Wappen Ausgabe mit Aufdruck Freistaat Bayern 1920

  • Hallo,

    vor einigen Wochen ist mir das beigefügte Ortseinschreiben aus dem Netz ins eigene Netz gegangen:).

    Der Brief ist für ein Ortseinschreiben der ersten Gewichtsstufe mit 45 Pf (15Pf Ortsbrief+30 Pf Einschreibe Gebühr) portogerecht freigmacht, am 3.5.1920 in Fürth 3 abgestempelt und innerhalb von Fürth gelaufen. Auf der Rückseite ist kein Ankunftsstempel (leer).


    Die mit dem Aufdruck 'Freistaat Bayern' versehenen Wappenmarken sind hierbei natürlich der springende Punkt und Anlass für weitere Nachforschungen.

    Nach meinen bisherigen Untersuchungen würde ich sagen

    - die Aufrucke sind im Buchdruck erzeugt (typische Quetschränder, Firnißreste)

    - die Stempelfarbe des Fürther Stempels liegt über dem Aufdruck

    - der Stempel Fürth 3 c ist nicht als (bekannte) Stempelfälschung im entsprechenden Inflabuch/Bayern Stempelfälschungen aufgeführt, eine Abbildung dieses Stempels ist in J.Helbigs Stempelhandbuch enthalten und entspricht dem Abschlag auf dem Brief, der Stempel wurde auch in dem Zeitraum verwendet

    Die ersten beiden Punkte wurden auch so gesehen seitens zweier Prüfer in Sindelfingen denen ich den Beleg vor ein paar Wochen gezeigt habe.

    Dies lässt auf einen zeitgenössich hergestellten Aufdruck schliessen, von wem auch immer dieser ausgeführt wurde.


    Zum Adressaten Josef Midas gibt es folgende Erkenntnisse:

    Der J. Midas hatte eine Spiegelfabrik in der Langen Strasse 53. Ein paar Häuserblocks weiter war die Poststelle Nr.3, die Wohnung war dann wohl in der Karolinenstrasse gegenüber dem Bahnhof in Südrichtung.

    Hier gibt es auch eine historischen Stadtplan anhand dessen man dies nachvollziehen kann https://www.fuerthwiki.de/maps/map/#16/49.4722/10.9932/1910

    Siehe https://www.fuerthwiki.de/wiki/index.php/Gewerbebetriebe_mit_j%C3%BCdischen_Eigent%C3%BCmern_1938

    Weiterhin war der Josef Midas Mitglied im Nürnberger Philatelistenverein. Es existieren diverse Belege an ihn, als herausragend sei der Beleg Mischfrankatur 2Pf Portomarke zusammen auf Streifbandganzsache genannt von ca. 1910, bei dem seitens des Nürnberger Philatelistenvereinsdie eine Vereinsdrucksache/Zeitung versendet wurde. Die Adresse auf diesem Beleg ist die gleiche wie bei meinem.


    Bei weiteren Recherchen meinerseits in der phil. Bibliothek München bin ich noch auf die Abbildungen von Probeaufdrucken 'Freistaat Bayern' der 5 und 10 Pf Wappenausgabe in einem Buch von H.Doberer gestoßen. Diese entsprachen jedoch den 'Freistaat Bayern' Aufdrucken auf den Ludwigmarken und nicht den hier vorliegenden. Dies ist in der zeitlichen Abfolge auch nachvollziehbar, da die Wappenmarken erst nach der Ludwigausgabe mit Freistaat Bayern Aufdruck 'reaktiviert' wurde.

    Bezüglich Abbildungen von Aufdruckproben 'Freistaat Bayern' auf den Ludwigmarken habe ich nichts finden können. Hat mich etwas überrascht dass dazu nichts (in der Bibliothek) existierte, bzgl. Aufdruckproben 'Deutsches Reich' für die Abschiedsausgabe existieren viele verschiede Aufdrucksorten, die im Infla Band 51-2 abgebildet sind.


    Fragen an die werten Mitglieder:

    Gibt es weitere Belege / Marken mit diesem Aufdruck?

    Kennt jemand die Geschichte dahinter?

    Kann jemand Abbildungen von Probeaufdrucken Freistaat Bayern auf Ludwig / Wappen Ausgaben zeigen?



    Grüsse

    philast

  • Hallo Martin,

    danke für die Antwort.

    Die letzten Sätze aus dem GPS Reference manual of forgeries interpretiere ich so, dass

    die Druckerei Bruckmann die 20Pf auf 3Pf Wappen überdruckt hat (wie auch im Katalog vermerkt) und Restbestände der 5, bzw. 10 Pf Wappen privat überdruckt (nicht von von Bruckmann stammend) wurden und nie postamtlich ausgegeben wurden.

    In diesem Fall wäre das eigentlich aus Sicht der Postordnung die Verwendung eines ungültigen Postwertzeichens und hätte eigentlich mit einer Nachgebühr belegt werden müssen.

    Aber vielleicht kannte man sich ja...:).


    Grüsse

    philast