Österreich Inlandsbriefe

  • Lieber Franz,


    in vielen Teilen der Welt damals waren die Taxen oft dieselben - 10, 12 oder 14 usw.. Wenn man das jeden Tag ein paar Hundert Mal macht, dann verschwinden die individuellen Merkmale von 1, 2 oder 4 und die Ziffern werden zu einer Ligatur zusammen gezogen, die für heutige Betrachter unklar bleiben muss, weil wir sie heute so nicht schreiben würden.


    Man könnte fast sagen, wenn man etwas Österreichisches nicht lesen kann, heißt es 10 (18. Jahrhundert eher), oder 14. In Deutschland war noch die 12 dazu geläufig. Herausfinden kann man es nur sicher, wenn man die Entfernungen kennt in direkter Linie ( https://www.luftlinie.org/ ) und das Gewicht kennt. Vergleicht man dann die Entfernungen mit den ermittelten Taxzahlen und dem, was auf den Briefen notiert wurde, wird man i. d. R. fündig.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • liebe Sammlerfreunde,

    luftlinie.org habe ich früher auch verwendet. Besser fahre ich aber mit google maps, da werden mehr kleinere Orte vor allem in Schlesien und Ostpreußen gefunden. Die Luftlinie ist leicht zu ermitteln; Rechtsklick auf den ersten Ort, im Kontextmenü "Entfernung messen" anklicken, fertig.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Franz


    Die von Ralph genannte Möglichkeit die Luftlinie zu benutzen war Inland Österreich erst ab 1. August 1842 möglich. Gilt also nicht bei deinem Brief hier. Bis 1. August 1842 hat die Österreicher in Posten gemessen, und dann musste man wissen wie viele Posten es zwischen Absenderort und Empfängerort war.

    Und wie weit war es zwischen zwei Posten? Kann man nicht beantworten weil es eigentlich der Abstand zwischen zwei Poststationen war. Und die waren ja nicht regelmäßig verlegt.

    Als einfacher Brief und 14 Kreuzer CM war es also über 18 Posten. Und weil 14 Kreuzer CM sonst bei 3 1/2 Loth vorkommt ist es sicher dass deinem Brief ein einfacher Brief ist (bis 1/2 Loth).


    Sonst benutze ich, wie Erwin, auch immer Google Maps weil ich dann immer in einen Griff die beide Möglichkeiten habe.


    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,

    herzlichen Dank für Deine Erläuterungen:).

    Da habe ich wieder viel neues gelernt. Super!!!!

    Der Postbeamte musste wissen, wie viele Posten es bis zum Empfängerort gab.

    Vermutlich hatte er dafür eine Tabelle.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Michael

    Hat den Titel des Themas von „Österreich Intern“ zu „Österreich Inlandsbriefe“ geändert.
  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein für mich etwas rätselhafter Brief.

    Der Brief wurde am 27. Jänner 1844 von der K.K. KAMERAL - BEZIRKS - VERWALTUNG in Brünn an das Wirtschaftsamt in Kanitz gesendet.

    Auf der Vorderseite der Vermerk " franco porto tutto und ???Gefällsamtlich???

    Ich gehe davon aus, dass der Absender und der Empfänger des Briefes gebührenbefreit waren.

    Weshalb wurde franco porto tutto notiert, obwohl Portofreiheit bestand.

    Wofür stand Gefällsamtlich??

    Auf der Siegelseite ist kein Vermerk vorhanden.

    Bitte um eure Hilfe

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    richtig hieß es "franco tutto porto" - also entweder wurde alles bezahlt, oder es gab nichts zu bezahlen und genau das wollte man hier der Post mitteilen.


    Gefällsamtlich: Unter "Gefällen" verstand man damals auch die Einnahmen des Staates. Hier war das eine Franchise, die sagen sollte, dass es hier um staatliche = amtliche Einnahmen ging.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Amtsbrief vom Pfarramt Zlabings (Mähren) an den Löblichen Gemeinde Vorstande in Hietzing nächst Wien. Das Schreiben ist datiert mit Zlabings am 17. Juli 1851.

