geblieben ist. Der in dem Schreiben erwähnte Leitfaden für die Prüfungsstelle ist leider noch nirgends aufgetaucht. Dieser würde sicherlich noch weitere interessante Aufschlüsse über die Arbeitsweise der Zensurstellen ermöglichen.

  • Es gibt leider nicht viele Belege für das letzte Jahr der Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe. Um genauer zu sein: Ich habe nur 3 (in Worten drei) Stücke registriert und alle tragen kein Dienstsiegel mehr auf der Vorderseite. Warum es weggelassen wurde darüber kann man nur spekulieren.

    Man erkennt jetzt einen Zensurbrief dieser Prüfungsstelle nur noch, wenn man den Beleg umdreht und das tun viele Sammler und manche Händler nicht und deswegen könnte auch das Angebot solcher Belege knapper sein.

    Den nächsten Beleg habe ich ob dieser Erkenntnis dann sofort in der Bucht gekauft.



    Einschreibebrief der Württembergischen Vereinsbank vom 1. Februar 1918 nach Genf. Kein Dienstsiegel auf der Vorderseite und auf der Rückseite die nun üblichen Stempel und Namenskürzel.


  • Brief der Firma Martin Rommel aus Stuttgart vom 10.10.1918 nach Kopenhagen. Dort 4 Tage später angekommen. Das ist der späteste Brief, den ich zeigen kann.

    Am 11. November 1918 wurde der Waffenstillstand vereinbart. Mit einem Schreiben vom 14. November 1918 wurden die Postüberwachungsstellen aufgelöst:


    Stellv. Generalkommando Stuttgart, den 14. November 1918

    XIII.(württ.)Armeekorps

    Abt. Ia Nr. 89731 Kr EILT

    Betr. Postüberwachungsstellen


    Die Postüberwachungstellen Stuttgart und Friedrichshafen und die Telegrammüberwachungsstelle Stuttgart werden mit sofortiger Wirkung aufgelöst.

    Die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften treten zum E./119 über. An dieses Ers.Batl. sind auch die Büroeinrichtungen abzugeben.

    Die beschäftigten weiblichen Angestellten sind zu entlassen, für die Kündigungsfrist ist denselben das zuständige Gehalt zu zahlen.

    Die erfolgte Auflösung ist von den bisherigen Vorständen hierher mitzuteilen.

    V.s.d.stv. G.K.

    gez.: Breyer.

    Oberstleutnant

    Vert. Plan.

    Postüb. Stuttgart und Friedrichshafen

    stv. 51. Inf. Brigade

    E./119

    Stv. Intendantur



    Bei aufmerksamer Lektüre erkennt man, dass die Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe nicht genannt wurde. Dies wurde dann einen Tag später nachgeholt.


    Stellv. Generalkommando Stuttgart, 15.11.1918

    XIII.(württ.)A.K.

    Abtlg. IIe Eilt


    Betr. Postüberwachungsstellen


    Im Anschluss an die Verfügung des stv. Gen. Kdos. Ia Nr. 89731 vom 14.11.1918 wird weiter bestimmt:

    1) Die Verfügung gilt auch für die Überwachungsstelle für Auslandspakete in Ulm (Paketprüfungsstelle in Ulm) und für die Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe Stuttgart.

    2) Sämtliche Akten der Postüberwachungsstellen Stuttgart und Friedrichshafen, der Telegrammüberwachungsstelle Stuttgart, der Überwachungsstelle für Auslandspakete in Ulm, der Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe in Stuttgart sind gesondert und gebündelt nebst einem Verzeichnis der Aktenbunde beim stv. Gen. Kdo., Blücherstrasse 5, III.Stock Zimmer 27 (Anmeldung beim Beamtenstellv. Neundorf, Zimmer 29) abzugeben.

    3) Das chem. Inventar, insbesondere Jod und Jodkästen, ist an IIe Abwiss. Friedrichstr. 4 abzugeben.

    V.s.d.stv.G.K.J.A.Hauptmann

    Verteilungsplan:

    P.Ü. Stuttgart

    T.Ü. Stuttgart

    P.Ü. Friedrichshafen

    Überwachungsstelle für Auslandspakete Ulm

    Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe hier

    IIe Abwiss.

    stv. 51. Inf. Brig.

    R./119

    Stv. Intendantur


    Das bedeutet, dass Die Prüfungsstelle bis zum 14. November 1918 gearbeitet haben müßte. Vielleicht sogar auch noch am 15. November. Belege dazu zu finden dürfte nicht so einfach sein.


    Das ist nun die Geschichte der Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe von 1914 bis 1918. Wer Fragen dazu hat oder weitere Belege zeigen will darf das gerne tun. Ich habe bei der Aufarbeitung einiges dazugelernt und es hat mir viel Spaß gemacht.



  • Brief vom 21(!) September 1915 von Wieland & Cie aus Ulm nach Zürich mit Ankunftsstempel vom gleichen Tag.

    Wie es der Zufall so will habe ich kürzlich den folgenden Brief erwerben können:


    Brief der württembergischen Bankanstalt vom 21. Sep. 1915 nach Bern. Dieser Brief wurde erst in den Nachmittagsstunden abgefertigt (Uhrzeit 5-6N) und kam dadurch erst einen Tag später in Bern an. Offensichtlich hatte auch ein anderer Beisitzer am Nachmittag Dienst und so erklärt sich auch das andere Kürzel auf der Rückseite.

  • Nachdem ich in einem Beitrag die vergeblichen Bemühungen des Verlages Richard Ungewitter um Aufnahme in die Liste geschildert hatte war ich natürlich neugierig, was für wichtige Korrespondenz die anderen Firmen vorzuweisen hatten.

    Unlängst konnte ich einen Fensterbriefumschlag erwerben, der die Anschrift des Empfängers zeigte. Ich dachte zunächst, dass die Anschrift in das wachsartige Anschriftenfenster übergegangen wäre, aber zu meiner Überraschung war der komplette Brief erhalten.



    Brief der Firma Schloss & Cie vom 31. Mai 1916 nach Wald im Kanton Zürich. Der Ankunftsstempel datiert vom 2. Juni 1916. Die Firma stand auch auf der Liste der zugelassenen Firmen und alle Beteiligten haben auf der Rückseite ihre Unterschriften hinterlassen. Ausnahmsweise sind alle Stempel einmal extrem sauber abgeschlagen.



    Der Briefinhalt ist eigentlich ein ganz gewöhnliches Angebot, wenn man mal von den "extralangen Chinesen" absieht. Da der Empfänger eine Bürstenfabrik ist nehme ich an, dass es sich um die heute noch bekannten Chinaborsten handelt.

  • Heute stelle ich einen Beleg vor, den ich trotz seines hohen Preises (ca. 30€) gerne genommen habe.



    Brief von der Stuttgarter Buchhandlung Konrad Wittwer vom 3. Aug. 1915 an das kaiserlich deutsche Konsulat in Esbjerg in Dänemark. Die Buchhandlung Konrad Wittwer stand nicht auf der Liste und hatte vermutlich eine wichtige Korrespondenz mit dem deutschen Konsulat. Ungewöhnlich ist jetzt die Stempelung auf der Rückseite. Der Beglaubigungsstempel wurde immer mitten auf der Rückseite und somit über die obere Verschlußklappe gestempelt, sofern keine Siegeloblate des Absenders vorhanden war. Hier ist er deutlich nach unten verschoben. Dies geschah vermutlich, weil der Brief offen blieb und noch der Postüberwachungsstelle im Katharinenstift vorgelegt wurde. Dies bekundet der Rahmenstempel "Stuttgart 1 geprüft und freigegeben". Außerdem ist die Unterschrift des Überwachungsoffiziers eine Neue, die ich aber schon eine Woche vorher auf einem sehr schlecht erhaltenen Brief belegt habe.


