Postvorschuß/Nachnahme

  • Hallo zusammen,


    im Netz habe ich diesen Brief gefunden. Falls ich mich nicht irre, wurde hier bei T+T so etwas noch nicht vorgestellt.

    Gerichtet war das Schreiben aus POESNECK an


    Ein

    Wohllöbliches SchützenDirectorium

    in

    Arnstadt


    Als Aufgabestempel wurde das Gerät Feuser 2778-5 in schwarz benutzt.

    Ganz oben finden wir die Angabe

    Nachnahme 18¼ Silbergroschen

    Darunter mit Rötel 4x p c (=Procura?)


    Verstehe ich die Taxierung so richtig:

    18¼ Sgr = ~64 xr + 4xr procura

    Dieses ist in der Mitte vermerkt als: 1 fl 8 xr Auslage (~ 19,5 Sgr)

    Darunter ist das Porto als 1¼ (Sgr) angegeben. Das zusammen ergibt den links unten angegebenen Betrag von 20¾ (Sgr). Dieser ungerade Betrag wurde auf einzuziehende 21 Sgr aufgerundet, die links in der Mitte mit schwarzer Tinte angeschrieben wurden.


    Möglicherweise wurde der Brief so früh zur Post gegeben, daß der Stempel noch nicht geändert war und den 26. Sep. zeigte. Handschriftlich wurde das Datum in 27 geändert. Am gleichen Tag traf der Brief im ca. 5 Meilen entfernten Arnstadt ein, wie der rückseitige Stempel zeigt.


    Beschreibung trotz fehlender Unterlagen von Taxis richtig?


    beste Grüße


    Dieter

  • Lieber Dieter


    ich hätte es auch so beschrieben, jedoch die abschliessende Differenz von 3 Pfennige als Bestellgeld angesehen.

    Eine Taxaufstellung habe ich leider auch nicht.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo, das kann so gewesen sein. Aber es geht dabei auch um die Umrechnung von der Aufgabepoststation mit der Sgr-Währung und dem Empfangsort mit der Kreuzerwährung.

    Hinzu kommt noch, in der Zeit von 1836 bis 1844 wurde in den Regionen Frankfurt (Freie Stadt) und Hessen-Darmstadt (Großherzogtum) ein 5%-Zuschlag auf die Postvorschußgebühr erhoben. Von anderen Gebieten wurde das bisher (noch) nicht bekannt. Einen amtlichen Nachweis habe ich dazu noch nicht gefunden. Ich such Material zusammen und zeige noch einige Belege dazu. Vorschriften zum Postvorschuß in der Vormarkenzeit sind kaum zu finden.:)

    Gruß Taxis107

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  • Postvorschuß

    Abgebildet ist ein Postvorschuß-Brief, der im Landort Salzhausen geschrieben und aufgegeben wurde, von dort nach Nidda durch den Amtsboten befördert, in Nidda abgestempelt und nach Gießen befördert.

    Zu sehen sind in ROT: 1 fl 48, eine 2, 2 xr Bote, und unten 1 fl 59.

    Wie setzten sich die 1 fl 59 zusammen?

    1 fl 40 xr Postvorschuß, 4 xr Porto, 4 xr Procura, 5 xr Zuschlag (5%), 4 xr für den Postschein und in Gießen 2 xr Bestellgeld = 1 fl 59 xr.

    Gruß Taxis 107

  • Hallo Heribert,

    Danke für die "Blumen".

    Ist halt seit vielen Jahren ein Gebiet, was ich intensiv beackere. Zumindest im Kreuzerbereich von Großherzogtum Hessen, Freie Stadt Frankfurt und Herzogtum Nassau. Da gibt es, wie bei TT üblich, noch vieles zu erforschen und dokumentieren.

    Gruß von Taxis107:)

    Mitglied im DASV

  • Aus meiner Ausstellungs-Sammlung ein Beispiel für den Postvorschuß, einmal mit der Briefpost und der andere Brief mit der Fahrpost befördert.

    Beide Briefe vom gleichen Absender an den gleichen Empfänger,

    da werden die Unterschiede gut sichtbar.

    Gruß von Taxis107

  • Hallo Taxis,


    vielen Dank für die Infos. Ich melde mich später noch mal, da ich - wie Erwin (preussen_fan) schrieb - unchristliche Arbeitszeiten habe.


    Dieter

  • Hallo Klesammler, das ist mir bekannt, wir hatten schon früher mehrfach Kontakt. Einfach Fragen stellen, deshalb zeige ich das Zeug ja . . .

    Gruß Taxis107;)

    Mitglied im DASV

  • Hallo Taxis107,


    wie kommt es, daß praktisch identische Briefe einmal per Briefpost, das andere Mal per Fahrpost liefen? Das ist eine Sache, die ich nicht verstehe.