    Links unten der Vermerk: ????Im übertragenen Wirkungskreise???

    Rotes Frankokreuz.

    Auf der Siegelseite Stempel Waidhofen (an der Ybbs oder Thaya) beide Orte liegen in Niederösterreich.

    Ankunftsstempel WIEN 19. JUL 2R

    Das Gemeindeamt in Hietzing war sicher gebührenbefreit, das Pfarramt vermutlich auch, ich bin mir aber nicht sicher.

    Falls Absender und Empfänger gebührenbefreit waren, verstehe ich aber nicht, weshalb ein Frankokreuz notiert wurde, da ja keine Gebühren angefallen waren.

    Wie war der Laufweg des Briefes (welches Waidhofen)?

    Wofür steht der Vermerk "Im übertragenen Wirkungskreise" (eventuell ein Hinweis auf Portofreiheit)???

    Bitte um eure Hilfe

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Recobrief von Salzburg ins steirische Möderbrugg.

    Auf der Vorderseite handschriftlicher Absendervermerk Recomandiert.

    Roter RECOM - Stempel und schwarzer Aufgabestempel SALZBURG 23 JAN.

    Schwarzer Taxvermerk 12.

    Auf der Siegelseite blauer Ankunftsstempel Judenburg 25. JAN

    Empfängernotiz: Erhalten am 29. Jänner 1846

    Brieftarif vom 1.3.1843 - 31.5. 1848 = 6x bis 20 Meilen ( bis 1/2 Lot)

    Rekogebühr = 6x

    Ich vermute, das Porto von 6x musste der Empfänger bezahlen.

    Wie waren die Gebühren aufgeteilt? Wer musste die 6x Rekogebühr bezahlen?

    Wofür steht die schwarze 344 unter Recomandiert ? (eventuell Reconummer)???

    Bitte um eure Hilfe

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    schwerer Brief = 12x CM Porto für den Empfänger.


    Reco zahlte der Absender.


    Richtig: 399 war die Reco-Nummer bei der Aufgabe.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für Deine Richtigstellung :)

    Also ein Portobrief bis 20 Meilen (3.GW 1Lot).

    Liebe Grüße und ein entspanntes Wochenende.

    Franz

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein Ex offo-Brief von 1844 aus Podgorze nach Nussdorf nächst Wien (heute ein Stadtteil von Wien, so wie Podgorze heute ein Stadtteil von Krakau ist).

    Die Adresse ist schon etwas ungewöhnlicher:

    Eine Loebliche k:k: Salmiak, Vitriol(ochs?) und chem. Producten Fabriken Direction

    Diese habe ich auch in einer Aufstellung Montanistischer Fabriken von 1844 gefunden. In diesem Jahr wurden Ammoniak, chem. Salze, Schwefelsäure (das war das Hauptprodukt) und sonstige Säuren in einem Gesamtwert von fast 48.000 Gulden hergestellt.



    Mich würde nun noch der Absender interessieren, kann aber in der obersten Zeile nur Von der Swoszowicer k:k: ???verwaltung entziffern. Swoszowice war in dieser Zeit ein Kurort südlich von Krakau.

    Kann jemand helfen. Von der innenseitigen Absenderangabe füge ich einen Scan bei, der evtl. hilfreich ist. Auch sehr zeitgenössisch: Die Korrektheit des Schreibens wurde von einem Amtsskriba kontrolliert.



    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    "Berg- und Hüttenverwaltung" steht da.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... ja, das war die Schwefelvorkommenverwaltung ...


    Ein tolles Wort - wenn man das schnell 20 mal hintereinander aufsagen muss, ist man mit Corona wohl besser bedient. :thumbdown:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Michael,


    Österreich hatte einen riesigen Verwaltungsapparat - die haben die EU also schon früh vorweg genommen ... :thumbdown:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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