    Wenn ich jetzt schon über Preise rede dann möchte ich noch ein paar Worte über die Bewertung im Handbuch von Karl-Heinz Riemer verlieren. Grundsätzlich ist es natürlich schwierig bei einem so umfassenden Werk immer die richtige Bewertung zu treffen, aber hier ist eine deutlich Korrektur sinnvoll.

    Der vorliegende Brief mit dem schwarzen Dienstsiegel ist mit 40WP bewertet. Vergleicht man das mit anderen Belegen von den Stuttgarter Zensurstellen, die ähnlich eingestuft sind, so ist das deutlich zu hoch, weil Belege mit diesem Dienstsiegel signifikant häufiger sind. Er hat wohl nur sehr wenige Belege vorliegen gehabt und das hat diese Einschätzung hervorgebracht.

    Mir ist ein normaler Beleg mit diesem Dienstsiegel noch 10.-€ wert. Aufschläge bewillige ich wie folgt:

    Eine neue Firma, die ich noch nicht belegt habe: +50%

    Zusätzlicher Stempel der Postüberwachungsstelle: +100%

    Eine andere Unterschrift als Reinmöller: +50%

    Eine Firma außerhalb von Stuttgart: +50%

    Destinationen die nicht nach Dänemark, die Niederlande, in die Schweiz oder nach Österreich gehen: +50%

    Alle Stempel sehr gut leserlich abgeschlagen: Unbezahlbar

  • Neulich konnte ich noch einen schönen Neuzugang zu meiner Sammlung verbuchen. Es handelt sich um einen Brief der Übergangszeit September/Oktober 1915 in der das alte, schwarze Dienstsiegel mit dem neuen Freigabestempel vorkommt. Von dieser Stempelkombination habe ich jetzt 7 Stück belegt, 3 davon habe ich in meiner Sammlung.




    Brief der Württembergischen Vereinsbank - einer der häufigsten Absender - vom 22. September 1915 nach St. Gallen.


    Der Beleg wurde über eine online-Auktion angeboten. Bemerkenswert war, dass ich 6 weitere Mitbieter hatte von denen nur einer in die Nähe meines Höchstgebotes kam. Bevor ich diesen Beitrag eröffnet habe war das Interesse an diesen Zensurbelegen immer recht überschaubar. Die zunehmende Konkurrenz und die stetig steigenden Zugriffszahlen zu diesem thread zeigen mir, dass doch ein gewisses Interesse an solchen Belegen geweckt werden kann.

    Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn der eine oder andere Mitleser auch einen Beleg seiner Sammlung hier zeigen würde. ;)

  • Hallo Württemberger,


    kannst du mir deine Beiträge bitte als Buch zukommen lassen? ;)

    Zwei Fragen zum Umfang und Ziel dieses Treads:

    - sind Belege nach Württemberg auch willkommen

    - irgendwann wurden die gelichen Stempel für die Devisenkontrolle (ab 1919) eingestetzt fallen diese auch in diesen Tread?


    dann könnte ich meine Kanonen laden!


    Nochmals herzlichen Glückwunsch zu diesem Zeitgeschichtlichen sehr wertvollen Beitrag!

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • ...also das Buch würde ich auch sofort kaufen ! 8o


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Ulrich,


    ich habe lange mit mir gerungen wie ich die Geschichte publizieren soll. Ich denke, das Internet ist das richtige Medium.


    Für Belege nach Württemberg war diese Zensurstelle nicht zuständig und deswegen sollte es keine Belege aus dem Ausland mit diesen Stempeln geben.


    Die Prüfungsstelle für Auslandsgeschäftsbriefe wurde speziell für Firmen eingerichtet. Sie existierte später als Devisenkontrolle weiter und hat ähnlich gearbeitet wie zuvor. Ich habe 7 Belege im Archiv, aber nur einen in meiner Sammlung. Wir können gerne einen eigenen thread dafür eröffnen.

  • Hallo Axel,


    hier sieht er meinen kompletten Bestand - alle anderen ca. 40 Belege sind "normale" Zensur oder Devisenkontrolle.