    Bei meinem Brief war für mich der Reiz, daß die Taxierungen in Kr bzw Sgr erfolgten. Immerhin konnte ich die Zahlen dank der Hilfe des Forums selber aufschlüsseln. Allerdings hatte ich die Differenz von 20¾ Sgr zu 21 Sgr als Rundung verstanden.


    beste Grüße


    Dieter

  • Hallo Dieter, wie ich da geschrieben habe war das möglich bei Beträgen unter 1 fl 45 xr zu wählen, ob mit Brief- oder Fahrpost die Beförderung erfolgen sollte. Bein Belegen über 105 xr wurde auf jeden Fall die Fahrpost genutzt. Bei den 2 Beispielen ging es um den Jahresbeitrag zu einem Verein, der vom Vereinsrechner angefordert wurde. Das eine Jahr mit der Briefpost, das folgende Jahr mit der Fahrpost. Der Empfänger betrieb ein Druckerei in Nidda seit 1842 und hat alle Belege aufgehoben. So kommt es dazu, dass ich einen großen Fundus habe. Und nur durch das Material ist festzustellen, wie das damals mit dem Postvorschuß erfolgte. Außerdem hat der Drucker Cloos auf den Brief-Rückseiten mit Bleistift niedergeschrieben, was er für jede Postsendung gezahlt hatte. Das macht es überhaupt möglich, dies heute noch nachzuvollziehen. Alles klar? Ich stelle noch weitere Belege ein, die den Postvorschuß in seiner Vielfalt zeigen.

    Gruß Taxis107

    Mitglied im DASV

  • Weiter geht es mit dem Postvorschuß.

    Es folgt ein Umschlag, der nicht verschlossen war, daher war er mit der Einlage, einer Quittung für eine Zahlung, kostenfrei zu befördern. Wäre die Briefhülle verschlossen worden, wäre zumindest die Gebühr für einen einfachen Brief fällig gewesen, in gezeigten Falle, also ein Begleitbrief, dessen Beförderung bis 1 Loth kostenfrei war in Hessen-Darmstadt. Für den Betrag von 3 fl waren 9 xr Procura zu berechnen. In diesem Falle ein Fahrpostbegleitbrief.

    Gruß Taxis 107:)

  • Zur Eintreibung von Inseratgebühren erstellte der Drucker Cloos aus Nidda spezielle Klebezettel. Diese Zettel kommen in verschiedenen Ausführungen vor. Bisher sind 5 dieser Zettel bekannt. Das Briefstück ist auf der Rückseite auf einem Vordruck aus dem Jahr 1862 bedruckt und wurde als Begleitbrief für eine Sendung nach Büdingen verwendet. Zugleich ist es die bisher früheste bekannte Verwendung von diesen Klebezetteln. Die Frankatur besteht aus 6 xr Brieftaxe (über 1 Loth) + 4 xr Prokura und 1 xr Bestellgeld.

    Gruß Taxis107

    Hinweis. Es folgen noch zwei weitere Sendungen mit diesen Klebezetteln

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Taxis107,


    ein sehr schöner Brief!
    In der Beschreibung verstehe ich allerdings nicht den folgenden Satz
    "Einlage 15 Kreuzer" gibt zu erkennen, dass es sich um eine Postvorschußsendung handelt.

    Es handelt sich doch um einen Wertbrief mit inliegenden 15 Kr. Bei einer Postvorschußsendung wurde dem Absender ein Betrag vorab von der Post ausgezahlt und dieser Betrag dann wieder vom Empfänger postseitig eingezogen.

    Die Nomenklatur müsste doch auch bei der T&T-Post so stimmen, oder?


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Da hast du natürlich recht, es ist ein Wertbrief, wenn auch nur mit 15 Kreuzer Einlage.

    Dieser Brief war in einem Auktionskatalog als "normaler" Brief deklariert, die Teilabbildung zeigte aber zumindest ein wenig vom Vermerk. So landete der Wertbrief recht günstig bei mir. Allerdings ist das Jahr nicht erkennbar.

    Gruß Taxis 107

    Mitglied im DASV

  • Ein weiterer Klebezettel des Druckers Cloos. Versendet Ende 1867 (zur Preußenzeit), retour am 1. Januar 1868, nun zu Beginn des Norddeutschen Postbezirkes. Von den Zetteln sind bisher 5 bekannt, dies ist der 2. in meiner Sammlung, es folgt noch einer.

    Gruß Taxis107

  • Lieber Heinrich,

    Diese Klebezettel sind wahrscheinlich Heimatgeschichtlich interessant, für die Post waren sie doch eher ohne Bedeutung? Oder sehe ich das falsch?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan