Grossbritannien - Norwegen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Hier mal ein Brief der ein art dobbelt vermittelt war.

    Brief von Morris, Evill & Co in Manchester 8. Oktober 1870 geschrieben der an das Rederei Wilson in Hull geschickt war. Da Wilson eine eigene Linie nach Norwegen und Schweden hatte, war der Brief mit ihren Schiff "Argo" geschickt und kam Bergen 13. Oktober an und ist dort zum Post gebracht.

    Der Brief war aber nicht als Inlandbrief gerechnet sondern als ein englischer Brief gesehen und ist somit als Auslandsbrief behandelt trotz der Stempel von Bergen als einzige Poststempel.

    Der Empfänger in Trondheim musste deswegen 21 Skillinger Porto bezahlen + ein Skilling Tragegeld in Trondheim.

    Ein schönes Besonderheit.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,

    was für ein außergewöhnlicher Brief! Er scheint in der Tat im Postsack aus Großbritannien gesteckt zu haben, sonst könnte man sich die Taxe nicht erklären. Und dass er von der Firma Wilson stammt, die ja wichtige Schiffsverbindungen zwischen Norwegen bzw. Schweden und Großbritannien betrieb, macht ihn umso interessanter. Glückwusch dazu.

    Viele Grüße

    Theo

  • Werte Experten aus dem Forum,

    den hier gezeigten Brief habe ich in den letzten Tagen intensiv mit einem Sammlerkollegen aus Dänemark diskutiert. Es handelt sich um ein außergewöhnliches Stück, für das ich mir hier vielleicht Hilfe von Preußen-Experten erhoffe. Oder auch von anderen Sammlern, die eine Idee haben. Doch dazu später mehr.

    Der Brief, von dem ich leider nur die Vorderseite kenne, ist laut Bleistiftnotierung am 27.02.1865 aus London nach Grimstad in Norwegen verschickt worden. Der Absender war wohl ziemlich spät dran, als der den Brief zum Postamt brachte und hatte vorsorglich schon einmal eine Penny-Marke zur Bezahlung einer Late-Fee (Gebühr für späte Einlieferung) aufgeklebt. Diese Spätgebühr musste in GB zwingend mit Briefmarken bezahlt werden. Offenbar schaffte es der Absender aber doch nicht rechtzeitig zum Postschalter, denn der Brief wurde schlussendlich als TOO-LATE gestempelt, was bedeutet, dass er zu spät für den Versand am gleichen Abend eingeliefert worden war. Und nun wird es interessant.

    Der Absender hatte nicht vorgehabt, den Brief als Frankobrief zu versenden, sondern als Portobrief. Die Penny-Marke hatte er, wie gesagt, nur aufgeklebt, um die Spätgebühr zu bezahlen. Diese wurde aber nun, da sie für die Bezahlung einer Spätgebühr nicht mehr zur Anwendung kam, als Teilfranko angerechnet. Der Brief erhielt somit den Stempel INSUFFIENTLY STAMPED (Unzureichend frankiert).

    Für einen Portobrief nach Norwegen kassierte Preußen (DÖPV) in 1865 7 sgr. In Hamburg wurden bei komplett unbezahlten Briefen 9 ½ Sch angeschrieben. Die 7 sgr teilten sich Preußen und GB hälftig und zahlten jeder ½ sgr an Belgien. Bei diesem Brief wurde nun der verklebte Penny angerechnet was dazu führte, dass in Hamburg lediglich 8 ½ Sch notiert wurden. Und jetzt kommt die Frage an die Preußen-Experten. Kann es sein, dass die blaue 6 und die blaue 2 oben auf dem Brief für 6,2 sgr stehen? Rein rechnerisch würde das perfekt passen, weil 1d ziemlich genau 0,8 sgr entspricht (7sgr – 0,8 sgr = 6,2 sgr). Allerdings hätten wir erwartet, dass Preußen einen Betrag von 6 ¼ sgr angeschrieben hätte (also leicht aufgerundet). Uns ist ansonsten kein anderer Fall bekannt, in dem Preußen in Dezimalwährung notiert hätte. Es sind doch sonst immer Brüche, oder??? Aber, was meinen die Experten dazu? Gibt es weitere Beispiele für diese Art der Notierung?

    Interessanterweise konnte der Kollege aus Dänemark dann aus anderer Quelle noch den Scan eines weiteren Vergleichsstücks auftreiben (aus 1864 von Dublin nach Copenhagen), das ebenfalls gezeigt wird. Auch hier ergibt sich eine vergleichbare Rechnung. Hier findet sich sogar ein Komma zwischen der 6 und der 2, was zusätzlich für die Theorie spricht, dass Preußen genau diese 6,2 sgr angeschrieben hat. Was sagen die Experten dazu?

    Ich bin auf Reaktionen gespannt.

    Theo

  • Hallo Theo,

    eine Taxierung im Dezimalformat ist mir bei Preußen noch nicht untergekommen.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Theo,

    frag doch mal nils direkt - der ist ja Norweger und postgeschichtlich hoch belesen; seine Antwort würde wohl alle interessieren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Der Kontakt mit Nils war schon auf anderem Weg erfolgt. Auch er war ratlos. Die 6,2 sgr passen einfach perfekt von der Rechnung her und es hat bisher auch niemand von meinen Kontaktpersonen eine Erklärung liefern können, wofür die 6 und die 2 ansonsten stehen könnten. Sehr seltsam. Ich bin aber schon einmal beruhigt, dass auch Michael keine preußische Notierung im Dezimalformat kennt. Ich werde weiter forschen, um das Rätsel vielleicht doch noch zu lösen.

    Vielen Dank jedenfalls für eure Kommentare.

    Theo