    Waren diese Firmen auf der Liste, oder hatten diese Vitamin B?

    Bilder

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


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  • Hallo Ulrich,


    der erste Brief ist eine sogenannte Postamtszensur. Wertbriefe konnten offen am Schalter aufgeliefert werden, der Postbeamte begutachtete den Inhalt, der Brief wurde vom Absender verschlossen und diese Prozedur wurde dann vom Postbeamten mit Dienstsiegel und Unterschrift bestätigt. Die Militärs von den Zensurstellen waren von diesem Verfahren nicht gerade begeistert und hin und wieder wurden die Briefe in der Zensurstelle nochmals kontrolliert.


    Der zweite Brief stammt von dem Bankgeschäft Friedrich G. Schulz und das war auf der Liste verzeichnet. Die Destination ist weniger häufig, aber leider ohne Ankunftsstempel. Lässt sich das Datum feststellen? Ich meine dem März 1915 lesen zu können.


    Der dritte Beleg ist interessant. Es ist erst die dritte registrierte Postkarte, die einzige mit dem blauen Dienstsiegel und somit auch die späteste Postkarte überhaupt. Gleichzeitig ist es der früheste Abschlag des blauen Dienstsiegels. Der späteste Abschlag des schwarzen Dienstsiegels ist am 22.10. belegt. Postkarten sind generell selten und waren nur zu Beginn des Krieges sinnvoll, weil der normale Postverkehr ins Ausland nicht sofort möglich war. Zu späterer Zeit war die Vertraulichkeit des Inhalts ausschlaggebend und somit die Postkarte obsolet.


    Der Verlag Carl Grüninger stand nicht auf der Liste, aber der Kommerzienrat E. Klett von der Firma Grüninger war Beisitzer in der Zensurstelle. Das war also sicherlich Vitamin B³.


    Allen Belegen dieser Zensurstelle gemeinsam ist, dass der Stempel B22 von Stuttgart 1 darauf zu finden ist. Der wurde exklusiv nur in der Zensurstelle verwendet. Das fand seine Fortsetzung bei der Devisenkontrollstelle für Geschäftsbriefe. Auch dort wurde dieser Stempel exklusiv eingesetzt.

  • Hallo Axel,


    vielen dank für die Kommentierung.


    Brief 1 - Der Brief ist mit Firmensiegel gesiegelt, hat dies dann nach der Komntrolle auf dem Postamt stattgefunden?


    Brief 2 - März 1915 könnte sein, ist aber sehr schwer. Habe auch keinen zweiten nach USA


    Brief 3 - Eierlegendewollmilchsau!

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


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  • Scan ist ergänzt

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


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  • Heute stelle ich einen Neuzugang vor.


    Fensterbrief der Firma Louis Leitz aus Feuerbach vom 13. April 1915 mit leidlich leserlichen Stempeln und rückseitig haben Major Reinmöller und ein Beisitzer unterschrieben. Leider ist kein Ankunftsstempel abgeschlagen.

    Dir Firma Loius Leitz gehört zu den bekannteren Firmen in Württemberg stand aber trotzdem nicht auf der Liste. Mittlerweile kann ich Post von 47 Absendern belegen, die von der Zensurstelle bearbeitet wurde. Davon standen 20 auf der Liste und 27 wurden kulanterweise ebenso angenommen. Es fehlen mir noch so bekannte Firmen wie die Daimler Motoren Gesellschaft, Schiedmayer & Söhne, Union Deutsche Verlagsanstalt oder die Gebr. Junghans AG aus Schramberg.


    Ich bin auch daran interessiert die Firmen zu belegen, die in dem Schreiben an Richard Ungewitter erwähnt wurden, dass sie zunehmend die reguläre Zensurstelle im Katharinenstift benutzen würden. Da kann ich nur 2 Firmen belegen und zwar die Union Deutsche Verlagsanstalt und die Firma Ferdinand Redwitz. Letzterer hat anscheinend Drucksachen durch die reguläre Zensur kontrollieren lassen.